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mit Marduk-Motiven verbunden ist (Sohn des Fisches d. i. Marduk, Sohn Eas)1, so gehört nicht nur die Verherrlichung des Messias als Josua in diesen Zusammenhang, sondern vielleicht auch die talmudische Bezeichnung des Messias als d. i. wohl ein Wortspiel, das an „Fisch“ (nûn) und Jonas2 zugleich anklingen soll.

Spätere Entwickelung hat diesen Jahrmythus, der uns an allen Enden der Welt begegnet, in Sagen umgewandelt. So erscheint der ägyptische Horus als Königssohn, als Sohn des Königs Osiris, im Drachenkampfe. In den Psalmen Salomos 2, 25 ff. erscheint Pompejus als Drachentöter. Die germanischen Sagenkreise von den Drachentötern (St. Georg usw.) sind meist durch die Kreuzzüge aus dem Orient zu uns gekommen. Dafür spricht die Übereinstimmung der Sagen und Märchen mit den Stoffen in 1001 Nacht.

Auf neutestamentlichem Gebiete begegnet uns das Motiv des Drachenkampfes noch bei Paulus: Kol 2, 15; Eph 6, 11ff.3: ,,Indem er (der am Kreuz Gestorbene und zu neuem Leben Erweckte) auszog die Herrschaften und die Mächte, hat er sie offen zum Spott gemacht, da er über sie triumphierte.“ „Ziehet an die Waffenrüstung Gottes, daß ihr bestehen könnt wider die Schliche des Teufels; denn ihr habt nicht zu kämpfen gegen Blut und Fleisch, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Mächte, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die Geisterwesen der Bosheit in dieser Himmelswelt."

Der Drache in Apk 12 ist feuerrot. Auch das scheint zu den Requisiten des orientalischen Mythus zu gehören. Der babylonische Mythus kennt einen mušruššu tâmtim, was von einigen als „rotglänzende Schlange des Meeres" aufgefaßt wird. Sicher altorientalisch sind die „sieben Köpfe" des Drachen. Die Keilschrifttexte kennen einen mušmaḥḥu mit sieben Köpfen (Zimmern KAT3 504. 512). Auch der Leviathan der Bibel Ps 74, 14 ist mehrköpfig. Im Talmudtraktat Kidduschin 29b ist von einem Nachtgespenst in Gestalt einer siebenköpfigen Hydra die Rede. Rab Acha bar Jakob sieht sie beim Besuch im Lehrhause eines babylonischen Kollegen bei Nacht. Der Rabbi betet und bei jeder Gebetsverneigung fällt ein Haupt des Gespenstes ab, bis es nach der siebenten Verneigung definitiv vernichtet ist. In der kabbalistischen Schrift Pistis sophia p. 90*, ist vom basilicus serpens mit sieben Köpfen die Rede. Vgl. auch S. 37, Anm. 5, und S. 117 zu Apk 13, 1.

Zu dem Bild von den Geburtswehen der Himmelskönigin sei auf die Stelle im babylonischen Sintflutbericht hingewiesen, in der die Muttergöttin Ištar wie eine Gebärende schreit, weil ihre Geschöpfe wie Fischbrut das Meer füllen. Auch der rabbinische Ausdruck von den „Wehen

1) S. ATAO 30 ff.

2) Vgl. zu Jona O. z. E., Von Asdod nach Ninive, Leipzig, Otto Wigand. 3) S. Zimmern KAT 391. Zu Mt 4, 1ff. s. Kap. IX z. St.

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*) Bousset 1. c. S. 394.

Der Drachenkampf.

43 des Messias" (en ban, vgl. Ho 13, 13; Mt 24, 8; Mc 13, 9) hat wohl hier seine eigentliche Wurzel.1

Das Weib flieht mit Adlersflügeln ausgestattet, also,,auf Adlersfittigen", in die Wüste (auch die Wüste ist am Himmel gedacht). Der Drache versucht, sie mit einem Wasserstrome, den er ausspeit, hinwegzuschwemmen. Die Erde verschlingt den Strom. Das Weib bleibt 31⁄2 Jahre in der Wüste.

Der Drache, der die Mächte des Winters (Regenzeit) repräsentiert, ist als Wasserdrache gedacht. Damit hängen die Wasserströme zusammen. Parallelen zu der Flucht des Weibes finden sich nicht nur in den Mythen von Horus' und Apollos Geburt, sondern in fast sämtlichen Sagen von der Geburt und Verfolgung, die auf den Jahrmythus zurückgehen2, sofern sie die Mutter mit hineinziehen. An die Stelle der Wüste tritt in andern Ausgestaltungen des Mythus die schwimmende Insel, ein Küstenland usw. Was bedeutet die Zahl 32? Sie ist wohl historisch aus Daniel zu erklären. Man vergleiche hierzu Winckler, KAT3 284. 334. Aber zugleich ist es die Zahl der Wintermonate, die dem (Welten-) Frühling vorausgehen, genauer drei Monate und 102 Tage, vgl. Zimmern KAT3 389. Deshalb stehen die Zeugen, die der Drache Apk 11 getötet hat, nach 32 Tagen (Tage für Monate) auf und fahren gen Himmel. Es ist sehr wohl möglich, daß die Redeweise von Christi Auferstehung nach dreien Tagen“, die ja nicht der Wirklichkeit entspricht (Freitag abend bis Sonntag früh) damit zusammenhängt nach dem Muster von Jon 2, 1, Wozu man die interpolierten Aussagen Mt 12, 40; 16, 4 vergleiche. Vgl. Gunkel, Zum religionsgesch. Verständnis S. 82. Ich kann aber hier Gunkel nicht zitieren, ohne ausdrücklich der ib. S. 77 zum Ausdruck gebrachten Anschauung zu widersprechen, nach der die Auferstehung Jesu Christi in der Religionsgeschichte Analogien habe. Die Tatsache der Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist in der Religionsgeschichte analogielos.3

Das Kind wird zu Gott entrückt. Man sollte nun erwarten, daß der neugeborene König zum Drachenkampf ausziehen wird. Die apokalyptische Vision läßt statt dessen an seiner Stelle gleich nach der Geburt des Knaben Michael und seine Engel mit dem Drachen, der den Himmel stürmen will, kämpfen und einen vorläufigen Sieg gewinnen.

Michael und Messias sind in der jüdischen Apokalyptik nahe verwandt. Michael führt die Akten, er verwaltet das Buch des Lebens und ist Fürbitter für die Sünde des Volkes.1 Er

1) Daß dem Anbruch der Erlöserzeit besondere Drangsale vorausgehen, gehört zu den regelmäßig wiederkehrenden Bildern in der orientalischen Eschatologie. Auch dieser Zug wird im NT. formelhaft angedeutet, s. zu Mt 10, 35.

2) S. oben S. 30 f. und die ATAO 255 ff. zitierten Mythen und Sagen. 3) Vgl. Heinrici, Urchristentum (1902) S. 38 f.

*) Belege für das letztere z. B. bei Lueken, Erzengel Michael S. 37. 85 und für Michael als Buchführer ib. S. 82 und vgl. unten S. 71 f.

ist also im altorientalischen Sinne selbst eine Marduk-NeboGestalt. In den Sibyllinen wird Michael der Sieg über den Antichrist auf dem Olivenberge zugeschrieben. Ein direktes Zeugnis für Michael als Drachenkämpfer konnte bis jetzt nicht beigebracht werden. Aber Michaels Gegner Samael heißt oft ,,die alte Schlange". Und auf ein oder zwei jüdischen Amuletten erscheint der Name Michaels in einem Bildnis des Hermes, wie er den Kopf einer Schlange in der Hand hält und ihren Leib tritt.2 Im christlichen Ägypten wird deshalb Michael durchaus folgerichtig mit Horus, der Typhon tötet, verbunden.3

Michael besiegte mit seinen Helfern (Engeln) den Drachen, so daß seine Stätte nicht mehr am Himmel gefunden wurde. Und der Drache ward ausgeworfen auf die Erde. Das ist nur ein Vorspiel des endgültigen Sieges. Der christliche ApokaHyptiker sagt 12, 17, daß der Drache vorläufig noch den „,Samen des Weibes" auf Erden mit seinen Kämpfen beunruhigt. Das Ende berichtet Apk 20: Der Drache ward (1000 Jahre) gebunden und in den Abgrund geworfen (20, 3). Nach den 1000 Jahren wird er in den Feuer- und Schwefelsee geworfen.

Auch hier sind die Darstellungsmittel dem altorientalischen Drachenkampfe entnommen. Bereits die altisraelitische Literatur kennt ihn. So schildert Jesaias den Kampf Jahves gegen die feindliche Weltordnung und seinen schließlichen Sieg in den gleichen Formen, wie man sich z. B. in Babylonien den Kampf Marduks gegen Tiamat vorstellt. Nur daß hier an Stelle der Tiamat und ihrer Helfershelfer die gesamte den heidnischen Orient beherrschende Götterwelt tritt. Jahve besiegt Jes 24, 14ff. die heidnischen Könige und die ,,Herren der Höhe" (das ist nach v. 23 die astrale Götterwelt),,,sperrt sie ein" und tritt

1) Die mythologische Erklärung der Darstellungsmittel des Apokalyptikers bildet eine wichtige Instanz für die literarische Einheitlichkeit der Apokalypse gegenüber der Hypothese von einer Redaktion ursprünglich disparater Stücke. Auch das Umbiegen des visionären Bildes vom siegverheißenden Kinde der Himmelskönigin zum Helden Michael spricht nicht gegen Einheitlichkeit. Es ist im Gegenteil interessant, zu sehen, wie der eine Apokalyptiker frei über die mythologischen Bilder verfügt. Den Zusammenhang des Sieges Michaels mit dem durch Tod und Auferstehung zum Siege gelangten doríor stellt übrigens v. 11 her: „Sie haben überwunden durch den Sieg des doríor“.

2) S. Lueken, Erzengel Michael S. 27 f. Die Amulette bei Kopp, Palaeogr. crit. IV, S. 203 u. 212. Man beachte, daß Hermes im Kalendermythus der Punkt der Herbsttag- und Nachtgleiche gehört.

$) S. Dieterich, Abraxas S. 122 f.; Lueken 1. c. S. 71 f.

Der Drachenkampf. Die Hochzeit des Siegers.

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in Zion als dem Weltmittelpunkt die Herrschaft an. Das ,,Binden" ist charakteristisches Motiv. Auch Marduk,,fesselt" Tiamat. In einer Rezension des ägyptischen Mythus vom Siege des Horus über den Drachen Typhon wird der Drache ebenfalls gebunden und ins Feuer geworfen.

Der Deutung Boussets', daß der Verfasser von Apk 12 Geburt und Himmelfahrt Jesu im Gewande des orientalischen Mythus schildere, so daß das Leben Jesu als die Verfolgung durch den Drachen gelten sollte, vermögen wir demnach nicht beizustimmen. Bousset empfindet selbst, daß dann die Bilder schlecht die Sache decken, die sie zum Ausdruck bringen sollen.3

Die Fortsetzung der Vision von dem Sohne der Himmelskönigin, die bei seiner Erscheinung vom Drachen bedroht wird, im Sinne eines einheitlichen Dramas, findet sich Apk 19. Hier wird der Sieg des Messias, dessen Geburt Apk 11 geschildert wurde, über den Drachen vorausgesetzt. Den Kampf selbst schildert Apk 17, nur daß hier an die Stelle des jungen Sonnenhelden wie in Apk 5,,das Lamm" tritt, das streitet und überwindet. Nach dem Siege feiert der Messias Hochzeit (die Hochzeit des ,,Lammes"). Dieses ,,Hochzeits"-Motiv kennt ebenfalls der altorientalische Mythus. Der Jahresmythus und Weltenjahrmythus wird zu Ehren des göttlichen Siegers und Weltregenten z. B. in Babylonien kultisch gefeiert: I. durch das Fest der Schicksalsbestimmung (s. oben zu Apk 5); 2. durch das Fest der Hochzeit des siegreichen Gottes (im Stierzeitalter Hochzeit Marduks mit Sarpanitu). Natürlich schließt diese Verbindung mit dem altorientalischen Mythus nicht aus, daß der christliche Apokalyptiker seine Vision mit den Gleichnissen Jesu von der Hochzeit und mit der mystischen Vorstellung von der Ehe zwischen Christus und der Gemeinde, wie sie Paulus im Epheserbrief zeigt, verbunden denkt. Das letztere ist vielmehr selbstverständlich.

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Das Hochzeits-Motiv ist übrigens eng verwandt dem Motiv vom Weltenfrühling, der nach dem Siege des Erlöserkönigs an-. bricht, der z. B. seinen Ausdruck in dem Messiasnamen Semach findet. Auch dieses Motiv liegt in der apokalyptischen Weis

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2) 1. c. 389.

3) I. c. 405.

1) I. c. 398 f. *) Über die eigentümliche Verwechslung zwischen Babylon und Drache s. meinen Aufsatz Babylon im ,,Reich Christi" 1904 S. 258 ff. 6) s. S. 33, 39, Anm. 1, S. 46, Anm. 1.

5) Vgl. S. 69.

sagung von der Enderlösung vor, nämlich der Aussage des Siegers Apk 21, 5:,,Siehe, ich mache alles neu" und in dem Ehrennamen,,Wurzel Davids". Apk 7, 17f. führt das „,Lamm“ die Segenszeit herauf.

Wie also Apk 4, 21 ff. 5 der kosmische Mythus der alten Welt mit seinen mystischen Hoffnungen von Erlösung und Welterneuerung dem Apokalyptiker das Darstellungsmittel für die Glorifizierung des siegreichen Christus darbot, so gibt hier dasselbe mythologische Drama Bild und Farbe für die großartige Weissagung von der Endzeit und von dem Sieg des Christus, der sich mit seiner Gemeinde auf ewig verbindet, und der die Welterneuerung bringt. Wir betonen nochmals, daß wir hier nur die Form erklärt haben, die das Gefäß darbietet für christliche eschatologische Weissagungen. Die christliche Kirche erwartet die Erfüllung der Weissagungen in der Endzeit. Die neuerdings verfochtene Behauptung, nach welcher die Christologie und Eschatologie der christlichen Kirche auf einem Synkretismus des Evangeliums Jesu mit der Mythologie der alten Religionen zu erklären sei, ruht auch hier auf dem Trugschluß, der mit der Kritik der Form auch die in ihr zum Ausdruck gebrachten religiösen Realitäten erklärt zu haben meint.

Drittes Kapitel.

Die Geburtsgeschichte nach Matthäus.

Auch der Verfasser der Kindheitsgeschichte Jesu Mt 1f. kennt den altorientalischen Mythus vom Erlöserkönig. Das gesamte Evangelium ist von der Absicht durchzogen, den König Jesus zu schildern. In den Anfängen des Lebens Jesu zeigt der Verfasser, wie die Geschichte Schemata baut, wie die Begleiterscheinungen der Ankunft des Erlöserkönigs zu alledem Zug um Zug stimmen, was nicht nur die Propheten geweissagt, sondern auch die Mythen des Orients geahnt haben.1

1) Daß Matthäus den oben entwickelten Ideenkreis kennt, zeigt der Zusatz Mt 2, 23: „Er soll Nazarenus heißen." Das ist nicht ernstlich als

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