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Mt 8, 9. 9, 23. 10, 14. 35.

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kularismus entsprechen. Aber die Umkehrung ist allgemein orientalisch. Die Erde des eigenen Landes ist heilig. Wie der Grieche bei der Auswanderung Herdfeuer mitnimmt, so der Orientale Erde der Heimat. Der Schah von Persien trägt bei seinen Reisen eine Schicht persischer Erde im Schuhwerk.

Mt 10, 35.,,Ich bin gekommen, zu entzweien einen Menschen mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter, die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter, und seine eigenen Leute werden des Menschen Feinde sein."1 Dies Wort knüpft an Mi 7,6 an: ,,Der Sohn verachtet den Vater, die Tochter setzt sich wider die Mutter, die Schwiegertochter ist wider die Schwiegermutter, und des Menschen Feinde sind seine eigenen Hausgenossen.“ Das ist eines der Kennzeichen, durch die das mit dem Messias angebrochene neue Weltzeitalter angekündigt wird.2 Bei Matthäus wird unmittelbar nachher (vgl. 11, 11) die Scheidung des alten und neuen Weltzeitalters besprochen. In der Parallele bei Lucas wird unmittelbar vorher das Auftreten Jesu als ein geistiger Weltbrand bezeichnet (12, 49: „Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, denn es brennete schon?"). Auch die babylonischen Inschriften reden von der Entzweiung innerhalb der Familie als Kennzeichen neuer Weltepochen, und sie reden davon in formelhaften Aussprüchen, an die der oben zitierte Spruch offenbar anklingt. K 4541 (Cun. Texts XIII, 49) heißt es:,,Unter solcher Regierung wird der Bruder den Bruder fressen, die Leute werden ihre Söhne für Geld verkaufen, die Länder allesamt in Verwirrung geraten, der Mann die Frau, die Frau den Mann verlassen, die Mutter ihrer Tochter die Thür verriegeln." K 8708: „Der Bruder wird den Bruder [fressen], der Sohn den Vater wie die Mutter ihre Tochter die Braut . . . . K 786: „Der Bruder wird seinen Bruder, der Freund seinen Freund mit der Waffe niederstrecken." Im Atarḥâsis-Mythus3 gehen der großen Gerichtszeit, die mit der Sintflut endigt, der also ein neues Weltzeitalter folgt, böse Jahre voraus, in der ,,die Menschen einander befeinden",,,die Mutter der Tochter nicht ihr Thor öffnet“, „ein

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1) Die Parallelstelle Lc 12, 51–53 enthält ein echt orientalisches Zahlenmotiv: „Es werden 5 in einem Hause uneins sein, drei wider zwei, und zwei wider drei." Solche Zahlenmotive enthält auch die Spruchweisheit.

2) Winckler, Geschichte Israels I, 124.

3) Jensen KB VI, 1, S. 274 ff.

Jeremias, Bab.

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Haus das andere frißt" usw. An einer Stelle des Ira-Mythus ist der Streit auf die Völkerwelt, die Babylonien umgibt, ausgedehnt; am Ende tritt in Babylonien ein mächtiger Herrscher auf, der alles sich unterwirft1:

,,Das Meerland soll das Meerland, Mesopotamien Mesopotamien, Assyrien Assyrien, der Elamiter den Elamiter, den Kassiten der Kassite, den Sutäer der Sutäer, den Kutäer der Kutäer, den Lulubäer der Lulubäer, ein Land das andere, ein Haus das andere, ein Mensch den andern, ein Bruder den andern nicht verschonen, sondern sollen einander totschlagen. Aber danach soll der Akkader (d. h. der Babylonier) aufkommen und soll sie alle niederstrecken und sie insgesamt niederwerfen."

Als Kennzeichen der Messiasankunft und des neuen Weltzeitalters wird die gleiche Erscheinung ausdrücklich im Talmud (allerdings sind die Stellen später als die des N. T.) bezeichnet. Sanhedrin 97a: „Es ist gelehrt worden: R. Nehoraj sprach: In dem Zeitalter, wo der Sohn Davids kommt, .... wird die Tochter wider ihre Mutter auftreten und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter, die Antlitze der Leute werden wie die Antlitze der Hunde geachtet werden, und der Sohn wird sich nicht vor seinem Vater schämen. (In einer Baraitha) ist gelehrt worden: R. Nechemja sprach: In dem Zeitalter, wo der Sohn Davids kommt, wird die Unverschämtheit sich häufen und die Ehre verkehrt werden".2 IV Esr 6, 24 bekämpfen am Ende des Äon Freunde einander, daß die Bewohner der Erde sich entsetzen.

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Der Ursprung dieser formelhaften Aussagen von der Fluchzeit ist noch nicht klar erkannt worden. Zimmern KAT 393 meint, die Terminologie habe wahrscheinlich in der Omina-Literatur ihren Sitz. Es liegt auch hier m. E. Übertragung des Jahresmythus auf den Gang der Geschichte vor (geschichtliche Weltzeitalter als Gegenstück zu den physikalischen Weltzeitaltern). Im kosmischen Weltkreislauf wechselt Segensund Fluchzeit. Während der Winterzeit bez. im Weltenwinter hört alle Vegetation auf, alle Zeugung ist eingestellt. Besonders drastisch schildert das die,,Höllenfahrt der Ištar". Das IV. Buch Esr 6, 22 ff. sieht am Ende eines Äons einen solchen Weltenwinter: besäte Felder ohne Frucht, volle Scheunen werden leer gefunden. In der Frühlingszeit und im Weltenfrühling dagegen herrscht neues, fröhliches Leben. Dem entspricht die Umkehrung aller natürlichen und sittlichen Ordnung in den Fluchzeiten, die der Segenszeit neuer Geschichtsepochen vorausgehen.

1) Jastrow, Bab. Religion (engl. Ausgabe) 533; Zimmern KAT 3 394. 2) Vgl. Wünsche, Neue Beiträge S. 138f. Vgl. auch daselbst für die „Fluchzeit“ Sanhedrin 97a: „Davids Sohn wird nicht eher kommen, als bis die Verräter überhand genommen haben.“ 98a: „R. Jochanan sagte: Wenn du ein Geschlecht siehst, über das so viel Unglück kommt wie ein Strom, so hoffe auf ihn" jüdischen Volkes I, 523.

den Messias. Vgl. auch Schürer, Gesch. des

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Zu unsrer Stelle aus den Reden Jesu ist noch zu bemerken, daß zwar die Formel anklingt, aber der Sinn ein ganz anderer geworden ist. Die Umkehrung der Naturordnung (Familienglieder wider einander) ist hier als die unvermeidliche Folge der heißen Gegensätze aufgefaßt, in der die Menschen für und wider Christus stehen werden. In den außerbiblischen Dokumenten kündigt die Formel die Fluchzeit mit ihren verderblichen Erscheinungen an. Ein charakteristisches Beispiel für die kraftvolle Umgestaltung fremder Ideen innerhalb des Christentums.

Mt 11, 29:,,Nehmt auf euch mein Foch." Jesus knüpft an eine dem Orientalen wohlbekannte Redensart an. Der rabbinische Sprachgebrauch nennt die religiösen Vorschriften Joch Gottes. Schemot Rabba Par. 30 sagt: „Weil die zehn Stämme sich geweigert hatten, das Joch Gottes auf sich zu nehmen, wurden sie von Sanherib in die Gefangenschaft geführt." Im Midrasch Ruth verweist Abraham die Hagar auf das Joch des Glaubens. Nach einer Mechilta-Stelle1 hatten die Israeliten am Sinai einstimmig beschlossen, das Joch der Regierung des Himmels auf sich zu nehmen. Noch Augustin kennt de civ. II, 29 den Sprachgebrauch:,,Weist das Joch der falschen und trügerischen Götter ab." Eine interessante Parallele bietet die Inaugurierung des Königtums in Memphis. Der König wird von den Priestern mit der heiligen Binde geschmückt; dann gelobt er im Tempel des Phtha, weder die Jahres- noch die Festordnung zu ändern 2; sodann trägt er das Joch des Apis eine Strecke lang, um anzudeuten, daß er Beschützer der Religion sein werde.

Mt 11, 27. Anklang an eine Formel, in der das Verhältnis des babylonischen Ea zu seinem Sohne, dem barmherzigen Helfer Marduk, zum Ausdruck gebracht wird, s. ATAO, 31.

Mt 12, 43 vgl. Lc 21, 24 „Der unsaubere Geist wandert durch wasserlose Stätten, um Ruhe zu suchen und findet sic nicht" (Lc 11, 26 kommt er mit 7 anderen Geistern zurück). Der Orientale denkt dabei insbesondere an einen Totengeist, der keine Ruhe findet. In einem Texte aus Asurbanipals Biblio

1) Das ist ein aus dem 2. Jahrhundert stammender halachischer Midrasch mit vielen haggadischen Bestandteilen. Fiebig hat neuerdings die Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Der Midrasch bietet wichtiges

Material zur Beurteilung der Gleichnisse Jesu.
2) Der Kalender also auch in Ägypten Staatsakte!

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thek wird ein solcher Totengeist, der einen Kranken plagt, mit Nomadenausrüstung versehen (Schuhe, Lendengurt, Wasserschlauch) nach Westen geschickt: man hofft, daß ihn dort der Pförtner der Unterwelt festhalten wird, s. Hölle und Paradies AO 32, S. 29f. und vgl. zu Mt 4, I ff.

Mt 12, 44.,,Ich will in mein Haus zurückkehren“. Das Haus, in dem der böse Geist wohnt, ist der Leib des Menschen. Vgl. 1 Ko 3, 16; 2 Ko 6, 16; Eph 2, 22. Der babylonische Beschwörungspriester nennt sich „,der die Kapellen zerstört, die im Leibe der Kranken sind“.1

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Mt 15, 26: „Es geht nicht an, das Brot den Hunden (d. h. den Heiden, vgl. Rö 9, 4) hinzuwerfen." Baba Batra 8 heißt speise mich, wie einen Hund, der von den Abfällen der Mahlzeit gefüttert wird." S. auch Aug. Wünsche, Neue Beiträge z. St. Eisenmenger (Entdecktes Judentum I, 713 ff.) hat mit Behagen, aber mit Unrecht die Stellen zusammengetragen, in denen mit dem Ausdruck,,Hunde“ Nichtjuden (Götzendiener, nicht aber Christen, sind gemeint: ) benannt wurden. Bei den Arabern dient der Ausdruck noch heute, wie im Altertum bei den Assyrern zur übertriebenen Selbstdemütigung im öffentlichen Verkehr. So auch im AT, vgl. 1 Sam 17, 43, wo Goliath sagt: Bin ich denn ein Hund? 1 Sam 24, 15 spricht David zu Saul: „,Jagst du einem toten Hunde, wie ich bin, nach?" 2 Sam 9, 8 sagt Meribaal zu David, indem er ihm,,huldigt": ,,Was ist dein Sklave, daß du dich um einen toten Hund, wie ich einer bin, gekümmert hast." assyrische Briefschreiber nennt sich dem hohen Adressaten gegenüber:,,Dein Hund" (vgl. das österreichische servus, unser altmodisches,,gehorsamster Diener"). K 618, 14:,,Der Befehl, den mein Herr König an seinen Hund, seinen Sklaven gesandt hat etc." Um den Ausdruck zu würdigen, muß man wohl zunächst von dem ‚‚Hündlein“ in unserem Sinne absehen und an die Verächtlichkeit des Hundes im Orient denken, der dort die Landplage bildet. Stubenhündchen", an die einige Kommentatoren denken, sind wohl im Griechischen (toaлešñes zúves, Hom. Il. 4, 173), kaum aber im Orient vorstellbar. In einem Hymnus an Marduk heißt es allerdings:,,Wie ein junger Hund

1) S. Zimmern bei Gunkel, Zum religionsgesch. Verständnis des NT. S. 30, Anm..

Mt 12, 44. 15, 26. 16, 18. 22, II.

ΙΟΙ

laufe ich dir nach“, s. Monoth. Strömungen S. 37. Der Ausdruck muß in der Tat auch eine bessere Bedeutung gehabt haben im Sinne von Diener. Das beweisen die (Tempeldiener) der phönizischen Inschriften auf Cypern.

Mt 16, 18: „Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." Das Bild gehört zur Ausstattung des orientalischen Hades. Zu den alttestamentlichen Parallelen s. ATAO 342. 3 Mak 5, 50 lesen wir: „,Gott möge sich derer, die schon an der Pforte der Unterwelt stehen, erbarmen.“ Apk 1, 18 nennt die Schlüssel der Unterwelt. Von einem Pförtner spricht die Bibel niemals. Die jüdische Legende nennt Abraham als Pförtner. Das Gegenstück zu den Schlüsseln der Höllenpforten sind die Schlüssel des Himmelreichs Mt 16, 19. Hier macht die katholische Legende Petrus zum Pförtner. Er hat den Schlüssel als Symbolum wie Hermes, der griechische Unterweltspförtner. Vgl. hierzu S. 92.

Es sei auch hier ausdrücklich hervorgehoben, daß derartige orientalische Bilder nichts an dem religiösen realen Gedankeninhalt ändern. Jesus hätte ebensogut sagen können: die Mächte des Bösen. Aber es ist bis auf den heutigen Tag der feierlichen religiösen Rede charakteristisch, daß sie sich mythologischer Bilder bedient. Man lese unsre Gesangbuchlieder daraufhin durch. Oder man vergleiche unsre Kanzelreden, etwa eine Predigt von Kögel. Der Unterschied ist nur der, daß bei uns zur orientalischen Mythologie noch die germanische hinzukommt, von der die religiöse Rede ebenfalls reichlich Gebrauch macht. Viele der folgenden Notizen erklären nur die Form der Rede. Die Behandlung des Inhalts ist hier nicht unsre Aufgabe.

Mt 18, 22:,,Siebenzigmal siebenmal vergeben“, s. ATAO 89.

Mt 22, 11:,,Hochzeitliches Kleid." Im Adapa-Mythus wird Adapa Ölsalbung und Festkleid vor der himmlischen Mahlzeit angeboten, vgl. ATAO 73. Das Alter der Sitte ist danach festgestellt (gegen die Kommentatoren, die Heranziehung orientalischer Sitte ablehnen). In späterer Zeit ist ja die Sitte orientalischer Könige, den Gästen prächtige Kaftans zu schenken, genügend bezeugt, z. B. oft in 1001 Nacht. Bei den Scheichs der Turkmanen erhält jeder Gast ein schlafrockartiges Gewand (chalat), dessen Ablehnung als schwere Beleidigung gilt.1

1) Die Sitte selbst ist Folge des Gastrechts in primitiven Verhältnissen. Der Reisende schleppt kein Gepäck mit, sondern muß mit allem versehen werden, was er im Hause braucht. So im Mittelalter auch bei uns.

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