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vorzugsweise beruhe. Uebrigens ist der Islam doch nicht ganz in demselben Sinn, wie Christenthum und Buddhismus, als universalistische Weltreligion zu bezeichnen. So wenig seinem Stifter die Absicht universeller Ausbreitung seiner Religion fehlte, so sehr fehlte ihm doch der wirklich universell-humane Geist; er blieb auch als Religionsstifter doch ganz Araber und zwang demgemäss seiner Religionsgemeinde Formen des Denkens und des Lebens auf, welche wohl dem arabischen Volksgenius ganz entsprechen mochten, für alle andern Volksangehörigen aber nur als drückendes Joch und als hemmende, alle gesunde Lebensentwicklung unterbindende Fessel fühlbar werden konnten *). Schon die dem Islam gewöhnliche Verbreitung durch Waffengewalt ist bezeichnend dafür, dass wir hier nicht eine die Volksschranken durch geistige Universalität innerlich überwindende Menschheitsreligion vor uns haben, sondern im Grunde nur die Durchführung der echtsemitischen Idee der politischen Theokratie, in welcher das herrschende Gottesvolk die andern Völker mit Gewalt zu seinen Vasallen macht. Man könnte insofern den Islam geradezu als das ins Arabische übersetzte jüdische Messiasreich bezeichnen.

Spätere Sekten. Diese Beurtheilung des Islam findet nicht sowohl eine Widerlegung als vielmehr eine Bestätigung durch die Wahrnehmung jener fortschrittlichen Bewegungen, welche die Geschichte des Islam in Persien aufweist. Denn es waren eben fremdartige, indogermanische Einflüsse, welche der Islam auf diesem Boden erfuhr, und aus welchen sich eigenthümliche religiöse Richtungen entwickelten, welche indess die moslemische Orthodoxie stets als Abweichungen, als Häresen erkannt und daher bald auch mehr oder weniger entschieden ausgestossen hat. Die bedeutendste unter ihnen war die Härese der Mutaziliten oder Freidenker, welche mit den Waffen der griechischen Philosophie für einen reineren Gottesbegriff, für die Freiheit des menschlichen Willens und für die Kreatürlichkeit des Koran, worunter sie zugleich seine Irrthumsfähigkeit verstanden, eintraten. Die Orthodoxie fand es zwar meist am bequemsten, diese Rationalisten durch den weltlichen Arm der Kalifen unschädlich

*) Vgl. Kuenen, Volksreligion und Weltreligion, S. 30 ff.

machen zu lassen, doch bildete sich im Kampfe mit ihren Argumenten auch eine apologetische Theologie aus, vorzüglich durch den gewandten Dogmatiker Al-Ashari (†941), der seine in der Schule der Ketzer gelernte Dialektik zur Vertheidigung einer freilich sehr vermittelungstheologisch abgeschwächten, Orthodoxie verwerthete. So entschied er z. B. in der Prädestinationskontroverse echt semipelagianisch: das Wollen sei des Menschen, das Vollbringen aber Gottes; oder über die Sündlosigkeit des Propheten: die Möglichkeit des Sündigens habe er zwar gehabt, zur Wirklichkeit desselben aber habe es göttliche Bewahrung im Bunde mit des Propheten eigenem Verdienst nicht kommen lassen. Indessen war es nicht etwa die Feinheit dieser apologetischen Dialektik, welcher die Rationalisten erlagen; der Fels, an dem sie scheiterten, war vielmehr der damals schon oder eigentlich von Anfang feststehende Charakter des Islam überhaupt. „Nicht in dem Gott der Motaziliten, dessen Wesen die Gerechtigkeit ist, sondern in dem der Orthodoxie, dem allmächtigen, an kein anderes Gesetz als das seiner Willkür gebundenen, erkannte die grosse Masse ihren und Mohammeds Allah. Leider hatte sie nicht Unrecht." (Kuenen.)

Eine andere nicht minder interessante Eigenthümlichkeit des persischen Islam war der Sufismus, eine mystisch-spekulative Richtung von theilweise inniger Religiosität und hohem Idealismus, die doch zum Theil auch in süssliche und sinnliche Tändelei ausartete.. Dass sie kein echtes Produkt des Islam war, ist gewiss, wenn es auch dahingestellt bleiben muss, welchen Einflüssen sie entstammte, ob brahmanischen oder buddhistischen oder vielleicht neuplatonischen? (Denn Plotin wurde von den moslemischen Gelehrten eifrig kommentirt.) Nach der Theorie des Sufismus ist die Welt eine stete Emanation aus Gott und Rückströmung in Gott. Die Seele des Menschen insbesondere ist ein Theil des göttlichen Wesens und ihre Bestimmung die Einigung mit Gott, welche sich durch drei Stufen vollzieht. Auf der ersten oder der Gesetzesstufe hält man Gott noch für den Jenseitigen, der äusserlichen Dienst durch traditionelle Ceremonien verlange. Auf der zweiten geht die Erkenntniss auf, dass der äusserliche Kultus nur für die Menge nöthig, für die Wissenden aber ohne Werth und seine materiellen Werke mit den spirituellen d. h. mit der asketischen Ertödtung der Sinne und Triebe zu vertauschen seien. 8

0. Pfleiderer, Religionsphilosophie. 3. Aufl.

Durch fortgesetzte Concentration der Gedanken gelangt man dann in den Zustand des Enthusiasmus oder der Entzückung, dessen öfteres Wiederkehren und Stehend werden zur dritten Stufe führt, dem Grad der Gewissheit, wo man Gott nicht mehr ausser sich sucht, weder durch kultische noch durch asketische Werke, sondern wo man Gott in sich hat und weiss, wo eben damit auch die Unterschiede der positiven Religionen wegfallen oder ihre Bedeutung verlieren gegenüber der in allen gleichen höheren Erkenntniss der einen Wahrheit. - Dass derartige Theorien, wie sie besonders innig und anmuthend der bekannteste unter den Sufis, Dschelaleddin Rumi († 1252), ausgesprochen hat, von dem starr deistischen und positivistischen Charakter des echten Islam himmelweit abliegen, liegt auf der Hand. Konnten sie dennoch in ihm Eingang finden, so beweist das nur, dass der Islam, im Gefühl seiner Armuth an religiösen Gedanken, bei fremden Schätzen das ihm Fehlende zu entlehnen sich gedrungen fühlte.

3. Capitel.

Indogermanische Religionsentwicklung.

Von den Anfängen der Indogermanen haben wir noch weniger sichere Kunde als von denen der Semiten, weil ihre schriftlichen Quellen lange nicht so weit zurückreichen. Die früher übliche Meinung, dass wir in den heiligen Schriften der Inder, dem Veda, ein treues Bild von den ältesten socialen und religiösen Zuständen der Indogermanen bekommen, ist jetzt als Irrthum erkannt; die bürgerliche und religiöse Gesellschaft, wie sie der Veda zeigt, stand schon auf ziemlich hoch entwickelter Kulturstufe, ähnlich wie die griechische Welt bei Homer. Näher den Anfängen standen die Germanen zu der Zeit, wo sie mit der römischen Kultur in Berührung traten. Aber was uns über ihre Religion von Cäsar und Tacitus berichtet wird, ist durch die Brille der klassischen Mythologie gefärbt. Noch weniger können für die Religion der alten Deutschen die Gesänge und Erzählungen der beiden Edda maassgebend sein,

die in Island zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert gesammelt worden sind; ähnlich wie bei Homer sind hier alte Sagen mit poetischer Licenz umgebildet und in ein mythologisches System verarbeitet, wobei überdies christliche Einflüsse stark mitwirkten; die Mythologie der Edda ist das darf jetzt als anerkannt gelten nie wirklicher Volksglaube gewesen, nicht einmal in Skandinavien, viel weniger noch bei den südlichen Deutschen. In Ermangelung der schriftlichen Quellen hat nun die neuere Forschung versucht, durch Sammlung und Vergleichung der noch erhaltenen Volkssagen, Märchen und Bräuche die heidnische Religion der Germanen, Kelten, Slaven, Litauer u. A. zu rekonstruiren. So lückenhaft diese Forschungen („Folklore") noch sind, so haben sie doch schon jetzt zu Ergebnissen geführt, die für die Frage nach den Anfängen der indogermanischen Religion von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind.

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Es hat sich gezeigt, dass die polytheistische Mythologie nicht, wie man sonst meinte, ein natürliches Privilegium der indogermanischen Race ist, sondern dass sie jenen Völkern in ihrer primitiven nomadisirenden Epoche noch ebenso fremd war, wie den arabischen Nomadenstämmen oder anderen Wilden". Wie bei diesen, so war auch bei jenen die primitive Religion ein völlig systemloser Geisterglaube; aus der bunten Menge der Wald und Feld, Haus und Hof erfüllenden, besonders in Bäumen, Quellen und Thieren (Schlangen zumeist) hausenden Geister, Feen, Holden, Wichten, Elfen, Nixen, Kobolden, Zwergen, Riesen. Schwanjungfern, Walküren u. dgl. erhoben sich theils die Ahnengeister einzelner Geschlechter und Stämme, theils Lokalgeister bestimmter Haine, Berge und Quellen zu Kultusobjekten für weitere Kreise; ausserdem ehrte jede Familie ihre eigenen Ahnengeister, die sie bei der Thürschwelle oder beim Herde gegenwärtig dachte, durch Spenden von Speise und Trank, die man für sie besonders aufstellte oder von der häuslichen Mahlzeit für sie übrig liess. Der öffentliche Kultus vollzog sich an geweihten Stätten, zumeist in Hainen oder auf Höhen (z. B. in Arkona auf Rügen), in alter Zeit noch ohne Tempel und Gottesbild, doch machten geschnitzte Pfähle, die mit Waffen behängt oder mit Schädeln von Opferthieren geschmückt wurden, den Anfang zu solchen. Der Kultakt bestand in einer heiligen Mahlzeit, wobei die Gottheit vom Opferthier (Pferd) das Haupt bekam; auch Menschenopfer wurden ihr als Beuteantheil

nach siegreichem Krieg dargebracht. Der Blutbund durch gemeinsames Vergiessen und Vermischen des Blutes der Kontrahenten ist ein den Indogermanen mit anderen Racen gemeinsamer Zug. Die Stellung der Priester war so ziemlich dieselbe, wie bei allen primitiven Religionen: ihre Bedeutung bestand darin, dass sie den Willen der Gottheit zu erfragen, durch Orakel kundzumachen und über seiner Erfüllung zu wachen hatten, letzteres dadurch, dass sie im Namen des Gottes die Disciplinargewalt im Feld und bei Volksversammlungen ausübten.

Dieses dürften ungefähr die gemeinsamen Züge der altheidnischen germanischen und slavischen Religion sein. Dass diese animistische Religion aus der Degeneration eines früheren, aus himmlischen Gottheiten bestehenden, Polytheismus entstanden sein sollte, ist nicht wahrscheinlich; wie wäre es in diesem Fall zu erklären, dass gerade bei den Slaven, die am spätesten mit der westlichen Kultur in Berührung kamen, am längsten also die ursprüngliche Religion bewahrt haben mussten, sich keine Spur des höheren Polytheismus findet? Die von vorneherein wahrscheinlichere Vermuthung, dass jene animistische Religion, wie sie bei den heidnischen Slaven und Germanen aus den erhaltenen Resten volksthümlicher Superstition zu erschliessen ist, auch die gemeinsame Urreligion aller Indogermanen gewesen sein werde, findet ihre Bestätigung in der Thatsache, dass auch bei den indogermanischen Kulturvölkern, die zu höherer polytheistischer Volksreligion sich erhoben haben, der Untergrund der älteren animistischen Stammkulte sich doch noch erkennen lässt, wie die eingehendere Forschung immer deutlicher ergeben hat. Dass es nun von diesen gemeinsamen Anfängen aus bei den einen Völkern zu einem reicheren mythologischen Polytheismus gekommen ist als bei den anderen, das erklärt sich*) theils aus ihrer reicheren Phantasie, die den Drang nach individueller Gestaltung und Differenzirung der Glaubensgebilde hatte, theils aber auch und wohl vorzugsweise aus der Verschiedenheit. ihrer politischen Geschichte. Sehr treffende Bemerkungen finden sich hierüber in Rob. Smith' öfters erwähntem Buch über die Religion. der Semiten (S. 72ff.). Die verschiedene religiöse Entwicklung entspricht nach ihm dem verschiedenen Verlauf des Kampfes zwischen

*) Vgl. Meyer, Geschichte des Alterthums, I. 518. 524.

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