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Aristokratie und Königthum im Osten und im Westen: in Griechenland und Rom fiel das Königthum vor der Aristokratie, in Asien erhielt es sich und wurde in den grösseren Staaten zum Despotismus, in den kleineren erdrückt von fremden Despoten. Da nun der nationale Gott die Familienstammgötter von Anfang ebensowenig verdrängte, als der König die Stamm- und Familientraditionen, so gieng die Entwicklung des Westens, wo das Königthum unterlag, auf eine Götteraristokratie, nur modificirt durch schwache Erinnerung des alten Königthums in der wenig wirksamen Souveränität des Zeus; während im Osten der nationale Gott auf wirkliche Monarchie hinstrebte. Was man oft als die natürliche Tendenz der Semiten zum Monotheismus bezeichnete, ist vielmehr Folge der Verbindung der Religion mit der Monarchie. Die Differenz zwischen der östlichen und westlichen Religion war mehr graduell als principiell, aber die östliche war für das Ideal des ethischen Monotheismus besser vorbereitet durch das monarchische Königthum. Während in Griechenland die Idee der Einheit Gottes eine philosophische Spekulation war ohne bestimmten Auknüpfungspunkt in der wirklichen Religion, so berührte sich der Monotheismus der hebräischen Propheten mit den Ideen und Institutionen der semitischen Race durch den Gedanken des einen wahren Gottes als Königs von absoluter Gerechtigkeit. Hinzufügen liesse sich vielleicht, dass die aristokratische und polytheistische Gestaltung von Staat und Religion im Westen und auch wohl im nördlichen Indien theils auf den geographischen Naturbedingungen theils auch auf dem individualistischen Zug der Indogermanen beruhte. Dieser führte bei den sesshaft gewordenen Ackerbauern zur Absonderung der einzelnen Familien und Sippen als der engsten Kultgemeinschaften; aus diesen selbständigen Keimzellen organisirte sich durch Zusammenfassung derselben unter höhere und immer höhere Organismen zuletzt der nationale Staat und seine Religion; bei dieser Organisation von unten herauf behielten aber die Familien, Geschlechter und Stämme immer eine gewisse rechtliche und religiöse Selbständigkeit, und so kam es zwar zu einer gegliederten Einheit des Staats und seiner Götterwelt, aber nicht zu einer absoluten Einheit des Oberhaupts, weder im menschlichen noch im göttlichen König. Im Osten dagegen wurden die unorganisirten Horden unmittelbar, ohne die Zwischenglieder der engeren Gemeinschaftskreise, durch die Gewalt der Eroberer und

Herrscher zur Staatseinheit zusammengefasst; bei dieser Organisation von oben herab stand der Alleinherrschaft des Königs kein socialer Adel und der Alleinherrschaft des Volksgottes keine Elite von individuell ausgeprägten und im selbständigen Stammbewusstsein wurzelnden Sondergöttern im Wege; der Tross der niederen Geister aber beeinträchtigte seine Alleinherrschaft durchaus nicht. Eine Bestätigung findet diese Ansicht vom Entwicklungsgang der Religion in der beachtenswerthen Thatsache, dass die Religion der Iranier unter allen indogermanischen Religionen dem Monotheismus am nächsten gekommen ist, ganz entsprechend dem militärisch- monarchischen Charakter, den das medisch-persische Reich mit den semitischen Weltreichen der Babylonier und Assyrer theilte. Ohne Zweifel hieng diese politische und religiöse Eigenthümlichkeit der Iranier im Unterschied von anderen Indogermanen mit der geographischen Lage und Beschaffenheit ihres Landes zusammen. Aus alledem dürfte sich ergeben, dass wir die politische und religiöse Entwicklung der Indogermanen nicht zu ausschliesslich einem auszeichnenden Racentypus werden. zuschreiben dürfen. Mag immerhin die lebhaftere und gestaltungskräftige Phantasie und der individualistische Absonderungs- und Selbständigkeitstrieb der kleinen Gemeinschaftskreise (Familien und Sippen) bei der politischen und religiösen Entwicklung der Indogermanen stark ins Gewicht fallen, so hatten doch gewiss die örtlichen Bodenverhältnisse und die geschichtlichen Konstellationen und Machtverhältnisse mindestens ebensoviel zu bedeuten. Hieraus erklärt sich auch die tiefgreifende Verschiedenheit zwischen der Religionsentwicklung der einzelnen indogermanischen Völker. Für unsere Zwecke genügt ein Ueberblick über die der Inder, der Iranier und der Hellenen.

Die Inder.

Die vorvedische Religion. Die frühere Meinung, dass man im „Veda", der heiligen Schriftensammlung der Inder, oder wenigstens in ihrem ersten Theil, den Hymnen des Rigveda", ein treues Bild von der indischen, ja überhaupt von der indogermanischen Urreligion. bekomme, hat sich der genaueren Forschung als ein ebenso gründlicher Irrthum erwiesen, wie die ähnliche Meinung hinsichtlich des Alters der homerischen Götterwelt ein solcher gewesen war. Man

weiss jetzt, dass diese Hymnen grossentheils kunstmässige Produkte priesterlicher Dichtung sind, die bestimmt waren für die Zwecke eines schon ziemlich komplicirten kultischen Rituals, weshalb sie sich auch fast nur um die Götter des officiellen Kultus drehen, dagegen der niederen Geisterwelt des Volksglaubens, der Feld- und Waldgeister, Kobolde, Unholde u. s. w. wenig gedenken*). Dieses Dämonengewirr tritt erst in den jüngsten Schriften des Rigveda deutlicher hervor; es steht dann im Atharvaveda (der vom Opferritual handelt) im Vordergrunde und nimmt in der erzählenden Literatur, in den grossen Epen wie in den Geschichtssammlungen der Buddhisten eine bedeutende Stelle ein. Von diesem relativ späten Auftreten der betreffenden Vorstellungsmassen in der Literatur darf aber natürlich nicht auf ihr jüngeres Alter neben den Mythen und dem Kultus der grossen Götter geschlossen werden: kaum irgendwo steht das völlige Auseinandergehen der literaturgeschichtlichen und der religionsgeschichtlichen Chronologie so fest wie in diesem Fall. Ethnologie und Völkerpsychologie haben das Verhältniss, das hier ebenso wie in den Traditionen mehrerer verwandter Völker vorliegt, hinreichend aufgeklärt. Wir wissen jetzt, dass der Glaube an Massen kleiner, in buntem Gewirr die Welt bevölkernder, bald nützlicher bald schadender Seelen und Naturdämonen und die Technik einer diese Wesen unschädlich oder dem Menschen dienstbar machenden Zauberkunst den Grundzügen nach identisch über die ganze Erde bis hinab zu den tiefststehenden Völkern hinreicht; auf dem gemeinsamen Untergrund dieses Glaubens und Zauberwesens erbaut sich dann bei den fortgeschritteneren Nationen eine höhere Götterwelt und ein höherer Kultus, beide verschieden geformt je nach Charakter und Schicksalen des einzelnen Volks. Aber jene niederen Formen religiösen Wesens, von den zunftmässigen Vertretern des fortgeschrittenen Glaubens gern in den Hintergrund gedrängt und doch selbst von ihnen nie ganz fallen gelassen, behaupten sich in zahlreichen Resten inmitten der höheren Bildungen und erhalten sich vollends nahezu unverändert in ihrer alten rohen Gestalt in den tieferstehenden Schichten des Volks. Mit dieser Auffassung des Hergangs, dem Resultat vielfacher vergleichender Forschung in Religions- und Sittengeschichte, stehen nun

*) Nach Oldenberg: Die Religion des Veda, S. 57 ff.

auch die Thatsachen der vedischen Ueberlieferung in überzeugendem Einklang. Hindeutungen auf den Glauben an eine weitverzweigte Dämonenwelt durchziehen doch auch schon die älteren Schichten der rigvedischen Poesie, und wenn diese Hindeutungen spärlich, inhaltsarm und farblos sind, so erklärt sich das aus dem Charakter dieser auf ganz andere Punkte gerichteten Hymnen mehr als ausreichend; es wäre gegen alle Wahrscheinlichkeit und Analogie, wollte man annehmen, dass den betreffenden Vorstellungen selbst die später ihnen eignende bunte und derbe Konkretheit damals noch gefehlt habe. Und wie die Hymnendichtung, so finden wir auch das Opferritual sogleich auf der ältesten Stufe der Ueberlieferung durchsetzt von Gebräuchen, die von der Denkweise des primitivsten Zauberkultus erfüllt sind. Ein Vergleich dieses indischen Geisterglaubens und Zauberbrauchs nicht bloss mit dem avestischen, sondern auch mit dem der allerverschiedensten Völker lässt keinen Zweifel über den Sachverhalt übrig, dass wir hier die aus der barbarischen Urzeit stammende älteste Schichte von Vorstellungs- und Kultformen vor uns haben, die hinter allem höheren religiösen Wesen wie eine Art religionsgeschichtlicher Steinzeit den Hintergrund bildet.

Aus der Fülle des hierher gehörigen Details mag es für unseren Zweck genügen, zwei besonders bedeutsame Punkte herauszuheben: die totemistischen Anklänge und Spuren und die auf die Seelen der Verstorbenen bezüglichen Vorstellungen und Bräuche. Zu jenen ist alles das zu rechnen, was sich im vedischen Glauben als Ueberlebsel der uralten Vorstellung einer Wesensverwandtschaft und Einheit zwischen Thieren einerseits, Göttern, Dämonen und Menschen andererseits findet. Hierher gehört zunächst die dem vedischen Inder geläufige Vorstellung von dämonischen Eigenschaften und Kräften gewisser Thiere. Die unheimlichen und gefährlichen Schlangen erhalten um den Anfang und das Ende der Regenzeit, wo sie besonders zu fürchten sind, einen förmlichen Kultus, in dem man sie gnädig zu stimmen sucht. Die Kuh, die dem Inder als Inbegriff aller Nahrungsfülle gilt, wird als Verkörperung der hohen Göttinnen Ida und Aditi verehrt. Die Asvins, die indischen Dioskuren, sind Kinder der göttlichen Stute Saranyu, also wohl selbst auch ursprünglich göttliche Rosse. Wo der vedische Mythus von einer zeitweisen Inkarnation eines Gottes in Thiergestalten redet (Indra als Adler), oder

ihm einen Thiernamen als Epitheton ornans regelmässig beilegt (Indra als Stier, Agni als Ross), oder ihm Thiere zu besonderer Begleitung und Bedienung zuweist (Pushans Ziegenböcke), da haben wir ohne. Zweifel überall einen Rest ursprünglicher totemistischer Thiergötter zu erblicken. Bestätigt wird der eigentlich totemistische (nicht etwa bloss zoomorphische) Charakter dieser Vorstellungsweise durch die weitere Thatsache, dass im altindischen Glauben und Brauch auch von der Identifikation oder genealogischen Verwandtschaft der Thiere mit Menschen sich zahlreiche Spuren erhalten haben. Es gehören dahin die Sagen von Scheinmenschen, die eigentlich verzauberte Thiere sind, vorzüglich Schlangen, auch Wassernixen, oder Tiger (vgl. den germanisch-slavischen Werwolf); ferner die Sage einiger Priestergeschlechter, die ihren Ursprung auf eine Schlange oder Schildkröte oder einen Bären als göttlichen Ahnherrn zurückführen. Endlich hängt damit zusammen das häufige Vorkommen von Thiernamen für einzelne fürstliche oder priesterliche Geschlechter oder Stämme; wenn eine Kuh und eine Stute (Aditi und Saranyu) Mütter von Göttern sind, warum sollen nicht menschliche Familien der Rinder" oder Kälber eine ähnliche Abkunft haben? Auch lässt sich die Frage aufwerfen, ob nicht das Tabu, wodurch einzelnen Familien bestimmte, und zwar jedesmal verschiedene Speisen verboten waren, auf totemistische Voraussetzungen hinweisen dürfte?

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Was nun die Vorstellungen von den Seelen der Verstorbenen betrifft, so findet sich bei den vedischen Indern ein ganz ähnliches Schwanken zwischen älteren und jüngeren Elementen, wie bei den homerischen Griechen *). Auf der einen Seite der Glaube an eine lichte Himmelswelt, wo die Verehrer der Götter mit König Yama, dem vergötterten Urmenschen, ein vergnügliches Leben führen, während die Götterfeinde im Dunkel der Hölle büssen. Andererseits finden sich Aeusserungen und Bräuche, nach denen Yamas Reich keine Himmelswelt, sondern wie der homerische Hades eine Unterwelt war, zu der die Seelen auf abschüssigen Bahnen unter Fährlichkeiten mancher Art gelangten. Und mit diesen beiden Vorstellungsweisen verbindet sich als dritte und vermuthlich älteste die, wornach die Seelen an ihre Leiber noch irgendwie gebunden im Grabe oder bei dem Grabe sich

*) Oldenberg, a. a. O. S. 530. 543 ff.

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