ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

genau dasselbe auch im Priestergesetz des Avesta. Wer, wie Darmesteter, aus diesem auf das Verhalten Zarathushtras zu dem Somaopfer und dessen Priestern Schlüsse ziehen will, um dadurch die Originalität der Reform des Propheten Irans in Abrede zu ziehen, der macht sich einer groben Kritiklosigkeit schuldig. Dass im Priesterdienst der Avestareligion die Bereitung und Weihung des Haomatranks und die komplicirtesten Reinigungsceremonien nahezu dieselbe Rolle spielen wie bei den indischen Brahmanen, ist freilich unbestreitbar, beweist aber doch nur, dass die Ahurareligion des Propheten Zarathushtra in Iran ebenso schwer den Sauerteig der naturalistischen Volksreligion austreiben konnte, wie dies der prophetischen Jahvereligion in Israel nur sehr mühsam und theilweise gelungen ist.

-

Die Opfer der Perser werden von Herodot (I, 131 f.), der hierüber offenbar gut unterrichtet war, so beschrieben: „Sie opfern dem Zeus, indem sie auf die höchsten Gipfel der Berge steigen (wobei sie mit dem Namen Zeus das ganze Himmelsgewölbe bezeichnen" dies natürlich nur die rationalistische Deutung des Griechen für den Gottesnamen Ahuramazda). „Ausserdem bringen sie auch der Sonne, dem Monde, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden. Opfer. Wenn sie aber opfern wollen, so errichten sie keine Altäre und zünden kein Feuer an; auch gibt es dabei keine Spenden, Flötenspiel, Opferkuchen oder geschrotene Körner. Will Jemand einem Gotte opfern, so führt er das Opfer an einen reinen Ort und ruft den Gott, nachdem er seine Tiara mit Myrthenzweigen bekränzt hat. Nachdem er dann das Thier in Stücke zerlegt und das Fleisch gekocht hat, streut er zartes Gras hin und legt das Fleisch darauf. Ein Magier steht dabei und singt die Theogonie dazu, denn dies ist nach ihrer Aussage der begleitende Gesang; ohne den Magier dürfen sie kein Opfer darbringen. Nach einiger Zeit trägt der Opferer das Fleisch fort und verwendet es nach Gutdünken." Diese Darstellung stimmt in den Hauptsachen mit den Vorschriften des Avesta überein, nach denen keine Brandopfer vorkommen, sondern die den göttlichen Wesen geweihten Gaben auf heiligen Matten ausgestellt und dann von Priestern und Gemeinde verzehrt werden, das Opfermahl der sakramentalen Kommunion also noch in sehr alterthümlicher Form festgehalten ist. Auch dass bei dem täglichen grossen Opfer die

Function der Priester sowohl für die Handlung als für die Recitation der heiligen Formeln und Texte unentbehrlich war, wird durch das avestische Gesetz bestätigt. Dagegen ist die Herodot'sche Notiz vom Fehlen der Opferspende nicht richtig, da vielmehr der altarische Brauch der Darbringung des Haomatranks auch in dem avestischen Ritual erhalten blieb und sogar den Höhepunkt der täglichen Opferhandlung bildete; die dabei an den Haomageist gerichteten Gebete erheben sich kaum über die naturalistisch- magischen Vorstellungen, die sich in Indien an den Somakult knüpften. Zu den Pflichten der Priester nicht bloss, sondern auch der Hausväter gehörte die Unterhaltung des heiligen Feuers, das beständig auf jedem Herd brennen musste; wie dieses das Heiligthum der Familie war, so hatte auch jede Gemeinde und jeder Gau ihren Mittelpunkt in einem heiligen Herdfeuer, das vom Gemeindeältesten und Gaufürsten unterhalten wurde. Zur Unterhaltung desselben gehörte aber auch die Reinhaltung, die Fernhaltung alles religiös Unreinen, was der Heiligkeit des Feuers widerspricht.

Das Gesetz über religiös Unreines und über die Ceremonien seiner Beseitigung ist im Avesta ebenso oder noch peinlicher ins kleinste Detail ausgeführt, wie in Indien oder im Judenthum. Auch ist der Grundgedanke überall derselbe: unrein ist alles, was in gefährliche Beziehung mit der Geisterwelt bringt und ihrem Zauberspuk Zugang verstattet, am meisten was mit Tod und Leichnam zusammenhängt; das Haus, der Weg, die Personen, die damit in Berührung kommen, bedürfen umständlicher Reinigungsceremonien. welche, da sie nicht ohne Zuziehung der Priester zu vollziehen waren, eine Haupterwerbsquelle des Priesterstandes bildeten; dieser Punkt dürfte bei der Beurtheilung und geschichtlichen Erklärung dieser und aller ähnlichen Priestergesetzgebungen nie ausser Acht zu lassen sein.

Ausser den Reinigungsceremonien schrieb das Gesetz des Avesta auch Büssungen und Satisfactionsleistungen zur Gutmachung religiöser und sittlicher Verfehlungen vor; zu diesen Büssungen gehören besonders Schläge mit einem problematischen Instrument; ob diese Schläge vom Büssenden zu empfangen waren (sie steigen auf mehrere Hunderte, würden also z. Th. jedenfalls tödtlich abgelaufen sein) oder aber von ihm zur Tödtung schädlicher Thiere auszuführen waren, das ist eine Streitfrage der Fachgelehrten, in die ich mich nicht ein

mische. Zu bemerken ist nur noch, dass das Bussgesetz des Avesta mit allen Priestergesetzgebungen die kleinliche Kasuistik und die Willkür in Taxirung der Vergehungen, die Ueberschätzung insbesondere der rituellen vor den moralischen, gemein hat, ja sogar allen anderen Priestergesetzen es hierin noch um etliches zuvorthut. Wie weit und seit wann diese Gesetze in Geltung gewesen, wissen wir nicht; jedenfalls sind sie um etliche Jahrhunderte jünger als die Reform Zarathushtras, auf dessen Offenbarung sie ebenso grundlos zurückgeführt werden, wie die priesterliche Gesetzgebung Esras auf die Offenbarung Mosis.

Hierin liegt auch eine Schwierigkeit für die Beurtheilung des sittlichen Geistes der zarathushtrischen Religion. Sehen wir auf die Form, die sie in dem soeben besprochenen Ritualgesetz angenommen hat, so könnten wir sie nur in gleiche Linie mit dem pharisäischen oder talmudischen Judenthum stellen: ein kleinlicher und harter Formalismus, der jedes religiösen Schwunges bar seine albernen und rohen Satzungen gleichwohl auf direkte göttliche Offenbarung zurückzuführen wagt, und der in allen seinen Bestimmungen nur darauf abzuzielen scheint, das Volk in sklavischer Unfreiheit und kindischer Unmündigkeit gefangen zu halten. Ganz anders jedoch gestaltet sich unser Urtheil, wenn wir auf die Quellen blicken, die auf Zarathushtra oder in die Nähe seiner Zeit zurückreichen. Hier tritt uns eine tiefe Frömmigkeit im Bunde mit gesunder thatkräftiger Sittlichkeit entgegen; das Bewusstsein der Verpflichtung des Menschen zum Kampf für Gottes gute Sache wider alles Schlechte in der Welt beherrscht das ganze Leben des Ahuramazda-Gläubigen und soll sich, wie immer wieder eingeschärft wird, in Gedanken, Worten und Thaten erweisen. Nicht bloss sich reinzuhalten von allem gottwidrigen Wesen, sondern dasselbe wirksam zu bekämpfen, also nicht ängstliche und müssige Askese zu treiben, sondern in rastloser Arbeit die. gute Schöpfung zu fördern und ihre Hemmnisse zu überwinden, das ist hier des Frommen Aufgabe in der Welt. Insbesondere soll er Lüge und Treulosigkeit als das eigentliche dämonische Wesen hassen, nächstdem aber auch Trägheit, Feigheit und Weichlichkeit; Wahrhaftigkeit und Treue, Fleiss und Tapferkeit gelten als die Haupttugenden, aber auch Milde und Barmherzigkeit gegen die Volks- und Glaubensgenossen wird gefordert. Die Praxis wird wohl auch auf

sittlichem, wie auf dogmatischem Gebiet einen Kompromiss zwischen diesen idealen sittlichen Grundsätzen und dem gesetzlichen Formalismus gezeigt haben.

Die Hellenen.

Die vorhomerische Religion. Herodot sagt (II, 53): „Hesiod und Homer sind es gewesen, die den Griechen ihre Theogonie gemacht haben und den Göttern ihre Namen gegeben, Würden und Geschäfte unter sie vertheilt und ihre Gestalten bezeichnet haben." Dieser Satz enthält ohne Zweifel viel mehr Wahrheit, als man ihm meist zuzugestehen pflegt, ja er trifft sogar ganz zu, wenn man nur die doppelte Voraussetzung dabei im Auge behält: 1) dass Homer nicht bloss einen einzelnen Dichter, sondern einen ganzen Stand von Sängern bezeichnet, der durch verschiedene Generationen hindurch damit beschäftigt war, aus dem Rohstoff mannigfacher Volkssagen das Kunstwerk der homerischen Epen zu gestalten; und 2) dass unter den von den Dichtern geschaffenen Göttern die von allen Hellenen anerkannten oberen, zum olympischen Kreise verbundenen Götter zu verstehen sind. Natürlich sind diese Götter nicht in dem Sinn ein Produkt der Dichtung, als ob sie völlig frei erfunden wären - wie hätten sie dann vom griechischen Volk geglaubt werden können? Vielmehr knüpften die Dichter an die Götternamen und -sagen der verschiedenen Lokalkulte an, verarbeiteten aber dieselben in so freier Weise und so ausschliesslich unter dem Gesichtspunkt der ästhetischen Unterhaltung ihrer Zuhörer (die wir vorzugsweise an den Herrensitzen des kriegerischen Adels zu suchen haben werden), dass dadurch das Ueberlieferte zu etwas Neuem umgeschaffen wurde. Die homerische Götterwelt ist also ein unter bestimmten geschichtlichen Verhältnissen entstandenes Kunstprodukt der Dichtung, das mit der ältesten griechischen Religion durchaus nicht verwechselt werden darf. Damit erhebt sich die Frage, wie wir uns die Volksreligion der Hellenen vor ihrer Beeinflussung durch die homerische Dichtung zu denken haben? Da uns hierüber direkte literarische Zeugnisse nicht zur Verfügung stehen, so versucht man sich der Lösung dieser Frage auf dem indirekten Wege zu nähern, indem man den Rudimenten der Vorzeit bei Homer und in dem Kultus der späteren Zeit nachforscht und daraus Rückschlüsse auf die vorhomerische Religion zieht.

Bei der Schwierigkeit derartiger Untersuchungen ist es begreiflich, dass die Ansichten der Gelehrten noch sehr weit auseinandergehen und gewisse Ergebnisse noch kaum auf irgend einem Punkte gewonnen sind. Immerhin lässt sich schon jetzt Einiges mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit erkennen, besonders auf Grund des geistvollen Werks von Erwin Rohde: „Psyche. Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen" (1894), in welchem die Entwicklungsgeschichte des religiösen Denkens dieses Volkes erstmals in grossem Stil behandelt ist*).

Homer kennt keinen Ahnenkult, also schloss man früher und schliessen noch jetzt Viele -- kannten die Griechen keinen Ahnenkult. Ein sehr übereilter Schluss! Homer entzieht allerdings dem Ahnenkult seine Voraussetzungen, indem er die Seelen der Verstorbenen als bewusstlose Schatten im Hades, fern von den Lebenden und unfähig zu jedem Verkehr mit ihnen, verwahrt sein lässt; aber dass er darum doch den Seelenkult gekannt hat, dafür lassen sich unbestreitbare Spuren in der Ilias und Odyssee nachweisen: dort die Erzählung von der feierlichen Bestattung des Patroklos, deren Bräuche nur zu verstehen sind als „Rudiment des lebhafteren Seelenkultes. einer vergangenen Zeit", die noch an die grosse und dauernde Macht der abgeschiedenen Seelen und an die Verpflichtung der Lebenden, für ihre standesgemässe Subsistenz im Jenseits zu sorgen, geglaubt haben muss; hier die Erzählung von der Bestattung des Elpenor und von der Hadesfahrt des Odysseus, wobei den Seelen die Opferspende dargebracht und durch Blutgenuss das Bewusstsein zurückgegeben wird. Von einem Seelenkult nach beendeter Bestattung findet sich allerdings nichts bei Homer - die Leichenverbrennung, die zu seiner Zeit statt der früheren Bestattung aufgekommen war, hatte die Verbindung der Seele mit der Erdenwelt gelöst und sie in den Hades verbannt; aber vor wie nach Homer muss der dauernde Seelenkult bestanden haben, das bezeugen für die Vorzeit die jetzt wieder entdeckten Grabhügel von Mykenä, in deren Kammern neben den Lei

*) An der Ueberzeugung, dass hier im Wesentlichen das Richtige getroffen ist, können mich auch die abfälligen Urtheile von E. Meyer nicht irre machen, zumal dessen Aufstellungen, soweit sie von Rohde abweichen, mir an Unklarheiten und Widersprüchen zu leiden scheinen einer Folge seines halben Nochbefangenseins in der alten natursymbolischen Mythen deutung.

[ocr errors]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »