ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

weist auf totemistischen Ursprung, der Dreizack in seinen Händen und die vier Hunde zu seiner Seite verrathen den kämpfenden Gewittergott. Aber als der Hauptgott der Centralstadt der Reichsreligion erhob er sich im Kultus zur höchsten Würde, hiess der Erstgeborene und Führer der Götter, der Herr der Herren und König der Welt; in der kosmogonischen Spekulation wurde ihm die Hauptrolle des Weltbildners zugetheilt. Als der grosse Orakelgott bestimmte Maruduk an seinem Hauptfeste zu Neujahr das Schicksal des Reiches und Königs, der als sein Sohn und Stellvertreter auf Erden betrachtet wird. Die Astrologen, wiesen ihm den Jupiter als seinen Stern zu und die Griechen verglichen ihn ihrem Zeus. Wir haben hier ein instruktives Beispiel des häufigen Vorgangs, dass ein Naturgott mit dem Ansehen seiner Kultstätte und speziellen Verehrer hinauswächst über seinen niederen Ursprung bis zur monarchischen Suprematie, die an der Schwelle des Monotheismus steht. Ueberschritten aber konnte diese Schwelle nicht werden, weil aus politischen Gründen die Centralisation der Reichsreligion sich nicht streng durchführen liess. Nebukadnezar liess die an den verschiedenen Provinzialstädten des Reiches haftenden Kulte der Götter und Göttinnen bestehen, obgleich er für seine Person Maruduk als seinen einzigen Gott und Nabu als dessen Sohn und Offenbarungsmittler verehrte; er glaubte von Maruduk geschaffen und geliebt zu sein und wollte in seinem Dienste das Land regieren und die Feinde besiegen; er betete ein babylonischer Salomo dass Gott ihm Frömmigkeit und Herrscherweisheit und alles was ihm wohlgefällig sei schenken möge. Man kann dies, wenn auch nicht Monotheismus, so doch Monolatrie nennen im selben Sinn, wie sie bei den frommen Israeliten in der vorexilischen Zeit sich findet.

Der Istar-Mythus. Die anderen Göttinnen des babylonischen Pantheon können wir übergehen, da sie im Grunde alle nur andere Namen oder Differenzirungen der einen Hauptgöttin sind, die unter dem Namen Istar, d. h. Herrin, bei allen Nordsemiten verehrt wurde. Dass sie in Babylon zur Schwester des Mondgottes gemacht und mit dem Planeten Venus in Beziehung gesetzt wurde, ist eine Zufälligkeit, die uns den ursprünglich irdischen und unterirdischen Charakter dieser Gottheit nicht verdecken kann. Denn sie ist nichts anderes als die

göttliche Ahnfrau aus der Urzeit des Matriarchats, die überall, wo sie vorkommt, zugleich die fruchtbare Mutter der Lebendigen und die furchtbare Herrin der Todten ist. Es ist ganz begreiflich, dass diese zwei Seiten ihres Wesens sich auch wieder in zwei Gestalten zerlegten, so dass in ihrem Hauptkultort Uruk der üppigen Liebes- und Lebensgöttin die finstere Todesgöttin Nana gegenüberstand; um dieser willen war Uruk die Todtenstadt zat oxy, wo man sich begraben zu lassen wünschte; um jener willen war es die Stadt des wollüstigen Kultus und der heiligen Prostitution, welche die ehelose Geschlechtsverbindung aus der Zeit der matriarchalischen, Polyandrie fortsetzte. Dieselbe Zerlegung der einen Muttergöttin findet sich in dem phönikischen Göttinnenpaar Dido und Anna, vielleicht auch in dem ägyptischen Hathor und Isis; griechische Analogieen dazu sind Demeter und Kore, Aphrodite und Artemis oder Hekate. Auch die von Istar erzählten Mythen haben ihre Analogieen in ganz Westasien und Griechenland. Zunächst der Mythus von der Liebe der Istar zu dem jugendlichen Frühlingsgott Dumuzi (Tammuz Ezech. 8, 14), der ihr alljährlich durch den Tod entrissen wird und im nächsten Frühjahr wieder zum Leben zurückkehrt, worauf sich die phönikisch-griechische Sage und Feier des Adonisfestes zurückführt. Sodann der Mythus von der Höllenfahrt der Istar: um das Lebenswasser zu holen, das ihren Geliebten Tammuz wiedererwecken soll, steigt sie hinab in das Land ohne Rückkehr“, das „Haus des Dunkels, wo man kein Licht schaut"; an jedem der Thore, die sie zu passiren hat, wird sie auf Befehl der Todtenkönigin Allat stückweise ihres Schmuckes und ihrer Kleider beraubt und zuletzt vom Plagegeist Namtar mit allen Arten von Krankheiten geschlagen. Aber weil mit ihrem Verschwinden Liebe und Leben auf der Erde aufhören, so sendet der Gott Ea eine Botschaft an die Todtenkönigin mit dem Befehl, Istar aus der Gefangenschaft freizulassen, und so darf sie mit ihrem Geliebten wieder auf die Erde zurückkehren. Man erinnert sich hierbei an das Hinabund wieder Heraufsteigen der vom Hades entführten Kore, ferner an die Hadesfahrten des Herakles, Orpheus, Odysseus. Endlich der Mythus von Istubara, einem mythischen Heros von der Art des Herakles, der das Land von Ungeheuern befreit und wie jener ein Opfer des Grolls der Götterkönigin wird; diesen Groll hat Istubara sich dadurch zugezogen, dass er die Hand der Istar, die sich ihm zur Gattin an

geboten, verschmähte und sie wegen ihrer vielen Buhlereien und als die Verursacherin alles Uebels, das die Wollust über Thiere und Menschen bringe, mit Schmach überhäufte. Der Geschmähten kommt dann ihre Doppelgängerin Nana zu Hilfe, indem sie den unbesieglichen Helden mit verzehrender Krankheit schlägt, worauf er das Land verlässt, um bei einem seiner Vorfahren Genesung zu suchen. - Welcherlei geschichtliche Erinnerungen in diesen Mythus eingeflochten sein mögen, ist natürlich nicht sicher zu sagen; indessen dürfte vielleicht die Vermuthung erlaubt sein, dass er eine Erinnerung enthalte an die mit der Heroenzeit zusammenfallende Epoche, wo der Matriarchat dem Patriarchat, die Polyandrie des familienlosen Hordenlebens dem gesitteten Familienleben der Kultur weichen musste.

Babylonische Kosmogonie und Fluthsage. Wie fast überall, so hat auch in Babylon die Priesterspekulation uralte Naturmythen mit der Götter- und Heldensage künstlich zu einer Schöpfungsgeschichte verwoben, die auf die Neugierfrage nach dem Woher der Götter und Menschen eine beschwichtigende Antwort geben will; wobei nur nicht. zu vergessen ist, dass diese Phantasiegebilde einer primitiven Philosophie mit der wirklichen d. h. kultischen Religion überall nur in sehr losem Zusammenhang stehen. Die babylonische Priesterweisheit liess aus der geschlechtlichen Vereinigung der als dämonische Ungeheuer vorgestellten beiden Oceane über und unter der Erde, Apsu und Tiamat, die ersten vorweltlichen Götterpaare hervorgehen. Hierauf folgt die Gigantenschlacht, die sich zum persönlichen Zweikampf zwischen Maruduk, dem tapferen Führer der Götter, und Tiamat, dem rebellischen Ungeheuer, zuspitzt. Im Gewittersturm siegt der Gott, zerschneidet den Drachen des Chaos und macht aus den beiden. Hälften seiner Leiche das Himmelsgewölbe und die Erde. Dann beginnt die Schöpfung aller Dinge, Vertheilung der Jahreszeiten, Zuweisung der einzelnen Weltbezirke an die Götter, zuletzt Erschaffung der Thiere und Menschen; letztere ist theilweise nicht dem Maruduk, sondern dem Ea zugeschrieben, der sie aus Thon und seinem eigenen Blute bildete, eine Nachwirkung der totemistischen Sage von der Abstammung der (betreffenden Stammes-) Menschen aus ihrem Fischgott Ea. Das Ganze schliesst mit einer Verherrlichung Maruduks, der übrigens sein Aufrücken zum Weltschöpfer nicht seiner Natur

bedeutung, sondern dem geschichtlichen Faktum zu verdanken hat, dass er der Specialgott der Reichshauptstadt und des Königshauses war. Weiter erzählt dann der Mythus, dass der Zorn der Götter gegen die Menschen entbrannt sei warum? ist nicht zu ersehen - und dass sie deren Vertilgung durch eine grosse Fluth beschlossen. Ea wünscht jedoch im Gegensatz zu den andern Göttern, möglichst viele Menschen zu retten, und befiehlt daher seinem Getreuen, dem Chasisadra (Xisuthros), heimlich ein Schiff zu bauen, in das er dann mit den Seinigen und mit allerlei Thieren bei Einbruch der Fluth sich rettet. Ueber diese Durchkreuzung des Götterplans giebt es nachher Streit, Ea wird zur Verantwortung gezogen, aber er und die grosse Mutterkönigin, die den Tod ihrer Kinder bejammert, werfen den andern Göttern ihre Uebereilung vor, dass sie in grundlosem Zorn Gute und Böse zugleich vernichtet haben. Dadurch ihres Unrechts überführt, beschliessen die Götter, die Geretteten in ihre Wohnung aufzunehmen und übrigens die Menschen künftig nicht wieder durch eine allgemeine Fluth, sondern durch andere Uebel, wie Hunger und Pest, zu bestrafen. Diese Sage ist wahrscheinlich noch in vorsemitischer Zeit in Südbabylonien, wo sich gefährliche Ueberschwemmungen manchmal ereignet haben mögen, entstanden und von da zu allen Semiten und sogar nach Indien gedrungen; bei den Israeliten kursirte sie in mehrfachen Versionen, die im 1. Buch Mosis künstlich und nicht ohne Widersprüche zusammengeschweisst sind.

Babylonische Magie und Mantik. Die auf dem Animismus beruhende Magie d. h. Beschwörung, Vertreibung und Herbeirufung von Geistern durch Formeln und Mittel, die einen nöthigenden Zwang auf sie ausüben sollen, ist zwar nirgends mit dem eigentlichen Kultus identisch, spielt aber neben ihm überall in den Naturreligionen eine grosse Rolle, die bekanntlich selbst durch alle Kultur sich nie ganz ausrotten lässt. Die Semiten fanden in Mesopotamien eine reich entwickelte Magie vor und haben sich dieselbe nicht nur angeeignet, sondern sie weiter ausgebildet. Ein grosser Theil ihrer auf uns gekommenen Literatur besteht in Sammlungen von Beschwörungsformeln und Vorschriften über Zauberceremonien. Die Wahrsagung durch Zeichendeutung erhielt in Babylonien eine folgenreiche Erweiterung durch die Astrologie; man beobachtete die Bewegungen der Himmels

körper und glaubte in deren Konstellationen günstige oder ungünstige Vorzeichen für die Geschicke und Unternehmungen der Menschen zu finden; insbesondere bei Unternehmungen von staatlicher Bedeutung mussten immer zuvor die himmlischen Zeichen durch die hierzu angestellten Astrologen erforscht werden. Aus der Praxis solcher Sterndeutung bildeten sich allmälig bestimmte Regeln, die gesammelt und in Werken niedergelegt wurden, deren eines aus der Zeit Sargons uns theilweise erhalten ist. Mit der Astrologie hieng sei es als Grund oder Folge der mantischen Praxis die Ansicht zusammen, dass die das Geschick bestimmenden Geister in den Himmelskörpern ihre Wohnung haben; daher haben die sternkundigen Priester ausser Mond und Sonne auch die Planeten den grossen Göttern zugetheilt. Daraus hat sich die Meinung gebildet, als wäre die babylonische und dann weiterhin die semitische Religion überhaupt von Anfang Sterndienst gewesen ein gründlicher Irrrthum, vor dem schon die Erwägung hätte bewahren sollen, dass ein astrologischer Sterndienst eine regelmässige Beobachtung der Sterne, also einen Kulturstand voraussetzt, der über die Anfänge der Religion sehr weit hinausliegt.

Assyrische Götter. Wie die Assyrer ihre Kultur von Babylonien überkommen haben, so auch ihre Religion; Babel war auch ihnen, trotz aller politischen Rivalität, die heilige Stadt, das religiöse Centrum, und die Götter des babylonischen Pantheon wurden auch von den Assyrern verehrt. Eigenthümlich sind diesen nur der Nationalgott Assur und Ramman. Jener ist ein semitischer Stammgott von der gewöhnlichen Art, der aber mit der Erhebung seiner Verehrer zum dominirenden Stamm eines mächtigen Reiches zur Würde des höchsten Nationalgottes aufstieg, ganz ähnlich wie Maruduk in Babel. Der kriegerischen Natur der Assyrer entspricht auch die ihres Stammgottes; die Volkskriege waren die Kriege des Volksgottes Assur, dessen Bild, als Bogenschütze auf Stieren stehend, das Heer ins Feld begleitete; die Ausbreitung des Reiches war zugleich Ausbreitung der Herrschaft Assurs, dessen Verehrung theilweise auch in den eroberten Provinzen (versteht sich, neben deren einheimischen Göttern) eingeführt wurde. Assur ist ohne Zweifel einer der reinsten Typen semitischer Gottheiten; das Fehlen aller Mythologie (auch von einer Abstammung Assurs von älteren Göttern ist nie die Rede) und die

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »