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ausschliessliche Verknüpfung mit den nationalen Interessen, mit der publica salus des Reiches, die der Gott vertritt und verbürgt, das ist echt semitisch. Das Voranstehen der assyrischen vor der babylonischen Religion in der Annäherung zum Monotheismus ist nach Tieles trefflicher Bemerkung die Folge der grösseren Reichseinheit in Folge der militärischen Centralisation und der reineren semitischen Volksart der Assyrer. Aber zum vollen Monotheismus konnten es auch die Assyrer nicht bringen, weil ihre politische Abschliessung nicht streng durchgeführt war, weder nach der babylonischen noch nach der Seite der Aramäer, ihrer westlichen Nachbarn. Von diesen scheinen sie den Gott Ramman entlehnt zu haben, in welchem die heutige Forschung einen Gewittergott erkennen will, dessen Wirken bald als wohlthätig erhofft, bald als schädlich gefürchtet war. Bemerkenswerth ist auch, dass während eines Zeitalters der sinkenden Königsmacht der Priestergott Nabu aus dem babylonischen Borsippa in Assyrien zu hohen Ehren kam und eine Zeit lang nahe daran war, als der alleinige Gott verehrt zu werden. Ursprünglich war Nabu vielleicht identisch mit Maruduk, der selber grosser Orakelgott war; als dieser dann aber zum babylonischen Königsgott geworden war, löste sich von ihm die Offenbarungsmittlerschaft als der besondere Priestergott Nabu ab. Wie König und Priester, so scheinen auch ihre beiderseitigen Specialgötter und die ihnen geweihten Tempelbauten zu Babel und Borsippa in einem gewissen Rivalitätsverhältniss gestanden zu haben. Dass dann das Sinken des assyrischen Königthums zu Ende des 9. und Anfang des 8. Jahrhunderts a. C. die zeitweilige Erhebung des Priestergottes zur obersten und fast alleinigen Gottheit nach sich zog, ist eine sehr begreifliche Erscheinung, zu der sich die Parallelen auch sonst nicht selten finden.

Der allgemeine Charakter der babylonisch-assyrischen Religion wird von den Historikern sehr verschieden beurtheilt, wohl begreiflich bei den verschiedenen Schichten, die in ihr über einander lagern. E. Meyer sagt (Gesch. d. Alterthums, I, 183): „In der Ausspinnung von Zauberformeln und magischem Unsinn stehen die Babylonier den Aegyptern nicht nach; im Uebrigen aber ist ihre Religion immer auf einer primitiven Stufe stehen geblieben, geschweige denn zum Träger und Mittelpunkt des gesammten geistigen Lebens des Volks geworden,

wie in Aegypten, Iran, Israel, oder wie die Philosophie bei den Hellenen. Es ist das zu gleicher Zeit ein Vorzug und ein Nachtheil. Der Babylonier und mehr noch der Assyrer steht dem Leben freier, unbefangener, naiver gegenüber, als ein Volk, bei dem ein theologisches System alle Anschauungen bestimmt; aber dafür ist ihm auch die gefahrvolle Strasse verschlossen, welche ebensowohl zur völligen Erstarrung und Fesselung wie zur höchsten Freiheit und zum idealen Ziel des geistigen Lebens führen kann." Daneben möge zum Schluss das Urtheil des jüngsten Specialforschers auf diesem Gebiet C. P. Tiele stehen: „Die innige Frömmigkeit und der tiefreligiöse Sinn, wodurch die Semiten sich selbst in ihren Verirrungen auszeichnen, verleugneten sich auch bei den Babyloniern nicht. Das ganze Leben wird auch bei ihnen von der Religion beherrscht. Die babylonisch-assyrische Religion ist noch eine Naturreligion, wird aber sehr bestimmt mit ethischen Gedanken verknüpft. Die Götter galten als Beschützer von Wahrheit und Recht, als die Regenten einer, wenn auch noch so dürftig vorgestellten, natürlichen und sittlichen Weltordnung. Von diesen Göttern, ihren Schöpfern und Herren, fühlten die Frommen sich in allem abhängig, ihnen dankten sie ihr Heil und ihre Siege. Traf sie aber Unglück, Missgeschick oder Krankheit, danp sahen sie darin eine Aeusserung des Zorns der Götter, welchen sie durch ihre bewusste oder unbewusste Sünde erregt hatten, und dann thaten sie alles, um Vergebung und Abwendung der Strafe zu erlangen. Die Sünde und ihre Folgen scharf von einander zu scheiden, hatten sie noch nicht gelernt. Aber sie wurde tief empfunden und als Abweichung vom rechten Weg, Verdunkelung und Unreinheit, wie als Feindschaft gegen Gott aufgefasst. Der Geist der hebräischen Propheten redet dann und wann auch in den religiösen Liedern Babels und Assurs. Vor allem in den merkwürdigen Busspsalmen und Klageliedern, deren einige erhalten blieben und die sicher von semitischer Herkunft sind. Verschiedene Stellen dieser Psalmen stimmen in Ton und Geist mit den hebräischen überein, obgleich sie sich von ihnen in einem wichtigen Punkt unterscheiden, darin nämlich, dass sie noch nicht auf monotheistischem Boden erwachsen sind. Denn wenn sie auch in der Regel an eine, für den Dichter dann die höchste Gottheit gerichtet sind, so rufen sie doch zugleich die Vermittlung anderer an. Aber da die Götter hier auch nichts anderes als Mittler sind, so thut ihre

Erwähnung der Innigkeit der persönlichen Beziehungen zwischen dem Menschen und dem Gotte, welchen er anbetet, wenig Abbruch. Obendrein wird zuweilen überhaupt kein bestimmter Gott genannt und ist somit die Grenze des Monotheismus erreicht, wenn sie auch nicht überschritten wird".

Die Israeliten.

Die vorprophetische Religion. Die traditionelle Ansicht, dass die israelitische Religion sich von Anfang als reiner ethischer Monotheismus von allen anderen Volksreligionen unterschieden habe, ist durch die neuere Kritik der alttestamentlichen Quellenschriften hinfällig geworden. Wir wissen jetzt, dass die Bücher Mosis und Josua erst in der nachexilischen Zeit in ihre jetzige Form redigiert worden sind; dass die ausführliche Beschreibung der Gesetzgebung Mosis erst ein Produkt der Schriftgelehrten aus Esras Zeit ist; dass auch die in dieses Sammelwerk eingearbeiteten älteren Geschichtswerke aus dem achten und siebenten Jahrhundert stammen, also von den Anfängen. Israels durch Jahrhunderte getrennt sind; dass in diesen älteren Quellen schon die Erinnerungen und Sagen der Vorzeit nach den religiösen Gesichtspunkten der späteren Verfasser umgebildet sind; dass endlich die früheren Quellen durch die späteren Bearbeiter und Redaktoren die mannigfachsten Aenderungen, Einschiebungen und Verschiebungen erfahren haben. Auf Grund dieser kritischen Analyse der alttestamentlichen Geschichtsquellen, die zu den glänzendsten und verdienstlichsten Leistungen der modernen Wissenschaft gehört*), hat sich ergeben, dass die Anfänge der israelitischen Religion wesentlich analog denen anderer, besonders semitischer Völker zu denken sind.

Die Religion Israels ist weder ein Erbe der Urzeit noch eine dem Mose geoffenbarte Lehre gewesen, sondern sie ist zusammen mit dem Volk aus den einfachsten Anfängen entstanden und im Verlauf seiner wechselvollen Geschichte gewachsen und gereift, und sie darf insofern allerdings eine Offenbarung des Gottes heissen, der als der lebendige Gott der Geschichte durch Thaten zu den Völkern spricht.

*) Das Nähere über den Gang dieser Forschungen und die Beiträge der einzelnen Gelehrten findet man u. A. in meiner Geschichte der protest. Theologie seit Kant, III. Abschn. II. Kap.

Volk und Religion Israels haben denselben Ursprung: im Glauben an Jahve als ihren gemeinsamen Volksgott und Heerführer haben sich verschiedene verwandte Stämme der sinaitischen Halbinsel zu gemeinsamen Wander- und Eroberungszügen verbunden und haben in ihrem siegreichen Vordringen und Eindringen in Kanaan den thatsächlichen Beweis dafür gefunden, dass Jahve Israels Gott und Israel Jahves Volk sei. Was der Name Jahve ursprünglich bedeute, ist ungewiss; wir wissen nur, dass man noch in späterer Zeit den Berg Sinai für seinen Wohnsitz hielt, von wo aus er seinem kämpfenden Volke zu Hilfe komme; er mag also wohl der Stammgott eines der von der Sinaisteppe ausziehenden Stämme (Josef?) gewesen sein; kam ihm auch eine Naturbedeutung zu, so war es jedenfalls nicht die Fruchtbarkeit der Natur, sondern eher die Furchtbarkeit der das Felsgebirge umtobenden Gewitterstürme, worin man seine Offenbarung wahrnahm. Indessen ist dies unsicher und nebensächlich; die Hauptsache ist, dass Jahve fortan das Feldgeschrei der kriegerischen Eidgenossenschaft wurde, das gemeinsame Band, das diese wandernden Nomadenstämme zunächst zum Heerlager verband und später auch zum wirklichen Volk verbinden sollte. Jahve war der streitbare Gott, nach dem sein Volk Israel (Gott streitet") sich nannte. Sein vorzügliches und vielleicht anfangs noch einziges Heiligthum war die tragbare Lade*), an welche man seine wirksame Gegenwart inmitten des Heeres geknüpft dachte eine durchaus noch der animistischen Religionsstufe angehörige Vorstellung. Auch dass bei diesem wandernden Heiligthum eine Orakelstätte sich befand, wo die Gottheit durchs Loos oder sonstwie befragt und ihre Weisungen für Kriegsunternehmungen oder auch für strittige Rechtsfälle durch priesterliche Vermittlung empfangen wurden, und dass der diese Orakel ertheilende Priester eben damit. eine bedeutsame Rolle im Heerlager spielte, das alles entspricht genau dem, was wir sonst auch überall auf dieser Religionsstufe finden. Von einer ausserordentlichen, etwa gar monotheistischen Gottesoffenbarung durch Mose zu reden, ist man also nicht berechtigt; neben dem Volksgott Israels stehen die Götter der anderen Völker, und die kürzlich entdeckte Inschrift des Moabiterkönigs Mesa giebt uns den

*) Die Gesetztafeln enthielt sie jedenfalls nicht, vielleicht aber einen einfachen Stein vom Sinai, als Diminutiv behausung für den Gott vom Berge.

urkundlichen Beweis dafür, dass das Verhältniss der Moabiter zu ihrem Volksgott Kamos wesentlich dasselbe war wie das der Israeliten zu ihrem Jahve. Dass dennoch aus Jahve mit der Zeit etwas ganz anderes wurde als aus Kamos, das liegt nicht sowohl an der ursprünglichen Verschiedenheit der mit beiden Namen verbundenen Vorstellungen, als vielmehr an der Verschiedenheit der Geschichte beider Völker. Dass Jahve, der Gott eines erst werdenden Volks, der Bürge seiner idealen Hoffnungen mehr als der Vertreter seiner natürlichen Wirklichkeit war, und dass mit dem Volk auch sein Gott zugleich nur im steten Kampfe mit der widerstrebenden Wirklichkeit sein wahres Sein erstreben konnte: darin lag ohne Zweifel der springende Punkt der so wunderbaren Entwicklung der Jahvereligion.

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Die schwerste Gefahr drohte ihr nicht von den äusseren Feinden, sondern von den überwundenen Kanaanitern, mit welchen die sich ansiedelnden israelitischen Stämme in engen freundlichen Verkehr traten. Unvermeidlich trat hierbei eine Religionsmengung ein, in der allerdings eine ernste Gefahr für den Jahveglauben lag, sowenig man auch berechtigt ist, an einen bewussten Abfall" von diesem zu denken. Jahve blieb immer der Gott der Volksgemeinschaft, aber diese trat in die Erscheinung nur bei kriegerischen Aktionen, im Heerlager wusste man Jahve, sichtbar verkörpert in der heiligen Lade, gegenwärtig unter seinem Volk und im Siege feierte man seinen wirksamen Beistand. Sonst aber wohnten die einzelnen Stämme vor der Königszeit ohne gemeinsame staatliche Organisation jeder für sich in Mitten der kanaanitischen Umgebung und ebenso wie diese vorzugsweise mit Acker- und Weinbau beschäftigt. Da mit dieser Beschäftigung die Kultusformen der Kanaaniter zusammenhiengen, so geschah es natürlich, dass die Israeliten, nachdem sie vom Nomadenleben der Steppe zum sesshaften Ackerbau übergegangen waren, neben anderen auch die kultischen Sitten von der eingeborenen Bauernbevölkerung annahmen. Es war das um so unvermeidlicher, da auch die religiöse Vorstellungsweise der israelitischen Stämme, abgesehen vom Jahveglauben, noch auf derselben Stufe der animistischen Naturreligion stand, wie die der Kanaaniter; der geschichtlich entstandene Nationalgott hatte hier so wenig wie anderwärts die natürlichen Stamm-, Familien-, und Lokalgottheiten sofort unterdrücken können. Begegnen uns deren Spuren noch bis zum Exil, so dürfen wir mit voller Sicher

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