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heit annehmen, dass sie in den ersten Jahrhunderten nach der Einwanderung in Kanaan noch einen grossen Raum in der israelitischen Religion einnahmen.

Auf Ahnenkult weisen die Teraphim hin, d. h. Hausgötter, Penates, deren Bild, wie aus der Erzählung von Michals List I Sam. 19, 13 ff. geschlossen werden kann, Menschengestalt hatte; sein gewöhnlicher Ort war neben der Hausthür, vor ihm geschah nach II Mos. 21, 2-6 die Aufnahme der Sklaven in die Hausgenossenschaft. Wenn I Sam. 20, 6 von einem jährlichen Opferfest der Sippe Davids in Bethlehem die Rede ist, so weist solch ein besonderer Familienkultakt hier, wie überall, auf eine entsprechende besondere Familiengottheit, also auf Ahnenkult. Auch die Trauerbräuche der Israeliten sind unzweifelhaft Ueberreste einer ursprünglichen kultischen Verehrung der Verstorbenen, nicht Symbole der Trauer, sondern abgeschwächte Kultakte, in welchen die Lebenden Haar, Blut, Kleider dem Todten opferten, um mit ihm in Gemeinschaft zu bleiben*). Und diese Gemeinschaft suchte man auch zu verwerthen durch Beschwörung der Ahnengeister zum Behuf der Orakelertheilung. Das in den späteren heiligen Schriften so oft wiederkehrende Verbot der Todtenbeschwörung und Zauberei beweist nur, wie sehr verbreitet sie in der volksthümlichen Sitte war; ein interessantes Beispiel ist die Erzählung I Sam. 28, wie Saul, der als Vertreter der nationalen Jahvereligion die Todtenbeschwörer und Wahrsager aus dem Land vertrieben hatte, dennoch in eigener Noth zur Hexe von Endor gieng und den Geist Samuels durch sie beschwören liess. Indem der Urtext diese Geisterscheinung mit „Elohim“ ausdrückt, giebt er uns damit einen höchst werthvollen Aufschluss über die ursprüngliche Grundbedeutung dieses späteren Gottesnamens: Elohim heisst eigentlich: Geister, vielleicht mit der Nebenbedeutung der überlegenen Macht und Furchtbarkeit; der Geisterglaube im weitesten Sinn, wie er Menschen- und Naturgeister einschliesst, war also auch die Grundlage des Gottesglaubens der Israeliten. Weil man aber die verschiedenen Geister nicht individuell unterschied, so konnte man die ganze Gattung dieser übersinnlichen Wesen auch wie ein Wesen im

*) Vgl. Rob. Smith, Rel. of the Semites I, 300 ff. und Schwally, Das Leben nach dem Tod, 1892.

O. Pfleiderer, Religionsphilosophie. 3. Aufl.

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Sinne von: „Geisterwelt, Göttermacht" betrachten und sprachlich durch singulare Construction ausdrücken, ähnlich wie auch der Plural Teraphim mit Singular konstruirt die „Ahnenschaft" im Allgemeinen, im Sinn der römischen Lares et Penates", bezeichnet *). Um so leichter konnte dann später der ursprüngliche Kollektivbegriff für „das Göttliche“ überhaupt mit der einen Person des Volksgottes Jahve identifizirt werden; die in gewissen Geschichtsquellen sich findende Zusammenstellung „Elohim Jahve" ist Ausdruck dieser Synthese, Ergebniss des allmäligen Verdrängt- und Aufgesogenwerdens der niederen heidnischen Geisterwelt durch den erhabenen sittlichen Volksgott Israels. - Wie nun überall in der animistischen Naturreligion die Verehrung der Geister sich an bestimmte sinnliche Dinge knüpfte, die als die Behausung der Geistwesen gedacht und mit ihnen selbst mehr oder weniger identifizirt wurden, so fand dasselbe auch im israelitischen Alterthum statt. Heilige Steine, Bäume und Quellen hatten die Israeliten schon in der Wüste verehrt, um so mehr mussten sie dieselben auch auf den Kultstätten der Kanaaniter (den „Höhen“) als Behausungen der göttlichen Mächte anerkennen; dass sie so gut wie die Kanaaniter „auf jedem hohen Berg und unter jedem grünen Baum" geopfert haben, wird ihnen von Jeremia (2, 20. 3, 6) zwar unter dem Gesichtspunkt einer Buhlschaft d. h. Untreue gegen Jahve vorgeworfen, aber dieser Gesichtspunkt ist für die alte Zeit, wo man noch keinen exklusiven und centralisirten Jahvekult kannte, nicht zutreffend; freilich wenn das vom Propheten gerügte „Buhlen“ über jenen symbolischen Sinn hinaus von eigentlicher religiöser Prostitution verstanden werden sollte, wie sie allerdings zum kanaanitischen Kult gehörte, dann wäre damit eine durch das böse Beispiel der Kanaaniter verursachte wirkliche Korruption der israelitischen Religion ausgesagt, zu welcher auf ihrer primitiven Stufe, bei den Nomadenstämmen der Wüste, geschlechtliche Excesse nicht gehört hatten. Uebrigens ist zu bemerken, dass mit den heiligen Bäumen (Hebron, Mamre)

Vielleicht haben wir auch in I Mos. 31,53 den Elohim Abrahams und Elohim Nahors nicht als zwei von diesen Brüdern verehrte Götter, sondern als ihre göttlichen Ahnengeister selbst zu verstehen. Dann hätten wir hierin einen direkten Beleg dafür, was auch sonst höchst wahrscheinlich ist, dass die (männlichen und weiblichen) Namen der Patriarchensage ursprünglich nichts anderes sind, als die Ahnengötter verschiedener semitischer Familien und Stämme.

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Abraham, mit den heiligen Quellen Isaak und Ismael (Beersaba, Lachai Roi) und mit den heiligen Steinen Jakob (Bethel) in Verbindung gebracht werden; ob man darin eine Erinnerung an zeitlich auf einander folgende Entwicklungsstufen der animistischen Naturreligion der israelitischen Stämme zu finden habe, mag dahin gestellt bleiben. Neben oder nöthigen Falls anstatt der natürlichen Steine und Bäume hatte man an den heiligen Stätten auch künstliche d. h. zunächst absichtlich aufgerichtete und später wohl auch zugehauene Steinsäulen (Masseben) und geschnitzte Holzpfähle (Ascheren), die durch Salben mit Oel und Behängen mit Schmuckgegenständen zu Götterbehausungen geweiht wurden. Diese primitivsten Idole hatten die Israeliten schon vor der Einwanderung in Kanaan; nachher lernten sie dann von den Kanaanitern auch künstlichere Bilder verfertigen; zu diesen gehört wahrscheinlich das Ephod, das als Orakelmedium öfters erwähnt wird und nach der gewöhnlichen Deutung ein mit Metallüberzug versehenes Schnitzbild war (nach Anderen eine vom Orakelpriester getragene Orakeltasche mit Lossteinen). Vom Teraphim, dem Hausgötterbild, war schon oben die Rede. Bekannt ist ferner das gegossene Stierbild zu Bethel und die eherne Schlange zu Jerusalem; jenes galt zwar dem Jahve, war aber der kanaanitischen Verehrung Baals unter Stiergestalt nachgebildet; auch die eherne Schlange kann nicht, wie die Sage berichtet, von Mose herrühren, da die Nomaden in der Wüste sich noch nicht auf die Technik des Metallgusses verstanden, wohl aber ist sehr wahrscheinlich, dass sich darin ein Rest des uralten semitischen Thierdienstes, in dem die Schlange eine grosse Rolle spielte, erhalten hat. Wie die heiligen Orte und Bilder, so wurden auch die heiligen Festzeiten von den Kanaanitern übernommen; die Hauptfeste fanden statt bei der Gerstenernte im Frühlinge, Weizenernte im Sommer und Weinlese im Herbst. Mit dem Fest der ersten Gerstenbrote (Massoth) wurde das uralte (auch den Arabern bekannte) Passah verbunden, an dem ursprünglich die Erstgeburten der Herde geopfert wurden. Das Herbstfest kommt zuerst (Richter 9, 27) als Fest der kanaanitischen Sichemiten zu Ehren ihres Lokalgottes vor. Auch die Feier des Neumondes und des siebenten Wochentages, des Sabbath, hat ihren Ursprung nicht in der Jahvereligion, wenn sie auch von dieser frühe schon adoptirt (II Mos. 34, 21) und ihrem höheren Geiste dienstbar gemacht wurde. Eben dies gilt

auch von den drei Hauptfesten: später wurden sie ganz dem geschichtlich-sittlichen Geist der Jahvereligion assimilirt und demgemäss als Gedächtnissfeier für geschichtliche Erlebnisse des Volkes (Auszug aus Aegypten, Gesetzgebung, Wohnen in Laubhütten während des Wüstenzuges) gedeutet; aber ursprünglich waren es Feste der Naturreligion, die für die Israeliten in Kanaan kaum eine andere Bedeutung hatten als für die eingeborenen Kanaaniter: es waren Dankfeste für die den Erntesegen spendende Naturgottheit. Nun war es aber nicht ein einziger Gott, der dem Lande Kanaan seine Fruchtbarkeit verlieh, sondern für die kanaanitische Naturreligion gab es so viele Lokalgottheiten, Baale, als fruchtbare Landstriche. Da nun die israelitischen Feste als Erntefeste eben auch lokalen Charakter trugen und zu verschiedenen Zeiten in den verschiedenen Gauen gefeiert wurden, so war es nicht das Volk als Ganzes, das bei ihnen in die Erscheinung trat, und darum war auch die Gottheit, vor der man feierte, anfangs nicht sowohl der allgemeine Volksgott Jahve, als vielmehr ein besonderer lokaler Gott, der Baal des betreffenden Gaues, oder auch der Stammgott der hier zusammenwohnenden Sippe (z. B. Davids, I Sam. 20, 6), welche beide hier wie überall leicht ineinanderflossen. Wohl wussten zwar die Israeliten, dass ihr Gott Jahve, der ihnen den Sieg über die Kanaaniter verliehen, den Göttern des Landes Kanaan überlegen sei; aber darum konnten sie sich doch nicht gleich von Anfang an den Gedanken gewöhnen, dass er auch der alleinige Herr dieses Landes und Spender seiner Gaben sei; sie dachten ihn ja auf dem fernen Sinai wohnend, von wo er in Nothzeiten seinem Volk im Gewittersturm zu Hilfe zieht (Richter 5,5); daneben blieb in gewöhnlichen Zeiten Raum genug für das Walten der Naturgötter als der Besitzer von Kanaan. Erst mit dem Erstarken des Nationalbewusstseins, mit der staatlichen Ordnung des Volks unter dem Königthum und mit der Vollendung der Eroberung des Landes und Assimilirung seiner eingeborenen Bevölkerung vollzog sich auch im religiösen Bewusstsein Israels die bedeutsame Wandelung, dass Jahve nicht bloss als der Gott Israels, sondern auch als der alleinige Herr Kanaans und Spender der Gaben des Landes gedacht wurde. In dem Maasse, wie Israel mit dem eroberten Lande verwuchs, wurde auch Jahve der Alleinherr im Lande, und so innig dachte man jetzt den Zusammenhang beider, dass das Verlassen des Landes auch die kultische Gemeinschaft mit

Jahve abschnitt (I Sam. 26, 19). Neben der Monarchie Jahves konnten die früheren Landesgottheiten nicht mehr fortbestehen; ihre Functionen wurden auf Jahve übertragen, ihre Feste ihm als dem alleinigen Baal d. h. Herrn des Landes gefeiert; auch dieser Name konnte um so leichter auf Jahve übertragen werden, da er nicht Eigenname, sondern Gattungsname für die göttlichen Herren und Besitzer des Landes war). Eine weitere Folge der allmälig zu Bestand kommenden Alleinherrschaft Jahves in Kanaan war, dass die altheiligen Stätten der Lokalkulte ihm zugeeignet wurden; zur Begründung seines Eigenthumsrechts auf diese ursprünglich kanaanitischen Kultorte dienten später die Sagen, welche Jahve mit den Vätern an diesen Orten verkehren und ein Gedächtniss seines Namens stiften liessen. Weil aber doch die Erinnerung an die ursprüngliche Verschiedenheit der an diesen Kultorten früher verehrten Gottheiten nicht ganz aus dem Bewusstsein sich verdrängen liess, so wurde nunmehr der eine Jahve an den verschiedenen Heiligthümern als verschiedenartig gegenwärtig und wirksam gedacht: ein anderer war der Jahve von Beersaba, ein anderer der von Dan, ein anderer der von Bethel. scheinung findet sich auch sonst in der Religionsgeschichte vielfach, z. B. im griechischen Zeus-, römischen Jupiter- und katholischen Marienkult; sie erklärt sich überall gleicherweise aus der Verschmelzung älterer verschiedenartiger Lokalkulte mit dem jüngeren Kult einer höheren gemeinsamen Gottheit.

Dieselbe Er

Das Königthum. Die Zeit der Richter war zwar nicht, wie die spätere Geschichtschreibung auf Grund ihres religiösen Pragmatismus es darstellte, eine Zeit abwechselnden Abfallens von und Sichbekehrens zu Jahve, sondern es war ein stetes Neben- und Ineinander von Jahves- und Baalsdienst. Aber in friedlichen Jahren mochte allerdings der Dienst der Landesgötter, denen man den Segen des Landes zu verdanken meinte, so überwiegen, dass der Jahveglaube zeitweise in Gefahr war, von der kanaanitischen Naturreligion erstickt zu werden. Dass es dazu nicht kam, dafür sorgten immer wieder die Angriffe feindlicher Nachbarn; die gemeinsame Noth und Schmach weckte in

* Die zu Anfang der Königszeit sich häufenden Zusammensetzungen von Eigennamen mit Baal sind so wenig ein Zeichen des Abfalls von Jahve, dass sie im Gegentheil seinen sich vollendenden Sieg über die Baalsreligion bezeugen.

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