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heidnischen Formen sich vielfach wieder einschlichen, so geschah dasselbe auch bei den Kirchengebäuden. Wie die Heroentempel die Gräber der Heroen einschlossen, so baute man auch die christlichen Kirchen, näher den Altar, über den Gräbern der Märtyrer und Heiligen als einem Ort von specifischer Heiligkeit; die unter dem Altar bestatteten Reliquien der Heiligen sollten deren Gegenwart an diesem bestimmten Raum wieder ebenso verbürgen, wie die heidnischen Götterbilder die Gegenwart der göttlichen Mächte an ihre Tempel binden. sollten. Und wie der Klerus sich mehr und mehr von der Laiengemeinde als ein heiligerer Stand absonderte, so wurde in den Kirchen der dem Klerus vorbehaltene Altarraum von der Halle der Laiengemeinde abgeschieden; so hatte man wieder ein engeres Heiligthum entsprechend der Cella der alten Tempel. Auch die Bilder der letzteren stellten sich bald wieder ein, zunächst zwar nur als Symbole zur Unterstützung der Andacht der feiernden Gemeinde; aber für das Bewusstsein der Menge wurden aus den Symbolen bald genug wieder Idole. Darum hat der Puritanismus der kalvinischen Reformation die Bilder als abgöttisch aus den Kirchen entfernt, freilich damit auch diese manches wohlthuenden Schmuckes beraubt und zu einer gewissen dürftigen Nüchternheit verurtheilt, während die lutherische Kirche auch hierin, wie sonst, laxer war und dem Phantasiebedürfniss des Kultus mehr Rechnung trug. Dass auch die gottesdienstlichen Gebäude der mittelalterlichen Kirche für den protestantischen Gottesdienst, der keine Scheidung von Klerus und Laien kennt, und dem das Hören des Worts wichtiger ist als das Sehen von Ceremonien, nicht mehr recht geeignet sind und an ihre Stelle wieder die einfacheren Versammlungshallen der ältesten Kirche treten sollten, ist eine gegenwärtig immer mehr sich Bahn brechende Einsicht.

Heilige Zeiten waren in den Naturreligionen durch den Jahreslauf und die Beschäftigung der Menschen bestimmt. Bei Nomadenstämmen war der Neumond die gewöhnliche Festzeit; er ist insbesondere bei den Israeliten der älteste, noch aus ihrer Nomadenzeit stammende Festtag*). Ein ebenfalls uraltes Jahresfest, das die Is

*) Vgl. hierzu und zum Folgenden Nowack, Hebräische Archäologie, II, S. 138 ff.

raeliten mit andern Semitenstämmen (Arabern) gemein hatten, war das Passah, wahrscheinlich ursprünglich ein Frühlingsfest, bei welchem die Erstgeburt der Herden geopfert und durch Besprengung der Thürpfosten mit dem Blut der Opferthiere Haus und Stall gegen böse Geister gefeit wurden; die Beziehung auf den Auszug der Israeliten aus Aegypten ist eine spätere Deutung des Festes, dessen ursprünglicher Sinn dem Gesetzgeber nicht mehr deutlich war. Nach der Ansiedelung in Kanaan und dem Uebergang zum sesshaften Ackerbau nahmen die Israeliten auch die bei den Kananäern üblichen Feiertage auf, vor allem den Sabbath als den letzten Tag der Woche, die aus der Viertheilung des Mondmonats entstand*), sodann die drei Jahresfeste: das der ungesäuerten Brote zu Anfang der Gerstenernte im Frühling, das der Wochen bei der Waizen ernte im Sommer und das Herbstfest der Weinlese (Hüttenfest"); die Feier dieser drei Feste war in der älteren Zeit nicht an festbestimmte Tage gebunden, sondern wurde in jedem Gau, wann die Ernte war, gehalten; die Form der Feier bestand anfangs einfach in fröhlichen Opfermahlzeiten mit Reigentanz und Musik. Das änderte sich völlig, als die priesterliche Gesetzgebung den Kultus im Tempel zu Jerusalem centralisirte und die Festzeiten fixirte: damit wurde die Festfeier vom natürlichen. Volksleben abgelöst und zu einer rituellen priesterlichen Leistung; damit trat dann auch die ursprüngliche natürliche Bedeutung der Erntefeste in Hintergrund und musste durch eine neue geschichtliche Deutung ersetzt werden: das Fest der ungesäuerten Brode wurde zur Erinnerungsfeier an den eiligen Auszug aus Aegypten, und zwar in engster Verbindung mit dem Passahfest, mit dem es anfangs nichts gemein hatte; das Herbstfest wurde auf die Wanderung der Israeliten in der Wüste bezogen, und zuletzt (im späteren Judenthum) bekam auch das Wochenfest (Pfingsten) seine Beziehung auf die Gesetzgebung am Sinai. Ausserdem fügte die Priestergesetzgebung den alten Festen ein neues hinzu, das bald das grösste von allen wurde: den Versöhnungstag, an dem unter geheimnissvollen alterthümlichen Bräuchen

*) Die Beziehung der Woche auf die sieben Planeten ist nach Wellhausen nicht das Ursprüngliche, daher auch die Herleitung des jüdischen Sabbaths aus der babylonisch- assyrischen Religion, die allerdings auch einen „Ruhetag des Herzens" unter dem Namen Sabattu kannte, nicht wahrscheinlich.

eine Generalsühne für die Sünden des Volks vollzogen wurde (oben, S. 87).

Auch in anderen Religionen finden wir einen ähnlichen Hergang: Zu einer älteren Gruppe von Naturfesten, die sich an den Jahreslauf, an winterliche und sommerliche Sonnenwende und an Saat und Ernte knüpfen, kommen allmälig hinzu geschichtliche Feste zur Erinnerung an Städtegründungen, Siege, Einführung von Kulten, Geburt oder Tod von Heroen; nur im Buddhismus und Christenthum hatten, vermöge des rein historischen Ursprungs beider Religionen, auch die Feste schon von Anfang den Charakter geschichtlicher Gedenktage an wichtige Ereignisse aus dem Leben des Stifters und der ältesten Gemeinde. Im Unterschied von der uniformirenden Tendenz des Monotheismus ist. es für den hellenischen Polytheismus bezeichnend, dass hier nicht allein jeder Stamm und jeder Ort seine eigenen Festzeiten und Festgebräuche hatte, sondern sogar das nämliche Fest an verschiedenen Orten auf verschiedene Zeiten fallen konnte"*); während im Judenthum die gemeinsame jerusalemische Festfeier an die Stelle aller besonderen Gaufeste. trat, blieb in Hellas die religiöse Besonderheit aller Gaue und Städte unverkürzt fortbestehen, auch nachdem die panhellenischen Feste ein gemeinsames religiöses Nationalbewusstsein zum Ausdruck gebracht hatten. Nicht minder gross ist der Unterschied in dem Charakter der beiderseitigen Festfeier: in Jerusalem bestand sie in priesterlichen Opferdiensten zu Ehren Gottes, wobei das Volk nur passiv betheiligt war; in Olympia feierte man wohl auch die Götter, aber zugleich die eigene Tüchtigkeit des hellenischen Volks, dessen Jugend bei den Festspielen seine leiblichen und geistigen Kräfte und Fertigkeiten wetteifernd bethätigte; hier galt die frohe Feier der schönen Menschlichkeit, die man in den Idealen der Götter repräsentirt sah, dort galt das opus operatum dem strengen übermenschlichen Gott, dessen gesetzliche Forderungen, auch wo weder Sinn noch Nutzen für irgendjemand darin zu finden ist, mit ängstlicher Genauigkeit bis aufs Jota und Häckchen erfüllt werden müssen; kurz, den Hellenen waren die Feiertage Freudentage, den Juden aber (seit Esras Zeit - denn früher war es auch hier anders) ein hartes gesetzliches Joch.

Diesem Sabbathrigorismus des pharisäischen Judenthums hat

*) Hermann, Gottesdienstliche Alterthümer der Griechen, S. 229,

Jesus den Grundsatz entgegengestellt; „Der Mensch ist nicht um des Sabbaths, sondern der Sabbath um des Menschen willen gemacht!" Es darf also aus dem Feiertag nicht ein Joch für den Menschen gemacht werden, da er vielmehr eine Wohlthat für ihn sein soll, eine erquickende Ruhepause zwischen der Alltagsarbeit und ein Anlass zur Erhebung des Gemüths in die Welt der ewigen Güter. Wie nach christlicher Anschauung alles sittliche Handeln unter den Gesichtspunkt des Gottesdienstes fällt, so sollen auch nicht bloss einzelne Tage, sondern das ganze Leben geheiligt, Gott geweiht sein. Mit dieser geistlichen Erfüllung der Sabbathidee ist die gesetzliche Form des Sabbaths aufgelöst. An ihre Stelle tritt die vernünftige Zweckmässigkeit, bestimmte Tage zur gemeinsamen religiösen Feier und Erbauung auszuwählen. Dies hat die christliche Kirche gethan, indem sie an der Stelle des jüdischen Sabbaths den Sonntag zum Feiertag machte, als den Tag, da mit Christus ein neues Leben der Welt aufging. Mit der Zeit bildete sich dann auch ein Jahrescyklus kirchlicher Feste, in welchen die einzelnen Akte des göttlich-menschlichen Erlösungsdramas alljährlich vor der andächtigen Betrachtung der Gemeinde vorüberziehen und von ihr im Geiste nacherlebt werden. Noch andere Feiertage kamen hinzu: Gedächtnisstage an die Heiligen (die christliche Umbildung der heidnischen Heroen), an Einweihung von Kirchen, an die Reformation der Kirche, und am Schluss des Kirchenjahrs das Allerseelenfest, das direkt wieder anknüpft an einen der ältesten Kultusbräuche der Menschheit, an den Seelenkult. Indem so die Christenheit, einem weisen Haushalter vergleichbar, aus dem Schatze der religiösen Vergangenheit Altes und Neues hervorgeholt hat, bildete sie einen unvergleichlichen Reichthum von Kultusformen aus, der den verschiedenartigen, in der menschlichen Natur liegenden Bedürfnissen genugzuthun vermag. Nur dass man nie vergessen sollte, dass diese Formen nicht zum Selbstzweck und zum Hemmniss des religiösen Geistes werden dürfen, sondern als seine dienenden Mittel zu behandeln und seinen wechselnden Bedürfnissen anzupassen sind, und dass ihre Deutung immer dem vernünftigen Urtheil des Einzelnen freizustellen ist.

2. Capitel.

Heilige Menschen.

Heilige Menschen sind in den Anfängen der Religion solche, die zur Gottheit in besonders naher Beziehung stehen und daher den Verkehr mit ihr für die Anderen vermitteln*). Es sind die Seher oder Zauberer oder Priester - Ausdrücke, die auf dieser Stufe noch gleichbedeutend sind die mehr wissen und mehr können, als gewöhnliche Menschenkinder, weil sie in einem besonderen geheimnissvollen Rapport mit der Götter- und Geisterwelt, mit den übersinnlichen Mächten stehen. Man bedarf dieser heiligen Menschen" zwar nicht für den gewöhnlichen Opferdienst, denn diesen besorgt in den Anfängen aller Religionen jeder gewöhnliche Mensch für sich oder die Seinen, für die Familie der Hausvater, für Stamm und Volk der Stammälteste oder Fürst und König. Aber bei allen aussergewöhnlichen Fällen, wo Hilfe und Rath von den übermenschlichen Mächten begehrt wird, da tritt der Zauberpriester oder Seher in Funktion. Begehrt man Aufschlüsse über verborgene Dinge der Gegenwart oder Zukunft, so gibt er Orakel, sei es unmittelbar aus ekstatischem Hellsehen, oder durch Beschwörung von Geistern, die ihm Rede stehen. müssen, oder durch Deuten von Zeichen, die nur er richtig zu verstehen oder zu veranstalten vermag (Loosorakel). Dieses höhere Wissen qualificirt ihn zu mehrfachen wichtigen Diensten für die primitive Gesellschaft: vor allem zu ärztlichen. Denn Krankheit gilt dem Naturmenschen überall als Wirkung böser Geister, die den Menschen quälen, indem sie ihn schlagen, lähmen, aussaugen, in seinen Leib einfahren und dgl.; diese müssen also abgewehrt und ausgetrieben werden durch andere stärkere Geister; dazu bedarf es der Kunst des Geisterbanns, die der Zauberpriester vermöge seines Bundes mit der Geisterwelt auszuüben vermag. Ferner ist das Orakel des Sehers von nöthen vor Gericht, wenn die Frage nach Schuld oder Unschuld oder Recht und Unrecht die gewöhnliche menschliche Weisheit über

* Vgl. zum Folgenden die lehrreichen Ausführungen in Lipperts Geschichte des Priesterthums; passim.

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