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überhaupt, die zu dem melancholischen Resultat führt, dass Alles eitel sei, auch die Weisheit selbst, die mit all ihrem Mühen nur Unmuth schaffe und doch nichts zu begreifen vermöge. Auch auf das Jenseits richtet sich sein fragender Blick, aber er wagt nicht von ihm etwas zu hoffen, was für die Leere der diesseitigen Welt trösten könnte (3, 19-21. 9, 2-10). So bleibt ihm nur der Rath, sich genügen zu lassen mit dem, was an Lebensfreuden Gott bescheert habe, und in unverdrossener Arbeit täglich seine Pflicht zu thun, um alles Weitere aber sich nicht viel zu kümmern eine verständige Resignation, die doch den Stachel der inneren Unbefriedigung nicht zu überwinden vermag, daher der Pessimismus das letzte Wort behält: „Alles ist eitel" (12,8-die folgenden Verse sind späterer Zusatz von fremder Hand, beigefügt zur Beschwichtigung des Anstössigen, was das Buch zu haben schien). Für uns ist dieses Buch ein interessantes Zeichen der damaligen Entwicklungskrisis des Judenthums, welchem die alten triebkräftigen Motive seiner diesseitigen nationalen Hoffnungen nahezu entschwunden waren und noch kein Ersatz weder in der Hoffnung auf jenseitiges Glück noch in lebendiger religiöser Mystik gegeben war.

Apokalyptik. Unter solchen Umständen lag in dem zunehmenden Eindringen griechischer Kultur, Sitte und Denkart in das jüdische Volk, besonders in die aristokratischen Kreise zu Jerusalem eine schwere Gefahr, unter welcher das Erbe der Propheten leicht hätte verloren gehen können. Dass es dahin nicht kam, dafür sorgte der Uebermuth des syrischen Herrschers Antiochus Epiphanes, der durch den Versuch gewaltsamer Unterdrückung der jüdischen Religion das Nationalgefühl der Misshandelten aus dem Schlummer erweckte. In der heroischen Erhebung der Mackabäerkriege rettete die Nation ihre religiöse Selbständigkeit und gewann obendrein die politische noch einmal für etliche Jahrzehnte zurück. Aus diesem Aufschwung des nationalen Bewusstseins ging jene Nachblüthe des prophetischen Geistes hervor, welche man als die jüdische Apokalyptik" zu bezeichnen pflegt. Ihr erstes und bedeutendstes Werk ist das Buch Daniel, dessen Inhalt eine Philosophie der Geschichte vom jüdisch-theokratischen Standpunkt ist, welche in Form einer Vision einem sagenhaften Heiligen aus Nebukadnezars Zeit in den Mund gelegt wird. An

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knüpfend an die Weissagung des Propheten Jeremia von den 70 Jahren der Prüfungszeit macht der Apokalyptiker daraus 70 Jahrwochen und lässt deren erlösenden Wendepunkt eben in seiner eigenen Gegenwart, in der Zeit des Mackabäerkrieges, unmittelbar bevorstehen; er sieht in der makedonischen Monarchie das letzte der vier heidnischen Weltreiche seinem Ende entgegengehen, worauf alsbald die ewige Weltherrschaft der „Heiligen" d. h. der Juden beginnen und die Weltgeschichte ihren Abschluss finden soll (7, 14). War damit die lange zurückgestellt gewesene prophetische Erwartung einer künftigen nationalen Glanzzeit (die sogenannte „messianische Weissagung“) wieder in den Vordergrund gerückt, so erhielt dieselbe zugleich jetzt eine für die künftige religiöse Entwicklung höchst bedeutsame neue Wendung nach dem Uebernatürlichen, Wunderbaren und Jenseitigen hin. Vor allem durch die hier zum erstenmale auftretende Lehre von der Auferstehung der Todten, der Einen zu ewigem Leben und der Andern zu ewigem Grauen (12, 2f. 13). Dass zum Aufkommen dieser Lehre bei den Juden die Bekanntschaft mit der persischen Religion, wo dieselbe längst heimisch war, mitgewirkt habe, ist eine mögliche, aber keineswegs nothwendige Annahme, da sie aus der Entwicklung des Judenthums selbst unter dem Eindruck der Religionsverfolgung und Martyrien der Mackabäerzeit sich völlig erklären lässt. Die jüdische Frömmigkeit hatte seit der Prophetenzeit sich individueller gestaltet; nicht mehr bloss das Volksganze, auch die einzelnen Frommen wussten sich in einem persönlichen Verhältniss zu Gott stehend und damit berechtigt zu der Hoffnung persönlichen Antheils an den Segnungen der verheissenen Heilszeit; nun aber wurde diese nach wie vor noch als irdisch - nationale Herrlichkeit gedacht; damit war von selbst die Forderung der Wiederbelebung der vorher verstorbenen Gerechten zum Zweck ihrer Theilnahme an der irdischen messianischen Herrlichkeit gegeben. Auch die Vorstellung eines vor dem Tribunal Gottes sich abspielenden Weltgerichtsaktes zur Inscenirung der Herrschaft der Heiligen (7, 10 ff.) zeigt deutlich die transcendente Umdeutung des altprophetischen „Tags Jahves“. Der natürliche Gegensatz der Juden zu den andern Völkern ist potenzirt zu dem absoluten Gegensatz zwischen dem vom Himmel stammenden Gottesreich und den aus dem Abgrund stammenden Weltreichen, die in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge nur die wechselnden Er

scheinungsformen der einen dämonischen Weltmacht bilden, die mit dem Gottesreich im Kampfe um die Weltherrschaft ringt. Die Entscheidung wird aber nicht mehr, wie bei den Propheten, durch die von Gott gelenkte natürliche Entwicklung der Geschichte herbeigegeführt; im natürlichen Gang der Dinge wächst vielmehr nur das Elend des Gottesvolkes unter der Uebermacht des Weltreiches. Dann tritt durch ein göttliches Wunder die Katastrophe ein, die dem alten gottwidrigen Zustand ein plötzliches Ende macht und das Neue herbeiführt: dem Reich der Heiligen, repräsentirt durch eine auf Himmelswolken vor Gott kommende Menschengestalt (wie die Weltreiche durch Thiere repräsentirt waren), wird von Gott ewige Herrschaft verliehen. Der Sieg des Gottesreichs auf Erden wird also nicht durch menschliches Thun erkämpft, sondern ist nur die Erscheinung und Vollziehung von vorhergehenden himmlischen Vorgängen, Kämpfen zwischen Engeln und Gerichtsakten Gottes; die reale irdische Geschichte wird zum Schattenbild einer mythologischen Geschichte, die unter Geisterwesen im Himmel oder zwischen Himmel und Erde spielt. Die gesunde religiöse Geschichtsbetrachtung der Propheten ist in der Apokalyptik zum dogmatischen Supranaturalismus entartet, der an einem Werden des Guten aus dem sittlichen Wollen und Thun der Menschen verzweifelnd, sein Kommen nur von aussen und oben her, von himmlischen Wundern und Interventionen der Geistermächte erwartet. Das ist im Grunde die Wiederbelebung des uralten animistischen Geister- und Zauberglaubens, nur jetzt aus dem Kleinen des alltäglichen häuslichen Lebens auf das Grosse der Völkergeschicke übertragen und den erhabenen sittlichen Idealen der Prophetie dienstbar gemacht. Es wiederholte sich also auf dem Gebiet der eschatologischen Glaubensvorstellungen dasselbe, was das Ritualgesetz auf dem des Kultus geleistet hatte; wie ja überhaupt dieses Zurückgreifen auf animistische Elemente und Einfügen derselben in höherentwickelte Religionsformen zu den häufigsten Erscheinungen in der Religionsgeschichte gehört.

Schriftgelehrte. Von dem ältesten Schriftgelehrten der jüdischen Tradition, Simon dem Gerechten, wird der Ausspruch überliefert: „Auf drei Dingen beruht die Welt: Gesetz, Kultus und Wohlthätigkeit." Damit ist der Charakter der jüdischen Religions- und Sitten

lehre treffend ausgedrückt. Das Gesetz und der Tempelkult waren die Grundlagen der jüdischen Religion seit Esra, die Gesetzeslehrer und Priester ihre maassgebenden Organe. Während beide zur Zeit Esras noch wesentlich identisch waren, begannen sie sich seit der griechischen Herrschaft mehr und mehr zu scheiden. Um die Zeit der Mackabäerkämpfe aber gingen aus ihnen die beiden feindlichen Parteien der Sadducäer und Pharisäer hervor, deren Gegensatz ein religiöser und zugleich socialer war. Die Sadducäer waren der priesterliche Adel, im Besitz der politischen Macht, daher Realpolitiker, die den Zeitverhältnissen Rechnung trugen, mit den Heiden sich auf guten Fuss stellten, griechischer Bildung sich zuneigten und zur jüdischen Gesetzlichkeit mehr oder weniger indifferent sich verhielten. Die Pharisäer hingegen waren die klassischen Repräsentanten der Richtung, welche die innere jüdische Entwicklung der nachexilischen Zeit einschlug, der Kern der religiösen Gemeinde, der sich von der übrigen Masse nur durch die grössere Strenge und Konsequenz in Auslegung und Ausübung des Gesetzes unterschied. Aus der Mitte dieser Partei sind alle namhaften Schriftgelehrten hervorgegangen, die durch Auslegung des Gesetzbuches die Schulsatzungen der Ueberlieferung gebildet haben, die dem Judenthum seinen eng gesetzlichen Charakter aufprägten. Und wie die Pharisäer nach innen den Zaun des Gesetzes verschärften, so hielten sie nach aussen die Fahne der nationalen Unabhängigkeit hoch; sie waren bei jeder Gelegenheit die Führer der patriotischen Befreiungsversuche, deren treibendes Motiv immer die religiös-politische Idee der jüdischen Theokratie (der Messianismus") war. Seit der römischen Herrschaft theilte sich die pharisäische Partei in die Gemässigten, welche die Verwirklichung dieser Idee der Vorsehung anheimstellten und ruhig auf den Trost Israels harrten, und die Extremen („Zeloten"), die durch gewaltsame Revolution ans Ziel kommen wollten. Die meist zur pharisäischen. Partei gehörigen Schriftgelehrten hatten sich seit der griechischen Herrschaft vom Priesterthum losgemacht und bildeten einen besonderen Stand, dessen Häupter seit Hyrkan II (67 a. C.) in das Synedrium aufgenommen wurden und damit Antheil an der officiellen Regierung und Rechtsprechung bekamen. Mit dem politischen Zerfall befestigte sich ihre thatsächliche Herrschaft über das jüdische Volk immer mehr, sie bekamen den auszeichnenden Ehrentitel Rabbi

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(Monsieur), ihre Lehrautorität wurde auf Mose zurückgeführt und die unverlierbare Heiligkeit ihres Amtscharakters durch wunderbare Geistesmittheilung begründet, ganz wie später beim katholischen Klerus. Ihrer Berufsthätigkeit nach waren sie theils Juristen theils Religionslehrer; sie hatten das geltende Recht (Halacha) aus dem heiligen Gesetzbuch abzuleiten und in immer feineres kasuistisches Detail auszuspinnen, was natürlich nicht ohne freie und kühne Exegese möglich war. Ferner hatten sie die Rechtsprechung, theils als Beisitzer des hohen Gerichts in Jerusalem theils bei den Ortsgerichten auf dem Land. Endlich hatten sie als Religionslehrer die heiligen Schriften für die Erbauung der Gemeinde auszulegen; aus dieser den. frommen Gemeindebedürfnissen dienenden Reflexion (Haggada) ging die jüdische Legendendichtung, die apokalyptische Eschatologie und gnostische Mythologie hervor, in welcher das Judenthum mit dem ausgehenden Heidenthum wetteiferte und theilweise auch inhaltlich sich sehr nahe berührte.

Die Religion des pharisäischen Judenthums. Der jüdische Gottesglaube unterscheidet sich vom prophetischen in doppelter Hinsicht: er ist einerseits geistiger, die Anthropomorphismen werden beseitigt, die überweltliche Erhabenheit strenger durchgeführt; andererseits aber wird das religiöse Verhältniss beschränkter und äusserlicher gedacht. Gottes Wille geht ganz auf in der Thora und da er diese nur dem jüdischen Volk gegeben hat, so hat er nur zu diesem ein positives Verhältniss, das auch nicht mehr, wie die Propheten meinten, zur künftigen Ausdehnung auf alle Völker bestimmt ist; die Juden sind. für immer das alleinige Gottesvolk, während die Heiden als solche, gleichviel welcher Art ihr sittlicher Charakter sei, Feinde Gottes und zur ewigen Verdammniss bestimmt sind. Israel gegenüber ist Gottes Verhalten ganz bestimmt durch das Gesetz, das er eben dazu diesem Volk gegeben hat, damit es durch Erfüllung desselben sich Verdienste und Anspruch auf Lohn im Diesseits und Jenseits verdienen könne. Der göttliche Wille ist in der Vergeltung menschlichen Thuns ebenso unbedingt an das Gesetz gebunden, wie der menschliche. So ist das Gesetz als die höhere Macht noch über Gott hinausgehoben und recht eigentlich zum Abgott des Judenthums geworden; scheuten sich doch die Rabbiner nicht, Gott selbst in der Thora studiren zu lassen!

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