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Was war es denn m. g. F., was in diesen großen und eben so einfachen als erhabenen Worten des Herrn die menschliche Leidenschaft so aufregte? Ja es war freilich das, daß die Obersten des Volks, von ́ ́welchen allein das gesagt sein kann, daß sie suchten ihn zu greifen, von sich selbst glaubten die rechte lebendige Erkenntniß Gottes zu haben, und eben deswegen sich selbst hoch. müthig über andre erhoben und sich unterschieden von dem Volke, von welchem sie wie wir bald hören werden sagten, es sei verflucht, weil es von dem Gesez nichts wisse *). In diesem geistigen Stolz und Hochmuth ergrimmten sie, als der Herr so schlicht und einfach, ohne irgend eine Ausnahme zu machen, ohne einen Unterschied zuzugeben zwischen den gelehrter und dem Volke, fagte, niemand fenne den der ihn gesandt habe, von dem er gekommen sei, und sie wußten wol wen er meinte, denn er hatte es ihnen oft genug gesagt. Statt daß sie also hätten sollen in sich gehen und die Wahrheit erkennen der Worte die er sprach, so ergrimmten sie und suchten ihn zu greifen; aber ihr Zorn war ohnmächtig und ihre Bemühung vergeblich, weil feine Stunde noch nicht gekommen war.

Was sehen wir aber hieraus? daß es keinen gefährlicheren Feind giebt des wahren menschlichen Wohls, der reinen Seligkeit die wir in Christo haben, als eben der geistige Stolz und Hochmuth, der da glaubt etwas zu sein durch sich selbst, und der wenn er auch meint daß Licht und Kraft, Wahrheit und Glaube, Leben und Seligkeit von oben gekommen sind, doch jenen Feinden des Herrn darin ähnlich ist, daß er sich über andre erheben will und sich einen Vorzug vor andern beilegen. Das war ja eben die Sünde welche am meisten die Menschen trieb den Fürsten des Lebens zu tödten, das war es ja, was die Feindschaft gegen ihn in ihren Herzen aufregté, und je länger er unter ihnen wandelte, desto mehr sich entzündete, bis seine Stunde gekommen war und

*) Ev. Joh. 7, 49,

menschlicher Weise zu reden sie ihren Willen an ihm thun konnten. So giebt es auch für uns keinen größern Feind als jenen geistigen Hochmuth, und keine größere Sicherheit dafür als die da liegt in der brüderlichen Liebe, in welcher Chriftus uns verbunden hat, indem keiner sich soll über den andern erheben, son dern alle sich gleich sezen, weil wir alle nur aus einer Quelle schöpfen können, weil nur Eine Seligkeit für uns alle ist und nur Einer der sie spendet und der sie gern giebt.

Aber, heißt es weiter, viele vom Volk glaubten an ihn und sprachen: wenn Chriftus kommen wird, wird er auch mehr Zeichen thun als diefer? Und es kam vor die Juden, daß das Volk solches von ihm murs melte; da sandten sie Knechte aus, daß sie ihn griffen.

Was sie also zuerst thaten wegen seiner sie selbst treffenden Worte, daß sie ihn nämlich zu greifen fuchten, das thaten sie nun wieder, weil das Volk unter sich murmelte, er möge doch wol Christus sein, ohnerachtet sie selbst, die Vorsteher des Volks, es hartnäkkig läugneten. Den anfängenden Glauben wollten sie nun bekämpfen in dem, der der Gegenstand desselben war; weil das Volk von ihm meinte er fei Christus, so suchten sie ihn selbst zu greifen, um ihn sobald als möglich dem Volke aus den Augen und aus dem Sinne zu bringen, damit sie fortfähren könnten das Volk zu leiten wie bisher.

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Das m. g. F. ist denn freilich nichts anderes als wieder daffelbe. Unter der Herrschaft des Gesezes da waren sie sicher daß ihr Ansehen nicht konnte geschmälert werden; denn das Volk konnte unmöglich alle einzelne Vorschriften des Gesezes und was sich noch von Menschensazungen daran gehängt hatte und was diejenigen welche die Menge leiteten dem göttlichen Gesez selbst gleichstellten, das konnte das Volk nicht wissen und im Gedächtniß bewahren, sondern es mußte seine Zuflucht zu denen nehmen, die daraus ein eigenes Geschäft ihres Lebens machten. Das drohte ihnen nun unterzugehen, und eben deshalb suchten sie den

Glauben an den Erlöser in seiner ersten Glut zu ertödten. Da haben wir wieder das Bestreben eine geistige Ungleichheit unter den Menschen aufrecht zu erhalten und dadurch eine Gewalt über die menschlichen Gemüther und über das innerste Leben der Menschen auszuüben. Das war es, wovon diejenigen nicht lassen konnten, welche am meisten äußerlich angesehen die Feinde des Herrn waren, und darum ist das Bestreben eine solche geistige Ungleichheit festzuhalten immerfort noch die Feindschaft gegen den Erlöser. Wo der wahre Glaube an den ist, da kann es keine andere Ungleichheit geben, als die zwischen dem Erlöser und den erlöften. Wie sehr sich auch die lezteren von einander unters scheiden mögen, es sind das alles doch nur menschliche Unters schiede. Ist einer mehr begabt, der andre weniger, hat der eine Gaben, mit denen er vor den Menschen und der Welt glänzt, der andere dagegen unscheinbare: wie mannigfaltig auch die Gaben sind, es ist doch nur Ein Geift. Ist der eine auf diese der andere auf jene Stelle gesezt, hat der eine ein großes der andere ein geringes Amt: wie vielerlei Aemter auch sind, es ist doch nur Ein Herr. In dieser Gleichheit, die keinen andern Unterschied erkennt, in Beziehung auf unser Verhältniß zu Gott nicht nur, sondern auch in Rücksicht alles deffen was den wahren Werth des Menschen vor Gott ausmacht, wenn wir in dem Gefühl dieser Gleichheit bleiben: dann bleiben wir auch in dem richtigen Verhältniß zu dem Erlöser, dann ist er der einige Herr den Gott gesandt hat, und unter ihm sind wir alle Brüder. Das ist die brüderliche Liebe, das Band des Glaubens, und wo sie verloren geht, da läuft der Glaube felbft Gefahr; wo einer sich über die andern erheben will, da leidet die ausschließliche Chrfurcht vor dem Einen der allein über allen stehen soll.

Da nun der Herr das merkte, so sprach er: Ich bin noch cine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem der mich gesandt hat; ihr werdet mich suchen und nicht finden, und da ich bin könnt ihr nicht hinkommen.

Das m. g. F. war nun das sichere Vorwissen des Herrn von dem was ihm bevorstand, deutlich genug sprach er fich dars über aus; aber sie verstanden ihn doch nicht, sondern sprachen unter einander, was ist das für eine Rede, daß er sagt, er wolle hingehen wo wir ihn nicht finden sollen? will er etwa aus dem Lande gehen zu den Juden, die unter den Griechen hin und her zerstreuet wohnen, um diese zu lehren? was will er damit sagen, wenn er meint, wo ich bin da könnt ihr nicht hinkommen?

Und doch waren diese Werte des Herrn leicht zu durchdringen; aber warum verstanden die Menschen sie nicht? Eben deswegen weil der Anfang des Glaubens, der in ihrer Seele war, darauf ruhte, was wir schon in den ersten Worten unsers Tertes ́gelesen haben, ist das nicht der den sie suchten zu töðten? aber er redet doch frei, und sie sagen ihm nichts; follten sie daran nicht erkennen daß er gewiß Chriftus sei? Sie glaubten also, und darauf ruhte ihr Glaube, das werde immer so fort gehen und auf irgend eine Weise werde er doch, wenn auch im ́menschlichen Sinne, seine Feinde überwinden, und darum konnten sie seine Worte nicht verstehen.

So ist es aber m. g. F., so lange der Glaube des Menschen an den Herrn nicht auf dem rechten Grunde ruht, sowol was seine geistige Wirksamkeit als auch besonders was seine Wunder betrifft, so daß man noch sagen kann, wenn Christus kommen wird, so wird er noch mehr Zeichen thun als dieser; so lange der Glaube nicht auf dem einen Grunde ruht, daß der Erlöser das lebendige Wort ist, welches Fleisch ist geworden, daß wir in ihm schauen die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater: so lange kann alles andere und die Wahrheit selbst dem Menschen mehr zum Verderben gereichen als zum Heil, mehr zur Verdunkelung als zur Erleuchtung seines Innern. Darum verstanden sie diese Worte nicht und wurden von dem Wege abgeführt, den sie schon betreten hat

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ten. Indem er sagte, Ich bin noch eine kleine Zeit bet euch, so wollte er, daß fie achten sollten auf jedes Wort, feines Mundes, daß sie seine Einladung annehmen möchten, Kommt her zu mir die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquikken*), daß sie die köftliche Zeit, die für sie noch war, nicht versäumen sollten. Aber in diesem Irrthume ihrer Ges danken, in dieser Verkehrtheit ihrer Wünsche, in diesem Wechsel zwischen Glauben und Unglauben befangen, verstanden sie ihn nicht, und viele unter ihnen gehörten zu denen die noch hinter sich gingen, vielleicht zu denen für die feine ganze Erscheinung auf Erden vergeblich war.

Darum m. g. F. rufen auch andere Worte der Schrift dem Menschen so ernst und dringend zu, die rechte Zeit der Gnade nicht zu versäumen **), den Sinn zu richten auf alles herrliche und große was uns durch Christum gegeben ist und was in der Gemeinschaft mit ihm liegt, mit der ganzen Kraft des Gemüthes immer tiefer einzudringen in sein Wort, und aus der Quelle zu schöpfen die uns in ihm eröffnet ist, daß sie nicht verrinne unter den Menschen, um die kurze Zeit zu benuzen die einem jeden verliehen ist. Kurz war die Zeit die der Herr auf Erden lebte, hier ahndete er schon sein Leiden, und nur noch wenige Feste waren es, so kam das, welches ihn dem Tode überlieferte. Seitdem m. g. F. ist das Wort des Erlösers fest und hat keine solche zeitliche Grenze mehr, wie der Tod des Herrn war für sein irdisches Leben. Aber jeder Augenblikk der Gnade ist köstlich und soll_nicht versäumt werden, und jeder verlorne Augenblikk bringt uns Schaden. Denn je früher wir reif werden in der Erkenntniß Chrifti, und wie der Apostel Paulus fagt, zur Aehnlichkeit des vollkommenen Alters Christi gelangen, desto, eher gedeiht auch in der Seele das Leben in Gott und Chrifto und alle Seligkeit deffelben. Je mehr wir zaudern und uns den nichtigen Bestrebungen

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*) Matth. 11, 28. **) Chr. 12, 15.

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