ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Unser Evangelist erzählt nun weiter, daß als das Fest der Lauberhütten nahe war, seine Brüder ihm zuredeten, dort hinzugehen.

Was sie damit meinten wenn sie sagten: mache dich auf von dannen, auf daß auch deine Jünger die Werké sehen, die du thuft; niemand thut etwas im Verborgenen und will doch frei offenbar sein; thuft du folches, so offenbare dich vor der Welt: so giebt uns der Evangelist, nachdem er diese ihre Worte vorgetragen, die Nachricht, daß ́auch seine Brüder nicht an ihn geglaubt hätten.

Eben diese Nachricht m. g. F. muß für uns manches auffallende haben, und wir können nicht anders sagen, als daß dies ganz besonders muß ein Schmerz für unsern Herrn gewesen sein, daß diejenigen welche ihm natürlicher Weise so nahe waren, geistiger Weise so fern von ihm standen, ohnerachtet sie vor allen andern Gelegenheit hatten Zeugen seines Lebens und seines Wirkens zu sein, und also auch ihnen die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater *) ganz vorzüglich in die Augen hätte leuchten müssen, wenn sie sahen, wie dasselbe was in den großen und bewegten Augenblikken seines Lebens und in dem weiten Gebiet seines Berufes so herrlich hervortrat, sich auch in den kleinern und engern Kreisen der Gemeinschaft und in den mehr stillen Augenblikken seines Lebens nicht verläugnete.

Wie aber der Herr anderwärts sagt: ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterlande **)"; wie wir es sehen aus andern Erzählungen in der Stadt wo er ers zogen war, daß die Leute sich wunderten, woher doch jenem diese besondre Weisheit komme, dessen ganze Familie sie von langer Zeit her kannten, und nie etwas besonders ausgezeichnetes an ihr wahrgenommen hatten ***): so beschränkt sich dies auch auf

*) Joh. 1, 14.
**) Matth. 13, 57. Joh. 4, 44.
***) Matth. 13, 54-57.

ben engsten Kreis seiner Verwandten, daß auch seine Brüder nicht an ihn glaubten.

Allerdings muß das dem Erlöser eine besonders schmerzliche Empfindung gewesen sein, und wir dürfen es wohl rechnen zu dem Theil seines Leidens, der sich durch sein ganzes Leben hins durchzog. Wie aber der Erlöser, so sollen gewiß auch wir darüber milde urtheilen, und nicht glauben, daß der Unglaube seiner Brüder und Verwandten eben deswegen weil sie ihm äußerlich so nahe standen auch ein tieferes inneres Verderben habe sein mü en, als der Unglaube andrer. Denn wir wissen es ja, wie viel weniger hiebei auf äußere Umstände ankommt, als auf den innern Grund des Herzens, und wie wenn wir darauf sehen wir es müssen natürlich finden, was der Erlöser nicht anklagend, wenn auch nicht ausdrükklich entschuldigend, über dieses Verhältniß sagt. Denn der Mensch ist immer am wenigsten geneigt in denén etwas großes anzuerkennen, denen er in den äußern Vers hältnissen des Lebens so nahe steht. Worin hat das seinen Grund? In nichts anderm als in dem Hochmuth des menschlichen Herzens, der so sehr eine Quelle und eine so natürliche Wurzel jenes Uebels ist. Denn wenn wir einem nicht absprechen können daß er sich sehr vor uns auszeichnet, daß ihm eine stärlere Kraft des Willens, ein hellerer Blikk des Geistes, eine größere Gewalt über menschliche Gemüther zu Theil geworden ist als wir besigen: so sind wir eben geneigt den Grund davon in äußern Verhältnissen zu suchen, und zu unserer eigenen Entschuldigung und Rechtfertigung zu sagen, dies oder jenes sei ihm vorzüglich zu statten gekommen, uns aber habe es gefehlt. Können wir das nicht, sondern müssen uns gestehen, dieselben Gelegenheiten die er gefunden und benuzt hat sind auch uns gegeben work den, auch ihm sind keine andre Hülfsmittel zu Theil geworden als die welche in der menschlichen Gemeinschaft allen zu Gebote stehen: so sind wir doch nicht geneigt das gute und große in andern zu erkennen und gehörig zu würdigen, weil wir am

wenigsten die Kraft des Geistes und besonders die Kraft des Willens über die Gemüther der Menschen anzuerkennen wissen.

Ob die Brüder des Herrn später von ihrem Unglauben an ihn find erlöst worden, ob er durch sein Leiden und seinen Tod auch ihre Herzen gewonnen hat, das wiffen wir nicht gewiß, haben aber Ursache uns deffen zu getrösten, weil in der Folge in der Geschichte der Apostel auch solche vorkommen unter den Bekennern seines Namens, die seine Brüder genannt werden.

Was sie aber hier wollen, indem sie ihn antreiben auf das Fest zu gehen: so scheint dies sich so zu verhalten: Sie sagten, er wolle offenbar sein, weil er ja lehrte, weil er sich mit seiner Lehre den gewöhnlichen Meinungen oft stark und nachdrükklich entgegenstellte. Nun aber, sagten ste, thue er was er thue im Verborgenen, weil er eine lange Zeit hindurch Galilka zum Schauplaz seiner Wirksamkeit gemacht habe, und sie meinten, die Wunder welche er daselbst thue kämen doch nicht vor die Ohren derer die darüber entscheiden müßten wie das Volk ihn anzusehen habe, ob für den lange erwarteten göttlichen Gesandten oder nur für einen gewöhnlichen menschlichen Lehrer. Und darum reden sie ihm zu, wenn er wollte offenbar werden, fo follte er sich nicht verbergen, søndern auf das Fest gehen, wo er Gelegenheit hätte seine Werke zu zeigen, und wo zugleich alle seine Jünger und Anhänger zusammenströmen würden, um seine Werke zu sehen; und wenn so das ganze Volk seine Aufmerksamkeit auf dieselben lenkte und Zeuge davon wäre, so würde er offenbar sein.

Aber m. g. F. das hätten sie eben so gut sagen können wenn sie an ihn glaubten denn es war ja nichts anderes als eine gewöhnliche menschliche Art und Weise die Dinge anzusehen, daß wenn er Glauben forderte an sich selbst, wie in jener Rede die er in der Schule zu Kapernaum an das verfam. melte Volk hielt, und die uns der Evangelist in dem vorigen Kapitel erzählt hat, daß er dann auch die Menschen so viel als

möglich in den Stand sezen mußte an ihn zu glauben, und alle seine ausgezeichneten göttlichen Werke so offenbar thun als möglich das hätte, sage ich, eben so gut ihre Rede sein können, wenn sie an ihn glaubten, als sie es jezt in dem Zustande des Unglaubens sagen konnten.

Aber wie bringt doch der Evangelist dies in Verbindung mit ihrem Unglauben? Er erzählt uns aber nun bei dieser Gelegenheit ihren Unglauben, damit wir ihre Rede nicht anders deuten möchten, als sie dieselbe gemeint haben. Wir dürfen sie aber nicht ansehen als hervorgegangen aus einer feindseligen Bewegung ihres Innern gegen ihn; denn sie muntern ihn nur auf des Festes wegen nach Judäa zu gehen. Zu andern Zeiten finden wir freilich, daß sie suchen ihn zu entfernen, wenn sich aus dem Volke viele um ihn herumdrängten, und zwar in sochn Gegenden die ihrem eigenen Wohnsize und ihrem eigenen Lebenskreise nicht fern gelegen waren; hier aber lag etwas feindseliges gar nicht zum Grunde. Mit ihrem Unglauben aber kann diese Rede der Brüder des Erlösers so zusammenhangen, daß sie die Sache endlich einmal wollten zu einer lauten und öffentlichen Entscheidung zu bringen. suchen. Hätte dann das ganze Volk den Herrn anerkannt, weil er seine Werke offenbar gethan, und mit seiner Lehre auch immer mehr offen herausgetreten wäre und immer tiefer in die Gemüther der Menschen eingedrungen: dann würden sie sich auch nicht gescheut haben ihn anzuerkennen. Sie wollten nur eine recht laute und entscheidende Stimme über ihn hervorrufen, um selbst in sich und in Beziehung auf ihr ganzes Verhältniß zu ihm aus dem Unglauben herauszukommen.

Und das m. g. F. ist die milde Art, wie wir den Unglauben der meisten Menschen, die allerdings von dem Erlöser wissen, anzusehen haben; nicht, wie man gewöhnlich dazu geneigt ist, als einen entschiedenen Haß und Widerwillen gegen den Herrn, sondern als Unwissenheit, die ihren

Grund eben darin hat worin der Unglaube jener Einwohner von Nazareth, wo der Herr erzögen war, gegründet. war. Denn daß er auf der einen Seite, indem sie bemerkten er sei Josephs Sohn, ihnen gleich das Wort vorhielt, daß kein Prophet angenehm sei in seinem Vaterlande, auf der andern Seite aber doch für nichts geringeres wollte genommen sein, als wofür er sich immer ausgab, für den eingebornen Sohn des Höchsten, das kann in nichts anderm seinen Grund gehabt haben, als in der Ungewißheit die er in ihnen bemerkte in Beziehung auf seine hohe Würde und seinen heiligen Beruf. Diese Ungewißheit ist immer in dem Unglauben; aber wir dürfen sie doch nicht schlimmer deuten, als sie wirklich ist: nicht als ob durch diese Ungewißheit könnte das menschliche Herz zum Glauben kommen; auch nicht als ob die Dauer derselben uns berechtigen dürfte zu einem Urtheil über die Art und Weise der göttlichen Führungen; denn wenn sie bei dem einen länger dauert und bei dem andern nur eine kurze Zeit, so können wir dem nicht nachforschen, da wir uns nicht herausnehmen dürfen die Wege Got tes in dieser Beziehung wissen zu wollen. Sondern uns sei es genug das Verderben des menschlichen Herzens zu begreifen, und dann dem zu danken, von welchem alle gute Gaben kommen *), wenn wir sehen wie schon viele unter unsern Brüdern zu dem lebendigen Glauben an den Erlöser der Welt gekommen sind, aber auch was diejenigen betrifft welche diesen einfachen Weg immer noch nicht zu finden vermögen, das als unsre erste Pflicht anzuerkennen, daß wir alles thun was in unsern Kräften steht, um sie für das Heil, welches auch ihnen zugedacht ist, zu gewinnen.

Der Erlöser, indem er von diesem Unglauben seiner Brüder weiß, will es ihnen nun leicht machen und sagt zu ihnen, es wäre ein Unterschied zwischen ihm und ihnen; ihre Zeit sei

**) Jac. 1, 17.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »