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fchöner Charakterzug der chriftlichen Lehre if ihre vollkommene Uebereinstimmung mit dem aufgeklärten Geifte und Intereffe der Menschheit. ,,Unter allen Lehrern der Menfchen und Völker, fagt der Vf., ift J. Ch. der einzige, der auf die Reue (Bulse, repen,,tance) einen befondern Werth fetzt." Wohl der vorzüglichste und erfte, ab aber auch der einzige? Unter den Myfterien der Alten gab es auch moralifche Uebungen, wie z. B. die pythagoräifchen, und auch die moralifche Philofophie der Alten fchrieb Heilmittel vor. Ueber das Gewicht der Wunderwerke und der Märtyrer; fehr flüchtig. Bemerkenswerth ift, dafs fich das Chriftenthum ohne den Beyftand weltlicher Macht ausbreitete. Es empfiehlt fich durch feine innere Wohlthätigkeit. Einer Capucinade gleicht folgende Ereiferung:,,Seit achtzehn hundert Jahren war die chriftliche Zeitrechnung refpectirt worden,

Sprüchwörtern XI, 29. Geift der Ordnung, nicht we niger nothwendig in der Moral und in den Gefchäften, als in Denken und Forfchen. Ordnung in dem Haushalte befördert die Freyheit des Geiftes und die Ruhe der Seele; die Ordnung giebt fchen an fich felbft durch ihr Gefühl und Anfchauen Genufs. Klägliche Folgen regellofer verfchwenderifcher Ausgaben; eben fo klägliche Folgen verwegener Handelsunternehmunge, befonders auch der Spielsucht. „Kargheit ist ,,nicht Ordnungsliebe." Anwendung des Textes auf das Betragen der Fürften, Finanzminifter, Magiftraten. VI. Rede. Ueber die Ergebung, die Gottgelaffenheit (Refignation), Beystand der Vernunft in den Widerwärtigkeiten des Lebens, nach Hiob I, 21. Ueber die Leiden der Gegenwart folien wir nicht die Freuden der Vergangenheit vergeffen, fendern uns ihrer dankbar erinnern.,,Unfere Existenz ist eine Einheit, und keineswegs foll fie in zwey Hälften, in Heute und,,und unferm Neuerungsgeifte giebt man es Schuld, Gestern zerriffen werden." Unterschied zwischen der dafs eine neue Zeitrechnung eingeführt wird u. f. w.” Ergebung des Sklaven und des Kindes, das fich auf Der Vf. weifs alfo nicht, dafs erft mehrere Jahrhundie mütterliche Vorficht verlafst. S. 88 f. Meifter- derte nach Chrifti Geburt die chriftliche Zeitrechnung hafte Entwicklung der Natur und des Zwecks un eingeführt worden, und dafs auch die Kaifer und ferer verfchiedenen Leiden und Widerwärtigkeiten. die Päpfte nach andern Epochen als nach der EpoVII. Rede. Ueber die Ergebung in Gott (Refignation), che der Geburt Chrifti gezählt haben. II. Rede. Ueber unbedingtes Bedürfnifs der Religion in verschiedenen die Syfteme des Unglaubens, nach Luc. XI, 15. S. 264. Trübfalen, nach Hiob XV, 11.,,Es giebt Trübfale, die „Schon dadurch machen fich folche Systeme verwerf,,nur der Umgang mit Gott, als dem Vater, erleichtert,,,lich, dafs fie nichts für das Herz haben." S. 280. ,,Man erstaunt über die Sympathie, welche die Na,,tur zwifchen Kind und Vater festgesetzt hat. Es giebt ,,eine noch weit auffallendere und allgemeine Sym.,pathie; der angeborne Hang, der in allen Gefahren den Menschen zur Anrufung eines unbekannten ,,Beystandes antreibt." Kraft des Gebetes. S. 127. fcheint der Vf. diefer Kraft Wunderwirkungen, das ift, Ausnahmen von dein Syftem der allgemeinen Naturgefetze zuzufchreiben. Sehr kleinlich und oberflächlich find hierüber feine Begriffe. VIII. Rede. VIII. Rede. Ueber die Angewöhnungen (Habitudes), nach Salomens Sprüchw. IV, 3. S. 146. Auch folche Neigungen und ,,Handlungen mufs man vermeiden, die zwar an fich ,,unfchuldig feyn mögen, die aber nichts destoweni,,ger mittelbar oder von Forne zur Verletzung der ,,Moral und Religion hinreifsen können. Feine Bemerkungen über die zärtern Schattierungen von Tu gend und Lafter. IX. Rede. Ueber den Tod, nach Sirach XLI, 6. Nur durch gute Anwendung der Lebenszeit erleichtern wir uns den od. Erinnerung an die Fürsten und Helden, dafs in kurzem auch fie in Moder und Staub hinfinken. S. 198. rührende Schil derung des Sterbebettes eines zärtlichen frommen Ehegenoffen, Vaters und Freundes.

Fünfte Abtheilung. Von der chriftlichen Religion und von den unreligiofen Syftemen. 1. Rede: Ueber die chriftliche Religion, nach Joh. XV, 25. Ein wefentlicher

eifert der Vf. gegen eine Moral, die nicht durch die Religion unterstützt ist. S. 283. gegen Intoleranz und Fanaticismus. Letzte Rede. Jahresfeyer der Wiederkehr von den Feldfrüchten, nach Pfalm XLIII, 14. Salbungsvolle Lobpreifung der Natur und ihres Urhebers. Contraft zwifchen der fegenreichen ländlichen Natur und der verdorbenen Menschennatur. Zur Betrachtung und zum Genuffe der Natur ift die Lage des Landmanns weit günftiger, als die Lage des Städters. Zum Genuffe des Landlebens bedürfen wir dringend die Rückkehr des Friedens. Gebet um den Frieden.

Im Ganzen kann diefes Werk zur Verbreitung hamaner und religiöfer Gefinnungen befonde auch unter den höhern Menfchenclaffen viel beytragen. Noch etwas mehr würden diefe Reden den Predigten gleichen, wenn der Vf. feine Ideen genauer claflificirt hätte. Zuweilen ift auch fein Ausdruck zu gefucht. immer aber bleibt diefs Werk ein würdiger Pendant zu dem Werk: fur les opinions religieuses.

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SALZBURG, b. Duyle: Evangelien auf alle Sonn- und
Feftage des Jahres.. Nebit der Leidensgefchichte
des Herrn Nach dem Gebrauche der Kirche.
Neuefte Aufl. 1800. 104 u. 39 S. 8. (4 gr.) (S.d.
Rec. A. L. Z. 1795. Nr. 323.)

3.

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ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Dienstags, den 7. Julius 1801.

VERMISCHTE SCHRIFTEN.

ZÜRICH, b. Orell, Füfsli und Comp.: Der Geift des Zeitalters. Ein Denkmal des achtzehnten Jahrhunderts, zum Beften des neunzehnten errichtet von einem Freunde der Wahrheit. 270 S. 8. (I Rthlr. 20 gr.)

Obgleich der Vf. die Eintheilung der Zeitalter und

Zeiträume nach Jahrhunderten und Jahrzehnden weder nothwendig noch zureichend findet, fo giebt er ihr gleichwohl immer noch grofsen Werth: ,,Die Geschichte, fagt er S. 4., lehrt, dafs gewöhnlich innerhalb ro Jahren fich alles oder beynah alles, was ,,dem Menfchen intereffant ift, wefentlich ändert." Nach feiner Voraussetzung hat alfo auch die literarifche, moralifche, politifche Schöpfung eben fo, wie die phyfifche, ihre Jahreszeiten und ihren periodifchen Umlauf, und mit jedem Jahrzehend beginnt eine neue Epoche. Ob diefs die Gefchichte wirklich auch lehrt? Wir bitten den Vf., dafs er nach Belieben irgend ein Jahrhundert durchgehe, z. B. das XIIte, oder auch das jüngst verfloffene, und diefes letzte allenfalls nur an dem helvetischen Horizont, und alsdenn zeige er uns, wie fich z. B. in dem XVIIIten Jahrhunderte von dem 5ten Jahrzehend zum 6ten, und von dem éten zum 7ten alles, oder doch beynah al-. les, und wefentlich verändert habe. Aufrichtig geftehen wir, dafs uns die Eintheilung der Geschichte nach Jahren, Jabrzehnden und Jahrhunderten weder fo ficher noch fo lehrreich und fruchtbar fcheint, als eine ganz andere, welche das Eigenthümliche jedes Zeitalters, und irgend eine weit eingreifende Begebenheit zum Maafsftabe nimmt. S. 12. Beginnt der Vi, die Prüfung von dem Geifte des XVIIIten Jahrhunderts. Da er nun einmal das Jahrhundert als ein Ganzes betrachtet: fo bekömmt er natürlich eine einseitige etwas verworrene Anficht; er glaubt nämlich, fo wie man bey der letzten Scene ein Schaufpiel, oder beym Tode den Lebenslauf überfehe, fo überschaue man auch am äufserften Rande feines Ablaufes das Jahrhundert am ficherften und reinften; er bedenkt nicht, dass mit feinem Ablaufe nicht zugleich auch der Strom der Begebenheiten, die aus feinem Schoofse hervorgiengen, entweder abläuft oder doch eine ganz neue Richtung gewinnt; er bedenkt nicht, dafs z. B. das XVIte Jahrhundert den Religionskrieg in das XVIIte, und das XVIIte den Spanischen Erbfolgekrieg in das XVIIIte, und das XVIIIte den Krieg zwischen Frankreich und England in das XIXte Jahrhundert hinübergewälzt hat; kurz, er verblendet fich felbft

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durch die unpaffende Vergleichung zwischen der Gruft des einzelnen Menfchen und dein Sarcophag des Jahrhunderts. S. 14. macht er die Beurtheilung des Jahrhunderts zu einem sehr leichten Gefchäfte: „Um ein gefchloffenes Jahrhundert zu beurtheilen, fagt er, ,,ift derjenige, der nur von einer kurzen Strecke ,,deffelben, nämlich vom Schufse felbft Beobach,,ter, und unmittelbarer Zeuge war, wenn er übri,,gens Wahrhrheitsliebe und Beobachtungsgeift besitzt, ,,und keiner Parthey anhängt, am beften im Stande, ,,ein richtiges Urtheil zu faffen." Der Beobachter und Zeuge von einer nur kurzen und der letzten Strecke wird nichts desto weniger zu richtiger Beurtheilung des Ganzen, auch die Beobachter und Zeugen von der andern Hälfte des Ganzen, er wird auch die frühern Ereigniffe, Unternehmungen und Anftalten zu Rathe ziehen. Weiterhin glaubt der Vf. in der Phyfiognomie des XVIIIten Jahrhunderts folgende Hauptzüge zu finden: auf der einen Seite Verfeinerung und blendende Aufklärung, auf der andern Seite kraftund muthlofe Schwäche und irreführende Täuschung. Ber Geift unfers Jahrhunderts ift ein Geist der Täufchung, und zwar vorerst in Anfehung der durch ihn verbreiteten Erkenntniffe. Diefs fucht der Vf. auf folgende Weife zu zeigen: weiter als vormals, ift die. Maffe der Erkenntniffe verbreitet; fie ift populärer und encyklopädischer; fie ift von manchen Irrthümern der vorigen Jahrhunderte gereinigt; allein eben hierdurch (?) im ganzen äufserft feicht, ungründlich und unvollständig geworden. Wenn wir ihm auch zugeben, dafs der populäre und encyklopädifche Vortrag auf der einen Seite eine äufserft feichte, ungründliche und unvollständige Gelehrfamkeit zur Mode gemacht habe, hat er nicht auch auf der andern Seite manches fchädliche abergläubische Vorurtheil zernichtet, und manche gemeinnützige Idee in Uinlauf gebracht? Und wenn auch unter dem gemeinen Manne und in der fchönen Welt die Aufklärung noch fo feicht, ungründlich und unvollständig feyn mag, ift fie es darum durchaus und überall! Der Vf. wird doch nicht läugnen, dafs das XVIIIte Jahrhundert gewiss noch weit fruchtbarer fey, als irgend ein anderes an gründlichen und aufgeklärten Gelehrten, Staatsund Geschäftsmännern gewefen ist. Dabey geben wir ihm gern zu, dafs eben diefes Jahrhundert fich auch vor allen andern durch weitere Volksaufklärung auszeichne, und freylich durch eine folche, die hin und wieder eine fchlimme Richtung gewinnt. Nur be merken wir, dafs nicht fie es ist, welche (wie der Vf. S. 20. infinuirt,) die Göttlichkeit des Ursprungs der Kirche und der Herrschergewalt angegriffen, gefchwacht

Viele und angenehme Abwechslung herrscht in den Scehen und Charaktern, die der Vf. aufftellt. Ganz nach dem Leben fchildert er den Einfluss des auswärtigen, fowohl deutschen als franzöfifchen, Militairs auf die helvetifchen Sitten, und befonders auf die weib lichen. Mit eben fo feinem Beobachtungsgeifte als inuthwilliger Laune befchreibt er in dem XXVften Briefe den entgegengesetzten Charakter der deutschen und der franzöfifchen Galanterie. Mit nicht weniger Glück aber fetzt er auch ernsthaftere Gegenstände in ein eben fo helles als gefälliges Licht, z. B. S. 211. in dem XXIfte Briefe den Gebrauch und Mifsbrauch der Religion, den Charakter des würdigen und des unwürdigen Religionslehrers, befonders auch in Rückficht ihres Einfluffes auf die wohlthätigen oder verderblichen Wendungen des Zeit und Revolutionsgeifts. Indem man glaubt, fich mit einem Romane die Zeit zu vertreiben, stöfst man unterweges auf fruchtbare Belehrungen. Das Titelkupfer ist fo unbedeutend, dafs es füglich hätte wegbleiben

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angehenden Predigern, in Beziehung auf die an vielen Orten gewöhnliche Familienbeichte, Materialien zum weitern Nachdenken, zugleich aber auch einen kleinen Beytrag zur Beförderung häuslicher Andacht für diejenigen zu geben, die ihren Geift zur Abendmahlsfeyer fammeln wollen. Frey von pietistischer Schwärmerey, aber mit Eifer gegen das andere Extrem, gegen eine unbefonnene Frivolität; mit anfpruchslofer, aber erwärmender Beredfainkeit ftellt Hr. Hacker die rührendften und erbaulichften Anfickten der Abendmals feyer dar, benutzt fie zur Erweckung eines religiöfen Sinnes, und wirkt defto gewiffer auf das Gefühl des Lefers, je mehr jedes Blatt des Buchs überzeugt, dafs das Herz von dem, was die Feder niederfchrieb, felbft lebhaft durchdrumgen war.

1

Ungefähr denfelben Zweck hatte der Vf. von Nr. 2. Auch er fucht das Abendmahl von feinen fruchtbarften Seiten, befonders in feiner frohen und herzerhebenden Geftalt darzustellen, und den würdigen Gebrauch der Bibel zu befördern. Den Inhalt inachen mehrere kurze Abhandlungen aus, die im Geifte und Tone religiöfer Selbitunterhaltungen abgefafst find. Sie betrachten das Abendmahl als Feft der Liebe, als Dankfeft für die Religion, als Feft der Unfterblichkeit und Tugend; fie ftellen einzelne Züge aus dem Charakter Jesu auf; heben einige Stellen aus den Reden Jefus und der Apoftel in einer beffern Ueberfetzung, als Stoff zur Erbauung aus, und geben endlich Anleitung zur Selbftprüfung und zur Abendmahlsfeyer für befondere Stände. Aus Dolz's Andachtsbuche find, wie man fchon aus diefer kurzen Inhaltsanzeige fiehet, einige Anfichten und Ideen entlehnt, die aber der Vf. in feiner eigenen Manier darftellt. Der Inhalt diefer Betrachtungen empfiehlt fich durch Reinheit, Würde und oft durch Kraft der Gedanken; die Darstellung ift edel, oft herzlich, lebhaft und blühend. Eine Anzahl religiöfer Gefänge von Niemeyer, Demme, Starke, Dolz u. a. beschliefsen diefes Andachtsunterhaltungsbuch, welches fich noch überdiefs durch fein gefälliges Aeufseres, und ein dazu gehöriges fchönes Kupfer, gebildeten Religionsfreunden empfehlen wird.

können.

ERBAUUNGSSCHRIFTEN.

1) FREYBERG, in d. Crazischen Buchh.: Abendmals-
reden an Familien aus den gebildeteren Ständen,
von M. Johann Georg Auguft Hacker, Kurfachf.
Hofprediger, 1801. X. und 131 S. 8.

LEIPZIG, b. Göfchen: Die Abendmalsfeyer, ein
Erbauungsbuch für gebildete Chriften. 1800. XVI.
und 256 S. 8.

Wiewohl wir, feit dem mufterhaften Erbauungsbuche von Marezoll, einen für die Annalen der Literatur fehr unintereffanten Ueberflufs an dergleichen Andachtsbüchern erhalten haben, welche namentlich für Familien aus gebildeteren Ständen berechnet find: fo müffen doch, weil gerade bey folchen Betrachtungen und Andachtsübungen, Mannichfaltig keit und Abwechselung vorzüglich nöthig ist, auch in diefen Blättern wenigften die neuen Verfuche ausgezeichnet werden, welche fich, wie die vorliegenden beiden, durch inneren Gehalt empfehlen. Der Vf. von Nr. 1. hatte die lobenswerthe Abficht, zunächit

KLEINE

SCHRIFTEN.

PÄDAGOGIK. Magdeburg, b. Keil: Beytrag zur Verbefferung der Landfchulen und Vorfchläge zu einem zweckmäfsigern Unterricht in denfelben, nebft einer Nachricht von unferer, nach diefen Vorschlägen wirklich verbefferten Schule. Von Aug. Ludw. Roel, Prediger zu Süplingen und Bodendorf. Zum Beften unferer Armenfchule. 1801. 52 S. 8. (4 gr.) Der Vf. erinnert an einige der gewöhnlichften Mifsbräuche, die in gemeimen Landfchulen herrfchen, als langes Bey fammenfeyn vieler

Kinder von verfchiedenem Alter und ungleichen Kenntniffen, Mechanismus bey dem Unterricht, harte Behandlung der Kinder u. f. w. Dafs er die Befoldung des Schullehrers zu Süplingen von 70 bis auf 170 Rthlr. zu erhöhen wufste, gereicht im zur Ehre. Seinen Vorfchlag, aus den verständigften Mitglie dern der Gemeine eine eigene Schulcommiffion zu errichten um dadurch die Gemeine mehr für Schulfachen ins Intereffe zu ziehen, finden wir gar nicht übel.

,,Zeitalter eine grofse wirkfame Mafse von Weisheit ,,und Edelmuth." S. 227. Zeigt der Vf. mit grofsem Nachdruck, wie leicht das Volk von dem einen Extrem zum andern hinftürze: ,,Aufklärung und Frey

,,ften Genien dünkten, erfcheinen ihm jetzt, da es

,,Höhe herunter reifst, als die abfcheulichsten Dämo,,nen." So fchön und gründlich die Betrachtungen find, mit denen der Vf. fein Werk befchliefst: fo scheint er dabey doch weniger den heutigen Zuftanda der Menschheit überhaupt als die befondere Lage Helvetiens im Auge zu haben.

LEIPZIG, b. Meifsner: Anleitung zur Mefskunft, geometvifchen Perspective und Zeichenkunft. Für angehende Künstler und Handwerker. Von Friedrich Reifsmann. Mit vielen Kupfern. 1801. 120 S. 8(22 gr.)

,,einer Reform aufmerkfam, und zu derfelben geneigt,,mitten unter dem nervenlofen und verblendeten „zu machen." Und nun durchgehr der Vf. die Wirkungs-Art und Wirkungsfpbäre: des Regenten; des Edelmanns ; des Geiftlichen; des Erziehers; des Schriftftellers; des fehönen Künftlers; des blofsen Menfchen. Veber jeden diefer Abfchnitte nur einige Hauptbemer-,,heit, die ihm im Emporklinmen die befeligendekungen. Die Wirkungsfphäre des Regenten ift nach dem Vf. S. 103. unftreitig die gröfste und ausgebreitetfte.,,der rauhe Arm der Erfahrung von der erftiegenen Diefs läfst fich aber fo geradezu und allgemein nicht behaupten. Es kommt ja viel auf den Umfang des Staats, viel auf die perfönliche Kraft des Regenten dabey an. Oft haben Reformatoren, wie Luther und Zwingli, oder Schriftsteller, wie Voltaire und Rouffeau, wohl auch ein Zollikoffer und Gellert, die WirkungsKraft vieler Regenten übertroffen. Richtig bemerkt der Vf. felbft, wie fehr der Regent theils durch fo viele untergeordnete Mitarbeiter, theils durch herrschende Meynungen befchränkt werde. S. 130-135. macht fich der Vf. ganz befondere Begriffe von dem Verhältniffe zwifchen den Staat und der Kirche; er wünscht, dafs jede diefer beiden Gefellschaften von der andern unabhängig feyn möge. Einen eigenen Abfchnitt widinet er auch der Wirkungskraft des Edelmanns. Diefer Abschnitt enthält manche nützliche Erinnerungen. Bey der Wirkungskraft des Geiftlichen, verwechfelt der Vf. den Religions- und Volkslehrer mit dem theokratifchen Priester, und die Autorität der Religion mit der Autoritat ihres Dieners. Sehr fchön zeigt der Vf. die Wohlthätigkeit der Erziehung. In Anfehung der Schriftsteller warnt er vor dem Obfcurantifmus auf der einen Seite, und auf der andern Seite vor dem Illuminatifmus, fo wie auch vor der Partheyfucht und Syftemfucht. Erinnerung, Erinnerung, dafs der Schriftsteller, aufser dem Inhalt, den moglichften Fleifs auch auf die Ausarbeitung der Form wenden foll. Dem fchönen Künftler empfielt er als Wahlfpruch: Wahrheit und Sittlichkeit in fchöner Geftalt! Wirkungskraft des einzelnen Menfchen. Hier vermiffen wir das lehrreiche Detail, wodurch Abt fein Buch vom Verdienfte fo intereffant gemacht hat. S. 217-262. giebt der Vf. noch einige Vorfchriften über die befte Art, auf unfer Zeitalter wohlthätig zu wirken, oder die Verbefferung des XVIIIten Jahrhunderts einzuleiten. Das Hauptmittel, das er vorfchlägt, ift die Auflofung der Diffonanz, die bisher zwifchen der Aufklärung und der Sittlichen Cultur ftatt gehabt hat; überhaupt dringt er auf Verbannung der Taufchung und Wiederherftellung der Kraft.,,Wo Schwä,,che mit Verblendung gepaart ift, fagt er S. 220., da ,,hat die Menfchheit alle fefte Confistenz verloren; ,,da fchwanken alle ihre Verfallungen und Formen; ,,da find die Menfchen allen Verführungs- und Un,,terjechungskünften der Uebelgefinnten und der Ma,,chiavelliten blofsgeftellt.. S 221. Diefen letzten

,,kommt der blinde Hafs der Partheyen zu ftatten, die ,,fich lieber in die Löwenklauen eines Unterdrückers "Werfen, als fich mit einander durch wechfelfeitige „Nachgiebigkeit gegen die gemeinfchaftliche Gefahr Verbinden. Und nun, welches ift nach dem Vf. das letzte und einzige Heilmittel? Kein anderes, als:

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Bücher, in denen die Kenntniffe der höhern Wissenfchaften und die Erfindungen der Gelehrten auf eine gemeinfafsliche Art für Künstler und Handwerker vorgetragen werden, gehören zu den gemeinnü zlichen Unternehmungen, wenn fie anders zweckmässig. find, d. h. richtige Kenntniffe mittheilen, aus dem grofsen Vorrathe wiffenfchaftlicher Gedanken die der Kunft und dem Handwerke besonders nützlichen ausheben, und fie ordentlich und deutlich vortragen. Dafs diefe Regeln von dem Vf. des vorliegenden Buches befolgt feyen, kann nun eben nicht behauptet wer den. Billig hätte er erft feine Begriffe von den geometrischen und perfpectivifchen Gegenftänden felbft gehörig berichtigen follen, ehe er es wagte, Volkslehrer der Geometrie und Perfpective zu werden. Er wird daher feine Abficht, durch diefes Buch Nutzen zu itiften, nur fehr eingefchränkt erreichen. Von des Vf. geringer Gabe, Erklärungen zu geben, mögen hier einige Beyfpiele aus der Schrift ftehen: Meffen heifst, die Grofse, Stärke, Breite, Dicke und Länge einer Sache nach einem gewiffen Verhält niffe oder Maafsftabe beftiminen. Der Anfang einer jeden Grofse, es fey nun eine Fläche oder ein Kör per, wird ein Punkt genannt. Daher entsteht durch Fortbewegung eines Punkts von einem Orte zum andern eine Linie, diefe hat zwar eine Länge, allein, weil der Punkt untheilbar ift, fo ift fie ohne Breite.. Ein rechter Winkel entstehet, wenn eine fenkrechte oder perpendiculare Linie auf eine waffergleiche Linie herabgezogen wird" u.f. w.

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ST. GALLEN, b. Hausknecht: Geftohiene Briefe von und über Männer, Weiber und Soldaten aus der Revolutionszeit in Helvetien. 1801. 368 S. 8.

In der nächlichen Geifterftunde erhielt der Herausgeber diefes Pack Briefe aus der Hand einer garz fremden Geftalt; fie batte Bocksfülse und Hörner; entweder ein Satyr wars, oder der leibhaftige Teufel.

Viele und angenehme Abwechslung herrfcht in den Scehen und Charaktern, die der Vf. aufftellt. Ganz nach dem Leben fchildert er den Einfluss des auswär tigen, fowohl deutschen als franzöfifchen, Militairs auf die helvetifchen Sitten, und befonders auf die weib lichen. Mit eben fo feinem Beobachtungsgeifte als inuthwilliger Laune befchreibt er in dem XXVIten Briefe den entgegengesetzten Charakter der deutschen und der franzöfifchen Galanterie. Mit nicht weniger Glück aber fetzt er auch ernsthaftere Gegenstände in ein eben fo helles als gefälliges Licht, z. B. S. 211. in dem XXIẞte Briefe den Gebrauch und Mifsbrauch der Religion, den Charakter des würdigen und des unwürdigen Religionslehrers, befonders auch in Rückficht ihres Einfluffes auf die wohlthätigen oder verderblichen Wendungen des Zeit und Revolu tionsgeifts. Indem man glaubt, fich mit einem Romane die Zeit zu vertreiben, ftöfst man unterweges auf fruchtbare Belehrungen. Das Titelkupfer ift fo unbedeutend, dafs es füglich hätte wegbleiben können.

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ERBAUUNGSSCHRIFTEN.

1) FREYBERG, in d. Crazischen Buchh.: Abendmalsreden an Familien aus den gebildeteren Ständen, von M. Johann Georg Auguft Hacker, Kurfachf. Hofprediger. 1801. X. und 131 S. 8.

1) LEIPZIG, b. Göfchen: Die Abendmalsfeyer, ein Erbauungsbuch für gebildere Chriften. 1800. XVI. und 256 S. 8.

Wiewohl wir, feit dem mufterhaften Erbauungsbuche von Marezoll, einen für die Annalen der Literatur fehr unintereffanten Ueberflufs an dergleichen Andachtsbüchern erhalten haben, welche namentlich für Familien aus gebildeteren Ständen berechnet find: fo müffen doch, weil gerade bey folchen Betrachtungen und Andachtsübungen, Mannichfaltigkeit und Abwechselung vorzüglich nöthig ist, auch in diefen Blättern wenigften die neuen Verfuche ausgezeichnet werden, welche fich, wie die vorliegenden beiden, durch inneren Gehalt empfehlen. Der Vf. von Nr. 1. hatte die lobenswerthe Abficht, zunächit

angehenden Predigern, in Beziehung auf die an vielen Orten gewöhnliche Familienbeichte, Materialien zum weitern Nachdenken, zugleich aber auch einen kleinen Beytrag zur Beförderung häuslicher Andacht für diejenigen zu geben, die ihren Geift zur Abendmahlsfeyer fammeln wollen. Frey von pietiftifcher Schwärmerey, aber mit Eifer gegen das andere Extrem, gegen eine unbefonnene Frivolität; mit anfpruchslofer, aber erwärmender Beredfainkeit ftellr Hr. Hacker die rührendften und erbaulichften Anfichten der Abendmals feyer dar, benutzt fie zur Erweckung eines religiöfen Sinnes, und wirkt defto gewiffer auf das Gefühl des Lefers, je mehr jedes Blatt des Buchs überzeugt, dafs das Herz von dem, was die Feder niederfchrieb, felbft lebhaft durchdrungen war.

Ungefähr denfelben Zweck hatte der Vf. von Nr. 2. Auch er fucht das Abendmahl von feinen fruchtbarften Seiten, befonders in feiner frohen und herzerhebenden Geftalt darzustellen, und den würdigen Gebrauch der Bibel zu befördern. Den Inhalt machen mehrere kurze Abhandlungen aus, die im Geifte und Tone religiöfer Selbitunterhaltungen abgefafst find. Sie betrachten das Abendmahl als Feft der Liebe, als Dankfeft für die Religion, als Feft der Unfterblichkeit und Tugend; fie ftellen einzelne Züge aus dein Charakter Jefu auf; heben einige Stellen aus den Reden Jefus und der Apoftel in einer beffern Ueberfetzung, als Stoff zur Erbauung aus, und geben endlich Anleitung zur Selbitprüfung und zur Abendmahlsfeyer für befondere Stände. Aus Dolz's Andachtsbuche find, wie man fchon aus diefer kurzen Inhaltsanzeige fiehet, einige Anfichten und Ideen entlehnt, die aber der Vf. in feiner eigenen Manier darftellt. Der Inhalt diefer Betrachtungen empfiehlt fich durch Reinheit, Würde und oft durch Kraft der Gedanken; die Darstellung ift edel, oft herzlich, lebhaft und blühend. Eine Anzahl religiöfer Gefänge von Niemeyer, Demme, Starke, Dolz u. a. befchliessen diefes Andachtsunterhaltungsbuch, welches fich noch überdiefs durch fein gefälliges Aeufseres, und ein dazu gehöriges fchönes Kupfer, gebildeten Religionsfreunden empfehlen wird.

KLEINE

SCHRIFTEN.

PÄDAGOGIK. Magdeburg, b. Keil: Beytrag zur Verbeerung der Landschulen und Vorfchläge zu einem zweckmäfsigern Unterricht in denfeiben, nebft einer Nachricht von unferer, nach diefen Vorfchlägen wirklich verbefferten Schule. Von Aug. Ludw. Roel, Prediger zu Süplingen und Bodendorf. Zum Beften unferer Armenfchule. 1801. 52 S. 8. (4 gr.) Der Vf. erinnert an einige der gewöhnlichften Milsbräuche, die in gemeiBen Landfchulen herrfchen, als langes Beyfammenfeyn vieler

Kinder von verfchiedenem Alter und ungleichen Kenntnislen, Mechanismus bey dem Unterricht, harte Behandlung der Kinder u. f. w. Dafs er die Befoldung des Schullehrers zu Süplingen von 70 bis auf 170 Rthlr. zu erhöhen wufste, gereicht im zur Ehre. Seinen Vorfchlag, aus den verständigften Mitglie dern der Gemeine eine eigene Schulcommiffion zu errichten. um dadurch die Gemeine mehr für Schulfachen ins Intereffe za ziehen, finden wir gar nicht übel.

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