Ein Deutscher als vermeintlicher Verfasser einer Voltaireschen Schrift. Von Die Legende von der Abbeesse grosse. 89 91 Zur Geschichte des Romantischen. Von Hermann Schnell Zum Wunderhorn. Von Fridrich Pfaff. 264 372 Die chinesische Quelle von Goethes Elpenor. Von Freiherr Woldemar von 373 Parallelen zu dem Dialoge von Lollius und Theodericus. Von Johannes Bolte 375 Besprechungen. Wilhelm Storck: Aufsätze und Abhandlungen, vornehmlich zur Litteratur- Ludwig Proescholdt: Die Tragödie „Der bestrafte Brudermord oder Prinz Max Koch: Historisches und systematisches Verzeichnis sämtlicher Tonwerke zu den Dramen Schillers, Goethes, Shakespeares, Kleists und Körners, von Albert Schaefer A. Würzner: Geoffrey Chaucers Werke. Übersetzt von A. von Düring . Renaissance. I. II. Veit Valentin: Grundlage des mittelhochdeutschen Strophenbaus, von Richard A. Bezzenberger: Melodieen litauischer Volkslieder gesammelt und mit Textübersetzung, Anmerkungen und Einleitung im Auftrage der Litauischen Litterarischen Gesellschaft herausgegeben von Christian Bartsch . 265 268 R. M. Werner: Ein deutsches Handwerker-Spiel, nach einer handschriftlichen Überlieferung aus dem königlichen Staatsarchiv zu Posen, herausgegeben von Professor Dr. Richard Jonas . 280 282 Max Koch: Lebensbilder deutscher Dichterinnen Otto Henne am Rhyn: Die deutschen und französischen Heldengedichte des 286 Wilhelm Greif: 1) Das Streitgedicht in der altprovenzalischen Lyrik und sein Seite 2) Die Streitgedichte im Provenzalischen und Altfranzösischen, von H. Knobloch 289 Gregor Sarrazin: William Dunbar. Sein Leben und seine Gedichte in Analysen und ausgewählten Übersetzungen nebst einem Abrifs der altschottischen Poesie, von J. Schipper Ludwig Geiger: Erasme ou Salignac. Etude sur la lettre de Franç. Rabelais avec un fac-simile de l'original de la bibliothèque de Zurich. Par Théodore Ziesing, agrégé à l'université de Zurich. 295 377 378 378 380 381 Ludwig Geiger: Johann Eberlin von Günzburg und sein Vetter Hans Jakob Wehe v. Leipheim. Zugleich mit einem Überblick über die Bauernbewegung in Oberschwaben im Februar und März 1525 bis zum Ausbruch des Krieges und einer Geschichte des Leipheimer Haufens. Von Max Radlkofer Ludwig Geiger: Erasme en Italie. Étude sur un épisode de la Renaissance accompagnée de douze lettres inédites d'Erasme par Pierre de Nolhac, maître de conférences à l'école des hautes études. Ludwig Geiger: Die antike Quelle der Staatslehre Machiavellis. Von Georg Ellinger. Georg Ellinger: Die Quellen des Dekameron. Von Marcus Landau . Carl Weyman: Eine Sammlung byzantinischer Sprichwörter, herausgegeben und erläutert von Karl Krumbacher Hugo Holstein: Der ägyptische Joseph im Drama des XVI. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur vergleichenden Litteraturgeschichte. Von Alexander von Weilen 384 K. von Reinhardstoettner: Klassische Bühnendichtungen der Spanier, herausgegeben und erklärt von Max Krenkel. III. Calderon, Der Richter von Zalamea. Nebst dem gleichnamigen Stücke des Lope de Vega 382 388 390 K. von Reinhardstoettner: Grundrifs der Geschichte der englischen Litteratur Von Floegel-Ebeling 393 454 457 Franz Muncker: Geschichte des Grotesk - Komischen. Golther . . . Karl Borinski: Diederich von dem Werder. Von Georg Witkowski. 465 . 468 471 475 128, 298, 396, 501 Johannes Crueger: Italienische Schauspieler am bayrischen Hofe. Von Karl Trautmann Nachrichten. Goethe als Denker. Von Moriz Carriere. Die ie vergleichende Litteraturgeschichte kennt grofse Dichter aller Zeiten, welche sich durch Umfang und Tiefe der Idee den Kulturträgern der Menschheit gesellen; Jesaias und Jeremias, aber nicht minder Aschylos und Shakespeare sind grofse Propheten, Verkünder der sittlichen Weltordnung; ebenso Dante, der im Vollbesitz des Wissens seines Jahrhunderts war. Aber als Eigentümlichheit der Genien der neueren deutschen Poesie wird man es anerkennen, dafs die Lessing und Herder, Goethe, Schiller und Jean Paul auch auf wissenschaftlichen Gebieten bahnbrechend und massgebend gearbeitet haben, ein Zeichen dafür, dafs wir in ein Weltalter des Geistes eintreten, wo die Wissenschaft tonangebend wird, nachdem die Ideale der Natur und des Gemüts im Altertum und dann im Mittelalter und der Renaissance ihre Ausprägung gefunden haben. So erklärte ein Mann, der sein Leben lang für die richtige Würdigung von Goethes Dichtungen gearbeitet, Varnhagen von Ense, dass doch der Lehrer, der Weise es sei, den er am höchsten in ihm verehre; so ist auch ein Franzose, Caro, mit einem Buch über Goethes Philosophie hervor gekommen, und so steht in der Schrift Otto Harnacks: Goethe in der Epoche seiner Vollendung (1805-1832)“*) nicht der Dichter im Vordergrund, sondern es handelt sich vornehmlich um Goethes Denkweise und das Ergebnis seiner Weltbetrachtung. Wir begrüssen es als ein Zeichen fortschreitender Erkenntnis Goethes, dafs hier die Reife seines Alters als die Epoche seiner Vollendung bezeichnet wird, die früher wohl als Nachlafs der poetischen *) Versuch einer Darstellung seiner Denkweise und Weltbetrachtung. Leipzig J. C. Hinrich'sche Buchhandlung, 1887. XLVI, u. 249 S. 8o. M. 5. Ztschr. f. vgl. Litt.-Gesch. u. Ren.-Litt. N. F. I, 1 Kraft, als absinkende Lebenswelle betrachtet wurde; der ganze Goethe wird endlich die Losung unserer Zeit, wir suchen dem Jüngling, Mann und Greis gerecht zu werden. Harnack giebt einleitend eine kurze Entwicklungsgeschichte des Goetheschen Geistes. Hier möchte ich die Behauptung berichtigen: dafs Goethes persönliche Annäherung an religiöse Vorstellungsweisen, eine Hinwendung zum Theismus, sich erst mit Aneignung mittelalterlicher und orientalischer Kulturelemente vollzogen habe, also vornehmlich im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, wie er denn seitdem seine Weltanschauung von da an gern als Gottergebenheit, als vernünftigen Islam bezeichnet habe. Allein schon in seiner Jugend nimmt er die an die Bibel sich anschliefsende Gemütsreligion gegen den landläufigen Rationalismus in Schutz, und schon im Werther ist ihm die Natur, die alles aus sich hervorbringende und in sich zurücknehmende Substanz des Pantheismus, ein grauenerregendes, kindergebärendes, kinderverschlingendes Ungeheuer, dem er das Seligkeitsgefühl des Unendlichen entgegenstellt, und in dem früh gedichteten Glaubensbekenntnis des Faust fasst und hält der Allumfasser auch sich selbst, und so drängt der Genius Goethes wie der Lessings und Herders zu der Idee von Hegels Jugend: die Substanz als Subjekt zu fassen, Gott, den Unendlichen auch als bei sich selbstseienden Einen, als allgegenwärtige Naturmacht und zugleich als Vernunft und Willen, als Geist zu begreifen. „Ihm ziemts, die Welt im Innern zu bewegen, sich in Natur, Natur in sich zu hegen," sagt er im Anschluss an Giordano Bruno; so offenbart sich sein Gott im All und lebt in uns, aber beruht auch in sich selbst. Ich habe wiederholt darauf hingewiesen und meinerseits die Pantheismus und Deismus überwindende und versöhnende Gottesidee in meinen religiösen Reden und der sittlichen Weltordnung wissenschaftlich entwickelt; Harnack streift daran, ohne recht darauf einzugehn; er läfst lieber Goethe vor dem Unerforschlichen still stehen; doch wenn der Dichter ein Recht haben mag zu sagen: „Gefühl ist alles!" so darf und soll die Philosophie von der Anschauung und dem Gefühl zum Gedanken vorangehen, und von dem Erforschlichen, von der Natur und Geschichte, von der Wirklichkeit der Welt aus ihre Schlüsse auf den allgemeinen Lebensgrund ziehen, die Frage aufwerfen und beantworten: wie solcher beschaffen sein müsse, um diese Wirklichkeit der Freiheit und der Ordnung, des Naturmechanismus und der sittlichen Selbstbestimmung begründen und in Einklnag bringen zu können. |