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Canello.*) Aber es hiefse doch gar zu weit hinuntersteigen, wenn man diese beiden Werke, von denen das eine beinahe ein Jahrzehnt alt ist der Autor des zweiten ist seit Erscheinen seines Buches in sehr jugendlichem Alter gestorben - noch jetzt ausführlich besprechen wollte. Daher gebe ich nur eine kurze Charakteristik beider. Invernizzis Werk ist nicht immer aus den Quellen geschöpft, sondern richtet sich oft nach guten Bearbeitungen, aber es ist ein brauchbares und tüchtiges Buch. Die Auswahl dessen, was der Verfasser giebt, ist sehr verständig, die Einteilung ist zu loben. Das Buch bleibt in den einmal gesteckten Grenzen: da es nur vom 15. Jahrhundert reden will, so macht es nur geringe Übergriffe in die Folgezeit und wendet sich. nur soviel wie unbedingt nötig, in die frühere Zeit zurück. Es beginnt 1375 und endet 1494. Es unterscheidet zwischen einer Epoche der gelehrten Bildung (erudizione) und einer der volkstümlichen italienischen Kultur; es nimmt als Grenze dieser beiden Epochen 1464 oder 1469 an, also die Zeit der Tronbesteigung Lorenzos von Medici, worüber denn freilich zu streiten wäre. Zu streiten sowohl über die Grenzbestimmung, denn viele der von dem Verfasser in dem ersten Abschnitte behandelten Werke und Autoren gehören der Zeit nach in die zweite Epoche, als auch über die Zuweisung jener Grenzregulirung an Lorenzo von Medici, der, wenn er auch selbst ein italienischer Schriftsteller war, doch als einer der eifrigsten Gönner der spezifischhumanistischen Litteratur in Anspruch genommen werden muss. Innerhalb der einzelnen Abschnitte bewahrt der Verfasser teils geographische Anordnung, teils hebt er bekannte Namen hervor, an welche er minder bekannte anschliefst, — doch hat er keineswegs das Streben, vollständig zu sein und alle „kleinen Geister" aufzuzählen; die Charakteristik bedeutender Personen ist gut und treffend.

Bewegt sich Invernizzi in dem Rahmen der landläufigen Litteraturgeschichte dies eher zu seinem Lobe als zu seinem Tadel gesagt,

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so tritt Canello völlig aus diesem Rahmen heraus. Ich begnüge mich damit, dies zu konstatieren und kurz die Art anzugeben, wie Canello seinen Stoff behandelt. Nach einleitenden Abschnitten über öffentliches und privates Leben Italiens im 16. Jahrhundert, giebt er Biographieen italienischer Schriftsteller, im Ganzen sechs: Machiavelli, Guicciardini, Ariosto, Bembo, Tasso, Giordano Bruno, eine Auswahl, für welche dem Verfasser die Verantwortung bleiben muss, eine Auswahl, die ich weder billige noch gänzlich verwerfe. Da nach der Angabe des Verfassers- ich bediene mich seiner eigenen Worte ,,die Litteratur ein Komplex von Idealen und Ideen ist, welche durch die Kunst des Wortes dargestellt werden", so betrachtet er als seine

*) Il Risorgimento Parte I Il secolo XV. par Giosia Invernizzi Milano Datt. Franc. Vallardi. 1878. 368 SS. in lex. 8. Storia della letteratura italiana nel secolo XVI. di U. A. Canello. Milano. Bei demselben Verleger 1880. 327 SS. in lex. 8. Das zweite Werk ist wohl als die Fortsetzung des ersten anzusehen, obwohl der Titel verändert und der Band nicht als zweiter bezeichnet ist. Wenigstens ist mir ein zweiter Teil des Risorgimento nicht bekannt geworden.

Aufgabe, zu zeigen, wie dieses Ideal in der Litteratur zur Erscheinung kommt. Demgemäfs ist seine Einteilung: Ideal des öffentlichen - in einem andern Kapitel: des privaten Lebens in der erzählenden Dichtung, dasselbe in der lyrischen, dramatischen Dichtung, in der Historiographie, in den übrigen prosaischen Schriften. Ich fürchte nur diese ganze Einteilung ist eine sehr äufserliche, sie sündigt durch hohe Worte, verschleiert aber manchmal den Sinn mehr, als dass sie ihn enthüllt. In dem Kapitel z. B., in welchem der Verfasser das Ideal des Privatlebens in der erzählenden Dichtung darlegen will, kann er schliesslich die übliche Einteilung des Stoffes in: religiöse Epen, NaturHirten-, satirisches Epos, Novellen nicht entbehren. Weit schlimmer ist, dafs durch dieses künstliche Auseinanderreifsen des Stoffes Dinge von einander getrennt werden, die naturgemäfs zusammengehören. Ich vermag wenigstens keinen Grund einzusehen, warum Tassos befreites Jerusalem unter dem Ideale des öffentlichen und Sannazaros De partu virginis unter dem Ideale des Privatlebens betrachtet werden, während doch beide religiöse Epen sind, und der Unterschied, der zwischen ihnen herrscht, der ist, dafs bei dem einen der historische, bei dem andern der kirchliche Charakter überwiegt. Und ebenso ist wohl zwischen Ariosts rasendem Roland und Teofilo Folengos Orlandin oder wesentliche Unterschied, dafs das eine ein ernstes, historisches Gemälde und das andere ein historisches Zerrbild ist, aber auch hier lässt sich nur eben die Trennung der Arten durchführen und nicht die seltsame Unterscheidung von „öffentlichem und Privatleben“. Wollte der Verfasser seine geistreiche, aber immerhin etwas seltsame Disposition durchführen, so mufste er auf relative Vollständigkeit verzichten, die er anzustreben scheint und nur eine Auswahl geben, die er nach seinen Theorien zu treffen im Stande gewesen wäre.

Der Deutsche, welcher eine Gesamtgeschichte der Litteratur der italienischen Renaissance in grofsem Massstabe zu liefern unternommen hat, ist G. Körting.*) Dieser rastlos und mit grofsem Erfolge auf dem weit umfassenden Gebiete der romanischen Philologie tätige Forscher hatte ursprünglich ein sechsbändiges Werk in Aussicht gestellt, von welchem die beiden ersten Bände den Führern der Renaissance, Petrarca und Boccaccio, der letzte einem der letzten Flügelmänner derselben, Tasso, gewidmet werden sollte, während den übrigen die Aufgabe zugewiesen war, die litterarische Bewegung dreier Jahrhunderte darzustellen, ohne ausschliefslich einzelne Häupter zu berücksichtigen. Ich weifs nicht, ob der Verfasser, der gerade in den letzten Jahren seine Tätigkeit ganz anderen Fächern zugewendet hat, seinen Plan in der alten Vollständigkeit und Grofsartigkeit auszuführen beabsichtigt. Andrerseits hat er durch einen Band, den er den Bänden über Petrarca und Boccaccio nachgeschickt hat, der aber zweifels

*) Geschichte der Litteratur Italiens im Zeitalter der Renaissance von Gustav Körting, Professor in Münster. Leipzig, Fues's Verlag. 1. Band. Petrarcas Leben und Werke. IX, 722 S. 2. Band: Boccaccio 1880. Die Schrift, „die Vorläufer der Renaissance“ ist in der Reihe dieser Schriften als letzte erschienen,

ohne dazu bestimmt ist, das ganze Werk einzuleiten: „Die Vorläufer der. Renaissance" seinen Plan noch erweitert. Trotzdem nun ein gewaltiges Quantum des Gesamtwerkes vorliegt mehr als anderthalb tausend Seiten so möchte ich auf eine ausführliche Kritik des bisher Gebotenen jetzt und an dieser Stelle verzichten, teils weil der bei weitem gröfsere Teil des Werkes schon vor so langer Zeit erschienen ist, dafs gegenwärtig eine Kritik desselben untunlich ist, teils weil das bisher Erschienene meiner Ansicht und meiner Hoffnung nach nicht das Maximum des Körtingschen Könnens bezeichnet. Das bisher Erschienene ist im Verhältnis zu dem Neuen, was es gewährt, viel zu umfangreich, für den Kenner und Forscher bietet es nicht genug, für den Laien viel zu viel. Die beiden rein biographischen Bände sind weder übersichtliche und anziehende Charakteristiken der betreffenden Personen, noch Zeitbilder in grofsem Stil. Es sind sehr gelehrte Arbeiten, bei denen der unermüdliche Fleifs, das umfassende Wissen des Autors anzustaunen sind, aber es sind doch Arbeiten, bei denen die Forschung, bei denen selbst unsere Kenntnis um keinen oder nur um einen recht kleinen Schritt weiterrückt. Ich glaube, dafs die grofse Ausdehnung der Hauptfehler in der Anlage des Werkes, schwinden wird, sobald der Stoff an Breite und Masse gewinnt, dann werden die ausgezeichneten Eigenschaften des Verfassers weit klarer hervortreten und sein grofses Werk, das schon jetzt durch das Gewaltige des Planes und durch die Ausdehnung der einzelnen Teile imponierte, zu einem wahrhaft bedeutenden gestalten.

Wie grofse Aufmerksamkeit die Franzosen augenblicklich der Renaissancelitteratur zuwenden, habe ich erst jüngst zu zeigen versucht (Studien zur Geschichte des französischen Humanismus IV., kritische Übersicht neuerer Erscheinungen in: Vierteljahrsschrift für Kultur und Litteratur der Renaissance, Bd. II, S. 189-212). Diese Übersicht jedoch beschäftigte sich nur mit solchen französischen Arbeiten, die sich der Erforschung der eigenen Litteratur zuwandten, hier sind zwei Arbeiten hervorzuheben, die der italienischen Litteratur gewidmet sind.

Hier muss an erster Stelle Eugène Müntz genannt werden mit allem Lobe, welches dieser Gelehrte durch seinen unermüdlichen Sammelfleifs, seine besonnene Kritik, seine geschmackvollen Darstellungen verdient. Auf seine dem Umfange und Inhalte nach gleich bedeutenden urkundlichen Sammlungen: Les arts à la cour des papes, einer schwer zu erschöpfenden Fundgrube für die Kunstgeschichte der Renaissancezeit, liefs er eine grofse Anzahl wichtiger Monographien folgen (über eine derselben vergleiche Vierteljahrsschrift II, S. 115 fg., über mehrere andere ist unten zu handeln) und zwei grössere Werke, von denen eines den Vorläufern, das andere dem Höhepunkt der Renaissance gewidmet ist. Das erstere*) sei hier blos genannt, soll

*) Les précurseurs de la Renaissance. Paris, Rouam 1882. Zur Ergänzung dieses Werkes, das fast ausschliesslich eine Seite der Renaissance beleuchtet, mag auf Emile Gebharts Les origines de la Renaissance en Italie, Paris, Hachette 1879, verwiesen werden,

aber nicht besprochen werden, teils weil seit seinem Erscheinen schon ein zu langer Zeitraum vergangen ist, teils weil die vorwiegende Bedeutung desselben in den kunstgeschichtlichen Forschungen liegt. Das letztere*) verdient in seinen der italienischen Entwicklung gewidmeten Teilen eine Besprechung. Das Werk ist ein Prachtwerk ersten Ranges, kein grofses Bilderbuch, bei welchem Text und Illustrationen unvermittelt nebeneinander stehen, sondern ein Werk, in welchem die Bilder wirklich den Text erläutern, keine Clichésammlung, sondern eine Sammlung von Originalaufnahmen, keine willkürlich zusammengeraffte Masse von Zeichnungen, die durch ihre Menge allein wirken sollen, sondern eine verständige Auswahl, bei denen jedes einzelne reiche Belehrung bietet. Nur ein paar willkürlich herausgegriffene seien hier angeführt: eine Büste des Diotisalvi di Nerone, von Mino da Fiesole, welche den Typus der Catilinarier jener Epoche in wundersamster Weise zum Ausdruck bringt; eine Gruppe von Condottieren, Fresko von Signorelli, das besser als lange Schilderungen diese geleckten, wohlgeputzten, auf ihre Waden stolzen und für ihre Gewänder sehr besorgten Herren vorführt; ein Holzschnitt aus einer Dekameronausgabe des Jahres 1498, der uns recht anschaulich die Gesellschaftsspiele jener Zeit zeigt; ein Fresko des Benozzo Gozzoli, das eine Schule des 15. Jahrhunderts darstellt: die Aufnahme eines Kindes, lernende Knaben, Schuljungen, die voll Übermut das verhafste Lokal verlassen.

Müntz teilt seinen Stoff in zwei Bücher: Geist der ersten Renaissance und: Die Renaissance in den verschiedenen Hauptstädten Italiens. Das letztere ist im Wesentlichen kunsthistorisch und ich begnüge mich daher mit einem kurzen Hinweis auf diese viel Neues bietenden und auch das Bekannte in neuer Beleuchtung darstellenden Mitteilungen. Das erstere gewährt mehr als der Titel des Werkes verspricht. Denn es schildert nicht etwa blos die kurze Spanne Zeit, während welcher Karl VIII in Italien lebte, sondern giebt eine vortreffliche Schilderung des Geistes der Renaissance überhaupt. In einzelnen Kapiteln, in denen der Einflufs Jakob Burckhardtscher Anschauungen nicht zu verkennen ist ein Einflufs, den übrigens Müntz keineswegs in Abrede stellt wird die Religion, der Geist der Toleranz, die Moral der Italiener, Patriotismus und Kosmopolitismus, die ökonomischen Zustände (Reichtum, Luxus, Feste, Kostüm), Entwicklung der Wissenschaft: Vertreter der einzelnen Disziplinen: Universitäten, Akademieen, Bibliotheken geschildert. Der Verfasser gebietet über eine grofse Kenntnis des gesamten Stoffes; niemals aber breitet er sein Wissen anspruchsvoll aus. Er strebt weder Vollständigkeit an, noch will er durch neue Resultate über

*) La Renaissance en Italie et en France à l'époque de Charles VIII. Ouvrage publié sous la direction et avec le concours de M. Paul d'Albert de Luynes et de Chevreuse duc de Chaulnes par M. Eugène Müntz et illustré de 300 gravures dans le texte et de 38 planches tirées à part. Paris. Firmin-Didot 1885. XII und 560 SS. Die auf Frankreich bezüglichen Abschnitte sind Vierteljahrsschrift II. S. 189 und a. d, dort a. O. gewürdigt. Sie nehmen nur etwa den vierten Teil des Werkes ein.

raschen; trotzdem hat er manche sehr hübsche neue Einzelheiten, originelle Bemerkungen, von denen einzelne freilich nicht allgemeine Billigung finden werden. So weist er nachdrücklich (S. 81) auf die nicht allgemein bemerkte Tatsache hin, dafs die humanistischen Historiker die Zeitgeschichte in gleichem Masse pflegen, wie die alte Geschichte. Er verteidigt (S. 90, Anm.) die Humanisten gegen den Vorwurf der Käuflichkeit, indem er nachweist, dafs Filelfos unwürdiges Benehmen keineswegs allgemeine Billigung fand, sondern starken Angriffen begegnete; er zitiert mit Behagen eine schöne, beredte Stelle aus der Africa, stellt aber die vielgerühmten facetiae des Poggio als erzählendes Werk sehr tief (S. 97.). Er unterscheidet streng zwischen den beiden Hauptperioden der Renaissance, von denen die erstere bis 1450 gehen dürfte und meint: „Bei den Humanisten der ersten Generationen entwickelt das Studium des Altertums Klarheit der Anschauung und Unabhängigkeit des Urteils; bei ihren Nachfolgern erzeugt es mit wenigen Ausnahmen nur negative Resultate," ein Satz, der in dieser Allgemeinheit doch nicht ganz richtig sein dürfte.

Wenn Müntz Jakob Burckhardts Ansichten voraussetzt, so will Gebhart*) diese Ansichten prüfen und darlegen. Er tut das in einem grofsen Aufsatz, den er aber, um ihn als Buch erscheinen zu lassen, mit sechs anderen Arbeiten beschwert hat, die gar nichts damit zu tun haben und die, wenn auch nicht uninteressant, doch zu wenig selbständig und bedeutend sind, es sind meist Auszüge, Besprechungen, Darstellungen nach den Entdeckungen Anderer — um ein selbständiges Dasein in einem Buche zu führen. Die „Cenci“ führen aus der Renaissancezeit heraus, der Aufsatz über den päpstlichen Palast giebt interessante Mitteilungen besonders über Stellung und Behandlung der Juden und Muhamedaner im päpstlichen Rom, und dafs Aufsätze über Cervantes und La Fontaine wirklich in diesen Band gehören, weil diese beiden Schriftsteller den trait d'originalité besitzen, der die Menschen der Renaissance auszeichnet, wird der Verfasser wohl schwerlich selbst im Ernste glauben. Der erste Aufsatz im Buche mit dem besonderen Nebentitel: La théorie de Jacob Burckhardt knüpft an die kürzlich in Frankreich erschienene französische Übersetzung des Burckhardtschen Werkes an**). Für diejenigen, welche

*) Etudes méridionales. La Renaissance italienne et la philosophie de l'histoire. L'honnêteté diplomatique de Machiavel. Fra Salimbene franciscain du treizième siècle. Le roman de don Quichotte. La Fontaine. Le palais pontifical et le gouvernement intérieur de Rome. La vérité sur une famille tragique: les Cenci par Emile Gebhart, professeur à la Sorbonne. IX und 270 SS. Paris, L. Cerf 1887. Meine kritische Bemerkung richtet sich hauptsächlich gegen das Bestreben unzusammenhängende Aufsätze als einheitliches Buch auszugeben, denn das Buch wird mit dem Gesamttitel: La Renaissance italienne ausgegeben, und der Verfasser versucht auch, wiewohl vergebens, die Einheit desselben zu erweisen. Die Aufsätze waren wohl alle schon einmal gedruckt; einzelne habe ich sicher schon in der Revue des deux mondes gesehen.

**) La civilisation en Italie au temps de la Renaissance par Jacob Burckhardt, traduction de M. Schmitt, professeur au lycée Condorcet sur la seconde édition annotée par L. Geiger, Paris, Plon et Nourrit, 1885. 2 Bände,

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