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das Burckhardtsche Werk nicht kennen, giebt er eine gute Analyse, nicht ganz nach der Reihenfolge des Buches; er spricht vielmehr zuerst von der religiösen, dann von der politischen Entwicklung, von der des Individuums, von künstlerischen und wissenschaftlichen Bestrebungen; von der Moral und ihrem Verfall; für die Vielen, denen der Burckhardtsche Gedankengang im Grofsen und Ganzen bekannt ist, giebt er nichts Neues. Man erkennt leicht, dafs der Essayist keineswegs seine ganze Weisheit aus dem Werke entnimmt, das er analysirt, dafs er vielmehr mit der Periode wohl vertraut ist und aus dem Schatze seines Wissens manche Einzelheit hinzuzufügen vermag, aber diese Zusätze sind zu gering, um ein derartig pomphaftes Auftreten zu rechtfertigen. Auch bei den Franzosen, die sich mit der Renaissance beschäftigten, war Burckhardts Werk längst vor der Übersetzung bekannt, bewundert und benutzt; für wen also ist der Auszug? Eine sehr hübsche Bemerkung findet sich S. 22: ,,Das italienische Christentum ist eine sonderbare Schöpfung. Es hat viel vom Urchristentum an sich; das beschränkte Dogma, die harte Moral, die strenge Praxis, die Hierarchie berühren seine Unabhängigkeit wenig, die persönliche Offenbarung, die direkte Beziehung des Gläubigen zu Gott, sind vielleicht die wesentlichsten Grundlagen des italienischen religiösen Lebens. Ihre frühesten Schriftsteller verkündigen häufig den Gedanken, dass nur im Herzen die wahre Religion existiere." Zwei Theorieen freilich mehr in Frageform stellt der Verfasser seiner Analyse des Werkes unseres grofsen Landsmannes voran; die eine: das Ende der alten Glaubensmeinungen steht in enger Beziehung mit dem allgemeinen Untergang der Zivilisation, mit dem politischen Ruin Italiens; die andere: die aufserordentliche Entwickelung des Individuums ist durch ihr Übermass das tötliche Gesetz des Untergangs gewesen. Mir scheint nicht, dafs diese Theorieen als geschichts-philosophische Gesetze durch Burckhardt bewiesen sind oder bewiesen werden sollten; sie zu erweisen, würde eine interessante und wichtige Studie sein.

Da ich gerade von französischen Schriften spreche, die sich mit Renaissance beschäftigen, so will ich auch eines hierher gehörigen Unternehmens gedenken, das freilich keinen wissenschaftlichen Charakter hat. Es ist ein Versuch, die Werke der Renaissancezeit in Auszügen und Übersetzungen dem Publikum vorzulegen, und zwar eine von der librairie des bibliophiles veröffentlichte, in kleinstem Format 32o erscheinende, nur in 500 Exemplaren gedruckte, s. g. bibliothèque recréative. Dieselbe meist von Victor Develaye herausgegeben bezw. übersetzt ist nicht ausschliefslich der Renaissancelitteratur gewidmet, sie berücksichtigt vielmehr auch die Alten und die Franzosen des 18. und 19. Jahrhunderts, aber sie schenkt Petrarca eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Von dessen Schriften sind folgende aufgenommen: Griseldis (d. h. die lateinische Übersetzung der 100. Novelle des Boccaccio); Geheimnis, d. h. die Selbstbekenntnisse, das Secretum oder de contemptu mundi; der Brief an die Nachwelt; die Besteigung des Mont ventoux (d. h. der berühmte über diese Besteigung handelnde

Brief an seinen Bruder; eine Sammlung der Briefe an diesen Bruder; die Busspsalmen; die Africa; Sophonisbe (d. h. doch wohl die Liebesepisode aus diesem Epos, die also wohl in der Übersetzung letzteren Werkes ausgelassen ist) endlich die Epistolae sine titulo. Erwägt man, dafs die genannten Übersetzungen 17 Bändchen füllen und 43 fcs. kosten, so mufs man freilich den Mut des Herausgebers bewundern; aber das Publikum scheint sein Wagnis zu unterstützen.*) Die letzterschienenen Bändchen, die epistolae sine titulo haben eine ganz verständige Einleitung, welche über Petrarcas Verhältnis zu Cola di Rienzi über seinen Wunsch, den Sitz des Papsttums von Rom nach Avignon zu verlegen, handeln. Die Übertreibungen Petrarcas, seine hasserfüllten Äufserungen gegen die Päpste werden getadelt und erklärt aus der Abneigung des Italieners gegen die Französischgesinnten. Den einzelnen Briefen sind Anmerkungen beigegeben, welche kurze biographische Bemerkungen über die erwähnten oder angedeuteten Adressaten enthalten, die Stellen der Bibel und der klassischen Schriftsteller, welche erwähnt sind, deutlich bezeichnen und einzelne sachliche Erklärungen beibringen.

Bevor die einzelnen Epochen und einzelnen Persönlichkeiten der italienischen Renaissance gewidmeten Schriften besprochen werden, mögen nach den bisher erwähnten teilweise älteren Werken einzelne Arbeiten neueren und neuesten Datums die Revue passieren.

Ob die „Humanitätsstudien“ **) in unsere Übersicht gehören, ist mir auch nach der Lektüre des Büchleins recht zweifelhaft. Freilich müsste man dasselbe englisch lesen, um es zu verstehen. Die sogenannte deutsche Übersetzung befleifsigt sich einer ganz wunderbaren Ausdrucksweise. Sätze wie die folgenden (S. 105): „Das Folgende ist wohl wert im Interesse derer, welche die Originalkunstwerke nicht besuchen können, zu erwähnen;" (S. 121): „Der Mann hat, sei das nun leicht oder hart, Ort und Zeit gemäss zu leben und das Weib, da es so viel mehr der Schönheit als das stärkere Geschlecht bedarf, in noch empfindlicherer Weise gleichfalls" finden sich häufiger und machen es weder leicht noch angenehm, dem Übersetzer zu folgen. Die Schrift, im Englischen: humanities betitelt, handelt doch wohl mehr von Humanität als von Humanismus. Der Zweck der Schrift wird aus

*) Beiläufig sei erwähnt, dass dieselbe Bibliothek eine dreibändige Übersetzung der Dnnkelmännerbriefe, fünf Schriften des Joh. Sekundus, von Erasmus das Lob der Narrheit mit den Holbeinschen Zeichnungen und nicht weniger als 22 Stücke der Colloquia in kleinen Einzelausgaben veröffentlicht hat.

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**) Von Thomas Sinclair, M. A. Aus dem Englischen übersetzt von Hans Schiffert Müller. Strafsburg, K. I. Trübner 1886, XVIII und 137 SS. Ein ganz eigenartiges Buch eines Engländers, das mir jüngst in die Hände kam und das, wie mir scheint, in Deutschland sehr wenig bekannt ist, sei wenigstens in einer Anmerkung erwähnt: Euphorion, being studies of the antique and the mediaeval in the renaissance by Vernon Lee author of the „Studies of the 18th. Century in Italy, Belcaro etc. London. T. Fisher Unwin 1884, 2 voll. 214 und 239 SS., eines der vornehmst ausgestatteten Bücher, das ich noch gesehen habe. Aus dem Inhalt hebe ich hervor: The portrait art, the school of Bojardo, Mediaeval love.

den etwas orakelhaften Schlufsworten klar, die in der Übersetzung noch orakelhafter klingen. Das zweite Kapitel „Humanismus“ enthält einige Notizen zur italienischen und sonstigen Renaissance. Was über Erasmus gesagt wird, ist richtig, ohne sonderlich neu zu sein.

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Carrieres schönes geschichtsphilosophisches Werk*) gehört zum grofsen Teil in diese Übersicht. Es würde eine ausführliche Besprechung verdienen, wenn es neu oder wesentlich erneuert wäre, es bedarf nur eines kürzern Hinweises, da es der Abdruck eines alten 1846 zuerst erschienenen, aus Vorlesungen entstandenen Werkes ist Der Verfasser hat recht daran getan, das Buch so ziemlich in seiner ursprünglichen Gestalt zu lassen; in dieser hat es seine Wirkung getan, hat auf die damaligen Zuhörer und späteren Leser Einfluss gehabt; der frische Ton des ersten Entwurfs lässt sich durch spätere mühsame, noch so fleifsige Nacharbeit nicht ersetzen. (Irre ich nicht, so hat auch Carriere jenen esprit primesautier, den Montaigne sich zuschrieb, und nur in einer kurzen Parenthese will ich fragen: warum wird dieser ganz eigenartige Schriftsteller des 16. Jahrhundert nicht berührt, dessen Skeptizismus doch wohl zu den eigentümlichen Richtungen der Reformationszeit gehört?) Das Werk beschäftigt sich freilich nicht ausschliesslich mit Italien. Der bei weitem gröfsere Teil des ersten Bandes ist Deutschland in kleineren Partieen England und Frankreich gewidmet, worin ich übrigens Erasmus sehr kurz behandelt finde, und ein Eigehen auf Reuchlins pythagoräisch-kabbalistische Grübeleien vermisse, die jener Zeit keineswegs als Spielereien erschienen, Am Schlufs des ersten Absatzes steht ein grofser Aufsatz über Jakob Böhme, in welchem Carrieres Methode, das liebevolle Versenken in ein fremdes System, das sympathische Wiederbeleben einer ganzen Persönlichkeit, der klare und verständnisvolle Aufbau einer uns entfernten und entfremdeten Gedankenwelt besonders deutlich hervortritt. Der zweite Band ist durchaus Italien gewidmet und geht kaum über die Periode der Renaissance im weitern Sinne heraus. Die Biographieen des Girolamo Cardano, Bernardino Telesio, Giordano Bruno, Cesare Vanini (warum schreibt Carriere bei ihm allein die Vornamen nach deutscher Art, während er sich bei allen übrigen der italienischen Form bedient?) Tomaso Campanella führen trefflich in das Geistesleben einer vergangenen Zeit ein. Wie in dem ersten Bande der Abschnitt über Jakob Böhme, so erscheint mir in dem zweiten das Kapitel über Giordano Bruno das vollendetste; ich schliefse mich gern dem von anderer Seite gefällten Urteil an, dass hier eine kongeniale Darstellung des gedankenreichen Meisters vorliegt. Wie Carriere nachzutragen und zu bessern bemüht ist, zeigt sich z. B. in den Nachträgen zu dem genannten Aufsatze; daselbst wird in sehr guter Übersicht die

*) Die philosophische Weltanschauung der Reformationszeit in ihren Beziehungen zur Gegenwart. Von Moritz Carriere. Zweite vermehrte Auflage. Zwei Teile. Leipzig. F. A. Brockhaus. 1887. XI, 419, VII, 319 SS.

neuere (freilich nicht neueste) Bruno-Litteratur mit kurzen und treffenden kritischen Bemerkungen gegeben.

Die Periode der Renaissance wird natürlich ihrer Bedeutung gemäfs in den allgemeinen Geschichten der italienischen Litteratur gewürdigt. Von diesen können selbstverständlich die Hand- und Schulbücher keine Erwähnung finden. Aber auch viele neuerdings erschienene gröfsere Litteraturgeschichten in italienischer Sprache können hier nicht genannt werden. Mit dieser Nichtnennung wage ich es durchaus nicht, ein Urteil zu fällen, bekenne vielmehr einfach meine Unwissenheit und meine Abneigung, Bücher, die ich nur dem Titel nach oder nach irgend einer Rezension kenne, hier aufzuzählen. Und wem sollte mit einer solchen Aufzählung gedient sein? Zudem ist die Reihe der aufzuführenden und zu besprechenden Spezialarbeiten so grofs, dafs ich bei den allgemeineren nicht länger verweilen möchte. Ich begnüge mich daher mit einem Hinweise auf den ersten neuerdings erschienenen Band einer ausführlichen Litteraturgeschichte in deutscher Sprache. Adolf Gaspary*) der kürzlich der eigentlichen Renaissancelitteratur einen wertvollen Beitrag spendete („Einige ungedruckte Briefe und Verse von Antonio Panormita“ Vierteljahrsschrift für Kultur und Litteratur der Renaissance I, 474-484) hat damit den Grundstein zu einem vorzüglichen Werke gelegt. Für unsere Zwecke würde freilich der folgende Band -- das ganze Werk ist auf drei Bände berechnet - von gröfserm Interesse sein; aber schon der vorliegende enthält eine ausführliche Besprechung Petrarcas. Ausser diesem grofsen Abschnitte, auf den ich gleich zurückkomme, seien die kürzeren Abschnitte über Fazio Degli Uberti und Cino von Pistoja hervorgehoben, welch letzterer ungebührlicher Überschätzung gegenüber auf die rechte Stufe zurückgedrängt wird, besonders aber die trefflichen Bemerkungen über Dino Compagni, in welchen in sehr lichtvoller Weise die schwierige Frage behandelt, das Für und Wider dargelegt, die gesamte Streitlitteratur knapp und treffend durchgenommen und als Ansicht des Verfassers angegeben wird,,,dafs in der uns überlieferten Chronik ein bedeutender echter Kern ist, welcher frühzeitig, noch im 14. Jahrhundert eine Ergänzung oder Bearbeitung erfuhr, vielleicht ohne irgend welche Absicht zu fälschen, vielleicht durch ein Mitglied der Familie, in der die Schrift des Ahnherrn unvollständig verblieben war." trarca sind zwei umfangreiche Kapitel gewidmet, in dem einen wird sein Lebensgang und seine Geistesrichtung dargelegt, in dem andern minder ausführlichen, seine lyrische Dichtung behandelt. Gründliche Kenntnis der Quellen, volle Beherrschung der ausgedehnten Litteratur, besonnenes Urteil, das von Verherrlichung ebensoweit entfernt ist wie von Verunglimpfung, Geschick in der Komposition, Gewandtheit der Darstellung, die frei von Schwerfälligkeit ist, wenn auch vielleicht

*) Geschichte der italienischen Litteratur von Adolf Gaspary, Band I (zugleich mit dem Nebentitel: Geschichte der Litteratur des europäischen Volkes, Bd. IV) VIII und 550 SS. Berlin. R. Oppenheim, 1885.

nicht immer so flüfsig wie man wünschen möchte, gestalten diese Kapitel zu einer vortrefflichen Leistung. Was aber dem Gasparyschen Werke einen ganz besonderen Wert verleiht, das ist der über vier Bogen starke,,Anhang bibliographischer und kritischer Bemerkungen", höchst beachtenswerte Fingerzeige für den Forscher, Begründungen eigener von den bisherigen abweichender Meinungen, Kritik früherer Leistungen, die manchmal in ihrer Kürze etwas schroff wirkt, bibliographische Hinweisungen, die, ohne vollständig sein zu wollen, das Wichtigste hervorheben und durch die Anführung ausführlicherer Materialiensammlungen den Leser in den Stand setzen, das Fehlende zu ergänzen. Einzelne dieser Ausführungen seien hier hervorgehoben: die Canzone Spirto gentil wird, trotz mancher Bedenken, auf Cola di Rienzi bezogen; die mannigfach vermutete Beziehung derselben auf Stefano Colonna den Jüngern aber zurückgewiesen. Sehr gut ist der Nachweis über die Briefe: dass in den Text der epistolae familiares Einschiebungen stattgefunden haben, dass der Freund Francesco Nelli, von dem in jenen ersten Briefen die Rede ist, erst bei der Widmung der zweiten Abteilung, der epistolae seniles den Namen Simonides erhalten habe, damit ein klassischer Name an der Spitze stehe; die Vermutung, dafs Petrarca eine dritte Briefsammlung plante, ein Plan, der dann freilich nicht von ihm ausgeführt worden ist. Sehr gut ist die Zurückweisung der Voigtschen Entdeckung, Petrarca habe eine Menge unehelicher Kinder gehabt. Voigt las in der Stelle: me plures habere notos quam totum fere capitulum für notos: nothos. Endlich ist die Ausführung über das Gedicht: Italia mia bemerkenswert; zahlreichen früheren Vermutungen, kraft deren man in der Angabe der Entstehungszeit zwischen 1326-1370 schwankte, werden zurückgewiesen, das Gedicht nach 1337 und vor 1348 gesetzt, als eine Wendung gegen das Söldnerwesen aufgefafst und die Stelle nome vano senza soggetto wirklich auf das Kaisertum gedeutet, welches Petrarca in Momenten der Verzweiflung als einen leeren Namen bezeichnen konnte.

Von den beiden tonangebenden Führern der Renaissance-Litteratur Boccaccio und Petrarca wird Ersterer gewifs bei Weitem mehr gelesen, letzterer aber, der ja auch für die Renaissancebestrebungen eine ungleich gröfsere Bedeutung hat, weit mehr behandelt. Wir sahen schon, in welch hohem Mafse die bisher besprochenen gröfseren Werke auf ihn Rücksicht nehmen, auch viele Monographieen, die ihm gewidmet worden, sind zu erwähnen. Über Boccaccio handeln zwei wichtige Arbeiten von Marcus Landau und Crescini, die ich aber von dieser Übersicht ausschliefsen musste, weil zwei andere Mitarbeiter dieser Zeitschrift in nächster Zeit über dieselben Bericht zu erstatten übernommen haben. Ein kleiner Artikel Schuchardts*) soll aber

*) Romanisches und Keltisches. Gesammelte Aufsätze von Hugo Schuchardt. Berlin. Rob. Oppenheim 1886. VIII und 438 S. Der Aufsatz über Boccaccio S. 49 bis 65; darauf folgt S. 66-73 ein Aufsatz, „die Geschichte von den drei Ringen,“ eine summarisch-klare Auseinandersetzung der drei verschiedenen Fassungen, in denen diese

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