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ist, habe ich schon in meinem erwähnten Aufsatze im Anzeiger für deutsches Altertum a. a. O. an einzelnen Punkten zu zeigen gesucht.

Dem Verfasser des Faustbuches erschien nämlich offenbar das gesammelte Material zu einem Buche nicht ausreichend und er suchte dasfelbe zu ergänzen und zu vermehren. Die Art und Weise, in der er das tat, ist für die gänzliche Talentlosigkeit des Mannes charakteristisch. Er schrieb nämlich aus Handbüchern eine Reihe von Stellen ab und fügte dieselben ohne Weiteres in die Darstellung ein. Sicher annehmen dürfen wir dieses Verhältnis bei den astrologischen und naturwissenschaftlichen Abschnitten im Faustbuch; mit Bestimmtheit nachweisen können wir es bei der Beschreibung von Fausts Reisen.*) Was den letzten Punkt betrifft, so habe ich einige Belegstellen bereits im Anzeiger für deutsches Altertum a. a. O. gegeben; ich kann denselben jetzt wenigstens zum Teil ergänzen.

Möglich, ja wahrscheinlich, dafs der Verfasser des Faustbuches die Angabe, dass Faust Reisen gemacht habe, bereits in seiner Vorlage vorgefunden hat. Offenbar war aber über diese Reisen Genaueres in seinen unmittelbaren Quellen nicht vorzufinden und so suchte sich der ingeniöse Autor auf eigene Faust zu helfen. Aus den zugänglichsten Handbüchern stellte er eine Reihe von Notizen über einzelne Städte zusammen und suchte, indem er eine ganz dürftige Einkleidung herstellte**), aus denselben ein Bild von Fausts Reisen zusammen

zusetzen.

Bleiben wir zunächst bei der Beschreibung der aufser-deutschen Städte ***), so können wir bei ihnen drei Quellen unterscheiden. Die Notizen über diese Städte sind geschöpft aus Münsters Mappa Europae, ferner aus Münsters Cosmographeit) und endlich aus einer Quelle, die ich zwar nicht direkt bezeichnen kann, deren Nachwirkung aber in topographischen Handbüchern des sechzehnten Jahrhunderts wir auch sonst beobachten können.

*) S. 101-123 (Neudruck S. 57–68.)

**) Die Mittel, durch die er dieselbe herzustellen sucht, habe ich im Anzeiger für deutsches Altertum, XIII. 158, Anm. 2 zusammengestellt.

***) S. 101-107 (Neudruck 58-60), 114–120 (64—67), 121-123 (68).

†) Die beiden Stellen aus der Cosmographei Münsters habe ich bereits im Anzeiger für deutsches Altertum mitgeteilt; sie sollen der Vollständigkeit halber unten wiederholt werden.

Faustbuch, S. 101 f.

Bald fällt jm Venedig ein, verwundert sich, dass es gerings herumb im Meer lag, da er dann alle Kauffmannschaft vnd Notturfft zur Menschlichen Vnterhaltung gesehen, dahin zu schiffen sahe, vnd wundert jn, dafs in einer solchen Statt, da schier gar nichts wächfst, dennoch ein Vberflufs ist, Er sahe auch ab die weite Häuser vnd hohen Thürn vnd Zierde der Gotteshäuser vnd Gebäw mitten in dem Wasser gegründet vnd auffgerichtet.

Faustbuch, S. 114 f.

Von Wien reiset er in die höhe, vnd sihet von der höhe herab ein Statt, die doch ferrn lag, das war Prag, die Hauptstatt in Behem,

Münster, Mappa Europae,*) Eij.

Venedig, sunst Venecia genannt. Summa, es ist sich von dieser statt gepew mehr zu uerwundern dann daruon zu sagenn oder zu schreibenn, dann sie liget gerings vmb im meer, also das allerley kauffmannschatz vnd notturft zu menschlicher enthaltung auff dem meer aufs den nahend vmbliegenden ländern dahin gebracht werden müssen. Vnnd wiewol vmb dise statt schier gar nichts wechset, doch ein solcher überfluss aller ding vnnd notturft gefunden würt, das wunderlich vnd schier vnglaublich zu sagen ist. Ich geschweig der weiten heusser, wol erbawen hohe Thürn, vile der Tempel mitten in dem wasser gegründet vnd auffgerichtet.

Münster, Cosmographei, 1550.

buch III. dcccxxxvi.**)

Die statt Prag virt in drei stett getheilt, nemlich in klein Prag, alt Prag und neüw Prag, klein Prag

*) Mappa Europae, Eygentlich fürgebildet, aufsgelegt vnd beschribenn. Von aller Land vnd Sett (so!) ankunfft, Gelegenheit, sitten, | ietziger handtierung vnnd Wesen. | Wie weit ein statt von der andern gelegen | Auch stett vnd Länder Europe so in dieser Mappe oder Tafel | (von engwegen) nit verzeychnet, leichtlich zu finden. | Wie hoch sich der Polus inn einer ieglichenn | statt erhebe, daher nützbarkeiten, als die Sonnuhr, | Campas, Chilinder etc. zu machen. | Wie einer fürgenommen reyse zu was- | ser vnnd land, durch einen Campass, richten, vnd vn- | geirret zu einer stat zütreffen soll. | Künstlich vnd gewisse Anleytung, einen vmb- | kreiss einer statt oder Landtschafft zu verzeychnen, Map- | pen vnd Landtaffeln zu machen, durch Sebastianum | Munsterum antag geben. (Titelbild.) Am Schluss: Gedrückt zu Frankfurt am Meyn | Bey Christian Egenolph. 1536.

**)_Ob dagegen die Bemerkungen über Padua aus der Cosmographei stammen, (vgl. Anzeiger für deutsches Altertum a. a. O.), erscheint zweifelhaft; es wäre möglich,

Zu den Quellen des Faustbuchs von 1587.

Von

Georg Ellinger.

We

eniger um seines litterarischen Wertes willen. als der Quellen wegen, die es benützt hat, kommt dem Faustbuch von 1587 in der Geschichte unsrer Litteratur eine hervorragende Bedeutung zu. So engherzig und platt die Auffassung des Verfassers auch ist, so kläglich und verständnislos er auch die verschiedenen, sich zum Teil widersprechenden Geschichten, welche ihm seine Quellen boten, aneinandergereiht hat, wir müssen ihm dennoch dankbar sein, da uns seine Kompilation die Möglichkeit gewährt, im einzelnen genauer zu verfolgen, wie der historische Faust*) allmählich zur mythischen Persönlichkeit wird und wie neben der von dem Verfasser bereits vorgefundenen und von ihm geteilten Verurteilung Fausts als Zauberer gewöhnlichen Schlages bereits eine Auffassung sich geltend macht, welche die Gestalt des Faust in eine höhere Sphäre erhebt und ihn in seinem gewaltigen Forscherdrang mit den himmelstürmenden Giganten vergleicht. Ja, die klägliche Art und Weise, in welcher der Verfasser des Spiesschen Faustbuches das disparate Material,

*) Die Zeugnisse über den historischen Faust bei Goedeke, Grundriss2, II. S. 562 ff. Nach den Originalausgaben sind die Zeugnisse mit Ausnahme des Begardischen abgedruckt bei Schwengberg, das Spiessche Faustbuch und seine Quellen, S. 21–41. Das Zeugnis von Delrio, Anzeiger für deutsches Altertum, Bd. XIII. S. 156. Nicht unwichtig ist auch die Erwähnung Fausts im Theatrum Diabolorum, auf welche, so viel ich weiss, noch nicht hingewiesen ist. Ausgabe von 1515 Frankfurt a. M. bei Sigismund Feyrabendt 536b. Zum neundten, etliche fallen gar in Verzweiffelung, verlassen jr Tauffgelübde, vnnd verbinden sich mit dem Teuffel, wie Faustus, Schrammhans, vnd alle Zäuberer, auch andere thun, die vom Teuffel grosse Kunst lehrnen, dafs sie dardurch zu grossem Ruhm, Ehren vnd Gütern, kommen. Über Schrammhans vgl. Lindner, Katzipori, Nr. 45 und 99.

welches ihm vorlag, verarbeitete, macht es uns um so leichter, die verschiedenen Schichten zu unterscheiden und die einzelnen Bestandteile auszulösen.

Die Grundsätze, nach denen eine solche Scheidung vorzunehmen wäre, hat Scherer in der Einleitung zu der photolithographischen Nachbildung des Faustbuchs angedeutet. Schon früher mit dem Gegenstande beschäftigt, suchte ich in der Zeitschrift für deutsche Philologie XIX. 244 ff. und Anzeiger für deutsches Altertum XIII. 156 ff. im Anschluss an Scherers Bemerkungen zu zeigen, wie eine solche Untersuchung im einzelnen zu führen wäre. Die dort gegebenen Andeutungen sollen in den nachfolgenden Blättern ausgeführt werden.

Der Verfasser des Faustbuches hat sich, wie bekannt, bis jetzt noch nicht ermitteln lassen. Nach der Bemerkung des Druckers in der Widmung an Caspar Colln, welche wir anzuzweifeln keinen Grund haben, ihm sei das Buch durch einen guten Freund von Speyer mitgeteilt und zugeschickt worden (bl. iij.a Braunes Neudruck, S. 4), hätte der Verfasser in Speyer gewohnt und da der ganze Charakter des Buches auf einen Geistlichen als Verfasser hindeutet, so würde man am ehesten geneigt sein, einen protestantischen Geistlichen von Speyer als Verfasser anzunehmen. In Betracht kommen würden folgende Männer, deren Namen mir Herr Pfarrer Ney in Speyer freundlichst mitgeteilt hat: Theophilus Wagner, lutherischer Pfarrer in Speyer von 1580-1588. Georg Jütelin, gestorben 1590. Edmundus Beurer, stirbt noch im Jahr 1587. Etwas Sicheres würde sich natürlich nur dann ermitteln lassen, wenn es gelänge, Schriften dieser Männer aufzufinden. Mir ist das bis jetzt noch nicht geglückt; ich teile aber dennoch diese Namen hier mit; vielleicht, dafs ein Andrer glücklicher ist, als ich.

I.

Nachweisbare Quellen.

Bevor wir eine Scheidung der einzelnen Bestandteile mit Hilfe der inneren Kritik versuchen, haben wir die Frage zu erwägen, ob nicht vorher aus dem Material eine gröfsere Anzahl von Stücken dadurch auszuscheiden ist, dass man bei ihnen Entlehnung aus der gedruckten Litteratur vermuten kann oder bestimmt nachzuweisen im stande ist. Dafs diese Frage im bejahenden Sinne zu beantworten

ist, habe ich schon in meinem erwähnten Aufsatze im Anzeiger für deutsches Altertum a. a. O. an einzelnen Punkten zu zeigen gesucht.

Dem Verfasser des Faustbuches erschien nämlich offenbar das gesammelte Material zu einem Buche nicht ausreichend und er suchte dasfelbe zu ergänzen und zu vermehren. Die Art und Weise, in der er das tat, ist für die gänzliche Talentlosigkeit des Mannes charakteristisch. Er schrieb nämlich aus Handbüchern eine Reihe von Stellen ab und fügte dieselben ohne Weiteres in die Darstellung ein. Sicher annehmen dürfen wir dieses Verhältnis bei den astrologischen und naturwissenschaftlichen Abschnitten im Faustbuch; mit Bestimmtheit nachweisen können wir es bei der Beschreibung von Fausts Reisen.*) Was den letzten Punkt betrifft, so habe ich einige Belegstellen bereits im Anzeiger für deutsches Altertum a. a. O. gegeben; ich kann denselben jetzt wenigstens zum Teil ergänzen.

Möglich, ja wahrscheinlich, dafs der Verfasser des Faustbuches die Angabe, dass Faust Reisen gemacht habe, bereits in seiner Vorlage vorgefunden hat. Offenbar war aber über diese Reisen Genaueres in seinen unmittelbaren Quellen nicht vorzufinden und so suchte sich der ingeniöse Autor auf eigene Faust zu helfen. Aus den zugänglichsten Handbüchern stellte er eine Reihe von Notizen über einzelne Städte zusammen und suchte, indem er eine ganz dürftige Einkleidung herstellte**), aus denselben ein Bild von Fausts Reisen zusammen

zusetzen.

Bleiben wir zunächst bei der Beschreibung der aufser-deutschen Städte***), so können wir bei ihnen drei Quellen unterscheiden. Die Notizen über diese Städte sind geschöpft aus Münsters Mappa Europae, ferner aus Münsters Cosmographeit) und endlich aus einer Quelle, die ich zwar nicht direkt bezeichnen kann, deren Nachwirkung aber in topographischen Handbüchern des sechzehnten Jahrhunderts wir auch sonst beobachten können.

*) S. 101-123 (Neudruck S. 57-68.)

**) Die Mittel, durch die er dieselbe herzustellen sucht, habe ich im Anzeiger für deutsches Altertum, XIII. 158, Anm. 2 zusammengestellt.

***) S. 101-107 (Neudruck 58-60), 114–120 (64—67), 121–123 (68).

†) Die beiden Stellen aus der Cosmographei Münsters habe ich bereits im Anzeiger für deutsches Altertum mitgeteilt; sie sollen der Vollständigkeit halber unten wiederholt werden.

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