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Zeitschrift bereits erschienenen Aufsätze*) noch einige Bemerkungen meinerseits über denselben Gegenstand anreihen.

Diejenigen, welche den Alten nur in sehr eingeschränkter Weise Liebe zur Natur zugestanden, wie Schiller, gingen von einem bestimmten Kreise von Dichtern aus, der die gesamte Litteratur der Griechen und Römer nicht umfafste. Schiller kannte, liebte und bewunderte den Homer, dessen Verse auch in seinen Dichtungen oft wiedertönen; er kannte die griechischen Tragiker: er schöpfte aus Aeschylus für seine Dichtung; er wollte mit des Sophokles König Oedipus in der Braut von Messina wetteifern; der zur Reflexion so sehr geneigte Euripides scheint seine Liebe besonders besessen zu haben. Demnach mag man sich wundern, dafs sein Urteil über den Natursinn der Griechen so beschränkend ausgefallen ist. Denn diese Dichter, welche Schiller kannte, mögen mit Ausnahme des Euripides noch auf einem naiven Standpunkte stehen, ihre Naturliebe ist unzweifelhaft. Homer stellt uns die schöne Natur, in welcher sich die Grotte der Kalypso befindet, mit sachlicher Treue dar; er zählt uns mit Sorgfalt die anmutigen Erscheinungen auf, welche den Reiz der Gegend bilden und ausmachen. Das Herz des Dichters scheint nicht mitzusprechen; aber er verlegt seine eigene Empfindung in das Gemüt des Gottes Hermes, welcher, von Bewunderung der schönen Natur ergriffen, sie durch sein Staunen preist. Kann die Empfindung für Naturschönheit stärker hervortreten, als wenn ein Gott selbst von ihr so tief und lebhaft gefesselt wird? Dasselbe Verhältnis findet bei Sophokles statt in dem berühmten Chore des Oedipus auf Kolonos, wo der greise Dichter den Hain seines Geburtsortes mit liebevoller Erinnerung schildert. Auch hier sind es Gottheiten, deren Auge an den Schönheiten der Natur sich weidet, deren Herz diese Gegend liebevoll aufsucht, deren Schutz den Beweis liefert, wie lieb und teuer diese Natur von Kolonos Göttern und Menschen ist. Bei Euripides mag man sich, um seine Naturliebe zu vergegenwärtigen, an das Loblied auf Athen in der Medea (824 ff.) erinnern, an die Schilderung „unentweihter Haineseinsamkeit“ im Hippolytus (73 ff.); der Chor in der „Iphigenie auf Tauris" (1094 ff.) drückt sein Verlangen nach Hellas aus und, dem klagenden Vogel Halkyone sich vergleichend, sehnt er sich nach dem

*) Sie bilden jetzt einen Teil des soeben im Verlage von Veit & Co. (Leipzig) erscheinenden Werkes: die Entwickelung des Naturgefühls im Mittelalter und in der Neuzeit. Von Alfred Biese. (VIII, 460 S.) Anm. d. Red,

Glück der Artemis, die an dem kynthischen Hügel waltet bei Palmen üppig belaubt, bei Lorbeer reichen Gezweigs, beim Weihkranz des heiligen Ölbaumes, wo Leto sie gebar, und am See, wo kreisend die Flut wirbelt und Schwäne, mit Sang vertraute, den Musen ihr Lied weihen"; hier vernehmen wir bereits die Töne sentimentalen Naturgefühls und die Sehnsucht versetzt uns in die Empfindungen moderner Dichter, wie Schillers in Maria Stuart.

Die Beseelung der Natur, ein besonders stark ausgeprägter Zug des Naturgefühls bei den späteren griechischen und römischen Dichtern, tritt bereits bei Homer und den dramatischen Dichtern der Griechen hervor, und die Anrede, welche Prometheus bei Aeschylus, Aias und Philoktet bei Sophokles an die Natur richten, beweist eine starke Naturempfindung, die sich in tiefer Rührung entwickelt, wenn König Oedipus (1398) den Schauplatz seines Vatermordes anruft und demselben Erinnerung an seine Tat beimisst.

In dem Verhältnisse der antiken Dichter zur Tierwelt vermifste Gervinus (Geschichte der poetischen National-Litteratur der Deutschen, I', 113) den alten Waldgeruch, welcher einen Jakob Grimm nach seinem eigenen Ausdruck aus dem deutschen Tiergedicht anwehte. ,,Das ganze Altertum," sagt Gervinus,,,kennt keine Freude an der Natur" und schränkt diese verwegene Behauptung durch die Bemerkung ein, dafs das Altertum in seinem Absinken der germanischen Natur entgegengekommen sei. Wir wollen in bezug auf die Liebe der Alten zur Tierwelt auf die feinen Bemerkungen, welche Fr. von Vischer in seiner berühmten Ästhetik (II, 457) über dieses Verhältnis ausgesprochen hat, verweisen. Wenn aber Gervinus den Alten die Freude an der Natur abspricht, so mag dieser Satz seine Berichtigung erfahren durch Betrachtung einzelner Naturverhältnisse, z. B. des Wassers, an dem die Alten die liebevollste Freude hatten. Wir lassen die Fülle, Mannigfaltigkeit und den Reichtum der Gleichnisse und Metaphern unberücksichtigt, welche die Alten von dem Meere, den Flüssen und Quellen entlehnten. Die Freude am frischen Quellwasser soll nach der Vorstellung der Griechen auch im Hades nicht fehlen und der Wunsch, den Toten nachgerufen, dafs der Herrscher der Unterwelt kühles Wasser spende, erscheint in mehreren Inschriften (vgl. C. J. 6562: „, Ψυχρὸν ὕδωρ δοίη σοι ἄναξ ἐνέρων Αϊδωγεύς" bei E. Curtius, Abhandlung über griechische Quell- und Brunnen-Inschriften, Göttingen 1859, p. 17). In der Schilderung Elysiums durch Pindar (vgl. Hartung, Griechische Lyriker 4, p. 219) werden neben Wiesen mit purpurnen

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I, 22.

Rosen, Bäumen mit goldenen Früchten, schattenreichen Gefilden auch klare, stille Ströme erwähnt. Die Liebe zu den Quellen zeigt sich in den vielsagenden Epithetis der Jungfräulichkeit und Heiligkeit. Die jungfräuliche Quelle (napdévos π) rauscht bei Aeschylus (Pers. 619, vgl. Eur. Hel. 1), der jungfräuliche Brunnen (лapdéviov opéap) im Hymnus auf Demeter (99). Das Epitheton der Heiligkeit für Flüsse und Bäche kommt vielfach vor: Aesch. Prom. 435, Dind.; Aristoph. Nubes 283; Theokr. VII, 136; Virg. Buc. I, 52; Hor. carm. I, Die Alten erfreuen sich an der Gestalt und Schönheit des Wassers, unermüdlich heben sie die Farbe desselben hervor (vgl. Biese I, 12 und dazu ergänzend noch Eurip. Iph. Aul. 1294, Hom. Il. IX, 14; XVI, 3 und 160). Schon die Namen der Quellen und Bäche geben die Anmut ihrer Erscheinung und Umgebung zu erkennen: so Kalippón, die Schönfliessende, 'Axáoτn, die Saubere, Pódɛa, die durch Rosengebüsch Fliefsende (Preller, Griechische Mythologie I, p. 343). Einen besonderen Reiz und die Fülle der Anschaulichkeit erhält das Wasser namentlich der Quellen durch die Umgebung, durch charakteristische Örtlichkeit, durch Grotten und Felsen, durch Bäume und Blumen. In der Odyssee XIII, 102-112, wird die Nymphengrotte beschrieben: in derselben befindet sich immerfliessendes Wasser ("dar' devάovτa). „Üppig schlofs sich ein Hain um die epheuumsponnene ἀενάοντα). Grotte," heifst es bei Properz IV, 4, 3, „und dicht rauschte das Laub um den lebendigen Quell." Der Flufs Ismenos hat seine Wohnung in einer Grotte (Stat. Theb, IX, 401). Leonidas von Tarent ladet den Wanderer ein, unter der Fichte zu ruhen, wo durch Felsen der rauschende Bach sich ergiesst, kühler als der Schnee des Boreas (3, 13). Bei Theokrit XXII, 106 finden Kastor und Polydeukes, im Gebirge sich umschauend, die allhinwuchernde Waldung, unter geglättetem Fels eine immerfliefsende Quelle ungemischten Wassers. Die Quelle der Bandusia strömt aus einem Felsen und der Schatten einer Steineiche erhält und erhöht die Frische und Kühle der geschwätzigen Fluten (Hor. carm. 3, 13).

Die Bäume, welche die einladende Gesellschaft der Quelle bilden und ihren Reiz erhöhen, werden mit Vorliebe erwähnt; schön ist das Anakreonteum bei Biese I, 88. In einem Gedichte der Sappho (Biese I, 28) „rauscht ringsum die Kühle des Wassers durch der QuittenGebüsch, aus dem Säuseln der Blätter fliefst der Schlummer herab.“ Der Dichter Satyros (Jacobs, Griechische Blumenlese 1, 2, p. 61) besingt den Lorbeerhain, wo das schöne Gewässer aus den Tiefen

Glück der Artemis, die an dem kynthischen Hügel waltet bei Palmen üppig belaubt, bei Lorbeer reichen Gezweigs, beim Weihkranz des heiligen Ölbaumes, wo Leto sie gebar, und am See, wo kreisend die Flut wirbelt und Schwäne, mit Sang vertraute, den Musen ihr Lied weihen"; hier vernehmen wir bereits die Töne sentimentalen Naturgefühls und die Sehnsucht versetzt uns in die Empfindungen moderner Dichter, wie Schillers in Maria Stuart.

Die Beseelung der Natur, ein besonders stark ausgeprägter Zug des Naturgefühls bei den späteren griechischen und römischen Dichtern, tritt bereits bei Homer und den dramatischen Dichtern der Griechen hervor, und die Anrede, welche Prometheus bei Aeschylus, Aias und Philoktet bei Sophokles an die Natur richten, beweist eine starke Naturempfindung, die sich in tiefer Rührung entwickelt, wenn König Oedipus (1398) den Schauplatz seines Vatermordes anruft und demselben Erinnerung an seine Tat beimisst.

In dem Verhältnisse der antiken Dichter zur Tierwelt vermisste Gervinus (Geschichte der poetischen National-Litteratur der Deutschen, I', 113) den alten Waldgeruch, welcher einen Jakob Grimm nach seinem eigenen Ausdruck aus dem deutschen Tiergedicht anwehte. ,,Das ganze Altertum," sagt Gervinus, „,kennt keine Freude an der Natur“ und schränkt diese verwegene Behauptung durch die Bemerkung ein, dafs das Altertum in seinem Absinken der germanischen Natur entgegengekommen sei. Wir wollen in bezug auf die Liebe der Alten zur Tierwelt auf die feinen Bemerkungen, welche Fr. von Vischer in seiner berühmten Ästhetik (II, 457) über dieses Verhältnis ausgesprochen hat, verweisen. Wenn aber Gervinus den Alten die Freude an der Natur abspricht, so mag dieser Satz seine Berichtigung erfahren durch Betrachtung einzelner Naturverhältnisse, z. B. des. Wassers, an dem die Alten die liebevollste Freude hatten. Wir lassen die Fülle, Mannigfaltigkeit und den Reichtum der Gleichnisse und Metaphern unberücksichtigt, welche die Alten von dem Meere, den Flüssen und Quellen entlehnten. Die Freude am frischen Quellwasser soll nach der Vorstellung der Griechen auch im Hades nicht fehlen und der Wunsch, den Toten nachgerufen, dafs der Herrscher der Unterwelt kühles Wasser spende, erscheint in mehreren Inschriften (vgl. C. J. 6562: Ψυχρὸν ὕδωρ δοίη σοι ἄναξ ἐνέρων Αϊδωγεύς" bei E. Curtius, Abhandlung über griechische Quell- und Brunnen-Inschriften, Göttingen 1859, p. 17). In der Schilderung Elysiums durch Pindar (vgl. Hartung, Griechische Lyriker 4, p. 219) werden neben Wiesen mit purpurnen

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Rosen, Bäumen mit goldenen Früchten, schattenreichen Gefilden auch klare, stille Ströme erwähnt. Die Liebe zu den Quellen zeigt sich in den vielsagenden Epithetis der Jungfräulichkeit und Heiligkeit. Die jungfräuliche Quelle (ñaρdévos πý) rauscht bei Aeschylus (Pers. 619, vgl. Eur. Hel. 1), der jungfräuliche Brunnen (napdévшov opéap) im Hymnus auf Demeter (99). Das Epitheton der Heiligkeit für Flüsse und Bäche kommt vielfach vor: Aesch. Prom. 435, Dind.; Aristoph. Nubes 283; Theokr. VII, 136; Virg. Buc. I, 52; Hor. carm. I, Die Alten erfreuen sich an der Gestalt und Schönheit des Wassers, unermüdlich heben sie die Farbe desselben hervor (vgl. Biese I, 12 und dazu ergänzend noch Eurip. Iph. Aul. 1294, Hom. Il. IX, 14; XVI, 3 und 160). Schon die Namen der Quellen und Bäche geben die Anmut ihrer Erscheinung und Umgebung zu erkennen: so Kalopón, die Schönfliessende, 'Axάorn, die Saubere, Pódea, die durch Rosengebüsch Fliefsende (Preller, Griechische Mythologie I, p. 343). Einen besonderen Reiz und die Fülle der Anschaulichkeit erhält das Wasser namentlich der Quellen durch die Umgebung, durch charakteristische Örtlichkeit, durch Grotten und Felsen, durch Bäume und Blumen. In der Odyssee XIII, 102-112, wird die Nymphengrotte beschrieben: in derselben befindet sich immerfliefsendes Wasser (boat' devάovτα). „Üppig schlofs sich ein Hain um die epheuumsponnene ἀενάοντα). Grotte," heifst es bei Properz IV, 4, 3, „und dicht rauschte das Laub um den lebendigen Quell." Der Flufs Ismenos hat seine Wohnung in einer Grotte (Stat. Theb, IX, 401). Leonidas von Tarent ladet den Wanderer ein, unter der Fichte zu ruhen, wo durch Felsen der rauschende Bach sich ergiefst, kühler als der Schnee des Boreas (3, 13). Bei Theokrit XXII, 106 finden Kastor und Polydeukes, im Gebirge sich umschauend, die allhinwuchernde Waldung, unter geglättetem Fels eine immerfliefsende Quelle ungemischten Wassers. Die Quelle der Bandusia strömt aus einem Felsen und der Schatten einer Steineiche erhält und erhöht die Frische und Kühle der geschwätzigen Fluten (Hor. carm. 3, 13).

Die Bäume, welche die einladende Gesellschaft der Quelle bilden und ihren Reiz erhöhen, werden mit Vorliebe erwähnt; schön ist das Anakreonteum bei Biese I, 88. In einem Gedichte der Sappho (Biese I, 28),,rauscht ringsum die Kühle des Wassers durch der QuittenGebüsch, aus dem Säuseln der Blätter fliefst der Schlummer herab." Der Dichter Satyros (Jacobs, Griechische Blumenlese 1, 2, p. 61) besingt den Lorbeerhain, wo das schöne Gewässer aus den Tiefen

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