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Grade von Vervollkommnung geführt werden könne, dass aber dazu die materielle Unterstützung durch einen erleuchteten Fürsten, der eine gute Truppe unterhalte, unumgänglich nötig sei.

Unterdessen hatte, um die Vorurteile und Unkenntnis der Franzosen hinsichtlich unserer geistigen und schöngeistigen Leistungen aufzuklären, im Jahre 1752 der deutsche Baron von Bielfeld eine Verteidigungs- und Empfehlungsschrift in zwei Bänden in Leyden erscheinen lassen, welche den Titel führt,,Progrès des Allemands dans les sciences, les belles-lettres et les arts." Die Absicht des Verfassers war eine sehr löbliche und wohlgemeinte, aber die Ausführung liefs viel zu wünschen übrig. In den drei ersten Kapiteln spricht er über die Ursachen der geringen Bekanntschaft mit unserer Sprache ausserhalb ihrer Grenzen, über die Verdienste von Leibniz, Thomasius und Puffendorf, über unsere Theologen, Geschichtsschreiber, Philologen, Mathematiker, Künstler und Musiker, aber in nicht tiefgehender oder erschöpfender Weise. Hierauf giebt er in dem vierten bis achtzehnten Kapitel eine Gesamtübersicht über unsere Litteratur. Dieselbe behandelt zunächst die ältesten deutschen Dichter vor Opitz, welche zu eingehend und zu wenig interessant für Ausländer ist. Sodann bespricht er die weitere Entwickelung unserer Dichtung bis zur damaligen Zeit und fügt zahlreiche Übersetzungsproben bei, aber erstere ist weder immer zutreffend noch vollständig vorgeführt, und letztere leisten hinsichtlich der Form nur Mittelmäfsiges. So ist es nicht zu verwundern, dafs dieses umfangreiche Werk in Frankreich nicht viele Leser noch Beachtung fand, obgleich es in drei Auflagen zuletzt im Jahre 1767

erschien.

Hingegen verdankt die deutsche Dichtung einen sehr grossen Teil der Gunst, welche ihr in Frankreich entgegengebracht wurde, der internationalen, von mehreren bedeutenden Schriftstellern dieses Landes geleiteten Zeitschrift, welche unter der Aufschrift,, Journal étranger" von 1754 an acht Jahre lang, wenn auch nicht mit grossem äusserem, aber jedenfalls innerem Erfolge veröffentlicht wurde. Unter den Besprechungen, welche speziell über unsere litterarische Entwickelung darin erschienen, heben wir folgende zwei heraus.

März 1758) des

Im Anschluss an die Anzeige (Oktober 1757 von Gottsched der Redaktion übersandten „Nötiger Vorrat zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst" stellte der französische Berichterstatter folgende Betrachtung an. „Die Deutschen scheinen

zu allen Zeiten viel Geschmack an der dramatischen Kunst und besonders an dem Trauerspiel gehabt zu haben. Man hat sie wenigstens immer an den reinsten Quellen schöpfen sehen. Sie haben es jederzeit verstanden, den Terenz dem Plautus, und das griechische Theater dem, was uns von dem lateinischen erhalten ist, vorzuziehen. Durch eine natürliche Folge dieser Bevorzugung haben sie an unseren Trauerspielen Geschmack gewonnen und, ungeachtet der Schönheiten welche sie in den Dramen Italiens und Englands fanden, haben sie dieselben minder hoch als die unsrigen geschätzt. Allerdings haben sie keine Dichter, welche man neben Corneille oder Sophokles, den Fürsten der Tragiker, stellen kann; auch fehlt viel daran, dass ihre komischen Dichter mit dem unübertroffenen Molière verglichen werden könnten. Aber kann man kein Lob verdienen, wenn man auch jenen erhabenen Geistern nicht gleichkommt? Wer hat es den Griechen im Epos und selbst in der Tragödie gleichgetan? Nichtsdestoweniger lesen wir gerne den Tasso, Camoens, Milton, Corneille, Racine, Maffei, Metastasio, Voltaire u. s. w. So ungeheuerlich auch die Erzeugnisse Shakespeares sind, so können wir doch nicht umhin, den geistigen Schwung zu bewundern, welchen wir an tausend Stellen in jenen finden. Wären etwa die deutschen dramatischen Dichter allein verachtenswert, weil sie noch nicht zur höchsten Stufe gekommen sind? Wenn sie den Franzosen in keinem Teile der dramatischen Kunst gleichgekommen sind, so kann man jedenfalls nicht behaupten, dass dem aus Mangel an Geschmack und Gefühl so sei, da sie ja stets das Gute festzuhalten verstanden haben, sobald sie es nur gefunden haben."

Darauf folgt als Erklärung für unsere noch nicht bedeutenden Fortschritte im Drama ein ähnlicher Gedanke, wie ihn schon Grimm ausgesprochen hatte. Es wird nämlich mit Recht darauf hingewiesen, dafs bis jetzt die Deutschen sich weniger der Dichtung als dem Studium der Wissenschaft gewidmet haben. „A quelques poètes supérieurs dont nous pouvons nous vanter, elle peut opposer une foule de physiciens, de médecins, de naturalistes, de chymistes, de philosophes, de moralistes, de jurisconsultes. Les progrès qu'ils ont faits dans toutes ces sciences ne peuvent être dûs qu'au goût et au travail du plus grand nombre: le plus petit a donc été celui des littérateurs et des poètes et ainsi l'art de la poésie a dû être le moins parfait. Si une longue succession d'années faisoit changer ce goût en Allemagne, la poésie y auroit un jour plus d'amateurs que les sciences, et nous ne doutons point qu'alors elle ne pût enfanter quelque

chef d'oeuvre poétique. Ce n'est point du tout l'incapacité, c'est le défaut d'application qui l'a empêché d'en produire.“

Während vorstehende Besprechung des Journal étranger sich zunächst über unser Drama, und zwar mehr im allgemeinen, verbreitet, so führt uns ein zweiter Artikel, den wir aus jener Zeitschrift herausheben wollen, mitten in die deutsche Dichtung überhaupt ein, und zwar in die neueste. Dieser erschien im Septemberhefte 1761 und führt die Überschrift „Essai sur la poésie allemande." Der Verfasser dieser eingehenden Übersicht ist ein Deutscher, der um die Kenntnis unserer Sprache und Litteratur wohl verdiente G. A. Junker aus Hanau, welcher später sehr angesehene Stellungen an französischen Unterrichtsanstalten bekleidete. Die Absicht, welche er durch die Mitteilung seines mit Kenntnis und Begeisterung geschriebenen Aufsatzes im Journal étranger bezweckte, war diejenige, die Franzosen in ihren Urteilen über die deutsche Dichtung zu belehren und aufzuklären. Zunächst bedauert er, dafs viele Franzosen Männer wie Gottsched auf gleiche Linie mit Gellert, Männer wie Schönaich auf gleiche Linie mit Klopstock stellen. Er giebt sodann einen Überblick über die Entwickelung des deutschen Geistes von Opitz an. Im rühmenden Hinweise auf Cramer, Gärtner, Gellert, Gieseke, Rabener, Schlegel, Schmidt, Zachariä behauptet er, dafs die meisten deutschen Dichter mit den französischen einen Vergleich aushalten können, aber dafs sie noch sehr unter der hohen Vollendung der Alten und der Engländer zurückstünden.

Mit dem Zugeständnisse, dafs die deutsche Litteratur am meisten in der dramatischen Gattung zu wünschen übrig lasse, leitet Junker eine sehr lebhafte Kritik der französischen Tragödie ein. Er nennt sie frostig, vermifst in ihr Bewegung, Empfindung, Leidenschaft, und findet nur Galanterie, Erzählung und Sentenzen. Es herrsche allerdings darin nicht blos unter den einzelnen Teilen, aus welchen das Ganze bestehe, ein bewunderungswürdiges Ebenmaafs. Aber was helfe die am besten entwickelte und am glücklichsten gegliederte Fabel, wenn man sie nicht dadurch belebe, dafs man in ihr das Pathetische bis in den geringsten ihrer Teile verbreite? Es scheine, dafs in jeder Hinsicht nur die Engländer die Gabe hätten, die grofsen Geheimnisse der Natur zu erfassen. Sie kennten das menschliche Herz besser als die Franzosen.

In der darauf folgenden Parallele zwischen den deutschen und französischen Dichtern erkennt er zwar die Unerreichtheit Molières un

umwunden an, stellt aber unsere lyrischen Dichter, unsere Fabulisten und Satiriker auf gleiche Linie mit den französischen Dichtern. In der beschreibenden Poesie habe Kleist die Franzosen unendlich übertroffen und Thomson erreicht.

Die Kritik sei in Deutschland sehr weit gebracht worden, wie sich dies in dem Erscheinen der „Bibliothek der schönen Wissenschaften und freien Künste", in den „Litteraturbriefen" und der,, Theatralischen Bibliothek" zeige. Wir hätten bedeutende Kritiker an Baumgarten, dem Verfasser der Ästhetica, an dessen Nachfolger Meier, an Bodmer, Breitinger, Moses Mendelssohn, Nicolai, Lessing, Ramler, Schlegel, Sulzer.

Zuletzt folgt ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis der besten deutschen Dichter, welches vom Baron von Bar bis zu Wieland und Zachariä geht. Dabei heifst es von Klopstock, dass nur Homer mit ihm verglichen werden könne. Auf das originelle Genie Lessings würden noch unsere spätesten Enkel stolz sein, alle Dichtungsgattungen gewännen unter seinen Händen einen neuen Glanz von dem kleinsten Liede an bis zum Meisterwerke des menschlichen Geistes.

Man darf sich wundern, dafs das Journal étranger diesem enthusiastischen und die englische Litteratur entschieden über die französische stellenden Aufsatze seine Spalten so willig geöffnet hat. Der Herausgeber der Zeitschrift hat sich beschränkt, darauf hinzuweisen, dafs offenbar der deutsche Geist mehr Verwandtschaft mit dem englischen als mit dem französischen habe. Was ferner die Behauptung Junkers beträfe, dafs die guten deutschen Trauerspiele niemals den Franzosen gefallen würden, bemerkt er, dass die Franzosen nie unempfänglich gegen das Gute seien.

III.

In demselben Jahre, in welchem das Journal étranger gegründet wurde, war gleichfalls ein eifriger und zwar ein französischer Anwalt. zugunsten unserer Litteratur aufgetreten in dem Verfasser der „Fables et Contes", welche 1754 bei Duchesne in Paris erschienen und hauptsächlich die poetische Nachbildung Gellertscher Fabeln und Erzählungen darbieten. Boulenger de Rivery, im Jahre 1724 in Amiens geboren, er in angesehener Stellung im 34. Lebensjahre starb, hatte bei seinem Studium des Rechtes in Paris sich auch mit der deutschen Dichtung mit Lust und Liebe beschäftigt. Als Frucht derselben liefs er obige Sammlung erscheinen, bei welcher uns hier nur die eingehende,

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und mit Begeisterung geschriebene Vorrede beschäftigen kann, welche als die erste von einem Franzosen gegebene Übersicht über die deutsche Litteratur bezeichnet werden mufs. Er leitet dieselbe mit der Bemerkung ein, dafs sie nicht so sehr von der französischen Litteratur abweiche, dafs man nicht in ihren Fortschritten einige gemeinschaftliche Züge wahrnehmen könne. Erst das Jahrhundert Ludwigs XIV. habe den Franzosen die Überlegenheit verschafft. Die Franzosen hätten aber um so mehr Grund, an den Fortschritten der besten Dichter Deutschlands Anteil zu nehmen, als sich letztere neuerdings nach den guten französischen Schriftstellern gebildet hätten. Wenn man Rechenschaft von der deutschen Litteratur gebe, so spreche man zugleich von dem Ruhme beider Nationen. Es sei Zeit, dafs man nicht blos die Wissenschaft, sondern auch die Dichtung der Deutschen kennen lerne, und dafs man das Vorurteil aufgebe, als fehle es ihnen an Anmut.

Hierauf giebt Rivery einen orientierenden, wenn auch von Mängeln nicht freien Überblick über den Entwickelungsgang der deutschen Sprache und Dichtkunst. In Beziehung auf letztere unterscheidet er folgende drei Perioden: Das Jahrhundert der schwäbischen Kaiser, die Zeit von Opitz, die jüngste Zeit, namentlich Günther, Hagedorn, Haller, Gottsched, Rabener und Gellert. Letzteren Dichter erklärt er für unseren vorzüglichsten und beleuchtet seine Vorzüge in den verschiedenen von ihm vertretenen Gattungen. Hinsichtlich der von ihm gegebenen Übersetzungen sagt er bescheiden: „j'ai emprunté de M. Gellert plusieurs sujets, mais je n'ai pu emprunter sa manière.“

Hinsichtlich der Wirkung, welche dieser Discours préliminaire ausübte, haben gleichžeitige französische Stimmen sich einmütig dahin ausgesprochen, dafs durch ihn Rivery nicht blos die erste von einem geborenen Franzosen ausgegangene Darstellung der deutschen Litteratur gegeben habe, sondern auch durch die Wärme seiner Empfehlung viele Sympathien unter seinen Landsleuten für sie geweckt hat.

Heidelberg.

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