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gewesen sein, wobei die Gegner es nicht bei Worten bewenden liefsen, sondern sich gegenseitig mit Pritschenschlägen bearbeiteten, bis der Winter den Kürzeren zog; (vgl. Aug. Hartmann „Volksschauspiele“, Leipzig 1880).

Ein eigentümliches Gegenstück zu den lateinischen Conflictus bilden die in einigen orientalischen Litteraturen, besonders der persischen, verbreiteten Munâzarât, über die H. Ethé in den Verhandlungen des fünften internationalen Orientalisten-Kongresses, Berlin 1882, II p. 48 ff. unter dem ganz ungeschickten Titel: „Über persische Tenzonen“ gehandelt hat. Auch Selbach kommt in den Paragraphen 22-24 auf diesen Aufsatz zu sprechen und weist mit Recht die Annahme des Verfassers zurück, dass die mittelenglischen estrifs, welche nichts anderes sind als Nachahmungen der Ethé völlig unbekannt gebliebenen Conflictus, beziehungsweise der französischen Nachbildungen, ihre Entstehung den orientalischen Streitgedichten verdanken. Das letztere auf die provenzalischen Tenzonen keinen Einfluss ausgeübt haben können, hatte Ethé selbst schon richtig erkannt. Auch sonst muss eine Annäherung der abendländischen Streitpoesie an die orientalische ausgeschlossen bleiben, nicht blofs, wie Selbach hervorhebt, wegen des geringeren Alters der letzteren, denn dafs nicht schon vor dem 11. Jahrhundert solche Munâzarât existierten, ist durch Ethés Untersuchung gar nicht ausgemacht, sondern vor allem auf grund der Tatsache, dafs der wohl als älteste zu betrachtende Conflictus veris et hiemis nicht zu verkennende Spuren der Abhängigkeit von den Virgilschen Certamina zur Schau trägt. Verbessert sei nebenbei die von Selbach durchgängig angewandte fehlerhafte Bezeichnung „das Munâzarât“, die Einzahl lautet vielmehr die Munâzarah".

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Durch Ethé irregeleitet führt Selbach p. 28 und 34 unter den Conflictus den gar nicht hierhergehörigen „Dialogus creaturarum moralizatus“ auf, in dem nach Angabe jenes „alle Erscheinungen der belebten und unbelebten Natur in hartem Wortkampf mit einander um die Superiorität ringen“ sollen. Dieser „Dialogus“ ist, was beiden entgangen, bereits im Jahre 1880 durch eine von Grässe besorgte Neuausgabe („Die beiden ältesten lateinischen Fabelbücher des Mittelalters, des Bischofs Cyrillus Speculum sapientiae und des Nicolaus Pergamenus Dialogus Creaturarum, 148. Publikation des litterarischen Vereins zu Stuttgart) allgemein zugänglich gemacht worden und dokumentiert sich auf den ersten Blick als eine Sammlung von moralisierenden Lehrfabeln. Wie Ethé darin Prosa-Tenzonen erblicken will, ist mir vollständig unerfindlich; auch die von ihm wohl nur nach der vorausgeschickten Tabelle die betreffenden Partieen dürfte er schwerlich selbst gelesen haben zitierten Abschnitte: de sole et luna (1), de coelo et terra (6), de homine et muliere (121), de vita et morte (122) lassen sich in keiner Weise mit den entsprechenden Munâzarât zusammenstellen. Vermutlich liefs er sich durch die übrigens anzufechtende Benennung „dialogus“ irreführen, die nur von den alten Drucken und ein solcher stand Ethé ja zur Verfügung gestützt wird, während fast sämtliche Handschriften jener Fabelsammlung den

weit angemesseneren Titel: „Liber de contemptu sublimitatis“ oder einfach Contemptus sublimitatis" beilegen (s. P. Rajna: Intorno al cosiddetto Dialogus Creaturarum im Giornale storico della Lett. ital. III 7 ff.).

Indem ich hiermit meine Besprechung der Selbachschen Arbeit beende, muss ich zum Schluss noch auf einen grofsen Übelstand derselben aufmerksam machen, und das sind die überaus häufigen, manchmal sogar sinnentstellenden Druckfehler, die, wenn auch in einem besondern Verzeichnis zusammengestellt, gerade nicht dazu beitragen, die Lektüre der Schrift zu einer genufsreichen zu machen. Einen Fehler, der mir noch aufgefallen ist, will ich nicht versäumen nachzutragen: Seite 27 Zeile 8 von oben ist zu lesen Romania IX 311 ff. statt III 569, welch letztere Zahl zu dem Zitat aus der Anglia gehört. Doch hindert jener Mifstand natürlich nicht, den Wert und die Tüchtigkeit der Selbachschen Untersuchung voll und ganz anzuerkennen. Möge er ihr recht bald die von ihm p. 117 in Aussicht gestellte Arbeit über die altfranzösischen Streitgedichte folgen lassen.

Berlin.

Wilhelm Greif.

SCHIPPER J.: William Dunbar. Sein Leben und seine Gedichte in Analysen und ausgewählten Übersetzungen nebst einem Abrifs der altschottischen Poesie. Berlin, Oppenheim 1884. XVIII, 412 S. 8°. 7 Mk.

Die Gestalt des altschottischen Dichters William Dunbar war für die meisten von uns früher nicht viel mehr als ein litterarhistorischer Schemen. Das Wenige, was wir durch Warton von ihm erfahren, genügte nicht, uns seine dichterische Individualität zu erschliessen. Laings Ausgabe der Werke des Dichters war schwer zugänglich. Überdies machte der schwerverständliche Dialekt der Gedichte dem Leser, der ihn nicht studiert hatte, soviel Mühe, dafs er nicht sehr zum Genufs der poetischen Schönheiten von Dunbars Dichtungen gelangte.

Durch Schippers Buch haben wir nun den Dichter mit und in seinen Schöpfungen kennen gelernt, und ein lebensvolles Bild von ihm gewonnen, soweit es sich aus den dürftigen biographischen Nachrichten, die von Schipper mit grofsem Fleifs gesammelt und gesichtet sind, und aus seinen nicht umfangreichen Gedichten, die zum teil in geschickter Übersetzung wiedergegeben und mit feinem Verständnis für die geistige Entwicklung des Dichters in eine chronologische Ordnung gebracht sind, überhaupt gewinnen läfst. Wir sehen ihn in seiner Jugend, übermütig und ausgelassen, als Schalk in der Mönchskutte,

als Landfahrer und Ablafskrämer in England und Frankreich; wir sehen ihn dann als Günstling und Gefährten König Jakobs IV. von Schottland, als Vertrauter seiner galanten Abenteuer, als Sekretär und Hofpoet; wir lernen ihn als eifrigen und loyalen Diener seines Herrn kennen, der indefs bisweilen auch mit Freimut auf die Schwächen des Königs und auf Übelstände am Hofe und im Lande aufmerksam macht; wir merken an seinen Dichtungen, wie allmählich seine Lebensauffassung ernster und düsterer wird, wie es ihm immer schwerer fällt die übernommene Rolle des amüsanten Gelegenheitsdichters durchzuführen, wie er sich abmüht, den trivialen Hofbegebenheiten eine poetische, oder wenigstens humoristische Seite abzugewinnen; wiederholt erscheint er uns dann in der kläglichen Rolle des Bittstellers, der über Zurücksetzung klagt und demütig nur um um eine bescheidene Pfarre bittet und immer wieder vertröstet, immer wieder abgewiesen wird. Über seinen Lebensabend erfahren wir nichts, aber wir dürfen vermuten, dass Dunbar nach dem Tode seines Gönners, Jakobs IV., einsam, verlassen, wohl in Dürftigkeit gelebt hat. Ernst und düster klingen seine spätesten Gedichte; sie ergehen sich in Klagen über die Eitelkeit der Welt, in Reue über ein übel angewandtes Leben. der Abfassung frommer, geistlicher Lieder scheint der Dichter Trost und Erbauung gesucht zu haben.

In

Es ist im Ganzen ein melancholiches Lebensbild, das sich uns entrollt: Pegasus vor eine prächtige Staatskarosse gespannt, ein bedeutendes Talent, in eine scheinbar glänzende, in Wirklichkeit aber unerspriessliche Laufbahn gedrängt, in der es sich nicht frei und naturgemäfs entwickeln konnte, sondern sich zwecklos abmattete. Ohne Zweifel lag Dunbars Begabung mehr nach der Richtung der humoristisch-satirischen, realistischen Dichtungsweise; als Hofdichter aber musste er in dem konventionellen, idealisierenden, allegorisch-phantastischen Stil schreiben, der damals Mode war. Dadurch erhält seine ganze Poesie etwas Zwiespältiges, Zerrissenes. Ein schneidender Gegensatz besteht zwischen den konventionellen und den subjektiven Dichtungen wie zwischen schönen Träumen und häfslicher Wirklichkeit. In den höfischen Dichtungen werden wir in ein paradiesisches Wunderland versetzt, wo alles von Gold und Edelsteinen glänzt und funkelt, wo die Vögel die süfsesten Lieder singen, und die Blumen wonnige Düfte aushauchen, wo schöne Frauen in prachtvollen Gewändern lustwandeln, wo tapfere Ritter sich vergeblich mit goldenen Schilden vor Amors. Pfeilen zu schützen suchen. In den realistisch-satirischen Gedichten dagegen sehen wir das graue, neblige Schottland, wie es wirklich war und ist, die alte Stadt Edinburg mit ihren engen, krummen, schmutzigen Gassen, wir hören das Gezänk der Fischweiber, das Geschwätz der Spiefsbürger, das Fluchen der Betrunkenen, oder wir werden in die Klöster unter ausgelassene, sittenlose Mönche geführt, oder an einen Gerichtshof, wo Lug und Trug herrscht, Parteilichkeit und Bestechlichkeit an der Tagesordnung sind, oder wir erfahren, wie lockere Zucht am Königshofe besteht, wie roh der Ton bei

Turnieren und Tanzgesellschaften ist. Wahrscheinlich hat der Dichter in seinen realistischen Dichtungen etwas zu sehr grau in grau gemalt, wie andererseits in seinen phantastischen zuviel Rosenrot und Himmelblau gemischt. Für den Litterarhistoriker und Geschichtsforscher aber sind die ersteren von besonderem Interesse, mehr noch als die letzteren, auf denen sein Dichterruhm bei den Zeitgenossen und spätern Geschlechtern beruhte. Die realistisch-satirischen Gedichte zeigen uns den Menschen Dunbar, wie er gedacht und gefühlt hat, und schildern in lebhafter Darstellung die Umgebung, in der er gelebt hat.

Dunbars Dichtkunst hat sich im Anschlufs an Chaucer, Gower, Lydgate entwickelt. Namentlich Lydgates prunkhafter Stil mit seinen „aureate terms“ scheint auf den unseres Dichters eingewirkt zu haben; ja selbst bei den humoristisch-satirischen Gedichten dürften die des Mönches von Bury als Vorbilder gedient haben. Leider ist Schipper auf den Zusammenhang mit älterer englischer Dichtung, auf den er S. 356 ff. hinweist, nicht näher eingegangen. Allerdings hat der Verfasser Recht, wenn er die Originalität Dunbars in Bezug auf die Erfindung seiner poetischen Stoffe hervorhebt. Aber im Versbau und Stil, in der allegorischen Darstellung, in der Einkleidung seiner poetischen Stoffe war er doch wesentlich Nachahmer. Um so eingehender behandelt Schipper in der Einleitung die Entwicklung der schottischen Poesie bis Dunbar und in einem Anhange den einzigen bedeutenden Nachfolger unseres Dichters, David Lyndsay; er hat so sein Buch zu einem Abrifs der altschottischen Poesie erweitert, in welchem die Gestalt Dunbars mit Recht den Mittel- und Glanzpunkt bildet.

Kiel.

Gregor Sarrazin.

eine etwaige Veröffentlichung des Briefes Bedenken hege, glaubte ich aus seiner Antwort entnehmen zu sollen, dafs er einen Abdruck bei seinen Lebzeiten nicht wünsche. Jetzt aber, wo auch er der grofsen Gemeinde angehört, dürfte eine Mitteilung desselben wohl angezeigt erscheinen. Gereicht der Inhalt des Briefes doch gleicherweise dem Empfehlenden wie dem Empfohlenen zur Ehre. Dem Abdrucke selbst vermag ich noch einen von Goedeke selbst herrührenden Kommentar beizufügen, den ich seinem vorerwähnten Brief vom 1. Juli 1885 entnehme und welcher jedenfalls von Interesse für die vielen Freunde beider Gelehrten sein wird.

Marburg i. H.

Edmund Stengel.

Lieber Pertz,

ich habe nun ein schreiben von Sybel erhalten. bis zum september ist noch lange hin; wäre es aber nicht passend unsern minister hier eine anzeige von dieser sogenannten ernennung zu machen, zur verhütung möglicher misverständnisse?

Steht es in Ihrer gewalt etwas für einen armen mann zu thun, der dazu Ihr landsmann ist? Gödeke zu Celle steckt in tiefer noth, an Ihrer bibliothek sind neulich mehrere stellen offen geworden, und obwohl ich mir denken kann, dass es nicht an competenten fehlt und an solchen, die vorrücken wollen, so låge doch eine art pflicht vor, einem in der literatur bewanderten und bewährten, der treffliche bibliothekarische dienste leisten könnte, beizuspringen. Gödeke hat, um leben zu können, nicht nur das honorar seiner letzten werke (Gengenbach und grundriss zur deutschen dichtung) aufgezehrt, sondern auch seine gesammelten bücher, was ihm schwer ans herz ging, verkaufen müssen. noth und kummer haben ihn aufs krankenbett geworfen, ein lichter blick von hoffnung könnte ihn vielleicht retten und erhalten. Ich weiss nicht, ob man die durch Olshausens berufung jetzt ledige bibliothekarstelle in Königsberg als anhang einer professur betrachtet, und noch weniger ob Gödeke sich zum docenten eignet, sonst wäre vielleicht auch auf diesem punkt zu helfen. Ihr

7. december 1858.

Jacob Grimm.

Die auf vorstehenden Brief bezügliche Stelle aus Goedekes Zuschrift an mich vom 1. Juli 1885 lautet:

Der Veröffentlichung des an mich gerichteten Briefes Jakob Grimms habe ich nichts in den Weg zu legen. . ., Anders scheint es mir bei dem Briefe Grimms an Pertz zu stehen. Als Grimm denselben schrieb war ich seit Monaten kränklich und glaubte mein Ende nahe. Da mag ich kläglicher an ihn geschrieben haben, als ich hätte tun sollen. Aber der vollkommene Hypochonder, der ich damals war, wird die Tragweite nicht berechnet haben. Jakob Grimm, der mich in Celle besucht hatte, (1855) und mit dem ich seit 1837 in Briefwechsel stand, hat dann seinerseits aus Herzensgüte etwas dunklere Farben gewählt als nötig war. Meine Bibliothek hatte ich im Sommer 1858 verkauft, weil mich die 5-6000 Bände an Celle banden und weil ich von da fort wollte, um grösseren Verkehr und reichere litterarische Hülfsmittel, an denen beiden es in Celle fehlte, zu finden. Dafs Grimm, ohne mein Wissen, so wohlwollend für mich zu wirken versucht hat, macht seinem Herzen Ehre und verpflichtet mich ihm noch im Grabe zu Dank. Aus diesem Gesichtspunkte hätte ich gegen die Veröffentlichung des Briefes nichts zu erinnern, wenn Sie dieselbe für angemessen halten. Briefe von Jakob habe ich sehr viele, doch mag ich dieselben nicht an die Oeffentlichkeit bringen, da sie mehr intimer Natur sind, als von allgemeinerem Charakter. .

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