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„Klingers Faust" (Würzburger Dissertation 1887, 108 S. 8°.) weiter durchgeführt, indem er die Quellen Klingers in einzelnen nachzuweisen suchte und, hauptsächlich auf stilistische Gründe sich stützend, die Abfassungszeit des Werkes für eine frühere Lebensperiode Klingers nachzuweisen strebte.

Das zweite der „litterarischen Volkshefte" (Berlin, R. Eckstein Nachfolger) enthält eine Studie von Leo Berg, „Henrik Ibsen und das Germanentum in der modernen Litteratur“ (48 S.). Der norwegische Dichter und seine Dramen sind seit kurzem Gegenstand eines heftig geführten litterarischen Streites geworden, der, wie es scheint, noch lange Zeit währen wird. Ibsens Bedeutung wird nur richtig gewürdigt werden können, wenn die Entwickelung der modernen französischen Dramas den Ausgangspunkt der Betrachtung bildet. Bergs Studie giebt, wenn sie auch im ganzen nicht völlig befriedigt, vielfach Anregung und beachtenswerte Bemerkungen. Der hier zur Geltung kommende Enthusiasmus für Ibsen ist jedenfalls berechtigter, als die hämisch blinde Verkleinerungssucht, deren R. Woerner mit seinen Angriffen auf Ibsen in der Münchner allgemeinen Zeitung Nr. 305-311 sich soeben schuldig gemacht hat. M. K.

Als ein neuer Beleg für den Eifer, mit welchem man in Frankreich sich dem Studium der deutschen Litteratur widmet, ist le théatre en Allemagne, son origine et ses luttes von Ida Brüning (Paris, Librairie Plon XII, 295 S.) zu erwähnen. Ein gewandt geschriebenes Werk ohne selbständigen Wert aus älteren Werken kompiliert. Die unverbürgten Anekdoten, von denen die deutsche Theatergeschichte wimmelt, werden kritiklos wiederholt. Lapommerays Vorrede ist recht amüsant geschrieben.

Wilhelm Creizenach.

Das von K. v. Reinhardstoettner und K. Trautmann herausgegebene Jahrbuch für Münchener Geschichte (München, Lindauersche Buchhandlung 1887) enthält unter anderen die ersten überhaupt zuverlässigen Mitteilungen über den ersten deutschen Odysseeübersetzer, 1537, den Münchener Stadtunterrichter Simon Schaidenreisser. Die Umarbeitung dieser Übersetzung, Frankfurt 1570, wie andere Arbeiten Schaidenreissers sind auch in der 2. Auflage von Goedekes Grundrifs nicht erwähnt. Eine eingehendere Untersuchung der für die Geschichte der deutschen Übersetzungskunst so wichtigen Werke stellt Reinhardstoettner in Aussicht. M. K.

Jakob Grimm und Karl Goedecke.

Bei Veröffentlichung der Briefe J. und W. Grimms an G. H. Pertz (in der wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung 1882 vom 12.-19. November und in Zachers Zeitschrift Bd. XVI S. 231—251) hatte der inzwischen bereits verstorbene Bibliothekar Dr. H. Müller hierselbst drei Briefe nicht abdrucken lassen, weil, wie er angab, „zwei derselben blosse Einladungen zu Gesellschaften enthalten, ein dritter Brief sich auf die persönlichen Verhältnisse eines noch heute lebenden, als akademischer Lehrer hochgeschätzten Mannes bezieht." Diesen dritten Brief hatte ich mir seinerzeit aus Dr. Müllers Nachlafs abgeschrieben. In den Beziehungen der Brüder Grimm zu Hessen (Bd. II, S. 144 Anm. zu Bd. I, S. 11) habe ich auch bereits kurz angedeutet, dass er eine warme Empfehlung des nun auch am 28. Oktober in Göttingen so plötzlich verstorbenen Professors Dr. Goedeke, des bekannten hochverdienten Litterarhistorikers an seinen Landsmann Pertz enthalte. Als ich damals bei dem verehrten Göttinger Kollegen anfragte, ob er gegen

eine etwaige Veröffentlichung des Briefes Bedenken hege, glaubte ich aus seiner Antwort entnehmen zu sollen, dafs er einen Abdruck bei seinen Lebzeiten nicht wünsche. Jetzt aber, wo auch er der grofsen Gemeinde angehört, dürfte eine Mitteilung desselben wohl angezeigt erscheinen. Gereicht der Inhalt des Briefes doch gleicherweise dem Empfehlenden wie dem Empfohlenen zur Ehre. Dem Abdrucke selbst vermag ich noch einen von Goedeke selbst herrührenden Kommentar beizufügen, den ich seinem vorerwähnten Brief vom 1. Juli 1885 entnehme und welcher jedenfalls von Interesse für die vielen Freunde beider Gelehrten sein wird.

Marburg i. H.

Lieber Pertz,

Edmund Stengel.

ich habe nun ein schreiben von Sybel erhalten. bis zum september ist noch lange hin; wäre es aber nicht passend unsern minister hier eine anzeige von dieser sogenannten ernennung zu machen, zur verhütung möglicher misverständnisse?

Steht es in Ihrer gewalt etwas für einen armen mann zu thun, der dazu Ihr landsmann ist? Gödeke zu Celle steckt in tiefer noth, an Ihrer bibliothek sind neulich mehrere stellen offen geworden, und obwohl ich mir denken kann, dass es nicht an competenten fehlt und an solchen, die vorrücken wollen, so läge doch eine art pflicht vor, einem in der literatur bewanderten und bewährten, der treffliche bibliothekarische dienste leisten könnte, beizuspringen. Gödeke hat, um leben zu können, nicht nur das honorar seiner letzten werke (Gengenbach und grundriss zur deutschen dichtung) aufgezehrt, sondern auch seine gesammelten bücher, was ihm schwer ans herz ging, verkaufen müssen. noth und kummer haben ihn aufs krankenbett geworfen, ein lichter blick von hoffnung könnte ihn vielleicht retten und erhalten. Ich weiss nicht, ob man die durch Olshausens berufung jetzt ledige bibliothekarstelle in Königsberg als anhang einer professur betrachtet, und noch weniger ob Gödeke sich zum docenten eignet, sonst wäre vielleicht auch auf diesem punkt zu helfen. Ihr

7. december 1858.

Jacob Grimm.

Die auf vorstehenden Brief bezügliche Stelle aus Goedekes Zuschrift an mich vom 1. Juli 1885 lautet:

Der Veröffentlichung des an mich gerichteten Briefes Jakob Grimms habe ich nichts in den Weg zu legen. Anders scheint es mir bei dem Briefe Grimms an Pertz zu stehen. Als Grimm denselben schrieb war ich seit Monaten kränklich und glaubte mein Ende nahe. Da mag ich kläglicher an ihn geschrieben haben, als ich hätte tun sollen. Aber der vollkommene Hypochonder, der ich damals war, wird die Tragweite nicht berechnet haben. Jakob Grimm, der mich in Celle besucht hatte, (1855) und mit dem ich seit 1837 in Briefwechsel stand, hat dann seinerseits aus Herzensgüte etwas dunklere Farben gewählt als nötig war. Meine Bibliothek hatte ich im Sommer 1858 verkauft, weil mich die 5-6000 Bände an Celle banden und weil ich von da fort wollte, um grösseren Verkehr und reichere litterarische Hülfsmittel, an denen beiden es in Celle fehlte, zu finden. Dafs Grimm, ohne mein Wissen, so wohlwollend für mich zu wirken versucht hat, macht seinem Herzen Ehre und verpflichtet mich ihm noch im Grabe zu Dank. Aus diesem Gesichtspunkte hätte ich gegen die Veröffentlichung des Briefes nichts zu erinnern, wenn Sie dieselbe für angemessen halten. Briefe von Jakob habe ich sehr viele, doch mag ich dieselben nicht an die Oeffentlichkeit bringen, da sie mehr intimer Natur sind, als von allgemeinerem Charakter. .

Ulrike und beide am auffallendsten gegen ihre Bräute. Von Kleist ist die letztere Eigentümlichkeit bekannt genug, die Briefe an seine Braut enthalten fast auf jeder Seite Belegstellen. Er will das Mädchen zu derselben Vollkommenheit, der allseitigen Erfüllung seiner natürlichen Bestimmung ausbilden, wie sich selbst, ja nach S. 99 der Briefe scheint er sogar beabsichtigt zu haben, ihr in irgend einer Dichtung sein Ideal einer Gattin als Muster aufzustellen. Die Liebe tritt oft ganz hinter diesen didaktischen Gesichtspunkt zurück und man vergisst, dass der Schreiber der Bräutigam seines Bildungsobjektes ist. Von Novalis haben wir keine Briefe an seine Braut, aber wir dürfen aus seinen anderen Briefen Schlüsse ziehen auf die Natur seines Verhältnisses zu ihr und besonders aus der Äusserung, die er nach ihrem Tode tat (Friedr. v. Hardenberg Nachl. S. 135): „Jetzt weifs es Sophie, dafs der Wunsch sie zu besitzen der zweite in meinem Gebet für sie war, denn ihre Vervollkommnung, sie selbst lag mir am meisten am Herzen“.

Wie Kleist, so sah auch Novalis in der Gründung einer Familie das höchste Glück seines Lebens. Ich erinnere für den letzteren an Raich, Novalis' Briefwechsel S. 5: „Meine Geschwister brauchen nach Idem Tode ihres Vaters auch einen Vater. Diese häusliche Familien

Novalis als einen gläubigen Christen zu erweisen. Die erste Absicht ist durchgeführt. Schubart verfolgt die einzig richtige Methode bei Erklärung der vielfach sehr dunklen, mystischen Aussprüche des Novalis, die Rätsel zu lösen, den Kern der Gedanken herauszufinden durch Heranziehung von Parallelstellen aus den Werken und Briefen oder von bestimmten Lebenserfahrungen des Dichters. Das gröfsere Material welches ihm dabei durch die neueren Publikationen aus der romantischen Litteraturperiode zn Gebote stand, ist sorgfältig, fleissig und vorsichtig benutzt, aber nach meiner Ansicht noch lange nicht erschöpft. Novalis war trotz seines Tiefsinnes eine Augenblicksnatur, wie fast alle Romantiker, er schwankt fortwährend zwischen Extremen, viele seiner Aussprüche, besonders seiner Fragmente sind offenbar weiter nichts als Reflexe augenblicklicher Eindrücke von Personen, Schriften oder Erlebnissen. Daher die vielen Widersprüche in seinen Schriften, hier lässt sich, glaube ich, vieles mit Hülfe des reichen Materials, über das wir jetzt für das Leben und die Gedanken des Novalis gebieten, auf ganz bestimmte Anlässe zurückführen. Schubarts Tendenz geht aber vielmehr dahin, die Widersprüche in den Schriften des Novalis zu beseitigen, aufzulösen in die Harmonie einer völlig ausgebildeten geschlossenen Weltanschauung. Dadurch lässt er sich verleiten, manches miteinander in Übereinstimmung bringen zu wollen, was sich nun einmal nicht vereinigen läfst. Das ist besonders der Fall in den Abschnitten, welche über die Stellung des Novalis zum Christentum handeln. Auf die geistlichen Lieder und die religiösen Fragmente des Dichters wird in dem Buch besonderes Gewicht gelegt, denn als zweite Hauptabsicht desselben wird, wie gesagt, S. 193 ausgesprochen, die Übereinstimmung der Novalis'schen Weltanschauung

bestimmung ist ganz die meinige" oder S. 121: „Nur Familien können Gesellschaften bilden, der einzelne Mensch interessiert die Gesellschaft nur als Fragment und in Beziehung auf seine Anlage zum Familiengliede" und andere Aussprüche, die in der Nachlese (Friedr. v. Hardenberg S. 229-230) zusammengestellt sind. Der Staat, ja sein Ideal vom künftigen Zustande der Menschheit erscheint ihm unter dem Bild einer Familie als der natürlichsten und schönsten Form, die er sich denken kann (vgl. Haym, Romant. Schule S. 343. 346). Die gleiche Auffassung der Bestimmung des Menschen vertritt Kleist Ulrike gegenüber in den Briefen S. 22: „Das Leben, welches wir von unsern Eltern empfingen, ist ein heiliges Unterpfand, das wir unsern Kindern wieder mitteilen sollen", S. 75: „Ich habe keinen andern Wunsch, als zu sterben, wenn mir drei Dinge gelungen sind: ein Kind u. S. W." Seiner Braut wiederholt er beständig, er wolle nichts als Freiheit, ein eigenes Haus und sie (vgl. Briefe S. 200. 209), ja die Art, wie er sich sein Eheglück ausmalt, ist sogar verhängnisvoll für sein ganzes Leben geworden als einer der Gründe, die ihn verhinderten, ein Amt anzunehmen (vgl. Briefe an seine Braut S. 110. 129. 224).

Mit solchen Überzeugungen zusammen hängt die Ansicht beider Dichter von der Bestimmung des Weibes, über die sich auch inter

mit der strenggläubigen christlichen zu erweisen. Diesen Versuch muss ich als einen mifsglückten bezeichnen. Es ist dem Verfasser nicht gelungen die Behauptung Diltheys zu widerlegen, dafs das Christentum des Novalis mit dem orthodoxen Kirchenglauben nur wenig gemein habe. Die Religion des Novalis, wie der älteren Romantiker überhaupt, ist ja im Grunde nichts anderes, als religiös gefärbte Naturphilosophie. Nur da, wo sich mit ihren mystischen Phantasien Ideen oder geschichtliche Tatsachen des Christentums begegneten, nahmen sie dieselben in ihre Weltanschauung und den philosophischen oder poetischen Ausdruck derselben auf. Bei Novalis ist das unter dem Einfluss seiner herrenhutischen Erziehung allerdings in reichlicherem Masse der Fall, als bei den übrigen Romantikern. Aber er ist deshalb noch immer kein gläubiger Christ im kirchlichen Sinn und ich sehe auch keinen Grund ein, weshalb man ihn durchaus dazu bekehren will. Schubart schränkt auch selbst seine dahin gehende Bemerkung mehrmals ein, besonders S. 151, er spricht von Pantheismus und anderen unchristlichen Elementen, welche die Strenggläubigkeit des Novalis etwas beeinträchtigten. Überhaupt ist die Unparteilichkeit anzuerkennen, mit welcher der Verfasser trotz der ausgesprochenen orthodoxen Tendenz seinen Stoff behandelt. Das Buch behält dadurch trotz dieser Tendenz seinen bedeutenden litteraturgeschichtlichen Wert im Unterschied von so manchen litterarischen Veröffentlichungen, die jetzt von katholischer Seite geschehen.

Besonders gelungen ist die Analyse und Erläuterung des „Heinrich v. Ofterdingen“, eine litterarhistorische Tat ersten Ranges. Mit Recht wird an mehreren Stellen, so S. 326 gegen Hettner, die Doppelnatur des Novalis energisch betont, sein gesundes Ergreifen

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Ulrike und beide am auffallendsten gegen ihre Bräute. Von Kleist ist die letztere Eigentümlichkeit bekannt genug, die Briefe an seine Braut enthalten fast auf jeder Seite Belegstellen. Er will das Mädchen zu derselben Vollkommenheit, der allseitigen Erfüllung seiner natürlichen Bestimmung ausbilden, wie sich selbst, ja nach S. 99 der Briefe scheint er sogar beabsichtigt zu haben, ihr in irgend einer Dichtung sein Ideal einer Gattin als Muster aufzustellen. Die Liebe tritt oft ganz hinter diesen didaktischen Gesichtspunkt zurück und man vergisst, dass der Schreiber der Bräutigam seines Bildungsobjektes ist. Von Novalis haben wir keine Briefe an seine Braut, aber wir dürfen aus seinen anderen Briefen Schlüsse ziehen auf die Natur seines Verhältnisses zu ihr und besonders aus der Äusserung, die er nach ihrem Tode tat (Friedr. v. Hardenberg Nachl. S. 135): „Jetzt weiss es Sophie, dass der Wunsch sie zu besitzen der zweite in meinem Gebet für sie war, denn ihre Vervollkommnung, sie selbst lag mir am meisten am Herzen".

Wie Kleist, so sah auch Novalis in der Gründung einer Familie das höchste Glück seines Lebens. Ich erinnere für den letzteren an Raich, Novalis' Briefwechsel S. 5: „Meine Geschwister brauchen nach dem Tode ihres Vaters auch einen Vater. Diese häusliche Familien

Novalis als einen gläubigen Christen zu erweisen. Die erste Absicht ist durchgeführt. Schubart verfolgt die einzig richtige Methode bei Erklärung der vielfach sehr dunklen, mystischen Aussprüche des Novalis, die Rätsel zu lösen, den Kern der Gedanken herauszufinden durch Heranziehung von Parallelstellen aus den Werken und Briefen oder von bestimmten Lebenserfahrungen des Dichters. Das gröfsere Material welches ihm dabei durch die neueren Publikationen aus der romantischen Litteraturperiode zn Gebote stand, ist sorgfältig, fleissig und vorsichtig benutzt, aber nach meiner Ansicht noch lange nicht erschöpft. Novalis war trotz seines Tiefsinnes eine Augenblicksnatur, wie fast alle Romantiker, er schwankt fortwährend zwischen Extremen, viele seiner Aussprüche, besonders seiner Fragmente sind offenbar weiter nichts als Reflexe augenblicklicher Eindrücke von Personen, Schriften oder Erlebnissen. Daher die vielen Widersprüche in seinen Schriften, hier lässt sich, glaube ich, vieles mit Hülfe des reichen Materials, über das wir jetzt für das Leben und die Gedanken des Novalis gebieten, auf ganz bestimmte Anlässe zurückführen. Schubarts Tendenz geht aber vielmehr dahin, die Widersprüche in den Schriften des Novalis zu beseitigen, aufzulösen in die Harmonie einer völlig ausgebildeten geschlossenen Weltanschauung. Dadurch lässt er sich verleiten, manches miteinander in Übereinstimmung bringen zu wollen, was sich nun einmal nicht vereinigen lässt. Das ist besonders der Fall in den Abschnitten, welche über die Stellung des Novalis zum Christentum handeln. Auf die geistlichen Lieder und die religiösen Fragmente des Dichters wird in dem Buch besonderes Gewicht gelegt, denn als zweite Hauptabsicht desselben wird, wie gesagt, S. 193 ausgesprochen, die Übereinstimmung der Novalis'schen Weltanschauung

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