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Rezension eine Beurteilung jener älteren Verdeutschung vorauf, in welcher er so ziemlich mit Bodmer übereinstimmt: „Die Wörter sind oft gewaltig verstümmelt, das Sylbenmafs ist sehr rauh und unrein, die Wortfügung verworfen, die Zusammensetzung der einfachen Wörter sehr ungeschickt, verwegen und unmässig. Mit einem Worte, seine Sprache überhaupt ist so gezwungen und altväterisch, dafs man ihn unmöglich mit Vergnügen lesen kann.“

Trotz dieser geringschätzigen Urteile, denen sich leicht noch andere*) anreihen liessen, hat diese alte Miltonübersetzung schon darum gerechten Anspruch auf Beachtung, weil sie der erste gedruckte Versuch war, den reimlosen fünffüfsigen Jambus bei uns einzuführen. Ernst Gottlieb von Berge hiefs der Übersetzer. Er stammte aus einer angesehenen bürgerlichen Familie, welche schon seit mehreren Generationen das Bürgermeisteramt zu Dessau bekleidet hatte, und war als Sohn des Landrichters David von Berge 1649 zu Bernburg geboren. Über seinen Bildungsgang melden die spärlichen biographischen Nachrichten**) nichts. 1670 ging er nach Moskau und hielt sich acht Jahre lang, wir wissen nicht, in welcher Stellung, in der Ukraine und der nördlichen Tartarei auf. 1678 reiste er mit dem englischen Gesandten Hebdon von Moskau über Riga nach London, wo er viel in gelehrten Kreisen, besonders bei dem Bischof von Assaph Dr. Lloyd, verkehrte. Seine in Südrufsland gesammelten Aufzeichnungen stellte er Moses Pitt, dem Herausgeber des prächtigen Kartenwerkes ,,The English Atlas" zur Verfügung; nach Beckmanns Angabe

„Allein wer siehts nicht, dass ihn auch die blosse Zahl der Sylben, denn das Scandiren beobachtet er fast gar nicht, schon so sehr gezauset, gezogen und gezerret, dafs er recht eisenharte Verse, wo man sie noch so nennen kann, hervorgebracht." Gegen die reimlosen Verse Miltons eifert schon Morhof, Unterricht 1682, S. 516.

*) H. L. Benthem, Engeländischer Kirch- und Schulenstaat (1694) S. 58 klagt, dafs der Verstand derselben so schwer sei und die Art einem so unangenehme vorkomme. Vgl. ferner de Marées und A. Sauer.

**) Aus der gedruckten Litteratur kommen allein in Betracht J. C. Beckmann. Historie des Fürstentums Anhalt 7, 376 b (1710) und G. G. Küster, Altes und neues Berlin 4, 40. 96. 447 (hier wird er mit Johann Christian von Berge verwechselt), 471. 5, Taf. 3, 61. Der sächsische Hofpoet J. U. König wollte ausführlicher über Berge berichten, hat jedoch seinen Vorsatz nicht ausgeführt; vgl. J. v. Besser, Schriften (1732) 2,891 und die Briefstellen bei A. Brandl, B. H. Brockes (1878) S. 141. 157 und Anglia 1, 460. Nichts neues bieten: Adelung, Nachträge zu Jöchers Gelehrtenlexikon 1, 1708; Eschenburg, Deutsches Museum 1784 2, 517; Vetterlein, Virorum aliquot Anhaltinorum, qui doctrina olim claruerunt, memoriae. Sylloge II. Cothenis 1817 S. 7-12. A. G. Schmidt, Anhalt'sches Schriftstellerlexikon (1830) S. 33, de Marées, Ersch-Grubers Allgem. Encyclopädie I, 9, 111 f. (1822), Goedeke, Grundrifs 2 3, 243.

rührt die im ersten Bande*) befindliche Karte der Ukraine von ihm her, welche die Unterschrift trägt:,,Typus generalis Ukrainae s. Palatinatuum Podoliae, Kioviensis et Braczlaviensis terras nova delineatione exhibens". Da Berge in England keine feste Stellung gewinnen konnte, begab er sich nach Berlin, um sich hier dem grofsen Kurfürsten durch seine Kenntnis der russischen Verhältnisse zu empfehlen. Dafs dies schon 1680 geschehen sei, wie Beckmann berichtet, scheint durch eine auf der königlichen Bibliothek zu Berlin**) befindliche, von Berge gezeichnete Karte der Ukraine bestätigt zu werden, welche schwerlich später als 1680 dem Kurfürsten überreicht wurde; denn sie ist erheblich kleiner und unvollständiger als die in diesem Jahre gestochene des „English Atlas", und die historischen Notizen in lateinischer Sprache, welche auf dem Rande hinzugefügt sind, reichen nur bis zum Jahre 1677. Die gewünschte Anstellung wurde ihm jedoch erst zwei Jahre später zu teil, als der kurfürstliche Dolmetscher Adam Styla um seine Entlassung bat. Indem Friedrich Wilhelm am 12. August 1682 dies Gesuch, obschon ungern, genehmigte, trug er gleichzeitig dem Geheimenrat von Jena auf, „auf eine andere person, welche nicht allein der Polnischen, sondern auch der Moscowitischen und Tartarischen spraache kündig, bedacht zu seyn." Bis zum ersten Oktober leistete indes Styla noch im Verkehr mit der gerade anwesenden tartarischen Gesandtschaft Dienste. Erst am 14. Oktober erhielt er einen Nachfolger in der Person unseres Berge, dem vielleicht die Fürsprache der Kurfürstin Dorothea mit dazu verholfen hatte; wenigstens widmete er derselben kurz zuvor oder bald nachher seine in Zerbst gedruckte Verdeutschung von Miltons Verlorenem Paradies. In der vom genannten Tage aus Potsdam datierten Bestallung ***) wurde er zum Geheimsekretär und Dolmetscher mit 300 Thalern jährlicher Besoldung (100 Thalern weniger, als Styla erhalten) ernannt und seine Obliegenheiten dahin festgestellt,,,dafs er Uns und Unserem Churhause getreu, hold und gewärtig seyn, Unsern nutzen und bestes suchen und be

*) 1, 49 Taf. XII. Oxford 1680.

**) Kartenabteilung Kc 2469. Die Karte ist ohne den Rand 0,384 m hoch und 0,433 m breit, ohne Gradnetz und enthält das Land zwischen Peipussee, Bulgare Wolgamündung und Kasan. Rechts unten steht: „Novam hanc et accuratam UKRAINae Triumque principatuum Russiae Fluminum Delineationem Serenissimo Principi ac Domino Dño FRIDERICO WILHELMO Marchioni Brandeburgico . . . offert humillimus cliens Ernestus Gottlieb a Berge."

***) Berliner Staatsarchiv R 9. L 21.

fordern, schaden und nachtheil aber, so viel an ihm ist, verhüten und abwenden helffen, was von Uns oder Unsern würcklichen geheimden rähten Ihm befohlen, auch aus fremden sprachen zu dolmetschen und zu übersetzen aufgetragen wird, solches mit behörigem fleisse, sorgfalt und treue Vorsicht, was von Unsern geheimden sachen zu seiner wifsenschafften Komt und ihm anvertrauet wird, biss in seine grube verschwigen halten und ohn Unser vorwissen und expressen befehl zu Unserm nachtheil niemandem offenbaren . . . solle." Bald nachdem Berge ein festes Amt erhalten hatte, gründete er einen Hausstand; seine Frau Luise Palm, die Tochter des Amtmanns in Sarmund, gebar ihm vier Söhne, welche sich um 1710 sämtlich auf der Universität befanden.*) Von seiner Thätigkeit als Übersetzer legt noch eine Handschrift der Berliner Bibliothek (Ms. germ. quart 231) Zeugnis ab.

Es ist eine zwischen 1695 und 1697**) dem Premierminister Eberhard von Danckelmann überreichte Übersetzung eines ungedruckten russischen Berichts über Sibirien (Kgl. Bibl. Ms. slavic. fol. 23), welche folgenden Titel führt: ,,Eigendtliche und Richtige Beschreibung NOBA ZEMAA oder der Newen Lander und König Reichs SIBERIEN Wie solches Unter IWAN WASILIOWICZ Czaren und Grofsfürsten aller Reufsen Botmässigkeit gekommen... Auss einem Zur Churfürstl. Bibliothek gehörigen Sclavonischen Manuscript in die Teutsche Sprach übergetragen Durch EGVB." 2 Bl. u. 123 S. 4o.

In der Folgezeit wurde Berge auch zu städtischen Ämtern herangezogen; nachdem er Ratsherr und Kämmerer geworden, erfolgte 1709 seine Bestellung zum Ökonomie-Kontrolleur und Magistratsmitgliede. Was Küster a. a. O. 4, 447 noch von den 1716, 1718 und 1721 erschienenen Übersetzungen theologischer Traktate Stephan Scharnocks oder Sherlocks (vgl. Jöcher 4, 225) berichtet, mufs ich dahingestellt sein lassen, da mir keine derselben zu Gesichte gekommen ist. Berge starb zu Berlin im Mai 1722.***)

*) Der Frankfurter Professor der Medicin Johann Georg von Berge und sein Sohn und Nachfolger Karl August von Berge waren keine Nachkommen unseres Miltonübersetzers, obwohl der erstere ebenfalls aus Dessau stammte. Adelung, Nachträge zu Jöcher 1, 1712 und Allg. deutsche Biogr. 2, 367.

**) 1695 erhielt Danckelmann dies Amt; der Terminus ante quem ergiebt sich aus dem hsl. Vermerke: „Auff Befehl Sr. Exc. des Herrn von Danckelmanss zur Chfl. Bibliothec gegeben im Augusto 1697."

***) So berichtet eine Aufzeichnung im Berliner Magistratsarchive. Den Todestag selber aus dem Kirchenbuche zu ermitteln gelang mir trotz einer Umfrage bei den Berliner Küstereien nicht.

Ztschr. f. vgl. Litt.-Gesch. u. Ren.-Litt. N. F. I,

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Soviel von dem Leben unsres Miltonübersetzers. Kehren wir jetzt zu seinem Hauptwerke zurück. Er selbst giebt in der Vorrede an, dass er nicht der erste sei, der das 1666 erschienene Epos des englischen Dichters übertrage: „welches, sobald nur in seiner Sprache es durchlesen, mich alsofort veranlasst, auf gleichmässige Art, wie es unlängst zuvor von dem berühmten Hn. Theodoro Haaken, fürnehmen Mitglied der Curiösen Königlichen Gesellschaft allbereyt angefangen, vollends überzutragen und durch den Druck ans Licht zu bringen." Bei der Unbestimmtheit des Ausdruckes hat man das Verhältnis Berges zu jener älteren Verdeutschung verschieden aufgefasst: während Goedeke und Zarncke annahmen, dafs Berge jene ältere Übersetzung einfach wiederholt und fortgesetzt habe, widersprach ihrer Deutung A. Sauer*), indem er hervorhob, nirgends zeige sich eine Stilverschiedenheit: „innere Gründe lassen sich nicht dafür geltend machen, dass er jene Übersetzung zu Grunde legte.“ Aller Unsicherheit wird jedoch ein Ende gemacht durch die Auffindung der bisher für verloren geltenden Arbeit Haackes.

Theodor oder, wie er sich auch nennt, Dietrich oder Deutrich Haacke**) war ein reformierter Pfälzer, 1605 in der Nähe von Worms zu Neuhausen geboren. Den Zwanzigjährigen trieb, wie es scheint, die Not des dreifsigjährigen Krieges, in welchem die Pfalz durch Tillys Schaaren verwüstet und dem Baiernherzoge Maximilian unterworfen wurde, nach England, welches ihm bald eine zweite Heimat wurde. Nur einmal kehrte er auf kürzere Zeit nach Deutschland zurück; als später der Kurfürst Karl Ludwig, welcher im westfälischen Frieden die Pfalz als das Erbteil seines unglücklichen Vaters, erhalten hatte, ihm eine Sekretärstelle anbot, vielleicht als Entschädigung für einige seinem Bruder Rupert erwiesene Dienste, war ihm die Fremde bereits so lieb geworden, dafs er dieser Ladung nicht Folge

*) Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse der Wiener Akademie 90, 628 (1878). Vgl. Zarncke, Über den fünffüssigen Jambus 1865 S. 19 und Berichte der Sächs. Ges. der Wiss. 22, 208 (1870).

**) Die ältesten Nachrichten über ihn sind die nicht völlig zu einander stimmenden Angaben von H. L. Benthem (Engeländischer Kirch- und Schulen-Staat, Lüneburg 1694 S. 56—60; 2. Auflage 1732 S. 113-117) und Anthony Wood (Athenae Oxonienses. 2. Ed. London 1721 Sp. 845 f.) Vgl. ferner Jöcher, Gelehrtenlexicon 2, 1294. Eschenburg, Deutsches Museum 1784 2, 512–516. Rotermund, Ersch-Grubers Allgem. Encyclopädie II, 1, 11. Alfr. Stern, Milton und seine Zeit 2, 280. 3, 26. 194. 278. 288. 4, 22 und Allgemeine deutsche Biographie 10, 257. K. H. Schaible, Geschichte der Deutschen in England 1885 S. 242f. Worauf Goedekes irrige Angabe (Grundriss 2 3, 243) beruht, Haacke habe in Königsberg Miltons Epos übersetzt, weiss ich nicht.

leistete. Er hatte zuerst in Oxford und Cambridge Theologie studiert, wurde noch vor 1641 Diakonus des Bischofs von Exeter, Joseph Hall (1574-1656), und übersetzte mehrere theologische Werke aus dem Holländischen ins Englische und aus dem Englischen ins Deutsche*). Dann scheint er ohne Amt in London gelebt zu haben, in anregendem Verkehr mit mehreren Gelehrten, wie J. Pell, Selden, Samuel Hartlib, aus deren Zusammenkünften die „Royal Society" hervorging. Mit dem gleichfalls in London lebenden schwäbischen Dichter G. R. Weckherlin verband ihn eine herzliche Freundschaft, von der uns noch drei Gedichte desfelben **) in scherzendem Tone Kunde geben. Dass er sonst sich mit Rat und Tat den ihn aufsuchenden Landsleuten, wie 1642 dem Amos Comenius, gefällig erwies, bezeugt nicht bloss Benthem, welcher 1694 eine Art Baedeker für reisende Theologen herausgab, sondern auch die Stammbücher verschiedener deutscher Reisenden: des Malers Matthäus Merian ***) des Jüngeren (1640), des oldenburgischen Gesandten Hermann Mylius (1651), des St. Galleners Johann Zollikofer. Seine schriftstellerische Tätigkeit war im wesentlichen auf die Vermittlung des geistigen Verkehrs zwischen England und Deutschland gerichtet, sie beschränkte sich, entsprechend seiner empfänglichen, aber nicht produktiven Natur, auf die bescheidene Arbeit eines Übersetzers. Als er am 9. Mai 1690 starb, †) hinterliess er eine druckfertige Sammlung von 3000 deutschen Sprichwörtern in englischer Über

*) Ich habe keins derselben zu Gesichte bekommen. Denn die deutsche Übersetzung von Jeremias oder Daniel Dykes Schrift Of the Deceitfulness of Man's Heart, welches zu Basel 1638 unter dem Titel „Nosce te ipsum: Das grosse Geheimnus defs Selb-betrugs," 8 Bl. 672 S. 8° erschien und noch öfter (Danzig 1643, 5. Auflage Frankfurt a. M. 1652 als „Weltlicher Selbstbetrieger") aufgelegt wurde, wage ich ihm nicht Sicherheit zuzuschreiben, obwohl man die Bezeichnung „in die Teutsche-sprach vbersetzet. . . Durch D. H. P. Göttlichen Worts inbrünstigen Liebhaber" als „Dieterich Haacke Palatinum" deuten könnte.

**) Weckherlins Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam 1648 S. 514 (Oden III 8. Zu ehren meines Lieben freinds Dieterich Haaken), 803 (Epigr. 18 An den Lesern von meinem wehrten Freind Dietrich Haacken), 808 (Epigr. 36. An meinen Freind H. Haacken).

***) Berliner Kgl. Bibliothek, Alba amicorum 29, Bl. 161b: Französische und deutsche Verse und eine Bibelstelle (Phil. 3, 8), „Zu Ehren und Christpflichtigem Andencken, Hrn Matthaeus Merian dem Jüngern, geschrieben in London, den 23. Herbstmon. 1640. Deütrich Haacke". Vgl. Archiv für Litteraturgeschichte 15, 335 f. Die andern beiden Stammbuchblätter erwähnt Stern, Milton 3, 278 und 288.

†) Er wurde unter der Kanzel der vier Jahre zuvor erbauten Kirche St. Andrew in Holborn beigesetzt. Die von einem Deutschen Anton Horneck gehaltene Leichenpredigt konnte schon Wood nicht mehr auftreiben.

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