Strophe 5 und 6, welche genau mit dem deutschen Liede übereinstimmen, gehören offenbar nicht in diesen Zusammenhang. Der Seemannsausdruck „de cap à“ lässt vermuten, dass sie aus einem Matrosenliede herstammen, und statt des Femininums „morto“ stand wohl ursprünglich das Masc. „mort“. Es ist anzunehmen, dass der Verfasser des deutschen Liedes einer südfranzösischen Emigrantenfamilie angehörte. II. Zu Boies Schuhknecht. *) („Von allen Dirnen so flink und so glatt Lacht mir die lachende Lore.“) Weinhold (Boie, pag. 367) sagt, dies sei die Bearbeitung eines englischen Liedchens von Ramsay und teilt die erste und die letzte Strophe davon mit. Ohne meine Zweifel an der Verfasserschaft Ramsays erörtern zu wollen, mache ich einen Text bekannt, der, wie besonders aus den Schlusszeilen hervorgeht, der Boieschen Bearbeitung genauer entspricht. The Affectionate 'Prentice. **) There's none like pretty Sally: And she lives in our alley. That's half so sweet as Sally, And she lives in our alley. And through the streets doth cry them; To such as please to buy them: So sweet a girl as Sally, And she lives in our alley. In der Schiffersprache heisst es Schiffsschnabel: „tournez le cap au large“, ins offene Meer segeln. „Cap à cap“, Spitze gegen Spitze, gegen einander. „De cap à“ heisst also: mit der Spitze gegen, gegen etwas gerichtet. *) In Vossens Musenalmanach 1798 mit der Chiffre B erschienen. **) The Accomplished Courtier or The New School of Love; Being the rarest and most exact Art of wooing a Maid or a Widow, by way of Dialogue and complimental Expressions; with passionate Love Letters, and courtly sentences, to express the elegancy of Love. To which is added, A choice Collection of the newest and very best Songs sung at Court and city, set to the finest tunes by the Wits of the Age. To which is also added, a Select Collection of Love Toasts and Sentiments, etc. etc. Edinburgh: Printed, and to be sold at the Printing-house in the West Bow 1778. S. 14. (Das mir vorliegende Exemplar hat zo Seiten; es ist nicht vollständig.) Es beginnt mit dem Gespräch eines Liebhabers mit einer Jungfrau, welcher er seine Begleitung angetragen hat. Sein erstes Wort ist die Frage, ob sie noch nie geliebt habe, und da er so scharf ins Zeug geht, kann der schliessliche Erfolg nicht überraschen. Das zweite Stück ist betitelt: „How to attack a widow". Dann folgen Liebesbriefe, alles in sehr gespreiztem Stile, Verše zu Geschenken und schliesslich Schäfergedichte, Playhouse Songs, ein Bänkelsängerlied auf ein bingerichtetes Freudenmädchen etc. 3. When she goes by, I leave my work, I love her so sincerely, And bangs me most severely; I'll bear it all for Sally, And she lives in our alley. I dearly love but one day, A Saturday and Monday; To walk along with Sally. And she lives in our alley. And often I am blamed, As soon as the text is named; ***) And slink away to Sally, And she lives in our alley. O then I shall have money; And+) give it to my honey: I'd give it all to Sally, And she lives in our alley. Make game of me and Sally A slave and row a galley; O then I'll marry Sally, But not in our own tt) alley. *) Ein volkstümlicher Ausdruck für: bis er es satt hat. the bed; t'ouse" = the house. +) Lies „l'11“ statt „And“. tt) „own“ stört den Rythmus und ist sinnlos; es ist dem deutschen Liede entsprechend zu lesen: „But no more in our alley.“ Das Liedchen muss um 1778 bereits sehr beliebt gewesen sein, denn es wurde, wie es in England noch jetzt mit dergleichen zugkräftigen Gesängen geschieht, mit einer allerdings schwachen Antwort versehen, welche gleich hinterher gedruckt ist. *) „honey“ ist der englische Volksausdruck, der dem deutschen „Schatz“ entspricht. **) = Bessie. ***) Lies „liveth“, entsprechend Str. 2 Vers 2. Der Dialekt setzt oft die 3. Person Sing. statt Plur. 5. There is one day in every week, That Johnny comes to meet me; When he does kiss and woo me: He calls me dearest Sally. In spite of all our alley. 6. His cheeks are of a crimson red, Black eye brows he doth carry, For Johnny I will tarry: 'cause Johnny loves his Sally, And a fig for our alley. 7. Old women grumble, and the maids Are all in love with Johnny: For he'll not leave his honey; Then hand in hand with Sally, In spite of all our alley. III. Zu Goethes Spinnerin. Wie mir Herr Prof. Zarncke gütigst mitteilte, war Goethes Gedicht, obwohl erst 1800 veröffentlicht, schon 1795 fertig und lehnt sich offenbar an das folgende Gedicht von J. H. Voss an, welches 1792 im Musenalmanach erschienen war: Ich sass und spann vor meiner Tür; Gar freundlich bot er guten Tag, *) Lies: „he“ statt „We“. Liebkosend drückt er mir die Hand, War's möglich, dass ich weiter spann? Voss hat dieses Gedicht indessen nicht, wie man meines Wissens bis jetzt allgemein annahm, frei erfunden, sondern es ist nur eine allerdings sehr freie Übersetzung des schottischen Liedchens: „The loving lass and spinning wheel“. Dasselbe lautet in der Sammlung Allan Ramsays:*) The loving lass and spinning wheel. A bonny lad was passing by: My heart new panting 'gan to feel, But still I turn'd my spinning wheel. *) The Tea-Table Miscellany, a collection of choice songs Scots and English in two volumes by Allan Ramsay. Edinburgh 1724. **) well. |