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rendes. Es ist nehmlich lasterhaften, wie aus unserm Texte erhellet, vergönnt, ungestört, Jang, und sogar mit heuchlerischer Frecheit zu handeln; Gott erlaubt ihnen -fast alles, was sie sich wünschen können.

Daß das Laster gewöhnlich ungestört handeln, daß es jede Art der Ungerechtig. keit und Uebertretung verüben darf, sagt unser Tert mit grossem Nachdruck. Hat es Lust, Andern ihr Eigenthum zu entwenden: es darf sei. ner Neigung folgen; wenn du einen Dieb siehst, so läuffst du mit ihm. Hat es Lust, sich den schändlichsten Ausschweiffungen zu überlassen: es wird nicht daran gehindert; du hast Gemeinschaft mit den Ehebre cern. Hat es Lust, Unglück zu stiften und Andre boshaft zu hintergehen: auch das steht ihm frey: dein Maul låsseft du Böses reden, und deine Zunge treibet Falsch. heit. Hat es Lust, die Ehre und den guten Namen Andrer zu vernichten, und die Unschuld. mit erdichteten Vorwürfen zu überhäuffen: nicht einmal daben findet es Schwierigkeiten: du sigest, und redest wider deinen Bruder, deis ner Mutter Sohn verläumdest du. Und in der That, hören wir das Zeugniß der Geschichte, befragen wir die tägliche Erfahrung: so ist es offenbar, eine fast unbegränzte Frey heit genießt das Easter auf Erden; es läßt sich keine Thorheit, fein Unrecht, keine Gråuelthat denken, der es sich nicht schuldig gemacht hätte,

und noch immer schuldig machte. Von dem unaufhörlichen Mißbrauche, den es mit seinen Kräften treibt; von den gewöhnlichen Verges hungen, die es zu Schuiden kommen läßt; von den überall herrschenden Ausschweiffungen, zu welchen es durch gewaltige Triebe und Leidenschaften hingeriffen wird, will ich jezt nicht, ein mal reden; wer weiß es nicht, wie viel Böses dieser Art mit jedem Augenblick verübt wird; wie wenig alle Vorkehrungen, welche wider das Lafter getroffen sind, nur diese gemeinen und alltäglichen Unordnungen zu verhindern im Stans de sind. Aber ist irgend ein Schritt so unbe, sonnen, irgend eine Ausschweiffung so thierisch, irgend ein Unrecht so himmelschreyend, irgend eine Mißhandlung so unmenschlich, irgend ein Unternehmen so verderblich, irgend eine Misse, that so unnatürlich, irgend eine Vosheit so teuf. lisch, zu der das Laster sich nicht entschliessen Fönnte; hat es nicht vielmehr alles gewagt, und alle Arten von Gråueln gleichsam erschöpft; hat es die Geseze Gottes und der bürgerlichen Ges sellschaft nicht auf so vielfache Weise übertreten, als sie nur übertreten werden konnten? Welch ein schrecklicher Anblick ist diese Frechheit des › Lasters, M. Br., a ist keine Lage, die es nicht störte; kein Zustand, den es nicht vers schlimmerte; kein Verhältniß, das es nicht in Unordnung bråchte; kein Band, das es nicht auflöste; keine Vollkommenheit, die es nicht zerrüttete; kein Glück, das es nicht in Jammer

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und

und Elend verwandelte; nichts ist so ehrwürdig und heilig, woran es sich nicht vergriffe, was es nicht entweihete und unter, die Füsse tråte.

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Mit dieser ungestörten, schrankenlosen Frey heit läßt Gott das Laster noch überdieß lang wirken, läßt es seine Ausschweiffungen oft viele Jahre, oft das ganze Leben hindurch fort. feßen. Das thust du, sagt er selbst in uns ferm Texte, und ich schweige;, da meinest du, ich werde seyn, gleichwie du. Frey lich scheint Gott zu schweigen; freylich gewinnt es das Ansehen, er finde bey dem, was auf Er. den geschieht, gar nichts zu erinnern, wenn er wilde Wüftlinge ihren Ausschweiffungen bis ins Alter nachhängen, wenn er schlauen Betrügern einen Plan nach dem andern gelingen, wenn er stolze Sünder immer verwågner werden, wenn er schändliche Verführer einzelne Menschen und ganze Gesellschaften bethören, wenn er ungerech re Unterdrücker überall glücklich seyn und grof se Völker mißhandeln, wenn er die verderb liche Gewalt des Casters wohl gar Jahrhun derte lang fortdauern, und ganze Menschenalter ins Unglück stürzen läßt. Es ist wahr, zuweis len unterbricht Gott sein Schweigen früher, als man es erwartet; es giebt Fåle, wo er dem Lafter Gränzen sezt, wenn es kaum ange, fangen hat, thårig zu werden; so mancher Suns der findet gleich bey seiner ersten Vergehung seinen Untergang. Aber laffet uns eingestehen, das Gewöhnliche ist diese schnelle Strafe nicht;

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eine unbegreifliche Schonung waltet vielmehr über die meisten Lasterhaften; und sie fühlen es, daß sie geschont werden; daher fündigen sie fort; daher nehmen sie für bekannt an, es müsse ihnen alles gelingen; daher wagen sie immer mehr; sie wissen es aus Erfahrung, wie viel ihnen ungenossen ausgehe; daher wird ihre Frech heit immer grösser; es wäre nicht möglich, daß oft durch einen einzigen Menschen so unglaub, lich viel Böses geschehen, daß er ganze Fami lien, ganze Länder, ganze Zeitalter unglücklich machen könnte, wenn Gott nicht lange schwie. ge, wenn er das Laster nicht zuweilen weit an haltender und ungestörter wirken liesse, als die Tugend. Ist es oft nicht unbegreiflich, wie er so lange zusehen, wie er die größten Frevler so beharrlich dulden, wie er bey den Klagen und Seufzern so vieler Gedrückten und Gemißhan. delten gleichsam taub feyn, wie er es gestatten kann, daß das Easter sich-sogar auf ihn selbst beruffen, daß es seine Missethaten in einen Schein von Frömmigkeit hüllen darf?

Denn dieß verdient bey der Freyheit, mit welcher Gott das Laster wirken läßt, noch bes fonders bemerkt zu werden, daß es mit heuch, lerischer Frechheit handeln darf. Was verkündigt du meine Rechte, spricht Gott in unserm Texte zu den Ruchlosen, und nimmst meinen Bund in deinen Mund, so du doch Zucht hassest, und wirfst meine Worte hinter dich. Nein, unnas

tür.

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türlicher, verabscheuungswürdiger, empörender kann das Easter nicht werden, als wenn es frech genug ist, sich mit dem Heiligen zu mischen, sich in den Schleyer der Gottseligkeit zu hüllen, seine Frevelthaten durch eine fromme Miene gleichsam zu weihen, durch Beruffung auf Gott Sie zu rechtfertigen und sie wohl gar für den Willen und Befehl Gottes zu erklären. Aber auch dieß gestattet ihm Gott, hat es ihm von jeher gestattet. Zu allen Zeiten hat es LeichtFinnige gegeben, die mitten in ihren Ausschweiffungen Anwandlungen von Frömmigkeit hatten und durch Beobachtung gottesdienstlicher Gebräu. che alles wieder gut zu machen hofften. Zu allen Zeiten hat es Unverschämte gegeben, wels che die Rechte Gottes laut verkündigten, mit dem Munde für die Religion eiferten, aber daben Zucht haßten und durch ihren Wandel fie entehrten. Zu allen Zeiten hat es Unbesonnene gegeben, die den Bund Gottes in ihren Mund nahmen und auf ihren Glauben an das Evangelium pochten, aber die Gebote des Evangelii hinter sich warfen und verachteten. Zu allen Zeiten hat es Heuchler gegeben, wels che selbst die gemeinsten Handlungen mit einem Gepränge von Gottseligkeit verrichteten und lauter Frömmigkeit, lauter Andacht zu, athmen schienen; und die sich doch im Stillen jede Ungerechtigkeit und Falschheit, jede Unordnung. und Ausschweiffung erlaubten, die mit jedem Diebe liefen und Gemeinschaft mit den Ehe, 1 4

bres

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