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vereiteln und seine Plane zu stören? Steht es nicht allezeit ben ihm, wie lang er es will wirken lassen? Kann er nicht durch_tausend Mittel unschädlich machen, was es hervorbringt? Kann er die Unordnungen, die es veranlaßt, und das Verderben, das es verbreitet, nicht fogar zum Besten lenken und in ein Mittel zur Erreichung seiner Endzwecke verwandeln? Ist es nicht am Tage, soll der lezte und heiligste Endzweck, seiner ganzen Regierung befördert, soll wahre Tugend auf Erden bewiesen werden: so muß er dem Laster alle Freyheit lassen, so muß er es dulden, daß es bessern Menschen zur Prüfung diene, daß es sie zu grössern An strengungen reiße, daß es sie zu Edelthaten nöthige, welche sonst nie zu Stande kommen würden. Es müssen Rotten unter euch seyn, ruft der Apostel den Christen zu Corinth zu, auf daß, die da rechtschaffen sind, offenbar werden. In jeder Hinsicht ist es nöthig, daß Gott dem Laster Freyheit ges statte, daß er eine Zeit lang dazu schweige, wenn es sich seinen Ausschweiffungen überläßt; den Eigenschaften und der Allgewalt des höchsten Herrschers ist nichts gemässer, als diese Duldung..

Der Gebrauch, welchen wir von diesen Erläuterungen zu machen has ben, M. 3., fällt nun von selbst in die Augen.

Zuerst nehmlich zwen Worte an euch, ihr Bessern unter uns. Euch soll nehm.

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lich die Freyheit, mit welcher Gott das Lafter wirken läßt, nicht nur nicht anstössig seyn, sogar zur Ermunterung soll sie euch gereichen.

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Ich achte die Wehmuth, mit der ihr die Kühnheit, den Uebermuth, die schreckliche Boss heir des Casters zuweilen betrachtet, ich ehre den edlen Unwillen, der sich bey diesem Anblick in euern Seelen regt und den ihr kaum in eure Brust verschliessen könnet; nicht einmal die bittern Klagen will ich tadeln, in die ihr zu weilen ausbrechet, in die sich euer empörtes Gefühl sogar vor Gott ergießt. Aber um so dringender muß ich euch bitten, daß ihr euch fassen lernet; daß ihr ernstlich erwäget, wie wenig ihr eigentlich Ursache habt, euch an die Freyheit zu stoffen, mit der ihr das Laster wirken sehet. Ist sie nun einmal in der sitt lichen Natur des Menschen gegründet, diese Freyheit, muß sie zugelassen werden, wenn vernünftige Wesen vorhanden seyn sollen: wors über wollet ihr euch denn beschweren? Und ist fie unumgänglich nöthig, wenn der Zweck des irdischen Lebens erreicht werden soll; muß es dem Lasterhaften so gut verstattet seyn, sich zu auf sern und eine Parthen zu nehmen, als euch, die ihr das beßre Theil erwählt habt: warum soll das, was euch recht ist, jenen nicht billig feyn? Könnte endlich Gott unmöglich der höchste. Regierer seyn, könnte er seine unend lichen Eigenschaften unmöglich in der Welt ver

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Herre

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herrlichen, wenn er nicht auch das Böse duldete, wenn er nicht bewiese, wie wenig es mit aller seiner Frechheit, mit aller feiner Wuch, seine heiligen Endzwecke vereiteln kann: warum woller ihr klagen; warum wollet ihr euch daran stossen, wenn er bey den Missethaten der La. sterhaften oft lange schweigt? Ist hier nicht alles so natürlich, so begreiflich, so der Ein. richtung der Welt gemås, daß es unverständig seyn würde, sich darüber zu beschweren ?

Ich sage noch mehr; sogar ermuns ternd soll auch die Freyheit seyn, mit welcher Gott das Caster wirken läßt, Denn wie, kann die Thorheit, kann die Schändlichkeit, kann die verabscheuungswürdige Natur desselben anschaulicher werden, als wenn es sich frey und ungescheur äussern, darf? So lang es fich Zwang anthun und mit Vorsicht zu Werke gehen muß, kann es Tausende bethören. und durch einen guten Schein blenden. Aber laffet es Freyheit erhalten, laffet es in Um stånde kommen, wo es die Larve abnehmen kann; welchen Abscheu wird es dann erwecken, `welches Schrecken verbreiten, welche Verachtung fich zuziehen! Und das sollte euch nicht zur Ermunterung dienen? Es sollte eure Liebe zum Guten nicht desto feuriger machen? Und sehet ihr nicht, wozu euch die Frechheit des Lasters auffordert? Söllet ihr euch der guten Sache nicht um so eifriger annehmen, je mehr sie von der Gewalt des Casters zu fürchten hat? Sol

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let ihr nicht um so strenger auf Ordnung und Zucht, auf Recht, und Gerechtigkeit halten, je mehr sich das Easter allen Unordnungen über, läßt? Sollet ihr nicht um so muchiger und standhafter Widerstand leisten, je frecher und unverschämter die Unternehmungen des Lafters werden? Soller ihr die Heiligkeit der Religion durch euern Wandel nicht um so mehr verherr, lichen, je frecher das Lafter die Religion mißbraucht; je mehr es die Verwägenheit hat, die Rechte Gottes zu verkündigen und den Bund Gottes in seinen Mund zu nehmen? Als eine Aufforderung zum Guten, als eine Gelegenheit, euch im Glauben und in der Tugend zu üben, als einen Kampf, wo sich grosse Dinge leisten grosse und die schönsten Siege erringen lassen, bes trachtet die Freyheit, M. Br., womit Gott das Laster wirken läßt. Wie wenig wird sie euch dann anstössig seyn, in welchen Segen wird sie fich für euch verwandeln !

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Und nun auch an euch zwen Worte, Unglückliche, die ihr euch dieser Freyheit bedient, die ihr es fühler, mit euch rede Gott in unserm Terte. Nicht bloß warnen soll euch die Nachsicht, die ihr jezt geniesset; fie foll euch auch antreiben, ohne Aufschub an eure Besserung zu denken.

· Das thuft du, sagt Gott einem Jeden von euch, und ich schweige; da mennest du, ich werde seyn, gleich wie du. Aber ich will dich ftrafen, und will dirs

unter

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unter Augen stellen. Welche Erklärung! So irret ihr euch denn gewaltig, ihr alle, die ihr sorglos und sicher dahin lebet, die ihr im mer frecher in euern Vergehungen werdet, weil fie ungestraft bleiben; ihr irret euch gewale tig, wenn ihr euch vorstellet, der Regierer der Welt sen mit euch zufrieden, er bekümmre fich wenigstens nicht um euch. Wie, ihr könntet im Ernste glauben, er sey gleich wie ihr, er könne Wohlgefallen an euern Lastern finden? Oder ihr wolltet daraus, weil er euch noch kein fühlbares Zeichen feines Mißfallens gegeben hat, den Schluß ziehen, euer Thun sey ihm gleich. gültig? Kann es nicht ganz andre Ursachent haben, dieses scheinbare Schweigen, und sich einst desto fürchterlicher endigen? Doch daran kann kein Zweifel seyn. Ich will dich stra fen, dieß ist die bestimmte Erklärung eures Richters, und dirs unter Augen stellen. So hat es denn sein Maas und Ziel, das Schweigen Gottes bey euern Vergehungen, und ihr werdet sie nicht immer geniessen, die ge fährliche Freyheit, in der ihr euch jezt befindet. Möchte es euch warnen, das Schweigen Gota tes; möchte es euch gerade darum, weil es so still ist, mit Furcht und Schrecken erfüllen! Möchtet ihre doch wahrnehmen, von welchen Strafen, von welchen Ausbrüchen einer ähns denden Gerechtigkeit, es bald ber diesem, bald bey Jenem eurer Mitgenossen unterbrochen wird. Möchtet ihrs zu Herzen nehmen, daß es sich um so M- schreck.

D. Rejnh. Pr. 1ßter Band 16te Sammi.

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