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schrecklicher endigt, je långer es gedauert hat. Merket doch das, die ihr Gottes vers geffet; das ist seine warnende Stimme an euch, daß ich nicht einmal hinreiffe, / und sey kein Retter mehr.

Eben darum muß euch die Freyheit, die ihr jezt geniesset, auch antreiben, ohne Aufschub an eure Besserung zu den fen. Denn könnet ihr wissen, wie lange die Nachsicht, unter der ihr jezt stehet, noch wäh ren wird? Ist es nicht ungewiß, ob ihr sie morgen noch empfinden werdet? Wird sie sich nicht vielmehr um so schneller ihrem Ende nås hern, je långer fie schon gedauert hat? Oder verachtet ihr den Reichthum der Güte, Geduld und Langmuth Gottes? Wis jet ihr nicht, daß euch Gottes Güte zur Busse leiter? Wollet ihr nach eurem. verstockren und unbußfertigen. Her zen euch selbst den Zorn häuffen auf den Tag des Zorns und der Offens barung des gerechten Gerichts Got tes? Und erwåget ihr nicht, daß, wenn er einmal hinreißt, kein Retter mehr da ist? Ach ihr habt um so mehr zu eilen, andres Sinnes zu werden, da so viel von euch geschehen muß, wenn ihr euch gründlich bessern wollet; da die Schwierigkeit, ich möchte sagen, die Unmöglichkeit eurer Rettung mit jedem Au. genblick, den ihr dem Laster zu widmen forts

fahret,

fahret, zunimmt. Möge Gott Jedek, der es fühlt, er sey noch auf dem Wege des Lafters, mächtig anregen! Möge Jeder, der die Stims me Gottes hört, sein Herz nicht verstocken! Möge er, weil es noch heute heißt, die Gnade Gottes in Christo suchen und seine Seele ret ten; Amen.

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IX.

Am Sonntage Sexagesima.

Text: Pf. LXXIII. . 23 - 28.

Die Gnade unsers Herrn, Jesu Chrifti, seyy

mit euch Allen; Amen.

Die groffe, fast unbeschränkte Freyheit, mit welcher Gott das Laster wirken läßt, ist am vorigen Sonntage der Gegenstand unsers Nachdenkens gewesen, M. 3. Sie fällt auf, diese Freyheit, fällt um so mehr auf, da das Easter, wie wir neulich gesehen haben, nicht nur ungestört alles, was es will, wagen und seine, Misserhaten oft lange fortseßen darf; sondern auch mit heuchlerischer Frechheit handeln, und die Religion selbst mißbrauchen kann. Inzwischen ist diese Freyheit des las fters in unsrer vernünftigen, zur Sitt, lichkeit geschaffenen Natur so tief gegründet; sie wird so nothwendig voraus gesezt, wenn der Endzweck unsers ir dischen Daseyns erreicht werden soll; fie ist endlich den Eigenschaften und der

Macht

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Macht des höchsten Regierers so we nig zuwider, daß wir neulich gestehen muß. ten, mit Recht lasse sich nichts dagegen er innern. Wir zogen vielmehr die Folge, bess fern Menschen könne sie nicht blos nicht anstässig seyn, sie müsse ihnen sogar zur Ermunterung gereichen; den Easterhaften selbst hingegen müsse sie zur Warnung dienen, und sie antreis ben, ohne Aufschuß an ihre Besserung zu denken.

Die Schwierigkeit, warum Gott dem Lafter eine so grosse Freyheit gestatte, konnten wir also neulich weit leichter heben, als man hätte dens ken sollen. Aber wird uns dieß bey einer zwey, ten, das Lafter gleichfalls betreffenden, und noch weit auffallendern Schwierigkeit eben so gut ge Tingen; bey der Erfahrung, daß es dem Las fter noch überdieß wohl geht, daß es häufig das beste Glück des Lebens genießt? Mit der Freyheit desselben söhnt man sich gleichsam aus, man fühlt sich darüber zufrieden gestellt, so bald man es bestraft sieht, so bald man wahrnimmt, die Frechheit desselben sey nicht unvergolten geblieben. Aber was soll_man_sa, gen, wenn es an dieser Vergeltung mangelt; wenn dem Easter alles gelingt und von Stat ten geht, wenn es Reichthümer, Ehre und Macht an sich reißt; wenn es ungestört in alIen Freuden des Lebens schwelgt; wenn es sein Glück häuffig bis zum höchsten Ziele des mensch M3 lichen

lichen Lebens genießt, und mit allem gesåt. tigt, was man für wünschenswerth hält, die Erde verläßt? Seitdem es Menschen giebt, hat man nichts anstöffiger gefunden, als dieses Glück des Lasters; alle Jahrbücher der Geschichte find voll nicht blos von Beyspielen desselben, son dern auch von bittern Klagen darüber, und wie schmerzlich ist es stets den besten Menschen gewesen; in welche Zweifel hat es oft die eif. rigsten Verehrer Gottes gestürzt; und wie uns zureichend hat man das Meiste gefunden, was zur Auflösung jener Zweifel gesagt worden ist!

Der Text, welchen ich jezt erklären soll, nöthigt mich, M. Z., eine Schwierigkeit zu bes rühren, die ganz unlåugbar zu den größten und bedeutendsten gehört, welche sich bey den Angelegenheiten der Menschen finden. Wie stark hatte sie der fromme Dichter empfunden, aus dessen Lied unser Tert entlehnt ist! Mit wels cher Wehmuth, mit welchem finstern Gram ruft er aus: siehe, das sind die Gottlosen, die sind glückselig in der Welt und wer den reich! Solls denn umsonst seyn, daß mein Herz unstråflich lebe, und ich meine Hände in Unschuld wasche, und bin geplagt tåglich, und meine Strafe ist alle Morgen da? Und in wessen Seele haben sich nicht schon ähnliche Gedanken entwickelt? Auf wessen Lippen haben nicht schon dieselben Klagen geschwedt? Wer kann die råhselhaften Schicksale des Lebens, wer

fann

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