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flets an dir, sagt der Dichter in unserm Terte, denn du hältst mich bey meiner rechten Hand. An Gott zu bleiben, das heißt, Gott überall vor Augen zu haben, mit steter Hinsicht auf ihn zu handeln, den Willen Gottes überall zúr Regel zu nehmen, fich in einer immerwährenden nahen Verbindung mit Gott, und gleichsam an der Hand Gottes zu erhalten, das ist die Nas tur und das Wesen der wahren Frömmigkeit; fie ist das unablässige Bestreben, das Wohl gefallen Gottes durch treuen Gehorsam gegen seine Anstalten und Gesetze zu erlangen. Aber wie erwünscht und glücklich ist dieser Zustand. Ein heiliges, unabånderliches, im Himmel und auf Erden gültiges Gesetz ist die Richtschnur dessen, der sich in demselben befindet. Er weiß also immer genau, woran er ist. Daß er auf Abwege gerathen und sich verirren könnte, ist nicht möglich. Immer nur eine einzige Art zu handeln läßt ihm der Wille Gottes übrig, nehm lich die, welche unter allen die vernünftigste, gerechteste und edelste ist. Recht eigentlich an der Hand Gottes wandelt er also; er geht überall so sicher, ruhig und entschlossen zu Wer. Fe, daß es ihm unmöglich fehlen kann. Wer kann sich leichter verirren, als der feurige Jung ling mit seinen regen, gewaltigen Trieben? Aber auch er ist sicher, wenn er sich an Gott hält. Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? fragt David in einem seiner Lieder. Wenn er sich hält nach

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deinem Wort, ist die richtige entscheidende Antwort. Denn nicht umsonst sezt der Dichter in unserm Terte noch hinzu: du leitest mich nach deinem Rath, und nimmst mich endlich mit Ehren an. Es ist nehmlich nicht möglich, daß der, welcher sich an der Hand Gottes befindet, welcher von Gott selbst geführt wird, anderswohin gelangen könnte, als zu einer wahren, mit Ehre und Herrlichkeit verknüpften Wohlfahrt. Sey er also vor der Hand noch so dürftig und arm, noch so niedrig und verachtet, noch so gedrückt und verfolgt, noch so überhäuft mit Widerwärtigkeiten und Leiden: einen Math Gottes erkennt er in diesen Umständen; er ist überzeugt, nicht ohne weise Ursachen habe Gott ihn in dieselben gesezt; und er folgt ihr um so gelaßner, um so entschloßner, diefer weisen våterlichen Leitung Gottes, da er weiß, nur mit Ehre und Herrlichkeit könne sie fich endigen. Und dieser vernünftige, seiner Sache gewisse, immer recht und edel handelnde, immer Ordnung und Wohlfahrt befördernde Freund Gottes wäre, selbst in den mißlichsten äussern Umständen, nicht weit glücklicher, als der unruhige, nie mit sich einige, fich unauf. hörlich entehrende, in ein immer größres Ver. derben versinkende Lasterhafte bey aller seiner äussern Herrlichkeit? Ist es nicht am Tage, der Wahrheit nach ist der Zustand des Lasterhaften Zerrüttung, und sein Glück nur Schein; da bey dem Frommer umgekehrt das Unglück

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bloffer Schein, nach der Wahrheit hingegen als les Ordnung und Wohlfahrt ist?

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Doch dieß wird noch anschaulicher durch die zweyte Bemerkung unsers Tertes; das Laster besizt nehmlich lauter irdische vergängliche Güter, der Fromme hins gegen das unvergånglichste und beste, die Gnade Gottes. Was will man denn fagen, wenn man das Lafter glücklich nennt; welches sind denn die Güter und Vortheile, die man es beneidet? Es genießt einer dauer haften Gesundheit; es zeichnet sich durch Schön heit der Gestalt und des Körpers aus; es ist wohlhabend, und begütert, wohl gar reich und im Befit grosser Schäße; es steht in Verbin dungen, die ihm Ansehen und Einfluß gewäh ren; es sieht sich über Andre erhoben und wird allgemein verehrt; es hat eine Macht in den Händen, durch die es weit wirken und wohl Völker und Reiche beherrschen kann; dabey ge lingt ihm alles, was es unternimmt; es kann jeden Wunsch seines Herzens befriedigen, sich jede Freude verschaffen und alles geniessen, was der Erdkreis Schönes und Gutes enthält. Lauter Vortheile von Bedeutung; lauter Güter, die mit den Neigungen unsrer Natur zu sehr übereinstimmen, als daß wir sie nicht wünschens, werth finden sollten; fie verschmåhen zu wollen, wäre eben To thöricht, als unnatürlich. Auf der andern Seite ist es aber auch eben so klar, unter allem, was wir besigen können, find fie,

richtig

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richtig geschäzt, doch nur das Unwichtigste; es giebt Güter von weit höherem Werthe. Denn find es die höhern und edlern Bedürfnisse un sers Wesens, die durch jene Vortheile befrie digt werden? Nichts weniger, als diß. Der Sinnlichkeit sind sie willkommen; unsern thieris schen Neigungen schmeicheln sie; weder weiser und einsichtsvoller, noch besser und edler wird man durch ihren Genuß. Und wie unsicher ist ihr Besik, wie hinfällig und vergånglich sind fie! Daß sie ganz wegfallen, daß sie uns auf immer entrissen werden, so bald uns der Tod von der Erde verstößt, ist bekannt. Aber kann dieß nicht weit früher geschehen; sind sie nicht Unfällen aller Art ausgesezt; kann nicht eine Kleinigkeit, die Niemand achtet, den schönsten Körper entstellen, die festeste Gesundheit erschút, tern, die glücklichsten Verbindungen trennen, die größten Reichthümer vernichten; können nicht Thronen umgestürzt, und Kronen geraubt wers den? Hat der Dichter nicht recht, wenn er kurz vor unserm Terte von hochverehrten Laster, » haften sagt: wie ein Traum, wenn einer erwacht, so machst du, Herr, ihr Bild in der Stadt verschmåhet. Und doch find diese niedrigen, vergånglichen, völlig unfi chern Güter alles, was das Easter auf Erden besigen kann. Für etwas Höheres, Beßres nnd Unvergängliches hat es keine Empfänglichkeit; in der finnlichen Welt lebt es, da sucht es sei ne ganze Befriedigung; ein Blendwerk, das mit

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jedem

jedem Augenblick verschwinden kann, das die Hand des Todes auf immer vernichtet, das ist das hochgepriesene Glück des Lasters.

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Und nun höret die Stimme des wahren Frommen. Wenn ich nur dich habe, sagt. er von Gott, so frage ich nichts nach Himmel und Erden; wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch Gott allezeit meines Herzens Troft und mein Theil. Etwas Beßres, etwas unendlich Beßres, als Himmel und Erde, als die sinnliche Welt mit allen ihren Gütern und Freuden, kennt also der åchte Fromme; er kennt ein Gut, mit welchem die ganze aussere Welt gar nicht verglichen werden kann; ein Gut, das ihm übrig bleibt, das ihm Trost und Freude gewährt, wenn selbst Leib und Seele verschmachten; und dieses Gut ist nichts Geringes res, als Gott selbst, nichts Geringeres, als die Huld und Gnade des Unendlichen. Und welch ein Inbegriff der erhabensten Güter und Vorzüge ist der Befit dieser Gnade! Ohne Erkenntniß Gottes, ohne Glauben an Gott, ohne Zufriedenheit mit dem Rathe Gottes in Christo, ohne Gehorsam und Liebe gegen Gott, ohne Besserung und Tugend, ohne einen hohen, auf das Unsichtbare und Himmlische gerichteten Sinn ist es nicht möglich, Theil an der Gna. de Gottes zu haben; man muß sich gereinigt haben, gleichwie auch Er rein ist, ein Geist und Sinn muß man mit ihm geworden seyn,.

wenn

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