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der ihm nur hinderlich werden will? Hatte denn Petrus so unrecht; waren es nicht die kla ren Forderungen der Klugheit, der Selbsterhal tung und der eignen Wohlfahrt, worauf er sich berief? Das läugnet der Herr auch nicht, M. 3., daß Petrus meyne, was mensche lich ist, daß er urtheile, wie Menschen urthei len müssen, denen um nichts anders zu thun ist, als um ihren Vortheil, das gesteht er ein. Aber du meynest nicht, was göttlich ist, ruft er. In einem ganz andern Licht erblickt der Herr seine lezten traurigen Schicksale. Ihm find sie ein Rath Gottes, der auf nichts Geringe. res berechnet ist, als auf die heiligsten und er, habensten Endzwecke, auf die Rettung des mensch, lichen Geschlechts von der Sünde und vom Vers derben, auf die Belebung der Menschen zu einem neuen sittlichen Daseyn, auf die Verbreitung wahrer Tugend und Frömmigkeit unter allen Völkern der Erde, auf die Verherrlichung Gottes vor den Augen aller vernünftigen Ge. schöpfe, auf die Errichtung eines Reiches Got tes, das mit dem Himmel in Verbindung stehen und zu einer ewigen Seligkeit führen soll. Welche Stärke der Seele, M. 3., dieß in einem Schicksale zu sehen, das menschlicher Weise betrachtet nichts weiter war, als eine Wirkung der schändlichsten Bosheit, als ein unverdienter und darum nur desto schrecklicherer Untergang. Und doch war es, wofür der Herr es erklärte; es war der weiseste, der wohlthätigste

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thigfte Rath Gottes, der jemals ausgeführt worden ist.

So kommt denn alles darauf an, M. Br., daß wir meynen lernen, nicht was menschlich, sondern was göttlich ist. Ist uns nur um finnliches Wohlseyn, nur um die kleinen Vortheile dieses Lebens, nur um die Ausführung unsrer eigennüßigen Plane zu thun: so erscheint alles in einem falschen Lichte; so halten wir für Glück, was unser Unglück ist, und verabscheuen, was wir lieben sollten; so ist uns nichts räthselhafter, als die Führungen Gottes. Aber versuchet es, lenket euern Sinn und euer Bestreben auf das, was göttlich ist; machet euch die Rettung eurer Seele, die Bes serung eures Herzens, die Erfüllung des Wil lens Gottes, die Beförderung alles Wahren und Guten zum Zweck: wie verändert wird euch alles erscheinen; auch traurige Führungen Gottes werdet ihr billigen lernen; ihr werdet Absichten Gottes in ihnen gewahr werden, die euer wahres Bestes betreffen; und wie sehr sich auch eure finnliche Natur zuweilen ent seßen, zuweilen sträuben mag; ihr werdet euch fassen, werdet fähig werden, die Worte der frommen Ergebung nachzusprechen; mein Vas ter, ifts nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn; so geschehe dein Wille.

Doch der hohe Sinn, mit welchem der Herr seine lezten traurigen Schicksale erwar

tete,

tete, äusserte sich noch besonders als ein Ei fer, der sich nicht abschrecken ließ, fortzuwirken. Wäre es zu verwundern. gewesen, wenn der Herr bey der Hinsicht auf fein so nahes, schmachvolles und unvermeidliches Ende in eine gewisse Unthätigkeit versunken wäre? Der Traurigkeit ist es ja eigen, unfre Kräfte gleichsam zu lähmen. Und konnte sich der Herr Hoffnung machen, noch viel auszu, richten, da er sich schon auf dem Wege zum Tode befand? Wäre es ihm endlich zu ver denken gewesen, wenn er aufgehört hätte, seis nen undankbaren Mitbürgern Gutes ́ ́zu thun; wenn er müde geworden wåre, an der Ver. besserung eines Volks zu arbeiten, das sich schon anschickte, ihn an das Kreuß zu schla. gen? Aber nichts kann ihn abhalten, seine Pflicht zu thun; er fährt fort, sein grosses Geschäft mit aller Anstrengung zu treiben; eben darum, weil er eine Nacht vor sich sieht, wo alles Wirken aufhört, wirkt er desto eifris ger, so lang es noch Tag ist; immer thätiger, immer unternehmender, immer unermüdeter sehet ihr ihn werden, je mehr er sich seinem Tode nähert; und als er da ist, als er sich schon ergriffen fühlt von dem gewaltigen Arm desselben, kann er zu Gott seinem Vater spre chen: ich habe dich verklärt auf Erden, und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, daß ichs thun sollte.

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O dieser Eifer unsers Herrn, diese wach, fende Wirksamkeit desselben bey aller Aussicht auf ein schreckliches Schicksal, wie beschämend find fie für uns, M. Br.

Von euch, die

ihr gar nichts Gutes schaffet, die ihr eure Zeic mit Nichtsthun verschwendet, oder sie wohl gar zu Vergehungen mißbrauchet, kann hier die Rede nicht seyn; zwischen euch und unserm Herrn findet keine Vergleichung Statt. Aber ich rede zu euch, die ihr euch eines guten Willens bewußt send, die ihr euch bestrebet, in euern Verhältnissen eine nüßliche Thätigkeit zu beweisen. Könnet ihrs läugnen, daß fie oft unterbrochen wird; daß ihr zuweilen in eine Trägheit versinket, von der ihr euch nicht los. reissen könnet; daß euch zuweilen ein Eckel, ein Widerwille ergreift, bey dem ihr alles von euch werfen, euch von allem losmachen, euch der menschlichen Gesellschaft auf immer ents ziehen möchtet? Und woher diese Ermattung, dieses Nachlassen im Wirken, dieser oft lange, oft höchst tadelnswürdige Stillestand? Lasser uns gestehen, häuffig ist es nichts weiter, als üble Laune, als ein gewisses Mißbehagen, als ein kleiner Verdruß, als eine Beleidigung unsrer Eitelkeit, als ein vermeintliches Verkennen unsrer Verdienste, was uns so niederschlägt, was uns bewegen kann, nachlässig in der Er füllung unsrer Pflichten zu sollten uns nicht schämen? fühlen, wie unendlich der

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werden. Und wir Wir sollten es nicht über uns erhaben

ift, den kein Widersprechen der Sünder, kein Undank der Welt, keine Wuth_erbitterter Feinde, den selbst der Tod am Kreuß nicht hindern konnte, mit raftlosem Eifer bis zum leiten Hauche des Lebens zu wirken? Wir sollten nicht unsre Kräfte sammeln und ihm auch in dieser Hinsicht nachstreben?

Bemerket noch, daß der hohe Sinn, mit welchem der Herr seine lezten Schicksale er. wartete, fich endlich noch durch eine Hoff. nungåusserte, die des erwünschtesten Ausgangs gewiß war. Getroft zu seyn, wenn man alles zu fürchten hat; einen glück, lichen Erfolg zu erwarten, wenn alles aus zu seyn scheint; fich sogar im Angesichte des Todes neues Leben und einen unermeßlichen Einfluß zu versprechen: welchen Muth, welche Stärke des Geistes sezt dieß voraus! Aber so dachte, so handelte, so hofte der Herr. Allerdings sagte er seinen Jüngern in unserm Texte, er müsse gen Jerusalem gehen und viel leiden, und gerödtet werden; aber ausdrücklich sezt er hinzu, und am dritten Tage auf. erstehen. So war es ihm denn entschieden, mit dem glorreichsten Siege, der jemals errun, gen worden ist, werde sein trauriges Schicksal fich endigen; der Tod werde ihn nicht zu fes feln im Stande seyn; neu belebt und unsterb lich werde er aus dem Grabe zurückkehren, und nun erst werde des Herrn Werk durch seine Hand fortgehen. Wie sie sich gerecht.

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