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Aber freilich führen uns die Leiden unsers Herrn auch auf eine andre für uns weit demüthis gendre Betrachtung; fie erinnern uns, daß unsre Leiden zum Theil verschuldet sind. Weil nun Chriftus im Fleische für uns gelitten hat, sagt der Apostel in unserm, Terte? In einer Beziehung auf uns stehen also die Leiden ́unsers Herrn; mit unserm Schick fal hängen sie zusammen. Und wie ist dieser Zusammenhang beschaffen; in welchem Sinne kann man sagen, daß Christus für uns ges litten habe? Darüber hatte sich der Apostel schon im Vorhergehenden deutlich genug erklärt; welcher, hatte er von Christo gesagt, unsre Sünden selbst geopfert hat an seinem Leibe auf dem Holz; sintemal auch Christus, hatte er hinzugesezt, einmal für unsre Sünden gelitten hat, der Ges rechte für die Ungerechten. Daß wie Ungerechte, daß wir Sünder, daß wir strafbare Geschöpfe sind, daran erinnern uns also die Leiden unsers Herrn; der Sohn, Gottes hat sich alle Uebel und Beschwerden des, irdis schen Lebens und selbst den Tod am Kreuze. gefallen laffen, um zwischen Gott und uns eine Einrichtung zu vermitteln, bey der Gott gerecht feyn, und doch auch uns gerecht machen könn se durch die es uns möglich wurde, von den traurigen Folgen der Sünde und von ihr selbst frey zu werden. Sind wir aber Sünder, sind wir es in einem so hohen Grade, daß uns nicht P 5 anders

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anders geholfen werden konnte, als wenn der Gerechte für die Ungerechten starb; daß wir nicht anders erlöset werden konnten, wie Petrus selbst es ausdrückt, als mit dem theuern Blute Christi als eines unschuldigen und unbefleckten lammes: kann dann der größte, lann der traurigste Theil unsrer Leiden etwas anders seyn, als unser ́eignes Werk, als eine Wirkung unsrer Thorheit, als die natur liche, unausbleibliche Folge unsrer Fehler und Uebertretungen ? Denn daß jede Sünde scha det; daß wir durch jede Pflichtverletzung unser eignes Wohl und das Wohl Andrer ftdren; daß die ganze Einrichtung der Welt sich ändern müßte, wenn unsre Vergehungen und Auss fchweiffungen ohne verderbliche Wirkungen bleis ben sollen, das ist am Tage. Werden wir also nicht das Meiste von dem, was wir zu dulden haben, ́ ́ uns selbst zuschreiben, werden wir es nicht für den Lohn unsrer eignen oder frem den Sünden erkennen müssen? Und prüfet nur, was euch in eurer Verfassung mißfällt, was euch drückt und ängstigt. Könnte euer Zustand fo` låstig, mit so vielem Verdrusse, mit so gros sen Beschwerden verknüpft seyn, wenn ihr nicht unter Sündern lebtet; wenn ihr durch den Uns verstand, durch den Leichtsinn, durch die Boss heit eurer Mitmenschen nicht unaufhörlich bea leidigt und in eurer Zufriedenheit gestört würdet ? Send ihr durch eure Fehler nicht hinwiederum Andern beschwerlich; send ihr an den Mißver.

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hältnissen, in welchen ihr mit ihnen stehet, und die euch tausend Unannehmlichkeiten verursachen, nicht häufig selber schuld; und läßt sichs läug, nen, daß es unsre Thorheiten und Unarten find, durch die wir uns das Leben unaufhörlich eins ander verbittern? Die Leiden unsers Körpers endlich, unsre mißlichen Umstånde, die Dunkel, heit und Verachtung, in der wir uns befinden, der Mangel, welchen wir fühlen, der Kummer, der an unserm Herzen nagt, der so Manchen ganz verzehrt, alle diese Uebel hången sie nicht ganz unlåugbar mit unsern Fehlern und Sünden zusammen, find sie nicht die unverkennbaren Fol gen unster Vergehungen; sehen wirs nicht mit Augen, wie sich Menschen, die alle Mittel der Glückseligkeit in den Hånden haben, die alles besigen, was sie sich wünschen können, durch ihre Thorheiten 'und Ausschweiffungen ins Vers derben stürzen? Suchet keinen Troft darin, euch eure Schuld zu verhehlen, oder sie wohl gar hartnäckig abzuläugnen; eines falschern, eines gefährlichern Trostes könnter ihr euch nicht bedienen; nur um so strafbarer würdet ihr wer den, wenn ihr eure Fehler nicht einmal erken nen wolltet. Verstummen wollen wir vielmehr unfre Klagen über die Uebel des Lebens laffen, so bald uns die Leiden unsers Herrn erinnern, daß wir Sünder find, und wie thätig wir selbst daran arbeiten, uns elend zu machen.

Wohl uns, daß wir bey den Belehrungen, die uns die Leiden unsers Herrn über unsre

eignen leiden gewähren, diese doch auch als absichtsvolle Einrichtungen erblicken. Daß uns Gott diejenigen Uebel, die ihren Grund in der nothwendigen Beschaffenheit der Welt haben, nicht ersparen konnte, ist gleich anfangs bemerkt worden. Daß er uns eben so wenig mit denen verschonen kann, die eine eben so nothwendige und dabey gerechte Folge unsrer Fehler und Ausschweiffungen sind, habt ihr so eben gehört. Aber die Leiden unsers Herrn find uns der Beweis: es ist nicht, die strenge, gewaltige, empörende Nothwendigkeit allein, wel che Gott hier walten läßt. Absichten, und zwar wohlthätige, auf unsre Retrung abzielende Abfichten, weiß er mit jener Nothwendigkeit zu verknüpfen, und unsern Leiden dadurch eine ganz andre Beschaffenheit zu geben. Denn wäre es nicht sein Wille, sich unsrer anzunehmen, håtte er nicht unsre Rettung von Verderben beschloß' fen: würde er den, der von keiner Sún de wußte, für uns zur Sünde ge macht, würde er ihn am Fleische für uns haben leiden lassen? Sind diese Leis den nicht die Veranstaltung und das Unterpfand einer Vaterliebe, die alles zu unsrer Rettung aufbietet; sind sie nicht für uns und zu uns ferm Besten erduldet worden; sollen wir, wie Petrus ver unserm Terte sagt, durch die Wunden Chrifti nicht heil werden; dürfen wir also nicht getrost hoffen, auch unsre Leiden werde Gott in einen Segen für uns zu

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verwandeln wissen? Wie freundlich wird ihre Gestalt, M. Br. fo bald wir sie in diesem Lichte betrachten! Mögen fie doch nothwendig und unausbleiblich seyn; Gott weiß sie dennoch in etwas Absichtsvolles zu verwandeln. Md. gen fie dem Fleische wehe thun; Gort weiß sie heilsam für den Geist zu machen. Mögen fie zunächst nichts weiter zu wirken scheinen, als Verderben; zu welcher Herrlichkeit haben sie unsern Mittler geführt, und sollen wir, wenn wir mit ihm sterben, nicht auch mit ihm leben? Wie stark fällt endlich ›der End, zweck unsrer Leiden in die Augen, welchen der Apostel in unserm Terte nach besonders nach. weiset! Wer am Fleische leidet, ruft er, der höret auf von Sünden. Eine Bemer. kung, M. 3., die sich in jeder Hinsicht beståttigt. Selbst der leichtsinnigste, selbst der vers stockteste Sünder muß einen Stillestand in seis nen Ausschweiffungen machen, wenn ihn em pfindliche Leiden treffen; dann fehlt ihm bald die Kraft, bald der Muth, fie fortzusetzen.' Aber ist der Nuken unfrer Leiden in unzähligen Fällen nicht noch weit gröffer? Bringen fie die, welche sich von ihnen ergriffen fühlen, nicht' häuffig zur Besinnung; veranlassen sie nicht ein ernsthaftes Nachdenken; stimmen sie nicht zu einer heilsamen Reue; fangen sie nicht an, den Willen selbst zu ändern und gute Vorsäge zu wecken; sind sie nicht bey unzähligen Menschen die Vorbereitung und Einleitung zu einer wah.'

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