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Und ihr solltet es nicht fühlen, wenn in den Sitten, Gewohnheiten und Maasregeln der Zeit etwas Fehlerhaftes und Unrechtmåssiges ift; ihr solltet euch nicht von allem zurückziehen, was mit eurem sittlichen Zartgefühle nicht bestehen kann; ihr solltet dadurch nicht tausend Verirrungen und tausend gefährlichen Uebeln ausweichen, in die der Unvorsichtige und Leichtsinnige fast nothwen dig geråth? Und sehet ihr es nicht an Beyspie fen, wie rein von den Unarten und Fehlern der Zeit sich wahre Christen zu halten wissen; wie besonnen sie handeln, wenn alles bethört ist; wie fie in den Schranken der Ordnung und Rechts schaffenheit bleiben, wenn sich alles wilden Ausschweiffungen überläßt?

Doch was bedürfen wir in Zeiten, wie die unsrigen sind, mehr, M. Br., als Troft und Hülfe! Ihr erlasset mir's, die Uebel aufzuzählen und die Moth zu beschreiben, von welchen in unsern Tagen nicht bloß einzelne Menschen und Familien, sondern auch ganze Länder und Reiche gedrückt werden. Wer fühlt nicht irgend eine Verlegenheit; wer kämpft. nicht mit irgend einer Schwierigkeit; wer sieht fich nicht von Hindernissen beengt; wer klagt nicht über Verluste; wer weint nicht an dem Grabe derer, die ihm das Unglück der Zeit geraubt hat; wer blickt nicht mit Bangigkeit in die Zukunft hinüber; wer erschrickt nicht, wenn er gewahr wird, wie unsicher alles in der äussern Welt ist, wie wenig er mit Ge

wißheir

wißheit auf das rechnen kann, was er jezt be fizt, wie plöglich sich das Schicksal ganzer Völ ker ändert, und wie das Glück unzähliger Mens schen unter den Ruinen zusammenstürzender Reiche oft auf einmal sein Grab finder? Daß ihr euch nur noch elender machen würdet, wenn ihr euch euern Zustand absichtlich verhehlen, wenn ihr leichtsinnig und unbesorgt dahin leben, wenn ihr euch wohl gar in wilde Zerstreuungen stürzen und euch recht geflissentlich betäuben wolltet, das werdet ihr selbst fühlen.

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Ist euch aber um Trost zu thun, wollet ihr euch fassen, den Jammer der Zeit mit Standhaftigkeit ertragen, ihn sögar benußen und in Wohlthat für euch verwandeln lernen: so bleibt euch nichts übrig, an Jesum müs set ihr euch wenden; da werdet ihr alles finden, was euch aufrichten, euch erquicken, euch über die Uebel der Zeit erheben kann. Ihr müsset wissen, wie ihr mit Gott stehet, wenn ihr im Unglück der Zeit getrost seyn wollet. Haltet ihr euch an Jesum, so ist Gott euch Vater, so könnet ihr seiner Huld und Gnade gewiß seyn. Ihr müsset überzeugt seyn, daß Ordnung und Weisheit in den Begebens heiten der Welt herrscht, wenn euch die Er. schütterungen der Zeit nicht schrecken und in Verzweiflung stürzen sollen. Haltet ihr euch an Jesum, so erblicket ihr in allem, was ges schieht, den Rath und die Anordnung Gottes, so wisset ihr, daß ohne seinen Willen tein Z Sper

`D. Reinh. Pr. after Band 16te Samml

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Sperling auf die Erde fällt. Ihr müsset mu, thig und entschlossen genug seyn, mit den vor. Handnen Widerwärtigkeiten zu ringen und' ihnen Vortheile abzugewinnen, wenn ihr bey dem Drucke der Zeit bestehen wollet. Haltet ihr euch an Jefum, so send ihr so aufmerksam auf jeden Wink Gottes, so thätig in eurem Beruf, so treu in Erfüllung eurer Pflichten, daß ihr euch auch in den mißlichsten Umstän den zu helfen, daß ihr euch auch die größte Morh zu erleichtern wisset. Ihr müsset etwas Höheres kennen, als irdisches Glück und sinn. liches Wohlfeyn, müsset Endzwecke haben, die auffer den Gränzen der sichtbaren Welt liegen, wenn euch die Unordnung und der Jammer in derselben nicht muthlos machen sollen. Hal tet ihr euch an Jesum, so trachtet ihr am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit; so ist die Besserung und Bildung eures Geistes, so ist die zweckmässige Vorbereitung auf die Ewigkeit eure Hauptsache; und dann muß euch alles zum Besten dienen, dann sind die Uebel der Zeit eine heilsame Uebung für euch, dann rufet ihr mit dem Apostel: ob unser dußrer Mensch verweset, wird doch der innre von Tag zu Tag erneuert. Die Hoff. nung der Unsterblichkeit, das heilige Gefühl, daß ihr einer höhern und bessern Welt ange. höret, muß in eurer Seele seyn, wenn euch die Grauel und Zerrüttungen der Zeit nicht.

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mutt.

muthlos machen sollen. Haltet ihr euch an Jejum, mit welchem Hochgefühl schwingt sich dann euer Geist über alles Irdische empor; wie mächtig empfindet er seine Bestimmung für ein ewiges Reich Gottes; in welcher Gemeinschaft stehet ér dann schon hier mit diesem höhern Reiche und welche Erquickungen empfängt er aus demselben! Sucher ihr euer Heil bey Jesu, so fehlt euch bey den Uebeln der Zeit kein wahrer Trost, keine wahre Erleichterung, die sich der gewöhnliche Mensch verschaffen kann: aber wie ohne Vergleichung mehr habt ihr dann, als dieser hat; aus welchen Quellen der Beruhigung könnet ihr schöpfen, zu welchen die fem kein Zugang offen steht; welche Erquickun. gen werden euch in der Gemeinschaft eures Herrn zu Theil werden, von denen Andre nicht einmal eine Ahnung haben!

Bey der zerstörenden Gewalt der Beit endlich, bey dem Fürchterlichsten, was fie hat, könnet ihr ohnehin nirgends mehr Hoffnung und Erhaltung finden, als zerstört, daß wir uns mit jedem Augenblick unserm Ende nåhern, das fühlen wir, das können wir uns nicht verbergen, wenn wir auch wollten. Sam melt alles, was euch eure Vernunft an die Hand giebt: höchstens mildern werdet ihr da durch die Schrecken des Todes, werdet ihn mit etwas mehr Faffung ertragen lernen. Aber was ist diese Fassung gegen den Glauben, ge...

·Bey Jesu, Daß sie uns felinden, als

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gen die Ueberzeugung, gegen die Freudigkeit dessen, der sich an Jesum hålt! Christus hat dem Tode die Macht genommen, und Leben und Unsterblichkeit ans Licht gebracht durch sein Evangelium; Erleichterung des Todes, Erhaltung im Tode, Versehung in beßre Verbindungen, selbst eine Umschaffung und Veredlung seines Körpers für höhere Welten erwartet also der, der sein Heil bey Jesu sucht; er kann mit dem Apostel rus An fen: Sterben ist mein Gewinn. dem Untergang aller menschlichen Anstalten, aller Verfassungen und Reiche arbeitet die zer störende Macht der Zeit; und ihr habt es ges sehen und sehet es noch, wie sie zusammenstür. zen, wie fie zerfallen, wenn die Zeit ihr Werk an ihnen vollendet hat. Wehe euch, wenn ihr euch bey diesem Anblicke mit nichts Anderm beruhigen könnet, als daß dieß nun einmal das Loos aller menschlichen Dinge sey; was kann mehr niederschlagen, als dieses immer Suchet währende Entstehen und Vergehen? ihr euer Heil, bey Jesu, so erscheint euch alles in einem andern Licht; so kennet ihr ein Reich Gottes auf Erden, das nie vergeht; das ben dem Wechsel und Untergang menschlicher Reiche sogar gewinnt; das sich immer weiter verbreis ten und endlich den ganzen Erdkreis umfassen soll. Selbst das Beste, was unser Geschlecht hat, selbst die Anstalten der Belehrung und Bildung, selbst die Schäße der Weisheit und

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Kunst,

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