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Kunst, selbst religiöse Verfassungen und kirch liche Gemeinschaften verschont die zerstörende Macht der Zeit nicht; und wie oft gewinnt es den Anschein, alles schwer Errungene wolle fie unserm Geschlechte wieder rauben und es in Finsterniß und Verwilderung zurückstürzen. - Auch Dieser Anblick wird euch nicht erschüttern, wenn ihr euer Heil bey Jesu suchet. O eine Flamme des Lichts, die nie wieder verlöschen, ein Mit. tel der Bildung, das nie wieder verloren gehen, eine alles belebende, alles erneuernde Kraft, die durch nichts unterdrückt werden kann, hat er unserm Geschlechte durch sein Evangelium geschenkt; mag sich alles Andre umgestalten, mag den Fortschritten unsers Geschlechts noch so viel drohen: so lang es das Evangelium Jesu in seinem Schoose trägt, kann es nie wieder ver wildern. Und find nicht noch überdieß die Zügel der Weltregierung in den Händen dessen, der das Licht der Welt ist; sizt er nicht jur Rechten Gottes; trägt er nicht alle Dinge mit seinem kräftigen Wort; ist er nicht der allmächtige Beschützer alles wahren Guten; und muß er nicht herrschen, bis alle seine Feinde unter seinen Füs sen liegen, und die gute Sache gesiegt hat?

Und so ist es denn offenbar, ist in jeder Hinsicht entschieden: es ist in keinem AnHeil, auch kein andrer Name den Menschen gegeben, darinnen wir

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294 Dreyzehnte Predigt, am ersten Bußtage.

follen selig werden. Nicht umsonst habe ich euch dieß auch an dem heutigen Tage so laut, so ausführlich bezeugt, M. Br. M. Br. Ich möchte unschuldig seyn, an aller Blut. Daher habe ich euch auch heute nichts verhalten, daß ich euch nicht verkün digt håtte allen Rath Gottes. Und wolltet ihr ihm folgen, diesem Rathe Gottes, wolltet ihr von nun an euer ganzes Heil da fuchen, wo es allein zu finden ist: wie glück, lich würde dann auch das ganze Vaterland werden, wie würde sichs seiner Bürger freuen Fönnen, wie würde es sich wieder erholen von den Uebeln und Stürmen der Zeit, welch ein Wohnsik wahrer Weisheit und Tugend, welch ein heiliger Tempel Gottes würde es bleiben. Fasse doch Jeder den Entschluß, zu welchem sein Gewissen ihn auffordert! Eile doch Jeder, das glückliche Eigenthum dessen zu werden, der. felig machen kann immerdar alle, die durch ihn zu Gott kommen.

Du aber, dem der Water Macht gegeben hat über alles Fleisch, daß du das ewige Leben gebeft allen, die dir der Vater beschieden hat, hilf deinem Volk und segne dein Erbtheil, weide und erhöhe sie ewiglich; Amen.

XIV. Xm

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XIV.

Am Sonntage Låtare

Text: Petr. II. v. 21-24.

Die Gnade unfers Herrn, Jesu Chrifti, sey

mit euch Allen; Amen.

Seitdem die Welt steht, M. 3., ist fein Leiden unverschuldeter gewesen, als das Leiden unsers Herrn. Zwar ist die Menge derer, welchen von jeher Unrecht geschehen ist, die man ohne Ursache gedrückt und verfolgt hat, die wohl gar am Leben geftraft worden sind, ohne sich grober Verbrechen schuldig gemacht zu haben, nicht zu zählen; bald war es un wiffenheit und Rohheit, was sich an unschuldigen Menschen vergriff; bald Eifersucht und Meid, bald Grausamkeit und Bosheit; und wie viele Opfer hat der blinde Eifer geschlachtet, wie schrecklich hat er oft gerade die edelsten Menschen in der Meynung getödtet, er thue Gott einen Dienst daran! Indessen was ren doch alle, `denen auf diese Art Unrecht ges schah, im Ganzen genommen Sünder; keis ner war frey von mancherley Vergehungen;

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waren

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waren sie gleich unschuldig an dem, was man ihnen zur Last legte, so hatten sie doch in andern Dingen gefehlt, und sich Verschuldungen zugezogen; denn wer will einen Reinen finden bey denen, da keiner rein ist? Nur Er, an dessen Leiden und Tod wir uns in die sen Tagen erinnern, war heilig, unschul, dig, unbefleckt und von den Sündern abgesondert; selbst seine Feinde konnten ihn keiner Sünde zeihen; und sein Richter legte das Bekenntniß ab: ich finde keine Schuld an ihm. In keiner Hinsicht konnte man also das, was ihm widerfuhr, für ver dient erflåren; er hatte nie etwas gethan, was. einer Strafe werth gewesen wäre; und es würde nicht möglich gewesen seyn, ihn an das Kreuk zu bringen, wenn die Bosheit der Priesterschaft und der Haß der Pharisåer nicht eine Bewe gung, nicht einen Sturm zu erregen gewußt hätten, der die grosse Menge geneigt zu gewalt. famen Schritten machte und dem Römischen Landpfleger die Verurtheilung Jesu zum Tode gleich am abröthigte,

Ihr Töchter von Jerusalem, sagte der Herr einigen theilnehmenden Israelitinnen, die ihn, gerührt von seiner Unschuld, auf seis nem Todesgange mit Thränen begleiteten, ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, sondern über euch selbst, und über eure Kinder; denn so man das thut am grünen Holze, was foll

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am dürren werden? Wie wahr, M. Br., wie erschütternd ist dieser Ausspruch unsers Herrn!' War die höchste Unschuld, war der, dem die Bosheit selbst nichts zur Last legen konnte, in der menschlichen Gesellschaft Mißhandlungen aus, gesezt: was kann denen widerfahren, die nichts weniger als frey von Vergehungen sind, die man in mehr als einer Hinsicht in Anspruch nehmen kann? Mußte der heiligste Mensch, der jemals auf Erden gelebt hat, sogar das höchste Unrecht dulden, das einem Unschuldigen zugefügt werden kann, und wie die größten Ver brecher am Kreuze sterben: was sollen wir sa. gen, die wir so manche Schuld auf uns gela. den haben, die wir uns strafbar vor Gott und Menschen wissen? Darf es uns Wunder neh men, dürfen wir uns beschweren, wenn uns wehe geschieht; wenn uns auch weit mehr Bd. ses zugefügt wird, als wir verdient zu haben glauben? Sollen wirs nicht vielmehr für be kannt annehmen, Unrecht zu leiden und auf mehr als eine Art gemißhandelt zu werden, gehöre so sehr zu dem Loose der Menschheit, daß es nicht davon zu trennen sey; daß sich gerade Die bessern Menschen dieser Gefahr am meisten ausgesezt sehen?

Um so nöthiger ist es, M. Br., daß man fich auf ein Schicksal, das nun einmal nicht ganz zu vermeiden ist, nicht nur bey Zeiten vorbereite, sondern sich auch zu einer würdigen Ertragung desselben ermuntere. Und von wem könnten

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