ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Geschöpfe, die wahrer Christen würdig find: so muß sich euer Geist den Schranken, die ihn gewöhnlich, beengen, entreissen; so muß er nach. denkend und fren über Jahren und Jahrhunder. ten schweben; to muß er sich einer Bestimmung und Würde bewußt werden, die ihn über alles Irdische erhebt; so ́muß er Maasregeln ergreiffen, die dieser Bestimmung und Würde gemås find; so muß er, wenn ich es kurz fagen soll, die wahre Stellung bemerken, die ihm in dem unermeßlichen Reiche Gottes angewiesen ist, und sein ganzes Verhalten darnach einrichten und bestimmen.

!

Unfre Stellung in dem unermeß lichen Reiche Gottes! Welch ein Gedan. te, M. Br.! Daß wir in einem Ganzen leben, welches sich nach allen Seiten hin ohne Grån. zen erweitert; daß dieses Ganze das Werk, der Wirkungskreis und das unvergångliche Reich des Unendlichen ist; daß uns den Plak, welchen wir in demselben einnehmen, kein Zufall, son. dern die Weisheit dessen angewiesen hat, der' alles ́ordnet und regiert; daß wir dadurch in eine Berührung mit dem Ganzen, in eine Ver bindung mit allem, was es enthält, und in mannichfaltige Verhältnisse mit demselben ge bracht sind; daß aus diesen Verhältnissen Pflich. ten für uns entspringen, die wir anerkennen, die wir erfüllen müssen, wenn wir den Absich ten Gottes entsprechen, wenn wir uns nicht entehren, wenn wir nicht in einen Widerspruch A 2

[ocr errors]

mit

mit dem Ganzen kommen, und uns ins Un glück stürzen wollen: das muß uns klar wer den, das muß unser ganzes Nachdenken beschäftigen, das muß alle unsre Vorfäße und Ent. würfe bestimmen, wenn wir das neue Jahr mitvernünftiger Besonnenheit antreten, wenn wir es zum Segen für uns und Andre durchleben wollen. So erhebet denn euern Blick, 'gelieb te Brüder; seher zu, wo ihr euch befindet; und überleget, auf welchen Schauplak seiner Herrlichkeit, in welchen Theil seiner unermeß lichen Schöpfung, auf welchen Posten in sei nem Reiche euch Gott gestellt hat. Wie wird sich eure Brust erweitern und heben bey dieser Umsicht; wie wichtig wird euch durch sie, der Zeitraum werden, den wir heute anfangen; und mit welchem Vertrauen, mit welchen Ent, schliessungen, mit welchen Hoffnungen werdet ihr in denselben hinübertreten! Und so sinken wir denn anbetend nieder vor dir, Unendlicher, dessen Kleid Licht ist, der du den Hims mel ausbreitest wie einen Teppich, der du das Erdreich gründest auf seis nen Boden, daß es bleibet immer und ewiglich. Laß uns erkennen, mit Erhebung und Freude laß uns fühlen, wozu du uns be stimmt hast, und mache diese Stunde zum Anfang deiner Segnunger in diesem Jahre. Wir flehen zu dir in stiller Andacht.

Text: Psalm CIII. v. 15-22.

Wie wunderbar thut sich in dem vorgeles senen Text die Schöpfung Gottes vor uns auf, M. 3., wie unermeßlich stellt sie sich uns dar! Von Ewigkeit zu Ewigkeit währet die Gnade des Herrn, wie der Dichter ruft. Schon in ihrer Dauer ist also die Schöpfung Gottes unermeßlich; sie wird nie wieder aufhören, der glückliche Schauplak seiner Huld, seiner alles segnenden Liebe zu seyn. Und wer kann ihren Umfang fassen? Der Herr hat seinen Stuhl im Himmel berei tet, fährt der Dichter fort, und sein Reich herrscht über alles. So weit das Gebies te des Wirklichen reicht, (und ist dieses Gebiete für uns nicht grånzenlos, finden wir nicht die allerentferntesten Räume des Himmels mit Sons nen und Welten erfüllt) so weit also das Ge, biete des Wirklichen reicht, reicht auch die Macht des Unendlichen; ihm ist alles unterworfen, was da ist. Welche Geschöpfe, welche Gattun, gen fühlender Wesen, welche Heere ers habner, mächtiger Geister leben und wir ken in dieser unermeßlichen Welt. Lobet den Herrn, ihr seine Engel, sezt der Dichter noch hinzu, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet; lobet den Herrn alle seine Heerschaaren; lobet den Herrn alle seine Werke. Und dem Dichter selbst wie ist ihm bey diesem Anblick, bey diesem Schauen ins Unermeßliche, 21 3

bey

bey diesem Preisgefang aller Geschöpfe, bey die. ser alles umfassenden Herrschaft des Allmächti gen? Es ist wahr, das Gefühl seiner Vergång, lichkeit, feines Nichts ergreift ihn zuerst; ach wie eine Blume, die bald verblüht, wie ein Gras, das plöglich dahin welft, kommt er sich vor. Aber ein Blick auf die Gnade des Herrn, die von Ewigkeit zu Ewigkeit währet, stärkt ihn wieder; getrost sieht er sich um in dem grånzen. losen Reiche des Allgütigen; mit Erhebung fühlt er sich als einen Bürger desselben; und freudig ftimmt er zulezt in den Lobgesang des Ganzen ein; freudig ruft er: lobe den Herrn meis ne Seele!

Welch ein Standpunkt ist uns hier ange wiesen, M. Br. Wo könnten wir den Morgen des neuen Jahres zweckmässiger feyern, als auf einer Stelle, die uns Aussichten in die grån. zenlose Schöpfung Gottes gewährt, die uns überall die Herrschaft des Unendlichen zeigt, die uns die Wunder einer ewig dauernden Güte enthüllt, die uns von allen Seiten her den Coh, gesang glücklicher Geschöpfe Gottes vernehmen, die uns bemerken läßt, in welchem Verhält. nisse wir selbst mit dem Ganzen stehen? Hier wollen wir also verweilen; hier wollen wir uns an der Hand des Dichters unsern Betrachtun gen überlassen; fruchtbares Nachdenken über unsre Stellung in dem uner meßlichen Reiche Gottes soll uns beschäf

tigen. Der Dichter beschreibt sie in unserm Terte von allen Seiten, und mit allen ihren Beziehungen, diese Stellung; und wir dürfen das, was er uns wahrnehmen läßt, nur anwenden, um es voll Belehrung, voll Ermuntþrung bey dem Anfange des neuen Jahres zu finden. Unfre Stellung in dem unermeßlichen Reiche Gottes ist nehmlich nach unserm Texte vor der Hand eine höchft unsichre und ver gängliche Lage; das soll uns bey dem Eins tritt in das neue Jahr ernsthaft machen und demüthigen. Sie ist aber auch ein Plak in dem Wirkungskreis einer ewig währenden Güte; das foll uns beym Eintritt in das neue Jahr mit Muth er füllen und trösten. Sie ist ein Posten in dem Gebiete der höchsten Gerech tigkeit; das soll uns beym Eintritt in das neue Jahr zum gewissenhaftesten Ei, fer in der wahren Besserung ers muntern. Sie ist ein Rang in der Stufenfolge der edelsten und erha bensten Geschöpfe; das soll uns beym Ein tritt in das neue Jahr zur gemeinnüßig. fen. Thätigkeit verpflichten. Sie ist endlich ein Ort, wo uns der Preis. gesang aller Geschöpfe Gottes umgiebt; das soll uns beym Eintritt in das neue Jahr zur freudigsten Verehrung Gottes be geistern. Lasset uns jede dieser Beziehungen fchårfer ins Auge faffen.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »