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so stiller und gelaßner dulden, je weniger wir uns über andre Theile unfers Verhaltens recht, fertigen können? Sollen wir die Leiden, welche uns jezt ohne eine besondre Schuld treffen, nicht dazu anwenden, uns von andern Verschuls dungen zu reinigen, und desto eifriger der Ge rechtigkeit zu leben? Wenn der Herr, der gar keine Sünde gethan hatte, um fremder Verge hungen willen litt, so schweigend, so gelassen, so voll Unterwerfung unter den Willen Gottes duldete: sollen wir, die wir selbst gesündigt, und in tausend andern Hinsichten Strafe ver dient haben, nicht gleichsam verstummen vor Gott, wenn er uns ein Unrecht widerfahren läßt, und seinen Rath in Demuth ehren; sol len wir nicht ruffen: Herr, du bist gerecht, wir aber sind Sünder?

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Zumal, M. Br., da sich mit diesem Als len noch eine Hoffnung verbindet, welche uns die Ertragung unverschuldeter Leiden ungemein erleichtern muß, die Hoffnung, es könne und werde aus unserm Leis den viel Gutes entspringen. Auf die sen Umstand macht uns der Apostel im Terte durch die Worte aufmerksam: durch welches Wunden ihr seyd heil worden. Nicht blos den Herrn selbst haben seine Leiden zur Herrlichkeit geführt; nicht blos ihn hat Gott erhöhet, weil er gehorsam worden war bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuze: ein Heilmittel für unser ganzes Geschlecht find jene

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jene Leiden geworden; die wohlthätigen Wir kungen find unermeßlich, welche sein Tod her. vorgebracht hat; eine Erlösung, die ewig lich gilt, hat er durch diesen Tod gestifter, und mit Einem Opfer in Ewigkeit vollendet, die geheiligt werden. Eas set es seyn, daß nur Er so wirken konnte; daß kein andrer unschuldig Leidender in Absicht auf die Art and Grösse des Verdienstes mit ihm verglichen werden kann. Aber wird nicht auch euch Gerechtigkeit widerfahren, wenn ihr würdig geduldet habt? Ist nicht auch euch Preis und Ehre und unvergångliches Wesen versprochen, wenn ihr mit Geduld in guten Werken trachtet nach dem ewigen Leben? Wird Gott nicht auch eu. re Thränen abwischen von euern Au gen? Und wie wohlthätig können eure un. verschuldeten Leiden für Andre werden, wenn ihr sie würdig zu ertragen wisset! Werfet nur einen Blick in die Jahrbücher der Geschichte. Ihr werdet erstaunen über die wundervollen Wirkungen, welche die Leiden und der Tod uns schuldiger Menschen zu allen Zeiten hervorge. bracht haben. Wie oft hat der Anblick uns terdrückter Unschuld einzelne Menschen und gan se Völker aus einer schimpflichen Trägheit ge. ze weckt, und zu rühmlichen Anstrengungen ermuns tert! Wie oft ist aus dem Blut eines Uns schuldigen, den Tyranney und Grausamkeit geopfert hatten, die Freyheit und das Glück gan.

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zer Nationen entsprungen! Wie oft find die Leiden und der Jammer schuldloser Menschen, die Veranlassung zu Gefeßen und Einrichtungen geworden, die von nun an Tausenden heilsam wurden! Und die Wahrheit, die achte Ver. ehrung Gottes, das Evangelium insonderheit, find sie nicht durch die Leiden und das Blut ihrer Bekenner und Zeugen erhalten, beståätigt und verbreitet worden? Würde alles wahre Gute so oft und so glücklich auf Erden gesiegt haben, wenn sich nicht gerade die besten Mens schen so willig für dasselbe aufgeopfert þåtten? Mein, M. Br., wir können nie wissen, was es wirken, welche Eindrücke es machen, welche Bewegungen es um uns her stiften wird, wenn wir unverschuldete Leiden und Mißhandlungen mit Würde ertragen. Und wenn wir auch nur ein Muster für die werden, die uns beobach, ten; wenn durch das, was uns widerfährt, auch nur in Einigen ein größrer Abscheu gegen das Böse und mehr liebe zum Guten hervorge. bracht wird; wenn wir auch nur Einigen die Ver anlaffung werden, daß fie männlicher und ents schloßner handeln, und in den Verhältnissen des Lebens mehr Festigkeit beweisen lernen; wenn wir durch unser Benehmen auch nur in Einigen das Vertrauen auf Gott, die Ergebung in seinen Willen, und die Hoffnung der Unsterblichkeit ftårfen: ist nicht schon dadurch viel gewonnen! Und wie Mancher kann durch unsre Wunden ganz heil werden! Wie Manchen kann unser

316 14te Predigt, am Sonntage Låtare.

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Leiden zu einer gänzlichen Sinnesänderung vers anlaffen! Wie leicht kann Gott, der nichts umsonst verhängt, der alles zum Besten des Ganzen zu lenken weiß, aus unsern Leiden Seg.. nungen entspringen lassen, von welchen wir noch keine Vorstellung haben! Gerroft lasset uns also feyn, was Gott auch über uns beschlossen has ben mag. Aufsehen lasset uns auf Je fum, den Anfänger und Vollender unsers Glaubens, der, da er wohl hätte mögen Freude haben, erdulde te er das Kreuk, und achtete der Schande nicht, und ist gesessen zur Rechten auf dem Stuhle Gottes. benket an den, der ein solches Wider. sprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, daß ihr nicht in eurem Muthe matt werdet und ablasset. Denn selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewahret ist, wird er die Krone des Lebens empfangen; Amen.

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XV.

Am Sonntage Judica.

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Text: Hebr. XIII. 6. 12. 13.

o qualvoll auch die lezten Leiden unsers Herrn waren, M. Z., so sehr sich auch unsre Sinnlichkeit vor dem Martertod entsezt, welchen er zu erdulden hatte: noch weit empfindlicher, als alle Schmerzen des Körpers und recht eigentlich herzzerreiffend, mußte für ihn die Schmach -und Schande seyn, die mit seinem traurigen Schicksale verknüpft war. Denn nicht genug, daß er sich, wie die Schrift es ausdrückt, unter die Uebelthåter gerechnet sah: als ein ganz verworfner Missethäter wurde er be handelt; eine Lebensstrafe, die nur die verächt lichsten Sclaven traf, war der Kreuzestod, der ihm zuerkannt wurde; und nach jüdischen Site ten wurde er durch denselben ein Gegenstand des öffentlichen Abscheu's; denn verflucht war, nach dem Ausspruche des Mosaischen Gesekes, Jedermann, der am Holze hieng. Und so sah sich der entehrt, welcher keine Sünde gethan hatte und in dessen Munde kein Betrug erfunden würde. So sah sich der verabscheut, der die gerechte.

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