ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

ften Ansprüche auf die Werthschäßung und Hul bigung der ganzen Menschheit machen konnte. So sah sich der herabgewürdigt, der fichs bes wußt war, er sey vom Himmel und aus dem Schoose des Vaters herabgekommen und be stimmt, der Herr über alles zu werden. Konnte das Zartgefühl, mit welchem der Herr seine Unschuld und Würde, mit welchem er das hei. lige Recht empfand, das er auf die Verehrung und Unterwerfung aller Menschen hatte, schmerz. licher angegriffen werden, als so? Darf man fich wundern, wenn ihm die Schmach das Herz brach, wenn sie unter allem, was er zu dulden hatte, das Schrecklichste und Zermalmendste war?

1

Verdient unter den mannichfaltigen Leiden, die Jesum unsern Herrn getroffen haben, irgend eins unsre vorzügliche Aufmerksamkeit, M. Br., so ist es diese Schmach. Die übrigen Miß handlungen, welche der Herr erfuhr, hatten, wenn ich so sagen darf, etwas Persönliches und Vorübergehendes, das nur bey ihm und nur einmal Statt finden, sich aber nicht ver. breiten und mittheilen konnte. Mit der Schmach Chrifti hingegen verhält sichs anders. Sie ist etwas Bleibendes und Immerwährendes; sie ist unter allen seinen Leiden das, was sich unab. låssig fortpflanzt und mehr und weniger auf alle übergeht, die sich zu ihm bekennen. Dens ist gleich Er selbst aus der Angst und dem Gerichte genommen, ist gleich Er durch Leiden des Todes mit Preis und Ehre

gekrönt: seine Bekenner kämpfen noch; fie leben noch unter Menschen, welche von eben den Leidenschaften getrieben werden, die in den Feinden Jesu wirksam waren; auch sie haben mit Gegnern der Wahrheit, mit Sclaven des Lafters und mit Verächtern alles Guten und Heiligen zu thun. Wird sie also das Schick sal, wird sie die Schmach ihres Herrn nicht in eben dem Grade treffen, in welchem sie ihm åhns lich werden, in welchem sie denken und handeln, streben und wirken, wie Er? Der Geist der Zeiten kann jene Rohheit, jene Unmenschlichkeit mildern, mit der man die Zeugen Jesu sonst an Leib und Leben strafte, mit der man sie durch Martern hinrichtete, die nicht weniger schrecklich waren, als der Kreuzestod. Aber dahin, daß man die Bekenner Jesu nicht mehr anfeindete, daß man sie nicht mehr mit Verachtung ansåhe und herabzuwürdigen suchte, daß man ihrer nicht mehr bitter spottete und sie zurücksezte, dahin wird und kann es nie kommen; Wahrheit und Irrthum, Tugend und Laster, Frömmigkeit und Gottesvergessenheit müßten aufhören, einander entgegengesezt zu seyn, müßten ihre Natur und ihr Wesen verlieren, wenn es keine Schmach Chrifti weiter geben sollte.

Der Tert, welchen ich jezt erklären soll, M. 3., erwähnt sie nicht bloß, diese Schmach: er macht es wahren Bekennern Jesu sogar zur Pflicht, freiwillig und muthvoll an derselben Theil zu nehmen und sie mit Standhaftigkeit und

Geduld

[ocr errors]

Geduld zu tragen. Und nichts ist gerechter, M. Br., nichts unerläßlicher, als diese For derung; man kann unmöglich ein wahrer Christ seyn, wenn man nicht willig und bereit ist, um des Namens Jesu willen Schmach zu Leiden. Easset uns verweilen, M. Br., bey einer Betrachtung, die in mehr als einer Hin sicht so wichtig für uns ist; die uns über unsre Gesinnungen, über unsre Pflichten und über das Verhältniß, in welchem wir mit Jesu stehen, ein unerwartetes Licht geben wird. Möge er mit uns seyn und uns recht lebendig erkennen lässen, wie gefährlich es sey, die Ehre bey Mens schen lieber zu haben, denn die Ehre bey Gott. Wir flehen um diese Gnade in fils ler Andacht.

Text: Hebr. XIII. v. 12. 13.

Mit einem Sundopfer, das nicht in das Heiligthum gebracht, nicht auf dem Altar anges zündet werden durfte, sondern als etwas Unrei nes, als etwas mit dem Fluche belastetes, aus serhalb der Stadt verbrannt und vernichtet werden mußte, vergleicht der Apostel in den vor gelesenen Worten Jesum, unsern Herrn, M. 3. Er sollte das Volk durch sein eignes Blut heilis gen; er sollte

feinen Todas wahre, unser Geschlecht durch

feinen Tod ganz und auf immer reinigende Sünd opfer seyn; auch Er mußte also aussen vor dem Thore leiden, mußte als ein Verworf ner eines schmachvollen Todes sterben; oder, wie

1

es Paulus an einem andern Orte ausdrückt, ér mußte ein Fluch für uns werden. Hier aus zieht der Apostel die Folge, wer es mit Christo halten, wer ein wahrer Anhänger Christi feyn wolle, der müsse sich nicht scheuen, sich mit ihm ausstoffen und entfernen, sich um seinetwillen verachten und herabwürdigen zu lassen; folaffet uns denn zu ihm hinaus. gehen, ruft er, ausser dem Lager und feine Schmach tragen.

Ueber die Schmach Christi weiter «nachzudenken, ` sehen wir uns also hier so stark, und natürlich veranlaßt, daß wir fast nicht ausweichen können. In der That bietet sich uns auch mehr als

diese Schmach betrifte Frage dar, welche

und an deren Beant wortung uns gelegen seyn muß. Worinn besteht die Schmach Chrifti? Dieß ist das Erste, was wir zu untersuchen haben. Warum sind Chriften verpflichtet, diese Schmach zu tragen? Dieß ist das Zweyte. Wie soll sie endlich getragen werden, und welches Benehmen haben Christen dabey zu beobachten? Dieß ist das Dritte. Lasset uns über jede dieser Fra.. gen. die nöthige Auskunft suchen.

Nicht wahre, nicht gerechte und vers diente Unehre war die Schmach Christi bey ihm selber, M. 3. Wie hatte den, der hei lig, unschuldig, unbefleckt und von den Sündern abgesondert war, irgend D. Reinh. Pred, after Band 16te Samml. *

eine

eine rechtmässige Schande treffen können? Aber weil man ihn verkannte; weil er unter Menschen lebte, die seine Unschuld nicht empfinden und seine Gröffe nicht faffen konnten; weil man ihm aus Mißverstand und Bosheit zum Verbrechen machte, was sein höchstes Ver. dienst war: darum mußte er, wie unser Text sagt, auffen vor dem Thore leiden;. darum wurde er wie ein verworfner Misse. thåter behandelt. Bey wahren Christen hat die Schmach Christi keine andre Beschaffenheit. Je mehr Aehnlichkeit sie mit ihrem Herrn er halten, desto unbegreiflicher und räthselhafter werden sie für gewöhnliche Menschen. Man fångt also an, auch sie zu verkennen, wie ihren Herrn, und gerade das an ihnen zu tadeln, ihnen gerade das zur Schande anzurechnen, was der Wahrheit nach die. größte Ehre für sie ist. Die Schmach Chrifti besteht nehmlich, wenn ich es bestimmter fagen soll, darinn, daß sichs wahre Christen gefallen lassen müssen, wegen ihres Glaubens als Schwache, wegen ihrer Tugend als Sonderlinge, wegen ihrer Entsagungen als Thoren, und wegen ihrer Hoffnungen als Schwäre mer verachtet zu werden.

Daß schon der Glaube wahrer Christen den Ungläubigen anstässig seyn, daß er diese geneigt machen müsse, die Christen dieses Glaubens wegen als Schwach köpfe zu verachten, fällt sogleich in die Augen.

Unsicht

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »