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Unsichtbare, über alles Sinnliche weit erhabne Dinge find nehmlich der Gegenstand des Glau bens, der wahren Christen eigen ist; werden fie also rohen und sinnlichen Menschen, die für solche Dinge gar kein Gefühl haben, nicht lächerlich vorkommen, nicht als Träumer erscheig nen, die nicht wissen, was sie wollen? Ernst, hafte, die größte Aufmerksamkeit und die ges wissenhafteste Behandlung verdienende Wahr heiten machen den Inhalt des Glaubens aus, zu welchem sich wahre Christen bekennen; werden sie also leichtsinnigen, bloß ihrem Vergnü gen lebenden Menschen, denen alles Ernsthafte verhaßt ist, nicht als armselige Grübler vor. kommen, die sich mit leeren Grillen plagen, die es verdienen, daß man ihrer spotte? Auf Gründen, die zwar nicht ohne hinreichende Bes weiskraft find, aber die Macht und Klarheit zwingender Beweise weder haben, noch haben Fönnen, beruht der Glaube wahrer Christen. Werden sie also von scharfsinnigen Zweiflern, die nichts wollen gelten lassen, als was ihnen über alle Einwendungen erhaben zu seyn scheint, nicht für arme Betrogne exklårt werden, die ein eitler Wahn bethört, die Schein und Wahr. heit nicht gehörig zu sondern wissen? Aus sprüche Gottes insonderheit, aufferordentliche, wundervolle Offenbarungen Gottes find es, worauf sich der Glaube wahrer Christen stüzt; werden also die Weisen der Vernunft, die nichts für richtig halten, als was sie begreifen und * 2

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vermittelst ihrer Vernunft erweisen können, nicht jeden wahren Christen als einen Schwach. kopf betrachten, der nicht selbst denkt, sondern sich einem fremden Zeugniß unterwirft, der nicht auf eignen Füssen steht, sondern durch blosses Ansehen sich leiten läßt? Nicht um sonst sagt der Apostel, der natürliche Mensch vernehme nichts vom Geißte Gottes, es sey ihm eine Thorheit, er könne es nicht begreifen. Es liegt im Wesen des Glaubens, der wahren Christen eigen ist, daß er denen, die ihn nicht selbst haben, als etwas Widersinniges erscheint. Mußte doch auch der Herr rufen: wir reden, was wir wissen, und zeugen, was wir gesehen haben, und ihr nehmet unser Zeugniß nicht a n. Es gehört folglich zur Schmach Chrifti, daß die ächten Anhänger desselben ihres Glau bens wegen als Schmache verachtet werden.

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Nicht weniger anstössig ist die Tugend wahrer Christen; es ist nichts gewöhn. licher, als daß man sie dieser Tugend wegen als Sonderlinge verspottet. Wenn dieß von rohen, leichtsinnigen und lasterhaften Menschen geschieht, so kann es nicht auffallen; dem Lasterhaften ist der beßre Mensch entwe. Der unbegreiflich und lächerlich, oder verdächtig und verhaßt, und in beyden Fällen wird er nicht unterlassen, ihn mit Verachtung und Schmach zu überhäuffen. Aber wird es nicht auch der feine, geschmeidige Höfling sonderbar

finden,

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finden, daß tugendhafte Christen in tausend Dingen, die ihnen gleichgültig scheinen, wo man seiner Meynung nach gefällig seyn und nach, geben muß, so strenge und ungesellig find?· Wird es nicht auch der kluge, überall seinen Vortheil verfolgende Weltmann für übertriebene Gewis senhaftigkeit, für eigensinnige Hartnäckigkeit › ers Flåren, daß tugendhafte Chrißten tausend Maas, regeln und Kunstgriffe verwerfen, und sich einer Menge von Mitteln nicht bedienen wollen, die ihm sehr zulässig scheinen und durch die er sich überall zu helfen weiß? Wird der lustige, nur Genuß und Vergnügen suchende Wollüstling nicht im Herzen darüber sporten, daß tu gendhafte Christen tausend Dinge nicht mit. machen, ohne die ihm das Leben zur Last seyn würde; daß sie in Freuden, die ihm eben so unschuldig, als natürlich zu seyn scheinen, etwas Unrechtmässiges und Anftössiges finden? Wer. den nicht sogar finstre Selbstpeiniger und schein heilige Heuchler zu låstern anfangen, wenn sie sehen, daß tugendhafte. Christen weit heitrer, weit ungezwungener, und beym Genuß der Wohl thaten Gottes weit frölicher find, als sie es für rathsam halten; mußte sichs nicht der Herr selbst gefallen lassen, daß die Pharisåer, weil er nicht finster und einsiedlerisch, wie Johan. nes der Tauffer lebte, von ihm fagten: siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäuffer, der Zöllner und Sün der Geselle! Je reiner die Tugend wah * 3

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rer Chriften ist; je weniger sie weder zur Rech ten, noch Linken abweicht, sondern unaufhörlich die richtige Bahn verfolgt: desto weiter ent fernt sie sich von denen, die sich auf Abwegen befinden, desto sonderbarer kommt sie allen Feh lenden vor; desto gewisser trift sie ein allge meiner Tadel.

Es kommen noch besonders die Entsa gungen wahrer Christen hinzu, bey wel chen fie nothwendig als Thoren erscheinen müssen. Dieß war es, was den Herrn selbst so räthselhaft in den Augen seiner Mitbürger, und zulezt so verächtlich machte. Daß er sich keinen Vortheil entgehen lassen, daß er sich der groffen Menge bemächtigen, daß er Vorkehrun gen zu einer grossen Staatsveränderung tref.. fen, daß er das Römische Joch zerbrechen, daß er sein Vaterland in Freyheit sehen, daß er den Thron Davids besteigen und seine Nation auf den höchsten Gipfel der Macht und Glück. feligkeit erheben müsse, das fezten seine Mit bürger, die ihn für den Messias hielten, vor aus, dieß waren die Grundsäße und Entwürfe; die sie ihm benlegten. Mußten sie nicht ers staunen über sein Benehmen, mußten sie ihn nicht für einen Thoren halten, der seine Plane nicht auszuführen verstehe, als sie ihn jeden irdischen Vortheil verschmåhen, als sie ihn recht geflieffentlich in Dürftigkeit und Armuth, leben, als' fie ihn allen, unruhigen Bewegungen auss weichen, als sie ihn fliehen sahen, wenn ihn

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die begeisterte Menge zum König machen woll. se; als fie sogar hörten, er sen nicht ge kommen, sich dienen zu lassen, sondern selbst zu dienen und sein Leben zu ges ben zu einer Erlösung für Viele; ist es zu verwundern, daß sie seiner als eines Elen. den, der alle seine Endzwecke verfehlt und wis dersinnig gehandelt habe, noch am Kreuze spots teten ? Auf seine ächten Bekenner muß diese Schmach mehr und weniger unausbleiblich fal. Len, M. 3. Sie haben die Endzwecke, die ihr Herr und Meister hatte; das heißt, Endzwecke, von welchen der finnliche und ungebesserte Mensch teine Vorstellung hat. Ihnen ist nicht um Vergnügen, Reichthum und Macht, sondern um Wahrheit, Tugend und Beförderung alles Gu ten zu thun. Wenn sie also der Wahrheit ihr Vergnügen und tausend sinnliche Vortheile; wenn sie der Tugend ihre Bequemlichkeit und jede Art eines irdischen Glücks; wenn sie dem allgemeinen Besten ihre Zeit, ihre Kräfte und ihr Leben zum Opfer bringen: wird man sie, wofern man noch gelinde mit ihnen verfährt, nicht bedauern; oder wenn man leichtsinniger urtheilt, ihrer lachen? Wird sie nicht eben die Verach. tung treffen, die man dem Herrn, seiner Ents fagungen wegen, selbst bewies?

Was soll ich endlich von den Hoffa nungen wahrer Christen sagen; wird man sie ihrentwegen nicht für Schwärmer erklåren? - Wie widerfinnig kam es nicht * 4

bloß

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