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XX.

Am Sonntage Jubilate.

In

Tert: Joh. XI. v. 25. 26.

n die Freude, mit welcher wir den Sieg unsers Herrn über den Tod betrachten und das Andenken an seine Auferstehung erneuern, mischt sich, wir können es nicht hindern, M. Z., häuffig ein Gefühl der Wehmuth, das unser ganzes Herz durchdringt und jene Freude nicht wenig mindert. Er hat überwunden, das ist am Tage; Tod und Grab haben ihn nicht zu fesseln vermocht; Gott hat ihn auferweckt, wie der Apostel sagt, und aufgelöset die Schmerzen des Todes, nachdem és un möglich war, daß er sollte von ihm gehalten werden. Und welche Verherr lichung war mit diesem Siege verknüpft; wie ist er durch leiden des Todes mit Preis und Ehre gekrönt; wie hat ihn Gott erhöht und ihm einen Namen gege ben, der über alle Namen ist! Bey uns hingegen, das können wir uns unmöglich verhehlen, findet von diesem allen nichts Statt.

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Ueber

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Ueber uns behauptet der Tod seine ganze fürch terliche Herrschaft; er raubt uns das Leben, so bald unsre Stunde kommt, und begråbt ́uns in den Staub der Erde; und da erscheint kein dritter Tag, der unserm Leichnam Leben bråchte; die Beute einer graufenvollen Verwesung wird er vielmehr; und vollzogen, ohne alle Schonung vollzogen wird an ihm der uralte Aus. spruch: du bist Erde und sollst zur Erde werden. Dieser Unterschied zwischen unserm Schicksal und dem Schicksale des Auferstand. nen sollte uns nicht rühren? Wir sollten den Abstand, welcher uns von ihm trennt, nicht mit groffer Demüthigung empfinden? Es wåre zu verwundern, wenn sich unser Auge, das "freudig zu seiner Herrlichkeit emporblickt, all `måhlig mit Thränen der Wehmuth füllt, und zulezt nichts weiter vermag, als unser trauriges Loos zu beweinen?

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Aber ist der Unterschied zwischen uns und dem Auferstandnen denn wirklich so groß, als er uns beym ersten Blick erscheint? Hat sein Sieg über den Tod, hat seine glorreiche Rück. kehr ins Leben, für uns gar keine wohlthätige Folge gehabt? Ist unser Tod nach dieser grossen Begebenheit noch immer, was er stets ge wesen ist, und uns auf keine Weise erleichtert ? Erlöser in dem hohen Sinne, in welchem wir diesen Ausdruck gewöhnlich nehmen; Be freyer von allem Bösen, wie es auch Namen haben mag, könnte der Herr doch unmöglich

seyn,

feyn, M. 3., wenn dieß so wåre; dann wären wir ja dem größter Jammer, der ein leben. diges Wesen treffen kann, noch immer aus. gesezt; wären nicht bloß der Nothwendigkeit unterworfen, ihn erfahren zu müssen, sondern auch eben so sehr ohne Trost und Hoffnung bey demselben, als man es ehemals war. Aber ihr werdet es selbst fühlen, dieß ist schon dar, um der Fall nicht mehr, weil wir an Christo wenigstens ein Beyspiel vor uns haben, daß unsre Natur den Tod zu besiegen vermag; weil wir nun durch eine unlåugbare Thatsache vers sichert find, unser eigentliches Selbst werde ben der Trennung vom Körper weder vernichtet, noch unfähig gemacht, in neue Verbindungen überzugehen. Und sollte dieß der einzige Vor theil seyn, den wir dem Auferstandnen in Abficht auf unsern Tod zu verdanken haben? Sollte fich der wohlthätige Einfluß desselben auf unsre Befreyung vom Tode nicht viel weiter erstrecken?

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Er, das ist unlåugbar, Er hat allerdings unendlich viel versprochen; als die Aufers ftehung und das Leben hat er sich ange, kündigt; er hat zu verstehen gegeben, nicht nur ihrer Unsterblichkeit gewiß könnten alle seyn, die an ihn glauben würden; sie würden eigentlich gar nicht mehr sterben; der Tod würde für sie so gut wie aufgehoben seyn. Der Text, welchen ich jezt erklären soll, ents hält alle diese Zusicherungen, und ihr findet sie in den Reden unsers Herrn überall wiederholt

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und

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und bestätigt. Aber lasset uns gestehen, diesen Einfluß des Auferstandnen auf unsern Tod machen wir uns viel zu wenig klar; wir über legen viel zu wenig, was der Tod wahrer Chris ften denn eigentlich ist, und welche Verände, rungen durch Chriftum mit demselben vorges gangen find. Der Tert, über welchen ich jezt

sprechen foll, nöthigt uns gleichsam zu dieser Untersuchung; und wir werden unsre Betrach. tungen über die Auferstehung Jesu, wir wers den die frohe Feier dieser grossen Begebenheit nicht besser fortseßen können, als wenn wir uns auf jene Untersuchung einlassen, als wenn wir näher zu bestimmen trachten, was wir unserm Herrn auch in Absicht auf unsern Tod schul dig sind. Möge er selbst mit uns seyn und uns das Heil, das in ihm ist, lebhaft empfin Den lassen! Wir flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

Text: Joh. XI. ». 25. 26.

Einer Schwester, welche den frühen Tod ihres geliebten Bruders betrauerte, sagte der Herr die merkwürdigen Worte, die ich euch jezt vorgelesen habe, M. 3., sagte sie in eben der Stunde, wo er diesen Bruder aus dem Grabe hervorruffen und ihn seinen beyden Schwes stern wiedergeben wollte. Ich brauche es euch nicht bemerklich zu machen, wie wichtig dieser Ausspruch gerade durch diese Umstände wird. Es ist so viel, was der Herr hier behauptet;

er

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er legt sich eine Macht bey, welche mensch. liche Kräfte weit übersteigt; er erklärt sich ges radehin für den Geber des Lebens, für den Schöpfer eines neuen bessern Körpers, für den Urheber der Unsterblichkeit. Aber er beweiset auch auf der Stelle, daß er nicht zu viel sage; er giebt einem Todten, der schon seit einigen Tagen im Grabe gelegen hatte, das Leben wie, der; und es ist ein blosses Machtwort, wodurch er diese Veränderung bewirkt; es ist nichts weiter nöthig, als der Zuruf: Lazare, komm heraus! um einen Leichnam, der schon in Ver wesung übergegangen war, zu beseelen und mit neuer Lebenskraft zu erfüllen. Um so mehr verdienen die Worte, welche der Herr bey die. ser Gelegenheit sprach, und welche er mit einem solchen Beweis unterstüzte, unsre Aufmerksam, keit; zumal, da sie uns selbst angehen, da sie bestimmen, was auch wir beym Tode von dem Herrn zu erwarten haben.

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Ueber den mächtigen Einfluß Christi auf den Tod seiner Glaubigen wollen wir also dießmal weiter nachdenken. Vor allen Dingen lasset uns von ihm selbst lernen, worinn dieser Einfluß besteht; lasset uns untersuchen, was der Herr denen, die an ihn glauben würden, in Absicht auf ihren Tod zugesagt und versprochen hat. Sodann wollen wir sehen, worauf sich dieser Einfluß gründet, und welche Ursachen wir haben, uns desselben mit aller Gewißheit zu trösten.

Bulezt

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