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merken wir eine große Mäßigung und Vorsicht. Das Heer der fränkischen Bauern wollte von Karlstadt, der sich in ihr Lager begeben, nichts wissen: es war mit seinen extravaganten Ideen nicht zufrieden. Auch mit Münzer und den Thüringern scheinen die fränkischen Bauern nicht in Verkehr getreten zu sein.

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Bei allen diesen günstigen Verhältnissen fehlte dem Unternehmen doch Eines, wodurch allein es sich hätte halten und zu glücklichen Erfolgen führen können: nämlich ein tüchtiger Anführer, der die Einheit der Tendenz und der That zugleich durchzuseßen vermocht hätte. Wendel Hipler, einer der geistreichsten Köpfe der damaligen Zeit - von ihm besonders rühren die Reformationsartikel her war zwar im Rathe von unschäßbarer Bedeutung: aber er war kein Feldherr. Die Andern, die vielleicht Feldherrn gewesen wären, hatten doch nicht die nöthige Umsicht und nicht Geist genug, einen großartigen Plan zu fassen. Dabei trat nun der Erbfehler der Deutschen, der Mangel an Einheit, recht deutlich heraus: die Einen wollten dieß, die Andern jenes. Dazwischen fielen denn einige Unordnungen vor, die zwar nicht so bedeus tend sind, als man sie gewöhnlich gemacht hat, aber sle fielen doch vor: es war sehr natürlich, daß das gemeine Bauernvolk, das bisher auf alle Weise gedrückt worden war, jezt den Zustand der Freiheit nicht mit der MäBigung ertrug, die zu wünschen gewesen wäre. Auch machte das anfängliche Glück unvorsichtig und übermü

und bei Bensen a. a. D. Auszüge davon in meinem Ulrich von Hutten.

thig und die Art und Weise, wie der Haufen Münzers verfuhr, mußte allerdings jeden besonnenen und edeldenkenden Mann mit Unwillen gegen diese Ausschweifungen erfüllen.

Diese Verhältnisse allein waren schon hinreichend, das Unternehmen scheitern zu machen. Nun kamen aber noch andere Dinge hinzu. Die herrschenden Gewalten, Fürsten und Adel sowohl, wie die Reichsstädtischen Regierungen, mußten gegen die Bewegung sein: jene, weil gegen sie vorzugsweise das Unternehmen gerichtet war, diese, weil sie bei glücklichem Ausgange desselben ebenso verloren hätten, wie die ersteren, da auch in den Städten eine Veränderung des Regiments zu Gunsten der niederen Classen beabsichtigt war. Den herrschenden Gewalten schloß sich nun die gemäßigte reformatorische Partei an, welche in dem Siege der Bauern zugleich einen Sieg der radicalen religiösen Tendenzen erblickte, gegen welche sie bisher in jeder Weise gekämpft hatte. Die Bauern sezten sich zwar anfänglich mit Luther in Verbindung: sie beriefen sich auf ihn als Schiedsrichter in ihrem Streite mit den Obrigkeiten: se schickten ihm die bekannten 12 Artikel zur Begutachtung. Aber Luther antwortete ihnen,~ wenn auch in schonender Weise und nicht ohne den Fürs sten ihre Fehler in der derbsten Sprache vorzuhalten, dennoch mit der größten Bestimmtheit, daß sie vor allen Dingen die Waffen niederlegen sollten: denn der Christ habe nur zu dulden und zu leiden, nicht aber sich sein Recht mit bewaffneter Hand zu nehmen. Wie konnten die Bauern auf einen solchen Vorschlag eingehen, der sie auf Gnade und Ungnade ihren Herrn wieder in die Häns de geliefert hätte, ohne daß nur im Mindesten die Hoff

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nung für eine Erleichterung ihres unglücklichen Schicksals vorhanden gewesen wäre! Die Verbindung mit Luther wurde also abgebrochen: und die Bauern verfolgten nun ihre Tendenzen auf ihre Weise. Jeßt aber trat erst Lus ther in unverhüllter Gestalt auf. Er schrieb das berüchtigte Buch wider die mörderischen und aufrührerischen Bauern, wo er den Fürsten im Namen Gottes und Christi gebietet, mit Feuer und Schwert gegen die Rebellen zu verfahren: wer einen Bauern erschlage, verdiene sich damit einen Plaß im Himmel: die Fürsten sollten nicht eher ruhen, als bis sie die ganze Rotte ausgereutet hätten. Sein Schildknappe Melanchthon that nun auch das Seinige, und führte hier wieder Luthers Ansichten auf die höchste Spiße: er stellte in seiner Schrift die Ansicht auf, daß nach göttlichem Rechte den Unterthanen nicht das mindeste Recht den Regenten gegenüber zustehe, und daß das übermüthige tolle Volk der Deutschen von den Fürsten noch viel zu mild behandelt worden sei: sie hätten es noch viel ärger verdient. Derselbe Melanchthon hatte erst im Jahre 1523 in einem Bedenken, ob der Churfürst des Evangeliums wegen einen Krieg anfangen solle, gesagt: „Zum Andern will dem Fürsten nicht gebühren, einen Krieg ohne Bewilligung seiner Landschaft und Unterthanen zu führen, von welchen er das Land und Fürstenthum hat. Denn es geziemt sich nicht, die Unterthanen mit allerlei Lasten zu beschweren. Und ist ja gewiß, daß der Unterthanen Meinung und Ges müth nicht ist, daß man von wegen des Evangeliums einen Krieg führen soll “'1).

1) 8. Febr. 1523. Corp. Reform. 1, 600.

Der Ausgang des Bauernkrieges ist bekannt. Die herrschenden Gewalten, von einer Partei der reformatorischen Richtung selber aufgefordert, die übrigen zu unterdrücken, also im Einklange wenigstens mit einer Seite der öffentlichen Meinung, boten Alles auf, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Die Bauern wurden allenthalben angegriffen, geschlagen, erwürgt: und in Zeit von drei Monaten war die ganze gewaltige Bewegung gänzlich unterdrückt. Die herrschenden Gewalten hatten einen vollständigen Sieg über die radicalen Tendenzen der neuen Richtung erfochten: und an diesem Siege nahm auch die gemäßigte reformatorische Partei, die biblische, einen nicht geringen Antheil. Denn von dieser Zeit an behauptet sie das entschiedene Uebergewicht über die ents gegenstehenden Tendenzen.

"3 weites Kapitel.

Aufkommen einer neuen Orthodoxie. Veränderung des Charakters der Reformation.

Neues Verhältniß zu den öffentlichen Gewalten.

Der Ausgang der leßten radicalen Bewegungen schien im ersten Moment für die Reformation sehr nachtheilig zu sein. Der Vorwurf, daß die neue Lehre zu Aufruhr führe, welcher von Seite des alten Systems fortwährend gemacht ward, schien sich dießmal auf eine unbestreitbare Weise als richtig zu bewähren, und wenn auch Luther und die Wittenberger sich mit diesen radicalen Bestrebungen durchaus unzufrieden erklärten, so war doch nicht abzuläugnen, daß sie aus der neuen Richtung überhaupt hervorgegangen waren. Diese Thatsache mußte daher in seinen schlimmen Folgen die ganze neue Richtung treffen. Auch wurde von manchen der herrschenden Gewalten die Niederlage der Bauern dazu benußt, die reformatorischen

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