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Tendenzen überhaupt zu verfolgen 1). Luther und die Wittenberger hatten nun dabei noch den Nachtheil, daß auch die Völker auf sie aufgebracht waren wegen ihrer schroffen Theorien, ohne daß die Papisten deßhalb friedlichere Gesinnungen gegen sie bekommen hätten 2): im Gegentheile, eben diese Niederlage der radicalen Zendenzen schien ihnen die Hoffnung geben zu können, die ganze Opposition zu unterdrücken 3).

Luther fühlte das Mißliche jenes Zeitpunktes in voll ständigem Maße. Er sah recht gut ein, daß, wenn er sein System retten wollte, er zugreifen, das Seinige dabei thun müsse. Auch verfuhr er unmittelbar nach dem Ende des Bauernkriegs wiederum mit jener Klugheit, die er in gar manchen wichtigen Momenten des Lebens bewiesen, und die doch sonst mit seinem Wesen nicht im mer übereinstimmte. Er bemühte sich, seine alten Feinde, namentlich unter den Fürsten, mit sich auszusöhnen, andere näher mit sich zu verbinden. Er macht dem Erzbis

1) Capito an Zwingli. 20. Nov. 1525. Epp. Zwinglii. I. 437. Rustici rationes omnes pertrubarunt et comitum vicinorum tyrannis truculenta desaevit, ut minus possint nostri, quam alioquin possent, atque omnis occasio obsistendi adversariis favet, qui modo omnia impediunt praeter verbum. 2) Luther an Mich. Stiefel. 29. Sept. 1525. de Wette. III. 32. Cum jam etiam populos cum principibus in me furere videam.

3) Luther an Johann Brismann. 16. August 1525. de Wette. III.

21. Munzer ac rustici sic apud nos evangelium oppresserunt, sic animos papistarum erexerunt, ut videatur de novo esse prorsus erigendum.

schof Albrecht von Mainz ernstlich den Vorschlag, zu heirathen und sein Bisthum in ein weltliches Fürstenthum zu verwandeln1). Er schrieb an den König Heinrich von England, den er vor einigen Jahren so tödtlich beleidigt hatte, einen Brief, worin er ihn um Verzeihung bat3): es hatte nämlich verlautet, daß der König mit dem Papste brechen wolle. Ja, er schrieb sogar an den Herzog. Georg von Sachsen, seinen bittersten Gegner, einen Brief, in dem er sich bei ihm zu entschuldigen suchte 3). Merkwürdig, daß er nun auch in religiöser dogmatischer Hinsicht gelindere Saiten aufzieht. In einem Briefe an die Christen in Liefland spricht er noch sehr billig über die Andersdenkenden, über die sogenannten Rotten und Seftirer 4). Von ungemeiner Klugheit zeugte auch, daß er sich Karlstadts annahm, seine Wiederaufnahme in den Ländern des Churfürsten von Sachsen auswirkte. Karlstadt nämlich, der Antheil an den Bauernunruhen gehabt, und desselben auch bezüchtigt worden, wußte sich nach dem Ausgange derselben nicht zu helfen, und wie er denn überhaupt kein Mann von tiefem sittlichen Ernste war, so überwand er sich leicht, bei seinem Lodt, feinde Luther Schuß zu suchen. Er wandte sich an ihn, bat um seine Unterstüßung, ́und Luther, der im Augenblicke überschaute, welche Waffe ihm dadurch Karlstadt in die Hände gebes), seßte es wirklich burch, daß er

1) Luther an den Erzbischof Albert. 2. Juni 1525. de Wette.

II. 673:

2) Vom September 1525.

3) Vom 22. December 1525. de Wette. III. 55.

4) Vom 17. Juni 1525. ib. 3.

5) Luther an den Churfürsten von Sachsen, 12. Sept. 1525. ib.

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wieder nach Sachsen kommen dürfte. Aber Karlstadt mußte diesen Vortheil mit einem theueren Opfer erkau, fen: er mußte in einer Schrift seine ganze Ansicht widerrufen, und die Richtigkeit der lutherischen anerkennen 1): kein kleiner Vortheil, wenn man bedenkt, welch großen Beifalls sich die Karlstadtische beim Publicum zu erfreuen gehabt.

Diese Dinge allein hätten jedoch keine günstigere Wendung der Dinge herbeiführen können. Aber es kam noch etwas Anderes hinzu. Von dem größten Einflusse nämlich war die entschieden hervortretende politische Anficht, welche die biblische Richtung während des letzten Kampfes ausgesprochen hatte. Wir wissen zwar, daß die reformatorische Richtung überhaupt die weltliche Macht höher stellte, im Verhältniß zur Kirche, daß sie Unterwerfung der letteren unter den Staat verlangte: zu= gleich aber haben wir gesehen, daß mit diesem Grund, saße die Gemeinden am Meisten gewannen, und daß man auch in politischer Beziehung die Freiheit wollte: eben das Streben nach politischer Freiheit hatte ja die leßten Bewegungen mit hervorgerufen. Es ist daher sehr

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28. M. Philipps und ich haben auch das Bedenken, daß sein (Karlstadts) Stillschweigen mit solcher Gunft und Gnade zu kaus fen wäre, auf daß er nicht anderswo mehr Jammers, entweder aus Rache oder aus endlicher Verzweiflung anrichtet. So hülfe das gar mächtiglich wider Alle, die seinen Irrthum gefaßet haben, denselben zu dämpfen, daß er allhie nicht fern von uns, als unser Meinung und Gnade gelebte. Doch stelle ich das in G. R. F. G. gnädiges Bebenken."

1) Capito an Swingli. 28. Okt. 1525. Epp. Zwingl. 1. 426.

klar, daß die fürstlichen Gewalten keineswegs günstig für die Reformation, gesinnt waren, und wir wissen ja, daß. außer dem Churfürsten von Sachsen sich bis jetzt keiner für sie erklärte. Nun aber stellte Luther, an der Spize einer Richtung des reformatorischen Elements, auf einmal den Grundsaß eines unbedingten Gehorsams gegen die Obrigkeit auf, den Grundsaß, der dem germanischen Leben durch und durch entgegengesetzt war und auch mit der bisherigen Praris im directesten Widerspruch stand, daß nämlich der Christ nur leiden und dulden, aber kein Recht, das ihm verweigert werde, mit Gewalt sich neh men dürfé: kurz nach der lutherischen Theorie wurde der Fürst der unumschränkteste Herr seiner Unterthanen, der mit ihnen schalten und walten dürfe, wie er wolle, und der Unterthan ist nur das Vieh seines gnädigen Herrn. Das Christenthum, wie es Luther predigte, stellte also den Fürsten die unbedingteste Vollmacht zum Despotismus und zur Tyrannei aus, während der arme Mann, der ohne Widerrede Alles über sich ergehen lassen muß, was die Thrannei mit ihm vornehmen will, auf den Himmel vers tröstet wird, der ihn für seine diesseitigen Leiden entschä digen werde. Diese politische Theorie, verbunden mit der Aussicht auf einen großen Reichthum, der aus der Einziehung der Kirchen- und Klostergüter erwüchse, war es, welcher gleich nach dem Bauernkriege so viele deuts sche Fürsten bestimmte, sich für die Reformation zu ers 'klären, und wenn sich die übrigen nicht anschlossen, viels mehr mit Eifer das alte System vertheidigten, so lag dieß zum Theil in der einmal gefaßten Abneigung gegen die neue Lehre, zum Theil in persönlichen Verhältnissen, zum Theil aber, wie z. B. bei den baierischen Herzogen,

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in politischen, wozu die Aussicht kam, durch den Anschluß an den Papst auch kirchlich noch mehr gewinnen zu können, als durch den Anschluß an die Neuerung.

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In der That war es auffallend, daß sich nun auf einmal so viele Fürsten für die Reformation erklärten: der Landgraf Philipp von Hessen, der Großmeister von Preussen, die Herzoge von Braunschweig Lüneburg, Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Markgrafen von Andbach und Baireuth, später die von Baden, der Graf von Mansfeld u. s. w. Auch trat bei den Meisten das eis gentliche Motiv des Anschlusses deutlich hervor. Was den Großmeister von Preußen bestimmt hat, zur neuen Lehre überzugehen, ist allgemein bekannt: es war der Wunsch, das Land als erbliches seiner Familie zu erwerben. Der Landgraf von Hessen sagte in einem Briefe an seinen Schwiegervater Georg von Sachsen, der ge= gen die neue Lehre als eine aufrührerische bei ihm loszog, ganz offen: gerade das Gegentheil wolle diese Lehre, gerade den Gehorsam gegen die Obrigkeit predige sie, und eben darum schließe er sich an sie an. Am deutlichsten aber drücken sich hierüber die Markgrafen Casimir und Georg von Ansbach und Bajreuth aus. Wir wiss sen, daß sie bisher geschwankt, ja sich wohl gegen die neue Lehre erklärt hatten. Nach dem Bauernkriege aber thun sie nun gleich, als ob sie zum Evangelium übertre, ten: eigentlich aber beuten sie nur die neue politische Theorie für ihre Zwecke aus und eilen sich, diese neue Weisheit sobald als möglich unter ihr Volk zu bringen. Noch im Jahre 1525 erließen sie ein Ausschreiben'), in

1) Der durchlauchtigsten hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Cas

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