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in welchem den Predigern befohlen wird, wie sie nun das Verhältniß zwischen Fürst und Unterthanen dar, stellen sollen. Es wird hier die christliche Freiheit ere örtert: unter ihr solle man nichts Anderes verstehen, ,,dann daß die Gläubigen durch den Geist, der lebendig macht in Christo Jesu frei gemacht werden von dem Ges seß der Sünden und des Todes, und daß also christliche Freiheit im Geist und nicht im Leib, im Gewissen inner, lich und äusserlich stehe, auch eine Freiheit, Gutes und nicht Böses zu thun sei.“. Hierauf wird gezeigt, daß in der heiligen Schrift an vielen Orten die Menschen ers mahnt werden, der Obrigkeit gehorsam zu sein. Wie perfid man dieß zu benußen wußte, mögen folgende StelIen zeigen. ,,So spricht St. Paulus zu den Römern: Jedermann sei unterthan der Obrigkeit und Gewalt, denn es ist kein Gewalt, ohne von Gott. Die Gewalt aber, die allenthalben, ist von Gott verordnet. Also daß, wer sich wider die Gewalt seßt, der widerstrebt Gottes Orda

fimien und Herrn Georgen, als der ältesten regierenden Gebrü ber, Markgrafen zu Brandenburg xc., meiner gnädigen Herrn Ans 'zeigen, wie die gewesen Empörung und Aufruhre, nit den wenigs ften Theil aus ungeschickten Predigen entstanden sind, und daß Herwiederum durch frumm, gelehrt, geschickt chriftlich Prediger viel Aufruhr fürkummen werden mög. Auch eine kurze christenliche Unterricht, wie hinfüto in threr F. G. Fürstenthumben, Landen. und Gebieten, von rechten wahren chriftlichen Glauben und rech ter wahrer christlicher Freiheit des Geistes gepredigt werden soll, damit ihrer Gnaden Unterthanen nit durch falsch widerwärtig Predigt, zu Aufruhr und Verberbung ihrer Seelen, Leib, Lebens und Guts verführt werden. 1525.

nung. Die aber widerstreben, werden über sich ein Ur theil empfahen. Denn die Gewaltigen sind nicht denen, so Gutes wirken, sondern den Bösen zu fürchten. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Gewalt, so thue "Gutes, so wirst du Lob von ihr haben. Thust du aber Bös ses, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht vergeblich, sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über die Bösen. So sind nun aus Noth Unter terthanen, nicht allein um der Strafe willen. Derhalben müßt ihr auch Schoß geben, denn sie sind Gottes Diener, die solchen Schuß sollen handhaben. So gebt nun Jedermann, was ihr schuldig seid, den Schoß (dabei alle zeitliche Gerechtigkeit verstanden werden), dem der Schoß zugebührt, den Zoll, dem der Zoll zugebührt, seid Niemand nichts schuldig (zu verstehen, außerhalb des, so der Obrigkeit zugebührt), denn daß ihr euch unter, einander liebt. Dann habt ihr das Gefeß erfüllt.

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Aus solchen klaren gewaltigen Sprüchen der h. Schrift je lauter genug angezeigt wird, daß die christliche Freis heit nicht in Erledigung Rent, Zins, Gült, Zehent, Steuer, Dienst oder andern dergleichen äusserlichen Bürden und Beschwerden (wie es die Unterthanen nennen) stehet, son, dern allein, wie vorgemeldt, ein innerlich geistlich Ding ist, und daß alle Unterthanen aller Obrigkeit in solchen zeitlichen Geschäften, Sachen und Geboten zu gehorsamen schuldig seien. Das sollen auch alle Prediger, so oft fie von christlicher Freiheit predigen oder reden, dem Volke getreulich anzeigen und erklären, damit sie nicht von reche ter wahrer christlicher Freiheit des Geistes in ein teuf, lisch unchristlich Freiheit des Fleisches verführt und das durch um Seele, Leib, Leben, .Ehr und Gut gebracht

werden, als leider in dieser Aufruhr vielfach geschehen ist." Und endlich wird mit klaren dürren Worten ges sagt, daß die Unterthanen, auch wenn die Obrigkeit uns recht thue, doch nichts dagegen machen dürften').

Ebenso, wie die Fürsten, waren übrigens auch die Reichsstädte mit der neuen politischen Theorie einverstanden, wenigstens die Regierungen derselben: und wenn in diesen die reformatorische Bewegung gleich von Anfang an die tiefsten Wurzeln geschlagen hatte, so entschieden sich jetzt die reichsstädtischen Regimenter auf einmal für die eine Richtung, welche jenen Grundsaß aufgestellt hatte, für die biblische oder lutherische, weil auch sie durch die anderen Tendenzen in ihrem Besize bedroht worden waren.

Hierdurch nun, durch den Anschluß der herrschenden Gewalten an die Reformation, hat man oft geäussert, sei diese gerettet worden: es sei ein Glück gewesen, daß Lu

1) „Ob aber zu Zeiten die Prediger aus Grund der Schrift sagen würden, daß etlich als unnüz Person von der Gemeind nit billig ihr Nahrung nehmen, wie dann bisher viel geschrieben und ges sagt ist, damit dann aus denselben auch nit verstanden werde, als sollten sich darumb die Unterthanen derselben hergebrachten zeitlichen Nugung mit Gewalt und der That zugeben oder zuthun, widerseßen und daraus auch Aufruhr erfolgen möcht, so soll den= felben allwegen angehangen werden, obgleich eine Obrigkeit oder Jemand anders ihre hergebrachte Nuzung von den Leuten unbillig nehme, so sollen sich die Unterthanen desselbigen mit gewalti ger aufrührerischer That nicht widerseßen, sondern dieselben Straff Gott befehlen, nachdem ein jeder wahrer Christ Unrecht leiden, aber nicht Unrecht thun soll."

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ther sich nicht mit den radicalen Bestrebungen vereinigt, sich vielmehr ihnen mit aller Kraft entgegengeseßt hätte: denn außerdem wäre auch er und die gesammte Refor. mation in den Untergang mit hineingezogen worden.

Gewiß wäre der Sieg eines Münzer und der fana, tisch religiösen Partei kein Glück für Deutschland gewe, sen: aber ebenso wenig dürfen wir läugnen, daß durch die Besiegung der volksthümlichen Tendenzen und durch das Mittel, welches Luther anwendete, um den Sieg zu erringen, der ganze Charakter der Reformation verändert ward, und zwar keineswegs zum Vortheil derselben.

Denn einmal hörte die Reformation auf, eine Volksbewegung zu sein. Bisher war sie unmittelbar aus den Bedürfnissen, aus dem geistigen Leben der Nation her, ausgewachsen: sie war durch und durch national, volks mäßig gewesen, hatte eben dadurch jene außerordentliche großartige Bedeutung erlangt: hatte dadurch ihre Liefe, ihre Vielseitigkeit errungen. Seitdem sich aber die Fürsten zu den Vertretern und Beschüßern der neuen Lehre aufwerfen, hört dieß auf. Die Fürsten haben ihre eige, nen Zwecke, die sie nie vergessen: die sie unter allen Verhältnissen befolgen. Die Reformation mußte daher ebenso fürstlichen Zwecken dienen, wie sie vorher volksthümlichen nationalen gedient hatte. War die reformatorische Bewegung bisher gegen die übermäßige Fürstengewalt, für die Einheit des Reichs, für die Erhöhung der kaiserlichen Gewalt gewesen, so benußten die Fürsten sie jest gerade für die entgegengesezten Zwecke, für die Erhöhung der Fürstengewalt, gegen die Einheit des Reichs, gegen die Macht des Kaisers.

Schon diese besonderen Zwecke, welche die Fürsten

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unter dem Deckmantel der neuen Lehre befolgten, wären hinreichend gewesen, der Bewegung den universellen Charakter zu nehmen, den sie bisher gehabt, und eben dadurch die schöne Hoffnung zu vereiteln, daß die gesammte Nation von der reformatorischen Richtung ergriffen eine allgemeine neue Ordnung der Dinge einführen werde. Denn den Fürsten war es gar nicht um die Allgemeine heit und um die Einheit zu thun, sondern nur um ihre speziellen Vortheile, und da sie sich nun zu den Verfechtern der Reformation einmal aufgeworfen hatten, so mußte es denn nach ihrem Sinne gehen: aber die Einheit der Nation und ihrer Tendenzen war nun für allemal verloren. Hiemit will ich jedoch nicht gesagt ha ben, als ob die Fürsten der entgegengeseßten Partei, der päpstlichen, in Bezug auf das allgemeine Vaterland bessere Gesinnungen gehabt hätten: sie waren vielmehr ebenso von Egoismus geleitet, wie jene, und dieser war noch verwerflicher, weil sie neben dem Verfolgen ihrer politischen Zwecke noch die Freiheit des Geistes unterdrückten und die Einmischung des fremden Elements, gegen welches die Deuts schen seit Jahr und Tag protestirt hatten, aus allen Kräften unterstüßten.

Aber nicht nur dadurch, daß die Fürsten die Reformation für ihre Zwecke zu benußen suchten, nahm diese einen anderen Charakter an, sondern noch in einer anderen Beziehung.

Die biblische Richtung als neue Orthodoxie.

Die herrschenden Gewalten hatten wegen jener politischen Theorie die Reformation angenommen: sie nahmen daher auch diejenige reformatorische Richtung an, welche jene Theorie

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