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beschweren, daß in kurzen Jahren nicht allein das Latein, sondern auch alle anderen nüßlichen Künste und Sprachen haben angefangen in einen solchen Abfall zu sinken. Kein Mensch will leider den großen Schaden, den wir daraus, wie ich besorge, in Kurzem befinden werden, und alle Tage vor Augen sehen, merken. Jedermann gedenkt das Seine zu suchen und nicht, was andrer Leut ist."

Am Schlechtesten aber sah es in dieser Beziehung in Wittenberg aus. Immer tiefer versank daselbst das Studium der alten Literatur. Melanchthon war der Einzi ge, der sie noch zu heben suchte, aber er wurde auf keine Weise unterstüßt. Er bat dringend, daß man noch einen Lehrer für sie rufen sollte: er schlug dazu den Jakob Micyllus vor, dem er selber schrieb, daß wenn er seiner nicht habhaft werden könne, er nicht wisse, was er thun folle '). Aber man ging auf seinen Vorschlag nicht ein 2. Ja, er wurde sogar von den Wittenberger Theologen wegen seiner Studien angefeindet, und auf die unwürdigste Weise behandelt, so daß er sich ernstlich von Wittenberg weg sehnte 3). Der Verfall der huma

1) Anfang 1526. Corp. Reform. I. 783.

2) Melanchthon an Camerarius. ib. 806. Nostri nescio quid consilii habent, qui prohibent adhuc me hominem accersere, Ego tamen in hac sententia adhuc sum, ut putem accersendum esse.

- 3) Melanchthon an Philipp Eberbach. 11. Novbr. 1526. Corp. Reform. I. 830. Vides, qualia sint tempora, quam turbulenta, nec ullis latere felicius conceditur, quam tui similibus, qui pueros docent. Utinam ego in simili essem ludo procul a contentionibus tov 'paraιodóyov remotus.

nistischen Studien nahm nun auf der dortigen Universität so zu, daß Melanchthon kaum mehr ein Collegium darüber zusammenbrachte: er sah sich gezwungen, unentgeldlich zu lesen, und auch dann hörten nur einige Wenige bei ihm, die der Ehre halber ihn nicht verlassen wollten, und denen Melanchthon deßhalb seinen wärmsten Dank ausdrücken zu müssen glaubt1).

Am Schlusse wollen wir hier noch eine Aeusserung des Erasmus 2) anführen: „Ich habe einmal geschrieben, überall, wo das Lutherthum herrsche, da sinke das Stus dium der Wissenschaften. Wenn dieses nicht wahr gewesen wäre, warum sah sich Luther gezwungen, so angelegentlich die Menschen zu den Wissenschaften wieder zurückzurufen? Warum sah sich auch Melanchthon dazu

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Hic enim, et quidem a nostris amicis indignissime trac-
Nov.

tor. Non libet ea de re scribere. An Camerarius.

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1526. ib. Nihil hic me praeter nostras literulas delectat. 1) Strobel Beiträge zur Literatur. II. 184-187. führt die Be

legstellen hiefür an. Einmal sagt Melanchthon: nunc tantus est contemtus optimarum rerum, ut nisi gratis offerantur et quidem praeleguntur a peritis, mendicare Homerus auditores cogatur. Ein ander Mal bei der Eröffnung der Vorlesungen über Demosthenes Reden: Speravi, me suavitate secundae Olynthiacae invitaturum esse auditores ad Demosthenem cognoscendum. Quid enim dulcius aut melius ea oratione cogitari potest? Sed ut video, surda est haec aetas ad hos autores audiendos. Vix enim paucos retinui auditores, qui mei honoris causa deserere me noluerunt, quibus propter suum erga me officium habeo gratiam.

2) Vom J. 1530. Epp. Erasmi, 2129.

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veranlaßt, welcher die Wahrheit von dém, was ich sage, gar nicht läugnete? In welchem Flor sich die Univers sität Wittenberg befinde, weiß ich nicht. Wenn irgend etwas schöne Literatur daselbst ist, so verdankt man dieß dem Melanchthon. Neulich fingen einige Städte an, Professoren zu rufen und zu besolden, doch es wird noth thun, daß man auch Hörer ́rufe. Also glüht die Liebe zu den Studien. Ich will nicht untersuchen, welches der Grund hievon ist. Die Buchhändler erzählen, daß sie vor diesem Evangelium schneller 3000 Bände zu verkaufen pflegten, als heut zu Lage 600; auch das ist ein Beweis, wie sehr die Wissenschaften blühen. Was aber lehren jene anderes, als Sprachen? Sie sollen uns nur drei Männer aufzählen, welche im Lutherthum glückliche Fortschritte in den Wissenschaften gemacht haben."

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Drittes Kapitel

Fortwährende Entzweiung in der Re: formation. Opposition gegen die neue |_ Orthodoxie. Sekten der Wiedertäufer.

Streit zwischen den Lutheranern und Zwinglianern über das Abendmahl.

Wenn die biblische oder gemäßigte Richtung durch den Anschluß an die herrschenden Gewalten auch einen äusseren Sieg davon getragen und dadurch ihre Eristenz weit besser gesichert hatte, als irgend eine andere, so waren doch damit weder die anderen reformatorischen Elemente innerlich überwunden, noch selbst in der siegenden Partei die Einigkeit vollständig hergestellt. Vielmehr entfalteten jene anderen, vorderhand besiegten, Richtungen von Tag zu Tag eine immer gewichtigere Opposition gegen die neue Orthodorie, und wenn sie auch diese nicht mit Thaten begleiten konnten, so war sie dafür desto intensiver, reichhaltiger und eben darum desto gefährlicher. Was aber die Einigkeit innerhalb der siegenden reforma»

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torischen Partei selber anbetrifft, so entstand bald ein. höchst erbitterter Streit zwischen Zwingli und Luther und ihren Anhängern, welcher jene für immer in zwei Hälften spaltete und dadurch schon das vollständige Uebers gewicht derselben unmöglich machte.

Die Theologen in der Schweiz und in den benachbarten füddeutschen Reichsstädten, an ihrer Spiße Zwingli, Decolampad und andere, gehörten zwar auch zu der ges mäßigten Partei und zu der, welche die Bibel als Norm des Glaubens annahm; auch hatten sie, wie oben bes merkt, mit den anderen radicalen Richtungen ebenso zu kämpfen, wie die Wittenberger und ihre Anhänger. Aber es ist doch nicht zu verkennen, daß sle in der Theologie einen bei Weitem freieren Standpunkt einnahmen, als Luther und seine Freunde. Der reformatorische Grundsaß, daß Alles auf das Herz und die Gesinnung ankom me, wirkte bei ihnen noch viel mehr nach, und dieser bes stimmte sie auch, heftiger gegen die Ceremonien und alles äussere Gepränge zu verfahren, welches sich noch aus der katholischen Kirche in ihren Lempeln erhalten hatte. Nun kam hinzu, daß die Partei der Wiedertäufer, die sich ihnen feindlich entgegenstellten, gerade sehr unfreie Ansichten entwickelte, welche mit der ursprünglichen reformatorischen Richtung fast ganz contrastirten. Sie hielten, wie wir sahen, viel auf Aeufserlichkeiten, auf schlechte Kleidung, auf eine lächerliche Nachahmung der Apostel, und legten namentlich der Wiedertaufe einen so hohen Werth bei, daß sie behaupteten, ohne sie könne keiner ein frommer Christ sein. Diesen Ansichten hatten die Schweizer Theologen entgegengeseßt, daß die Taufe eine bloße Ceremonie sei und daher gar keine Kraft habe, die

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