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den schwärzesten Farben aufgetragene Schilderung des Elends, das die anderen Menschenclassen von den herrs schenden Ständen, wie von Geistlichkeit, Adel und Fürs sten zu erdulden haben. Das Wesen der Geistlichkeit bestehe in nichts, als in Geiz: sie habe es nur auf die Unterdrückung der Armen abgesehen. So furchtbar sei der gegenwärtige Zustand, daß selbst der gütige barm herzige Gott feine Gewalt mehr habe. „Ja, er ist nicht mehr mächtig, nicht mehr gnädig, nicht mehr heilig, Der Papst ist der Allerheiligste, König, Kaiser sind die Allermächtigsten, Fürsten und Herrn kann Niemand mehr viel Ehr genug zulegen." Und nun wird aus einanders gefeßt wie die hohen Herrn die Armen bedrücken und dann Kirchen stiften oder Heilige verehren, Wallfahrten thun, während das Wesen der christlichen Lehre doch darin bestehe, seinen Nächsten zu lieben und ihn zu uns terstüßen. Ganz besonders schlecht ist er auch auf den Adel zu sprechen. „Noch mehr giebt es jeßt, die nennt man unsere Juncker. Edelleut halten gar viel auf ihren Adel, Ja wenn sie wüßten, was der Adel wäre? Ich besorge führwahr, es wäre Mancher kaum würdig, daß er ein Hundschlager sollte genannt werden. Sie thun schinden und braten die Armen. So Mancher hat, daß er sich des Bettels nit mag wehren, wiewohl er den großen Bettel ist, die ihm die Armen zutragen, und ganz nit will bedenken, daß er kein Aufmerken will has ben. wer kann Solches leiden! Sie sind böser, als Judas war, der Christum nur um 30 Pfennig gab. Sie

lichen oder weltlichen, aus sonberer brüberlicher Tren und christe licher Lieb zulesen c. S. 1. e. a. Am Schluß: datum Romae sub Adriano VI Pontif. Max. Sept. Nonas Junii.

aber verkaufen die armen Christen um dreißig Gulden. Wo stehts geschrieben in der heiligen Schrift? Und so Gott über die Armen gebeut und erfordert sie aus diesem Jammerthal, so kommen dann die Tyrannen und beraus ben dazu die armen Waisen und Wittwen. Ists nicht genug wenn sie die Kühe, Kälber und Roffe den Armen entziehen: er kommt darnach und will die Kleider auch haben." Nach der Schilderung des grausamen Elends der niederen Classen schließt der Verfasser mit der Bes merkung, daß die Dinge so, wie sie jezt stünden, nicht lange mehr fortgehen könnten: es nahe sich eine gewalti ge Veränderung.

Dergleichen Schriften, mit der ausgeprägten radica, len Tendenz, waren nur der Ausdruck der Volksstimmung. Denn seit dem Jahr 1522 ohngefähr gährte und kochte es allenthalben im gemeinen Volke, und hohe wie Nies dern, Männer der Reaction wie der Bewegung fürchtes ten den Ausbruch einer Empörung'). Auch brach die Gährung schon in mehreren Orten aus: wo durch leis denschaftliche Prediger aufgeregt das Volk die Pfaffen mit Gewalt verjagte oder wenigstens zu verjagen suchte, wie in Frankfurt am Main), in Pommern3), in Joas chimsthal), in Forchheim ), in Delsnis). Das Be=/

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1) Ein treu Vermahnung Martin Luthers zu allen Chriften, fich zu verhüten für Aufruhr und Empörung. 1523.

2) Kirchner Gesch. von Frankfurt II. 21 24.

8) Kantzow Pommeranía. II. 343.

4) Melanchthon an Philipp Eberbach. 1524. Corpus Reformat 1.

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6) Ders. an Hieronymus Baumgärtner. Juni 1524. daselbst 661. 6) Luther an den Rath zu Delenit 4 Dez. 1523. de Wette II. 422 x.488,

streben, die bestehenden Ordnungen niederzureißen, tritt überall herver: das bisher Heilige wird in den Staub heruntergezogen, das hohe verspottet. Man erkennt nur noch den gesunden Menschenverstand als das Maßs, gebende an. Alles Andere muß vor diesem zurücktreten. So sehen wir denn auch jene Ansicht über die Verwerflichkeit der Wissenschaft, die schon bei der radicalen Partei der Hussiten hervorgetreten war, hie und da sich aufthun, und allmählig mehr Bestand gewinnen, da nicht selten Luther und andere Männer der Bewegung sich in ähnlichem Sinne äusserten '). Die Gelehrten, d. h. die vor der Welt als Solche galten, Scholastiker und ähnliches Gelichter, hatten gerade damals die Wissenschaft in so schlechten Ruf gebracht und zugleich war die Religion durch die neue Richtung auf so einfache Grundfäße zurückgeführt worden, daß man leicht zu der Ansicht verleitet werden konnte, die Gelehrsamkeit sei nicht nur nicht nöthig, sondern sie sei auch schädlich, indem sie Dünkel bei den Menschen erzeuge und eine gewisse Aris stokratie herbei führe.

Dieß war aber der Punkt, durch welchen ihr die zweite Richtung entfremdet ward, nämlich die humanistische. Eine Regenerirung der gesammten Wissenschaft, ges

1) Eberlin von Günzburg in dem legten Ausschreiben der 15 Buns desgenossen. D. 3. Otto Brunfels in Hutteni opp. IV. S.516. 533. Dum sunt, qui non cessant, harum (literarum) freti opera, Evangelium calumniari et retundere, nobis hoc studendum est vicissim, ut potius exturbemus omnem eloquentiam, quam sinamus iri extinctam pietatem.

stüßt auf das Studium der Alten, hatte dieser von jes her vorgeschwebt und war ihr als das Wünschenswerthes ste erschienen. Nun sollte diese auf einmal unnöthig oder doch untergeordnet erscheinen: es ist begreiflich, daß sie sich von der Richtung, welche das wollte, entfremdet abwandte. Ohnedieß war in den Humanisten eine feinere Bildung, die durch die Bekanntschaft mit den Alten erworben worden war, welche ihnen die grobe ungeschlachte Manier der Volkspartei unbehaglich machte. Das volksmäßige Element war es jedoch nicht allein, welches gegen die humanistische Richtung ankämpfte, oder ihm diese als fremd erscheinen ließ, sondern viel ernsthafter und ties fer gehend war das Mißverhältniß zwischen dem Humanismus und der neuen Theologie.

Die religiöse Richtung, welche das Centrum der Bewegung bildete, aber zu ihrer großen Bedeutung nur durch die Unterstüßung der beiden anderen hatte gelangen können, barg in sich gleich Anfangs zwei verschiedene Elemente, das mystische und das biblische, welche sich zwar gegenseitig ergänzten, da sie im Wesentlichen mit einander übereinstimmten, so lange der Kampf gegen das alte System an der Tagesordnung war, deren Verschiedenheit aber nun deutlicher hervortreten mußte, als es darauf ankam, neue Formen für den Inhalt der Theologie zu erschaffen. Die biblische Ansicht nimmt die heilige Schrift als die einzige Quelle der Religion an, und verlangt, daß man sie wörtlich nehme, im Gegensage zu der katholischen Kirche, welche meist durch Deutelei und Wortverdrehung ihre Dogmen und hierarchischen Institute aus der Bibel heraus zu beweisen suchte; sie nimmt die heilige Schrift als unmittelbares einziges Wort Got

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tes an, und glaubt fest auf ihr beharren zu müssen, ins dem sich nur durch sie die Opposition gegen die römische Kirche rechtfertigen lasse. Wenn man dieß nicht thue, wenn man der Vernunft oder sonst etwas Anderem ein Recht einräume neben der Bibel, stürze das Fundament der neuen Lehre zusammen. Ob nun dies se Richtung die Bibel auch immer recht verstanden habe, und nicht selber einen Sinn in sie hineingetragen, der nicht darinnen war, haben wir hier nicht zu erörtern. Das Unterscheidende dieser Richtung ist eben, daß sie nur die Bibel, und zwar im buchstäblichen Sinne aufge faßt, als Norm des Glaubens annimmt.

Die mystische Richtung geht weiter. Sie nimmt ausser der Bibel eine fortwährende Offenbarung Gottes, und zwar in den Menschen an. Auch sie jedoch trennt sich wieder in zwei Parteien: die eine fäßt diese Offens barung materiell, so, als ob sich Gott selbst in Person einzelnen auserwählten Menschen durch Erscheinungen, Visionen u. dgl. offenbare und ihnen seinen Willen ents hülle. Die andere faßt sie geistiger, indem sie erklärt, daß Gott in jedem Menschen lebe, daß also im Mens schen ein göttliches Element sei: die Vernunft. Sie nennen diese gewöhnlich das innere Wort, im Gegens saße zu dem äusseren, der Bibel. In dieser Richtung herrscht, wie im Mysticimus überhaupt, ein pantheistis sches Element vor, was sich ganz besonders im Men, schen bethätige, welchen sie auf seiner höchsten Stufe ans gelangt als eine Selbstoffenbarung Gottes betrachtet. Es sei eine gemeine Rede, bemerkt hierüber eine Schrift, in diesem Sinne geschrieben 1), Gott sei an allen Ecken 1) Ain fruchtbar Büchlin, wie ein Christenmensch in Gott wiederum

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