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welches einst mit dem Schwerte alle gottlosen Cananiter ausreuten werde, wozu ihnen Gott die Stunde offenbare!). Ein Anderer, Augustin Bader 2), ein Kürschner von Augsburg, hielt sich selbst für einen Propheten und seinen halbjährigen Sohn für den Messias und den Stif ter des neuen Reichs, das nach dritthalbjährigem Aufruhr, Mord und Plagen angehen und eine zweite Offens barung Jesu Christi sein werde, nämlich eine geistige, bei welcher alle äusseren Sacramente aufhören, die Kirche nur die Gemeinschaft der gläubigen Menschen und aller Besitz gemein sein werde. Geistliche und weltliche Obrigkeiten hören auf: statt ihrer werde in jeder Gemeinde ein Vorsteher gewählt, und diese wählen einen König, aber,,dem König sollte man nichts geben, sondern wohin er komme, da hätt er mögen essen.“ Heilige Bilder, geweihte Stätte, Kirche bedürfe man nicht mehr.

Uebergang zu der freieren Richtung. Balthasar Hubmaier, Schwenkfeld von Oßing.

Man sieht die eben beschriebenen Sekten standen im Ganzen auf demselben Standpunkt, auf welchem die neue Orthodorie sich befand: nur die einzelnen Ansichten waren verschieden. Beide hoben ein Element der refor matorischen Richtung, welches eigentlich als ein untergeordnetes unwesentliches Glied derselben hätte betrachtet werden sollen, als Hauptsache hervor. Dadurch verloren

1) Bullinger. S. 88. Frand. Fol. 449. b.

2) Siehe Heyb Herzog Ulrich von Würtemberg. II. 317 318.

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fie den freien Standpunkt und geriethen in Intolerang und Verfolgungssucht. Die orthodore Partei stellte als Wesen des Christenthums die Erlösung und zwar ohnë unser Zuthun hin: sie verwandelte also Religion' und Frömmigkeit wiederum in ein Mysterium, machte sie das durch wieder zu etwas Aeusserlichem und untergrub auf diese Weise die reformatorische Idee von der innerlichen Frömmigkeit, von der Frömmigkeit des Herzens und der Gesinnung. Die schwärmerischen Sekten bekämpften zwar die Annahme, daß der Mensch keinen freien Willen habe und daher nicht durch sich selbst, sondern durch einen Andern die Seligkeit erhalten könne: sie stellten vielmehr die Ansicht auf, daß die Frömmigkeit des Menschen nur von ihm allein ausgehe und daß er sich aus eigenen Kräften den Himmel erwerben könne. Aber sie faßten nun die Frömmigkeit ebenfalls äusserlich: sie seßten sie in ein gewisses süßliches Wesen, in ein frömmelndes Benehmen, in Beterei, in Abgeschiedenheit von der Welt, in Verachtung unschuldiger Vergnügungen, in graue Müzen und Röcke und dazu waren sie bei aller äusseren Demuth innerlich doch so hochmüthig, daß sie sich für die Auserwählten, für die wahren Kinder Gottes hielten, alle anderen Menschen aber, die nicht zu ihrer Sekte gehörten, als Heiden und Ungläubige verachteten. Diese ihre schwache Seite wurde übrigens von der orthodoren Partei ebenso siegreich bekämpft, als die leßtere in ihrer Théorie von der Erbsünde und was damit zusammenhing, von jenen Niederlagen erlitten hatte,

Zu verkennen ist aber nicht, daß selbst in diesen schwärmerischen Sekten bessere Keime enthalten waren, die nur einer vollständigen Pflege bedurften, um zu schö

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neren Früchten durchzubrechen. Schon die Annahme der Freiheit des Willens und die Bekämpfung der Theorie von der Erbsünde konnte zu schöneren Resultaten führen. Dazu kam denn noch die Idee von einer doppelten Offenbarung, von einem doppelten Worte Gottes, einem inneren und äusseren, die wir schon im ersten Kapitel besprochen, welche ebenfalls ein weites Feld der Forschung dem menschlichen Geiste eröffnete. In der That finden wir außer den eben beschriebenen Sekten noch gar manche, welche sich von jenen excentrischen unfreien Ansichten reiner erhielten, und, wenn auch in manchen Stücken noch parador, im Ganzen doch eine liberalere Richtung verfolgten. Es gab Sekten, welche sich zwar ebenfalls von Anderen sonderten, aber doch wirklich ein stilles frommes Leben, das auf gegenseitige Liebe und Unterstühung gegründet war, fortführten, und die dann auch jene ercentrischen Ansichten von der Obrigkeit, vom Kriege, vom Eide nicht hatten: nur solle man den Krieg blos als Nothwehr führen, und den Eid blos in gewissen Fällen leisten1). Es gab welche, die sich zu der Ansicht bekannten, daß Christus nichts weiter sei, als ein Lehrer, als ein Prophet, der uns durch sein Leben nur gezeigt hätte, wie wir dieses einrichten sollten. Andere wiederum, wels che die unbefleckte Empfängniß der Maria läugneten: fie habe noch mehr Söhne außer Christus gehabt: und lezterer sei in der sogenannten Erbsünde empfangen wors den. Manche waren von der Idee eines liebevollen Got tes so durchbrungen, daß sie behaupteten, zuleßt würden

1) Franck, 449.

alle Menschen selig, selbst der Teufel'). Sie nahmen dann zwischen dieser Welt und dem Himmel noch eine Zwischenwelt an, eine Art Fegfeuer, wo alle diejenigen sich aufhalten sollten, die auf dieser Erde noch nicht so weit gekommen waren, um unmittelbar in den Himmel zu gelangen: hier sollten sie bleiben bis zum jüngsten Lage, wo fie Gott alle erlösen werde 2).

Unter den Männern von dieser weniger ercentrischen Richtung wollen wir drei einer näheren Betrachtung unterwerfen, welche von großem Einflusse gewesen sind, nämlich Melchior Hoffmann, Balthasar Hubmaier und Schwenkfeld von Oßing. Der Erste, ein Kürschner seines Handwerks, war schon im Jahre 1527 mit Luther bekannt geworden, der aber gleich keßerische Ansichten bei ihm bemerkt zu haben scheint. Denn schon im Mai desselben Jahrs warnt er Amsdorf vor demselben). Hoffmann begab sich dann in das nördliche Deutschland, in die Länder des Königs von Dänemark, und scheint das selbst einen großen Anhang sich erworben zu haben 4). Er stieß mit den Wittenbergern zuerst wegen der Abendmahlsfrage zusammen, welche er in demselben Sinne auffaßte, wie Zwingli und seine Anhänger, und hielt deßhalb mit Bugenhagen 1529 zu Flensburg eine Disputa

1) Wider den neuen Tauforden 2c. Venatorius, Opp. Pirkh. 244.

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4) Bugenhagen in den Actis der Disputatio zu Flensburg sagt M.

3. von Hoffmann, er hätte dem Evangelio mehr Schaden gethan, bei den Leuten, denn alle Papisten.

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tion, bei welcher jede Partei sich den Sieg zuschrieb. Hoffmann wurde indeß durch den Einfluß Bugenhagens und Luthers aus dem Lande verwiesen und begab sich nach Straßburg, wo er seine übrigen Ideen weiter verbreitete. Es waren besonders vier Punkte, welche man als kezerische in seiner Lehre bezeichnete. Erstens, daß das ewige Wort Gottes nicht unsere. Natur und Fleisch von der Jungfrau Maria angenommen habe, sondern selbst zu Fleisch geworden sei, so daß unser Herr Christus nur von einer, nicht von zwei Naturen sei. Zweitens, daß die Erlösung Christi allen gleich zu Theil werde in Bezahlung der Erbsünde, denn Gott habe alle Menschen zum ewigen Leben erwählet und daher sei allen gegeben, Kinder Gottes zu werden. Die Seligkeit stehe daher in eines jeden Vermögen. Drittens, daß alle diejenigen, welche Christum erkannt haben und seines Geistes theilhaftig geworden sind, und dennoch wissentlich sündigen, keine Verzeihung mehr zu erwarten haben, sondern ewig verdammt seien. Viertens, die Kindertaufe sei aus dem Teufel und könne von keinem Menschen geduldet werder'). Einige von diesen Ansichten, wie z. B. die dritte und vierte, sind, wie man sieht, parador und hart. Bei der zweiten entwickelt er aber große Freistnnigkeit: er ers hebt sich nämlich zu der Annahme, daß durch Christus allen Menschen, selbst den Heiden, die Erlösung gewors den sei. Auch bekämpft er die Theorie von der Erbsün, de und von der willkührlichen Vertheilung der göttlichen

1) Handlung in dem öffentlichen Gespräch zu Straßburg jüngst in Synodo gehalten gegen Melchior, Hoffmann, durch die Prediger dafelbft u. 1533.

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