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1509 geboren, also damals noch ein ganz junger Mann, aber von Geist und Scharfsinn, welcher durch nicht geringe Kenntnisse erst seine Bedeutung erhielt. Durch theologische Studien war er zu der Ansicht gelangt, daß das Dogma von der Dreieinigkeit und der Gottheit Christi sich nicht rechtfertigen lasse: und er seßte nun diese seine Ansichten im Jahre 1530 Decolampad auseinander. Begreiflich ging dieser nicht auf seine Ansichten ein, und so trennte er sich von ihm, um sie durch den Druck in das größere Publicum zu bringen. Auch er gab jedoch erst im Jahre 1531 seine erste Schrift darüber heraus').

hat Trechsel (Michael Servet und seine Vorgänger 1839.) über ihn geschrieben.

1) Decolampad an Zwingli. 20. Juli 1531. Epp. Zwinglii. II. 625. Circumfertur libellus Michaelis Serveti de trinitatis erroribus, terque quaterque blasphemus ac impius, juxta meam quidem h. e. ecclesiasticam sententiam, tametsi ab Argentoratensibus quibusdam laudetur.

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Fünftes Rapitel.

Sebastian Franck, der Vorläufer der neueren deutschen Philosophie.

Persönlichkeit und erste Schriften.

Als die Spiße der freieren Richtung der Opposition kann man wohl Sebastian Franck bezeichnen, welcher den ächten reformatorischen Geist nicht nur in sich aufnahm und darstellte, sondern auch fortbildete, so daß er eben so sehr als der Repräsentant der reformatorischen Richtung, wie als der Vorläufer einer neuen Entwicklung des menschlichen Geistes erscheint. In der That ist Sebastian Franc derjenige, in welchem die Ideen der neueren Philosophie bereits im Keime vorhanden sind: ja manche derselben sind von ihm schon vollkommen ausgebildet worden.

Ueber sein äusseres Leben ist uns wenig bekannt. Wir wissen nur, daß er in Donauwörth in Schwaben

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geboren worden, was er selber sagt '), aber weder das Jahr, noch seine Aeltern. Doch muß seine Familie in Schwaben ziemlich verbreitet gewesen sein: denn in Nördlingen) hatte er Verwandte, in Justingen und in Ulm. In lezterer Stadt waren Rathsmitglieder seine guten Freunde 3). Wie er seine Jugend zugebracht, ist uns ebenfalls unbekannt. Nur so viel wissen wir 4), daß er in den zwanziger Jahren sich in Nürnberg und der Umgegend aufhielt, daß er sich im Jahre 1528 mit einer Nürnbergerin, Ottilia Behaimin, verheirathete, und daß er sich in dieser Stadt bis zum Jahre 1530 aufgehalten haben mag. Hierauf ging er nach Straßburg, dann nach Ulm, wo er bis zum Jahre 1539- blieb. Von dieser Zeit an trieb er sich vielfach in Deutschland herum: im Jahre 1545 scheint er gestorben zu sein.

Der Aufenthalt in Nürnberg hat jedenfalls auf seis

1) In seinem Weltbuch. Fol. 32. b. Er selber schrieb sich immer: Sebastian Franck von Wörd.

2) Seinem Vetter Michael Franck, Bürger zu Nördlingen, widmete

er folgendes Buch: „Ein künstlich höflich Declamation und heftiger Wortkampf, Zank und Hader dreier Brüder vor Gericht, nämlich eines Seufers, Hurers und Spielers, unter welchen der ärgest aus seines Vaters Geschäft und Testament enterbt sein soll, der keiner der bösest will sein. Von Philippo Beroaldo in Latein gestellt, jehundt verteutscht mit der Vorred Sebastian Franck. Nürnberg, bei Friedrich Peypus. 1531. “

3) Martin Frecht an Bullinger. Vom Jahr 1535. bei Ott annales anabapt. pag. 81. 82.

4) Vergleiche über seine Schicksale das Nürnberger Gelehrtenlericon, Fortseßung von Nopitsch.

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ne innere Entwicklung einen großen Einfluß gehabt. Denn in dieser Stadt waren gerade in der Zeit, als er sich daselbst aufhielt, die mannichfaltigsten Elemente der Epoche vereinigt. Es herrschte hier, wie wir uns erinnern, noch das humanistische Element: ja Nürnberg war fast die einzige Stadt, welche durch die Gründung eines neuen Gymnasiums demselben eine dauernde Heimath bereitete. Nicht minder war die volksmäßige Richtung dort in Schwang: der Dichter, welcher sie damals vielleicht am Besten und Schönsten repräsentirte, Hans Sachs, lebte in Nürnberg, war gerade auf der Spiße seines Ruhms. Und endlich fanden hier sämmtliche religiöse Parteien einen Mittelpunkt: die orthodore nicht minder, wie die verschiedenen kezerischen Sekten. Zu allen diesen stand Sebastian Franck in einem Verhältniß. Eben dieß macht ihm zu einem wahren Repräsentanten der Reformationszeit, daß er die verschiedenen Elemente jener Epoche gleichmäßig in sich aufnahm und verarbeitete. Was den Humanismus betrifft, so kannte er nicht nur fast alle damals bekannten Alten aus ihren eigenen Schriften, sondern er hatte auch den Humanisten seiner Zeit bedeutende Aufmerksamkeit geschenkt, wie er denn namentlich die Schriften des Erasmus, Pirkheimers, Huttens, Reuchlins und anderer sehr genau kennt. Von der volksmäBigen Richtung nahm er nicht nur die Form, die Sprache in sich auf alle seine Schriften sind in deutscher Sprache geschrieben sondern auch ihren Inhalt, ihren Kern: so sammelte er die deutschen Sprüchwörter; so brachte er lateinisch geschriebene Werke, die aber eine volksmäßige Tendenz hatten, durch Uebersetzungen ins größere Publicum, wie des Erasmus Lob der Narrheit,

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Agrippas Buch über die Eitelkeit des menschlichen Wiss sens, sein Lob des Esels. In theologischer Hinsicht hatte er vielleicht unter allen Gelehrten der damaligen Zeit die umfassendesten Kenntnisse: denn sie berücksichtigten nicht blos eine Richtung der Theologie, sondern alle zugleich: er kannte die Kirchenväter, die Theologen des Mittelal ters, namentlich die Mystiker: von seiner Zeit nicht nur die Schriften der vorzüglichsten Reformatoren, sondern auch alle Ansichten und Meinungen der verschiedenen Sekten, von welchen leßteren Keiner in jener Zeit eine bessere Kenntniß hat, als er.

Und diese Masse von Wissen, diese mannichfachen Elemente liegen nicht etwa in ihm todt neben einander, sondern Alles ist lebendig, durch das Medium der reførmatorischen Ansicht zu einem geistigen Ganzen verbunden. Er ist durch und durch ein gereifter, männlicher Geist. Keiner hat die reformatorische Richtung so treu in sich bewahrt, als er: keiner hat sich so frei von allen Excentricitäten, von Paradoren und Träumereien gehalten. Aber indem er das reformatorische Element in seis nem eigentlichen Wesen erfaßte, war er auch der Fähigs ste, es weiter zu bilden. In der That: in ihm fand ienes Prinzip der neuen Richtung, nach welcher Alles nur durch die Beziehung zu der Gesinnung, zu dem Inneren des Menschen seine Bedeutung bekommt, nach welcher Religion und Frömmigkeit erst durch das Subjekt ihr Dasein erhält, seine weitere naturgemäße Entwicklung. Er ist es, in welchem jene Idee vom Ich, von der die neuere deutsche Philosophie getragen wird, zum ersten Male zum entschiedenen Bewußtsein durchgedrungen ist. Er ist es überhaupt, der zuerst mit wahrhaft philosophischem

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