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ben ist. Daher kann Einer das lebendige Wort Gottes haben, auch wenn er die Schrift nicht besitzt. Denn das wahre Wort Gottes ist von Ewigkeit gewesen, ehe die Schrift war, und wird auch sein, wenn die Schrift nimmer ist.

In der Vorrede zu den Paradoren kommt er wieder. auf diesen Gegenstand zu sprechen. Die Schrift, nach dem Buchstaben genommen, sei keineswegs das wahre Wort Gottes. Wie könnten sonst eine solche Menge von Keßereien daraus entstehen? Ferner gebe es in der ganzen Welt nichts Ungereimteres und Dummeres, als die Bibel, wenn man sie nach dem todten Buchstaben fasse. Ovids Buch de arte amandi könnte man eben so leicht vertheidigen, als den Buchstaben der Schrift. „Die Hände abhauen, die Augen ausstechen, Christi Fleisch essen und sein Blut trinken, wiedergeboren werden, den Lem, pel zerbrechen und in dreien Lagen wieder aufbauen, Gewalt an sich selbst legen, den Rock um ein Schwert geben, drein schlagen, wie der Prophet Jeremia vermaledeit, der sein Hände von Blut enthält, item keine Schuhe tragen, Niemand grüßen und zusprechen auf dem Weg, kein Gold und Silber haben, alle Ding verlassen, verkaufen, sein Seel und Leben lassen, zu Narren und Kindern werden, so müßten wir nackt und unverschämt in der Stadt herumlaufen, auf die Tische hofteren, nicht recht reden: nicht arbeiten, wie die Vögel und Blumen auf dem Feld, das Vöglein lassen sorgen, das Geben hundertfältig wieder nehmen ›c. Kurz, mit dem Buchstaben haben die Pharisäer Christum todt geschlagen, die heutigen machen es ebenso. Das ist der Sieg des Antichrists, und so wird es bleiben bis zum Ende der Welt. Darum

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bleibt die Schrift und ihr Buchstab des Teufels Siß, Sieg und Schwert ewig. Darum kann auch die Schrift, nämlich der todte Buchstab, nicht der Probierstein der Geister sein, sondern nur der Geist derselben."gibt nichts Schlechtes, sagt er an einer anderen Stelle1), das man nicht mit der Bibel beschönigen könnte. Jeder findet ein Polsterlein für sich, und wer keines hat, dem bringt es sein Nächster heraus. Will Einer wirkliche Früchte der Buße thun, und mit seinem Leben in Christi Fußtapfen treten, gleich spricht Einer zu ihm: du Wertheiliger, willst du unserem Herrgott die Knie_abbeißen und in sein Amt, Gnad, Werk und Leiden stehen? Er hats allein gethan und ausgerichtet, nicht du. Weißt du nicht, daß Christus für die Gottlosen gestorben, und nicht kommen ist, zu berufen die Gerechten? Der vergißt, was daran steht: zur Buße. Und wie ihm Einer einen Affect und Lauf fürnimmt, das verzwickt er etwa mit einer genöteten Schrift oder zwo, die sich ebenso dazu reimen, als ein Pfeil zu einem Polster, unangesehen, daß die ganze Schrift anderswo dawider streitet und wohl tausend Sprüche sonst dagegen sind: deren vergißt er aller und gafft nur auf sein untergelegt Kissen: das ist sein Evangelium und Christus.

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Sehr schön spricht er sich über das Verhältniß des menschlichen Geistes zu der Bibel auch in folgender Stelle aus): „Darum sollten wir sorgfältig vor Gott wandeln und allein an Gott halten, aller Ding Ursach ansehen, eben auf uns selbst merken, was Gott zu allen Dingen

1) Paradox. 200.

2) In der Chronif. Fol. 452. b.

in uns sagt und das Zeugniß unseres Herzens eben wahrnehmen, wider unser Gewissen nicht verstehn, thun, lassen, handeln oder annehmen. Denn es liegt nicht Alles an dem bloßen Buchstaben der Schrift, weil wir se hen, daß alle Kezer Schrift haben. Darum liegt es Alles an dem Sinn der Schrift und an einem geistlichen Ausrechnen, wie es Gott gemeint hab, warum er ein Jedes geredt und gesagt habe. Wenn wir also alle Occasion erwägen, so findet sich's in der Liefe des geistlichen Verstands und Sinn Christi. Sonst macht uns der todte Buchstab auch alle zu Keßern und Narren: denn es will sich Alles mit Schrift flicken, schmücken und entschuldigen. Darum lasse sich Niemand mit dem Buchstaben der Schrift betäuben und bezaubern, sondern erwäge und probire zuvor die Schrift, wie sie sich mit seinem Herzen vergleiche. Ist sie wider sein Gewissen und einwohnend Wort, so hüte dich bei Leib: sie ist nicht recht nach dem Sinne des Geistes verstanden und ausgelegt: denn die Schrift soll unserem Herzen und Geist Zeugniß geben, und nicht darwider sein, und wie man die Geister zuvor probieren soll, also auch den Buchstaben der Schrift, ober nach dem Sinn Christi sei ausgelegt und eingeführt. “

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Man sieht also: er hat mit derselben Kühnheit, wie die anderen Männer der freieren Richtung, aber mit noch mehr Bewußtsein die Schranke niedergerissen, welche die neue Orthodorie der menschlichen Forschung seßte. So, frei von aller Autorität, nur dem innern Triebe folgend, entwickelte er denn sein System.

Lehre von Gott.

Es ist nicht zu verkennen: auch in Franck ist die mystische Richtung die vorherrschende, und mit dieser hat er denn auch das pantheistische Element gemein, welches durch sein ganzes System hindurchgeht. Doch sieht man wohl, wie er sich Mühe gibt, Gott die Selbständigkeit zu erhalten und ihn nicht ganz in der Materie, in den Creaturen aufgehen zu lassen. Schon in der Schrift über das Verhältniß des Menschen zu seiner Natur und in dem,,Lobe des göttlichen Worts" hat er den Gegenstand berührt. Er vergleicht Gott mit dem Lichte der Sonne, das in alle Creaturen geht, ohne doch diese selbst zu sein und ohne sich in ihnen zu verlieren, sondern das Licht bleibt immer bei der Sonne. Ebenso sei das göttliche Wort, nämlich die wirkende Kraft, in allen Creaturen, und dennoch bleibe es immer bei Gott.:

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In seinen Paradoren spricht er noch weitläuftiger darüber. ,, Gott, sagt er hier einmal'), hat keine Definition. Denn wie kann man den nennen oder definiren, der Alles ist in Allem, und doch der Dinge keines, das man sagen, zeigen, sehen, schreiben kann. Ein allmächtiges, unsichtbares, unbegreifliches, allwissendes, ewiges, selbständiges Gut, aller Wesen Wesen, ein allmächtiger Wille, der eigentlich nicht liebt, weiß, wahrhaft, gut c ist, sondern die Liebe, Weisheit und Güte selbst ist, ein gutwillig ewig Licht, der in allen Dingen und außer allen Dingen ist, allenthalben, und doch nirgends, umzäunt und umschlossen, der Himmel und Erden erfüllt, die ihn doch nicht fassen noch begreifen mögen, weit

1) Paradox. 1.

über, unter, ob, in und neben allen Himmeln und Creaturen, ein unüberwindlicher, unsichtbarer, unbeweglicher, unwandelbarer Geist und Gott, unendlich, ihm selbst als lein allenthalben genug bekannt, gleich und ähnlich.“

An einer andern Stelle') sagt er: „Das Wesen aller Dinge ist Gott selber, derhalben sehr gut, sonst ist kein ` Wesen, hat auch nichts ein Wesen an sich selbst, sondern von Gott und Alles in Gott. Darum ist Gott allein der, der aller Wesen Wesen und aller Ist ist, und so viel alle Ding ist und ein Wesen hat, so viel ist es gut und aus Gott des Wesens halb. Darum sind und bes stehen alle Dinge mehr in Gott, denn in sich selbst, wie schon Lauler und die deutsche Theologie sagen.“

Die Lehre Francks nähert sich sehr dem Systeme Spinozas: ja er gebraucht sogar dieselbe Bezeichnung für Gottes Wesen, wie dieser, nämlich den Ausdruck „Substanz.“ „Sintemal, sagt er im dritten Paradoren, Gott alles ist, ja Alles in Allem, kann er keinen Namen haben, der aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge Substanz, Wesen und Leben ist, ja der Ding aller, die man nennen und erkennen mag, Ding und Wesen.“

Bei dieser Ansicht von Gott erscheint ihm begreiflich Alles lebendig und göttlich: er faßt die Natur in einem ganz anderen Sinne, wie es das Mittelalter gethan. Die Natur trägt ihm ebenso den göttlichen Stempel, wie der menschliche Geist. In der Vorrede zu seiner Chronik sagt er ausdrücklich, daß man aus der Natur Gott erforschen solle. Habe Acht, auf die Werke Gots tes, so wird sich die Auslegung selbst finden im Werk,

1) Parad. 2.

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