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den, weil sie fürchten, sie möchte ihnen mehr schaden als nüßen 1).

Ueberblicken wir noch einmal die Gegensätze, die wir bisher geschildert, so möchten sich diese in folgende Class sen eintheilen lassen. Die erste bilden diejenigen Männer, welche zwar thätigen und lebhaften Antheil an der früheren Opposition genommen haben, aber zu beschränkt waren, um Geschmack an der neuen Bewegung zu fin den. Sie traten ihr vielmehr entgegen oder wendeten ihr wenigstens den Rücken. Die zweite Classe bildet die volksmäßige Richtung oder die radicale, welche darauf ausgeht, den ganzen bestehenden Zustand der Dinge umzustoßen, in religiöser, wie politischer Beziehung, und eine neue Ordnung zu begründen, welche sich auf den gesunden Menschenverstand oder das Naturrecht stüßte und eben darum die niederen Menschenclassen in eine bessere Lage verseßte. Zur dritten Claffe gehört der Hus manismus, mit dem Wunsche, die Wissenschaften in der Weise, wie bisher fortzuentwickeln, aber, weil dieß durch die volksmäßige Richtung sowohl, wie durch eine Seite der theologischen, verhindert wird, mit einer gewissen Abneigung gegen die religiöse Bewegung, welche bei den Einen stärker, bei den Andern schwächer hervortritt. Die vierte Classe bildet die biblische Richtung in der Theolos

1) Luther in dem Unterricht von den Heiligen an die Kirche zu Erfurt. 1522. Jena, II. S. 105. An Spalatin. 11. Juli 1523. de Wette. II. 357. An den Rath zu Delsnig. 1523. ib. 438. Spalatin an Justus Jonas. Corp. Reform. I. 482. Melanch thon an Vitiger. 1522. Corp. Reform. I. 594. An Erass mus. 1524. ib. 674. An Philipp Eberbach. 1524. ib. 698. An den Landgrafen von Hessen, 1524. ib. 710.

gie, welche die neuen Ideen auf die Bibel, als die einzige Quelle der Religion, zurückführte, und aus ihr, als lerdings nicht ohne Verdrehung des Textes, Dogmen ableitete, die sie als die wesentlichen des Christenthums hinstellte, woran unerschütterlich festgehalten werden müsse, wie z. B. die von der Unfreiheit des Willens, der ab, soluten Sündhaftigkeit der menschlichen Natur und der Rechtfertigung durch den Glauben an Christi Versöhnungstod. Die fünfte Classe ist die materielle Auffassung des Mysticismus, welche zwar neben der Bibel noch eine fortwäh rende göttliche Offenbarung annahm, aber diese nur auf eins zelne von Gott besonders auserwählte Personen beschränkte, denen er durch Träume, Visionen und dergl. seinen Willen enthülle: dieselbe ist zwar mit der Lehre von der Rechtfertigung blos durch den Glauben nicht einverstanden, nimmt aber dafür ein mittelalterliches Element, nämlich die Askese in sich auf. Die sechste Classe bildet die geistige Auffassung des Mysticismus, welche die forts währende göttliche Offenbarung im menschlichen Geiste suchte, oder in der Vernunft, oder, wie sie es im Ges gensaße zu der Bibel, dem äusseren Worte, nannte, das innere Wort Gottes, und daher die freieste Entfaltung des menschlichen Geistes nach allen Seiten hin anerkannte.

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Alle diese verschiedenen Richtungen sind aus dem Wesen der Reformation entsprungen, und haben ihren Ursørung nicht erst in der Zeit, welche wir jetzt behan deln, sondern in weit früheren Epochen. So finden sich die Ansichten der leßteren Richtungen schon bei den Mystikern des Mittelalters'): was die biblische betrifft, so 1) Vergleiche darüber den zweiten Band von Ullmanns Reformatoren vor der Reformation, und Engelhardts Nuysbröf.

erinnern wir uns, wie in den letzten Zeiten des 15ten Jahrhunderts Alles darauf hinarbeitete, die Schrift als die Grundlage der christlichen Religion hinzustellen, sie in ihrer Einfachheit aufzufassen, sie von den Deutungen der Kirche zu befreien. Und zugleich mit ihr hatte der Humanismus sich bestrebt, eine neue ächtere Wissenschaft ins Leben zu rufen. Aber auch die volksmäßige Rich tung hatte zu allen Zeiten ihre Lendénz hervorgekehrt, -die schlechten Zustände in allen Verhältnissen des Lebens mit der Waffe des Spottes und der Derbheit zu bestreis ten, und den gesunden Menschenverstand, das Naturrecht als das Maßgebende aufzustellen. Auch war die Gemeinsamkeit aller dieser Bestrebungen, der innige Zusam menhang, in dem sie standen, niemals zu verkennen: sie wirkten alle einander in die Hände, um ein großes Ziel zu erreichen: und dieses Zusammenwirken war in dem Momente des leßten großen Kampfes zu vollem Bes wußtsein durchgedrungen. So gut nun diese Gemeinsamkeit der Tendenz früher den gegenseitigen Kampf der einzels nen Richtungen verhindert hatte, so gut schien es auch jest wieder möglich zu sein. Freilich war dann vor allen Dingen nothwendig, daß die einzelnen Richtungen diejenigen Elemente, welche nicht wesentlich aus den reformatorischen Ideen entsprungen waren, sondern die nur dazu dienten, sie von den andern zu unterscheiden und eben darum eine Trennung herbeizuführen, aus sich ausschieden oder sie wenigstens als indifferent hinstellten. Dieß wäre vielleicht nur dadurch möglich gewesen, daß die Männer, welche an der Spiße der verschiedenen Richtungen standen, einsichtig genug waren, um die Entzweiung auf die angegebene Weise zu verhindern, oder daß

eine gewaltige Persönlichkeit aufgestanden wäre, welche alle die verschiedenen Tendenzen großartig in sich ver, einigte, und zugleich in der ganzen Nation ein so unbedingtes Vertrauen genoß, daß sie ihm folgte und seine Vorschläge annahm.

Wenden wir uns nun zu den hervorragendsten Pers sönlichkeiten jener Zeit, um zu sehen, in wie fern sie fähig waren, eine solche Rolle zu übernehmen.

Die bedeutendesten Persönlichkeiten in ihrem Verhält niß zu den Gegensäßen.

Der erste Mann, auf den wir hier stoßen, ist Luther. Hatte er ja gerade dadurch die große religiöse Bes wegung hervorgerufen und mit Erfolg fortgeführt, daß er die verschiedenen Elemente der Opposition in sich vers einigte. Kein Mann außerdem besaß eine größere Kraft und Energie, und keiner hatte sich in der Nation einer größeren Anerkennung zu erfreuen. Auch ist ihm ein ges wisser praktischer Sinn, ja eine gewisse Klugheit keineswegs abzusprechen, die oft auf eine auffallende Weise mit der Rücksichtslosigkeit contrastirt, die er sonst zu bes thätigen gewohnt war. Wir erinnern uns, wie er über Erasmus vorsichtig geurtheilt, mit dessen Theologie er nicht übereinstimmte: später als sich andere Ansichten geltend machten, die von den seinigen abwichen, war er noch sehr mild: er behauptete anfänglich ihnen gegen über eine sehr ehrenwerthe, ja bewundernswürdige Stellung. Noch im Jahre 1524 schreibt er an Capito, daß er gar Vieles übersehe und verheimliche, worin andere mit den Seinigen nicht übereinstimmten, nur um Trens

nung und Entzweiung zu verhindern'). Dennoch war Luther nicht der Mann dazu, um eine höhere Vermitt lung der verschiedenen reformatorischen Richtungen hers beizuführen. Er war ein merkwürdiges Gemisch von gesundem Menschenverstande und Bornirtheit, von Klugs heit und rücksichtsloser Beschränktheit, von Edelmuth und hartherziger Verfolgungssucht, von Freiheit in der Auffassung aller Verhältnisse und empörendem Eigensinne. Dabei vereinigte sich in ihm auf seltene Weise die größte Leidenschaftlichkeit mit der eisernsten Consequenz: so, daß er einen Saß, zu welchem ihn die Hiße verleitet hatte, schon deßhalb festhielt und sein Lebenlang vertheidigte, weil er ihn einmal ausgesprochen hatte. Der Zufall machte bei ihm gar Manches: es kam darauf an, von welcher Seite ihm irgend eine Sache zuerst erschien, um sich für immer gegen oder für sie zu erklären, oder in welcher Beziehung die Vertreter einer Richtung zu seiner Person standen. Denn bei aller Verehrung, die wir vor Luthers Muth und Begeisterung für seine Sache hegen, dürfen wir doch nicht übersehen, daß er von Egoismus und Eigenliebe nicht frei war, und daß die leßtere, einmal gekränkt, ihn leicht zu einer tödtlichen Feindschaft gegen den Beleidiger verleiten konnte, und eben darum auch zur Verfolgung seiner Ansicht.

Luther war vorzugsweise der Vertreter der biblischen Richtung. Die Theorie von der Unfreiheit des Willens, von der absoluten Sündhaftigkeit der menschlichen Natur, von der Rechtfertigung allein durch den Glauben an Christum war von ihm ausgegangen und hatte durch

1) De Wette II. 522.

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