ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Zeiten: die Franken, Mainz, Frankfurt, Venedig — Alles® leitet er noch aus dem trojanischen Kriege ab. Den Kaiser Constantin lobt er noch als einen ganz vortrefflichen Mann. Auch fehlt ihm die historische Deconomie:~er wirft Vieles unter einander, beobachtet nicht immer die Chronologie, wiederholt, greift in der Darstellung zu weit vor oder wird in anderen Stücken wieder zu fragmentarisch.

Aber troß dieser Mängel hat das Buch doch seinen Werth, den wir im Vergleich zu der damaligen Zeit sogar einen großen nennen können. Denn offenbar schwebte ihm der Gedanke vor, die geistigen Richtungen in der Geschichte, die Entwicklung einzelner Institutionen und Verhältnisse ins Auge zu fassen und darzustellen, insbes sondere solcher, welche seine Zeit interessirten, also vom‚' praktischen Gesichtspunkte aus. Er theilte seine Chronik in drei Theile. Der erste geht bis auf Christus, umfaßt also die alte Welt. Der zweite Theil enthält die weltliche Geschichte von Christus bis auf die Gegenwart, d. h. bis auf Karl V. Der dritte enthält die Kirchengeschichte, und ist wiederum in 8 Bücher getheilt: 1) Geschichte der Päpste. 2) Geschichte der Concilien. 3) Geschichte der Keßer. 4) Geschichte der geistlichen Ors den. 5) Geschichte der Ceremonien. 6) Geschichte des päpstlichen Rechts 2c. 7) Geschichte der Pfründen und was damit zusammenhängt, überhaupt der Finanzen der Geistlichkeit. 8) Vom Antichrist 2c.

Schon im ersten Buche faßt er die geistige Entwick lung ins Auge. Er bleibt nicht blos bei den äusseren Begebenheiten stehen, sondern er schildert auch die Ansichten der griechischen Philosophen, allerdings mehr von

[ocr errors]

der praktischen, als von der speculativen Seite. Auch sieht man ihm an, daß er sich einer gewissen Plastik bes strebt. Es sind meist Gestalten, die er uns vorführt, die sich dem Leser einprägen durch die Art der Darstellung, welcher immer ein geistiger Gehalt zu Grunde liegt. Beim zweiten Buche seht er namentlich die verschiedenen weltlichen Institute auseinander, wie die Monarchie entstanden, wie Frohnden, Zölle, Zehnten, Leibeigenschaft, Adel, Städte: überhaupt den socialen Verhältnissen in allen Beziehungen wendet er seine Aufmerksamkeit zu. Ofs fenbar am Bedeutendsten aber ist das dritte Buch, wo er ganz in seiner Sphäre ist. Keiner hat das ganze

Wesen der Kirche so treu in der Geschichte verfolgt, wie Franck, keiner so deutlich und umfassend nachgewiesen, wie alle die Mißbräuche gekommen seien. Von gro Bem Interesse, auch für die Geschichte der Reformas tionszeit, ist der dritte Abschnitt des dritten Theils, die Kezerchronik. Hier gibt er sehr treu die Ansichten der Hauptmänner damaliger Zeit, der Reformatoren sowohl, wie der Männer von freierer Richtung und der Wieders täufer. Man sieht daraus, wie unparteiisch er zu Werk gegangen. Er verfälscht nichts, er gibt nichts dazu, er läßt nichts aus: er bemüht sich nur, in den Geist und in die Ansichten des Einzelnen einzugehen und aus ihm selbst sein System darzustellen. Man lese nur das, was er über Luther sagt, so wird man sehen, wie er eines Theils dem Manne seine volle Gerechtigkeit wiederfahren läßt, andern Theils aber seine schwachen Seiten vollkommen durchschaut und besonders die Widersprüche entdeckt hat, in welche er später mit seinen früheren Ansichten gerieth. In der Vorrede zur Keßerchronik und fast durch das

[ocr errors]

ganze Buch hindurch entwickelt er eine nicht geringe Kris tik. Er stellt hier die Ansicht auf, daß die besten und vortrefflichsten Leute in der Regel für Keßer ausgegeben worden seien. Die Wahrheit werde von den wenigsten verstanden, sondern sie werde verdreht, verändert, so daß zuleßt etwas ganz Anderes herauskäme. So sei es bestimmt auch mit den Ansichten der sogenannten Rezer gegangen. Was man ihnen andichte, sei gewiß vielfach verfälscht, wie dieß ja noch heutzutage geschehe.

Die Absicht Francks, die durch das ganze Werk hindurchleuchtet, durch seine Chronik zu belehren, auf die Mitwelt zu wirken, durch die historische Entwicklung ges wisser Verhältnisse der Gegenwart einen Fingerzeig zu geben, der praktische Zweck also, den Franck sich dabei gesezt, hat dem Buche offenbar einen großen Werth verliehen. Es ist das einzige in seiner Art. Wenn man bedenkt, wie wenig gerade für diese Art der Geschichtsbehandlung vorgearbeitet war, daß gerade sie das meiste, das mühsamste Studium erfordert, so thun wir gewiß unserem ehrenwerthen Verfasser nicht zu viel, wenn wir ihn auch in der Historiographie einen Bahnbrecher nennen. Es ist nicht seine Schuld, wenn die deutschen Gelehrten Jahrhunderte lang diese Art und Weise der Geschichte nicht pflegten: er für seine Person, als Anfänger, hat genug gethan.

Franck wollte zwar keine Sekte stiften, und er hat dieß auch niemals gethan. Aber Anhänger seiner Meinungen fand er sehr viele1). Nicht nur in Straßburg,

1) Arnold Meshovius in historia Anabaptistarum. lib. III. §. 21. Discipulos permultos (Francus) habuit, qui quos

wo er sich länger aufhielt, sondern auch in Ulm und im Schwäbischen, und in ganz Deutschland. Dieß geht schon daraus hervor, daß mehrere seiner Schriften, und gerade folche, die von großer Bedeutung waren, wie z. B. die Chronik, mehrere Auflagen erlebten. Auch kam er der orthodoren Partei selbst höchst gefährlich vor'): seine Ansichten wie die Schwenkfelds wurden später ausdrücklich von einer orthodoren Synode verworfen 2).

ille secreto fovit errores, publice et voce et calamo propugnaverunt.

1) Martin Bucer in den Dialogis. P. 2. hat ein ausführliches Ges spräch über Franck, den er auf alle Weise herabseßt, dennoch sagt er zuleßt: „Es ist leider die Sach dieses Francken halb års ger, denn ichs hier anzeige.“

2) Auf einem Convent zu Schmalkalden. 1540. Ott annales anabapt. 98.

Sechstes Rapite I.

Entwicklung der Dinge bis zum Reichs, tage von Augsburg.

Einfluß der heterodoxen Meinungen auf die
orthodoxe Partei.

Werfen wir nun einen Blick auf alle die Dinge zurück, welche wir in diesem Bande dargestellt haben, so drängt sich uns als das erste unzweifelhafte Resultat auf, daß in der reformatorischen Richtung eine furchtbare Entzweiung eingerissen war, welche die nothwendige Folge mit sich zog, daß die Nation der schönen Früchte verlus ftig ging, die man von den ursprünglichen großartigen Tendenzen der Reformationszeit mit Recht sich verspres chen konnte. Denn nur die Gemeinsamkeit, nur das einmüthige Zusammenwirken aller reformatorischen Elemente hatten der öffentlichen Meinung Anfangs einen so außer ordentlichen Sieg über das alte System verschafft: und nur das Bestehen auf dieser Einheit hätte ihr denselben

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »