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die alte Partei wiederum ihr Haupt.

,,Ich kann

dir nicht sagen, schreibt Martin Bucer an Zwingli 1), wie durch den Fall dieses einzigen Mannes die papistis schen Ungethüme wieder ihre Hörner 'erheben. Denn wohl wußte der Antichrist, daß er zu Grunde gehen müßs te, wenn durch die Bemühung dieses Mannes das Evangelium wieder rein und frei gepredigt würde, und das rum hat er nichts unterlassen, den Mann zu vernichten.“ Allenthalben, sagt Hutten, ist eine Verschwörung der Fürsten gegen die neue Lehre: allenthalben siegt und herrscht die der Reformation feindliche Partei 2). Keiner von den Fürsten oder Pharisäern, sagt Brunfels, glaubt dem Evangelium *).

Aber dieß war nicht die einzige Folge, welche aus der verunglückten Unternehmung Sickingens hervorging: noch eine andere folgte auf dem Fusse, welche nicht minder gefährlich war. Dieß war der Streit zwischen Huts ten und Erasmus.

Hutten und Erasmus.

Ulrich von Hutten war, nachdem der Krieg Sickingens eine unglückliche Wendung genommena), in die Schweiz gegangen, wahrscheinlich, um die Eidgenossen zu vermő

1) 9. Juni 1523. Epp. Zw. I. 297.

2) In der expostulatio Contra Erasmum. Opp. IV. 379. 3) In der responsio ad Erasmi spongiam. ib. 505. 512. 4) Er scheint doch Anfangs die Expedition mitgemacht zu haben. In einem Briefe an Eoban Heß vom Jahre 1523. Opp. IV. 339. fagt er: vom Kriegstumult habe er sich wieder zur Feder gewendet.

gen, Sickingen zu Hülfe zu kommen. Es wurden ihm damals bedeutende Anerbieten gemacht, die ihm ein gemächliches Leben versprochen hätten. Der König Franz von Frankreich bot ihm jährlich 400 Kronen an, wenn er in seine Dienste treten wollte, und diese sollte er vers zehren können, wo er wollte, selbst ohne Amt. Auch der Cardinal von Salzburg suchte ihn zu gewinnen. Hutten aber schlug beide Anerbieten aus. Lieber, sagte er, will ich arm leben, als unter den glänzendsten Umständen die Wahrheit und die Freiheit verläugnen.“ Ja, er nahm nicht einmal die 200 Kaisergulden mehr an, welche ihm in den leßten Jahren, durch Sickingen bes stimmt, Karl V. hatte auszahlen lassen, weil er sah, daß der Kaiser in seine Reformationsplane nicht ́ eingehen wollte ). So erschien er arm und krank, aber noch mit seiner edeln festen Gesinnung, welche in den Stürmen des Unglücks treu und unerschütterlich ausgehalten hatte, in der Schweiz. In Basel wollte er den Erasmus be suchen, mit dem er seit Jahr und Tag in den genauesten Verhältnissen gestanden. Hier aber begegnete ihm die Schmach, daß er von dessen Thüre weggewiesen ward, weil er ihn nicht sehen wollte.

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Erasmus war, wie wir uns noch aus dem ersten Bande erinnern, einer der bedeutendsten Vorkämpfer der reformatorischen Ideen gewesen. Noch beim Beginne der durch Luther hervorgebrachten Bewegung hatte er sich zu ihrem Gunsten ausgesprochen. Aber wir bemerken gleich

1) Diese Notizen gibt Brunfels in der responsio ad spongiam Erasmi. Opp. IV. 527.

Anfangs bei ihm keine vollkommene Zustimmung zu alle dem, was von der Oppositionspartei ausging, wozu vors zugsweise beigetragen haben mochte, daß die Sache bald einen revolutionären Eharafter annahm. Dieß war dem ganzen Wesen des Erasmus zuwider. Er war der Mann des Friedens: er getraute sich wohl in einem Zustande der Ordnung, wo der Einzelne nicht für seine Person besorgt zu sein braucht, die freiesten Ansichten zu entwis ckeln und die herrschenden Zustände mit dem beißendesten Wiße zu geißeln. Aber in einer Zeit der Aufregung, der Auflösung fast aller Bande der bürgerlichen Gesellschaft, war er nicht an seinem Plaße: hier trat denn seine Furcht so bedeutend hervor, daß der sonst so gescheide Mann eben darüber fast seinen Kopf und seinen Geist verlor. Erasmus würde vielleicht auch einen solchen Zustand gänzlicher Auflösung, welcher durchaus nös thig war, um eine neue Ordnung der Dinge zu schaffen, gerne gesehen haben, wäre er nicht genöthigt gewesen, mitten drinnen zu stehen. So aber, da er selbst von ihm auf eine höchst unbehagliche Weise berührt wurde, ward er ihm lästig und unbequem und er wollte daher von ihm nichts wissen.

Es kamen aber, um ihn der Sache der Reformation · zu entfremden, noch andere Dinge hinzu. Erasmus war Gelehrter und eitel auf seinen Ruhm. Bis zu dem Aufs treten Luthers war er fast als der einzige Heros in der Literatur dagestanden: denn Reuchlin war alt geworden und konnte sich nicht mehr mit ihm messen. Dieser Platz in der Literatur schien ihm nun durch Luthern auf eins mal genommen zu werden: wenigstens erfreute sich dies ser neben ihm eines eben so großen Ruhmes, vielleicht

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eines noch größeren, weil er der Mann der Bewegung war. Und während nun das Volk oder das größere Publicum Luthern anbing, bemühten sich die höher gestellten Männer, wie Bischöfe, Cardinäle und dergleichen, die auf der Seite der Reaction standen, bemühten sich selbst manche Päpste, den Erasmus durch Schmeicheleien aller Art für sich zu gewinnen. Und gegen solche Ehrenbezeu, gungen war unser Gelehrter nicht unempfindlich 1). Betrachtete er noch dazu mit seinem klaren Verstande einzelne Dogmen, welche die biblische Richtung in der neuen Theologie als so wesentliche hervorhob, wie z. B. die schroffe Theorie von der Unfreiheit des Willens und der absoluten Südhaftigkeit der menschlichen Natur, oder von der Rechtfertigung allein durch den Glauben, so ist es ihm nicht zu verargen, wenn er sich von der neuen Richtung nicht die Hoffnungen versprach, die er vielleicht sonst von einer ruhigeren stetigeren Entwicklung der reformatorischen Ideen gehegt hatte. Außerdem fürchtete er, wie oben schon bemerkt, durch die Ueberhandnahme der luthe rischen Meinungen möchten die schönen Wissenschaften leiden, die ihm sehr ans Herz gewachsen waren. Dabei aber verhehlte er sich nicht, daß an dem alten Systeme Vieles faul und mörsch sei, und daß die Mängel desselben mit richtigem Blicke von der Oppositionspartei aufs deckt und gerügt worden seien. Ueberhaupt ist er seiner früheren Richtung niemals untreu geworden: bis ins

1) Er vergist in Briefen an seine Freunde niemals dergleichen zu erwähnen, man fieht, daß er mit den hohen Gönnerschaften fich gerne brüstete.

späte Alter hinein dachte er so freisinnig, wie in den Jahren der rüstigen Manneskraft. In seinem Innern erhielt er sich immer frei von jedweden äusseren Einflüssen: die Klarheit des Geistes ließ er sich niemals trüben. Aber da Erasmus sich nicht getraute, mit kühnem Muthe seine eigentliche Ansicht ehrlich und offen darzulegen, und sie gegen Jedermann zu verfechten, da er vielmehr sich beständig bemühte, eine gewisse Neutralität gegen die verschiedenen Parteien zu beobachten, die er jedoch als ein Mann von so bedeutendem literarischen Rufe keines: wegs ganz zu halten vermochte, weil er so viele Bezie hungen, so mannichfache Berührungen mit der Welt hatte, so gerieth er begreiflicher Weise in eine Zwitterstellung hinein, die ihm noch viel mehr Unannehmlichkeiten berei tete, als wenn er entschieden bei einer Partei geblieben wäre. Er hatte das Schaukelsystem: traf er mit Mănnern der Reaction zusammen, so lobte er wohl ihre Ansichten, und verhehlte nicht, was ihm an den Gegnern mißfiel: in seinen Berührungen mit der Oppositionspar, tei schalt er wiederum das, was an jenen zu tadeln war. Dabei empfahl er überall Mäßigung und Ruhe, als wenn diese in einer Zeit der Aufregung so leichten Kaufs zu haben gewesen wäre. Diese unnatürliche vers zwickte Stellung, in welche sich Erasmus versetzt hatte, konnte natürlich nicht lange verborgen bleiben, und er ward, wie es allen Männern ohne bestimmte Farbe in Zeiten der Bewegung geht, von den Heftigeren der vers schiedenen Parteien nur desto bitterer angegriffen. Die bornirte orthodore Partei, insbesondere die Mönche, die ihm seine frühere Opposition niemals verzeihen konnten, fuhren fort ihn zu verkeßern, und den ganzen lutheri

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