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mus war nicht der Mann, so etwas sich gefallen zu lass sen, und seine Feder war gewandt genug, um den Gegs nern die Streiche, die sie wider ihn geführt, wieder zus rückzugeben. Die Gemäßigteren aber, welche in Erasmus immer noch seinen Geist und seine große wissens schaftliche Bildung schäßten und ihn eben darum nicht so leicht aufzugeben vermochten, beeilten sich entweder dem Verfahren Huttens ihre Zustimmung zu versagen, um dieß gewissermassen von der Sache der Reformation zu trennen, oder sie suchten den Zwist beider Männer wiederum auszugleichen. Zu den Ersteren gehörte Eoban Heß, welcher als Humanist immer noch Erasmus hoch, schäßte 1). Ferner die Wittenberger, insbesondere Melanchthon. Dieser gibt sich in Briefen an seine Freundegroße Mühe, seine Mißbilligung von Huttens Verfahren auszusprechen, wobei ihn namentlich auch die Fürcht bes stimmte, Erasmus würde nun auch als Gegner von den Wittenbergern auftreten. „Hutten, schreibt er an Spalatin, greift in einer bitteren Schrift den Erasmus an, Wahrlich eine unwürdige That! Was reizte ihn, gegen einen Greis, der sich so viel Verdienste um die Wissenschaften erworben, zu wüthen?"),,Das Buch des Hutten ist nichts, als bloße Schmähung. Wenn auch Erasmus an dieser Sache sich etwas versündigt hat, so

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1) Eoban Heß an Draco. 1523. Epp. famil. 87. Hutteni libellum non probamus. Malam excitavit noster amicus tragoediam. Apud me quidem excusat se, quod in Erasmum scripserit, verum hic ego nullam excusationem accipio.

2) 3. Juli 1523. Corp. Reformat. I. 616.

war es doch billig, es zu übersehen: nicht zu verzeihen aber ist es, daß Hutten so gegen den verdienten Mann losfährt. Und auch wir werden mit Hasse beschwert"1). ,, Heute, schreibt er an Joachim Camerar2), erfahre ich als gewiß, daß Hutten noch lebt. Was soll ich sagen? wohin mich wenden? Er wüthet auf unsere Gefahr. Mit welchem Hasse beschwert er uns bei allen Guten! Er provocirt den Erasmus, der, wie es scheint, gegen uns noch heftiger wüthen wird, als gegen Hutten.“ Zu der Classe derer, welche vermitteln wollten, gehörte bes sonders Pirkheimer. Als er den Streit, der zwischen beiden ausgebrochen, erfahren, und namentlich, daß Erasmus auch wider Hutten schreiben wolle, so bat er ihn auf das Dringendste von diesem Vorhaben abzustehen, indem bei solcher Entzweiung der Vertreter der reformatorischen Richtung nur das Ganze, die gute Sache darunter leiden würde 3). Diese Ermahnung Pirkheimers kam jedoch zu spät. Erasmus, auf das Liefste verlegt, schrieb gleich nach dem Erscheinen von Huttens Invektive eine Antwort darauf, die er alsobald drucken ließ. Sie war eben fertig, als Pirkheimers Brief ankam"), und wäre auch dieser früher gekommen, so ist es noch sehr

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1) 23. August 1523. ib. 626.

2) 23. August 1523. ib. 626.

3) Der Brief, in welchem er Erasmus abräth, ist uns nicht mehr erhalten. Aber in einem Briefe an Emser vom 10. Aug. 1523 (Niederer Nachrichten I. 200 folg.) spricht er darüber. Quin et his diebus Erasmum summopere rogavi, ne Hutteni responderet scriptis etc.

4) Erasmus an Pirkheimer. 29. August 1523. Opp. Pirckh. 276.

die Frage, ob Erasmus sich durch denselben hätte abs halten lassen, sich an Hutten zu rächen.

Die Schrift des Erasmus') ist in ihrer Art ebenso ein Meisterwerk, wie die Ulrichs von Hutten: wenn wir nämlich von dem Inhalte und von der Gesinnung absehen und nur auf den speziellen Zweck Rücksicht nehmen, für welchen sie geschrieben worden. Erasmus konnte sich natürlich gegen den Vorwurf der Feigheit und Charakterlosigkeit nicht leicht vertheidigen: der Hauptzweck mußte demnach sein, seinen Gegner in der öffentlichen Meinung herabzuschen und ihn in jeder Beziehung verächtlich hinzustellen. In dieser Beziehung entwickelt er nun ein gros ßes Talent: es steht ihm hier ohngefähr derselbe Wit zu Gebot, welchen Heine in unseren Tagen bewährt hat, und natürlich kommt es ihm hiebei nicht immer auf die strenge Wahrheit an, sondern er verdreht Thatsachen und Aeusserungen auf die perfideste Weise. Dabei bes weist er scheinbar eine große Mäßigung: er spricht immer von seinem Wohlwollen und seiner christlichen Liebe: dieß hindert ihn jedoch nicht, unter diesem Mantel die beißendesten Bemerkungen hinzuwerfen. So sagt er, Niemand habe Hutten dulden wollen, nachdem man ihn kennen gelernt: auch Franz von Sickingen habe nichts" mehr von ihm wissen wollen, sondern ihn fortgeschickt. Luther, als dessen Verfechter er sich ausgebe, wolle doch noch lieber Erasmus als Feind, als einen Vorkämpfer, wie Hutten. Denn diesen Leßteren erkenne weder Luther noch einer von den besseren Lutheranern als Einen der Ihri

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1) Spongia contra aspergines Hutteni. In Hutt, opp. IV.

gen an. Nachdem Hutten sein Geld bei Wein, Huren und Spiel verschleudert habé, benuße er nun die Sache Luthers dazu, um sich Geld zu machen: er gehöre zu den adeligen Straßenräubern und repräsentire eine Partei, welche Revolution und Tumult blos deßhalb wolle, weil sie nichts zu verlieren habe und nur dabei gewinnen fönne. Eben darum, um sich Geld zu machen, habe er gegen Erasmus geschrieben: `schon habe ihm der Drucker etwas auf Abschlag gegeben. Ja, Erasmus geht so weit, ihm selbst Feigheit vorzuwerfen. In Brüssel sei er vor Hogstraten und den Inquisitoren geflohen, obwohl diese gar nicht daran gedacht hätten, etwas gegen Hutten zu unternehmen. Aus Furcht ferner habe er so viele ano, nyme Bücher geschrieben.

Den Vorwurf der Feigheit und Charakterlosigkeit, den Hutten ihm machte, konnte er freilich nicht widerles gen: hier tritt vielmehr seine Furcht ganz deutlich hervor. Er sagt ganz offen, er hätte gewünscht, daß die Lutheraner schon vor drei Jahren gegen ihn geschrieben haben möchten: das hätte ihn von dem Hasse der entgegenges seßten Partei befreien können. Er äussert sich nun entschieden zu ihren Gunsten: er halte es mit der römischen Kirche, die er für die orthodore ansehe, glaube, daß die Gewalt des Papstes die rechtmäßige sei. Wenn er bisweilen, wie ihm Hutten ebenfalls vorwarf, an schlechte Fürsten und Bischöfe schmeichelnd schreibe, so thue er es nur aus guter Absicht. Denn sonst reize er sie ja nur.

Hutten hatte diese Schrift nicht mehr zu Gesicht bekommen: schon am 29. August 1523 war er gestorben, auf der Insel Ufnau im Zürcher See: entblöst von Al

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lem: das Einzige, was er zurückließ, war seine Feder 1). Aber er hatte Freunde, welche seine Sache führten, und ihn gegen die falschen Anschuldigungen des Erasmus vers theidigten. Unter den Schriften, welche darüber erschie nen, ist besonders die des Otto Brunfels von Bedeutung, welche fast nur auf Thatsachen gegründet ist, und darum am Schlagendesten die Perfidie des Erasmus zurückweis sen konnte. Fast noch heftiger ist die Schrift des Erass mus Alberus). Diese Männer blieben natürlich nicht blos bei der Vertheidigung Huttens stehen, sondern sie gingen auch zum Angriffe über, und machten dadurch den Riß zwischen Erasmus und der reformatorischen Partei immer größer. Die nächste Folge davon war der Streit zwischen Erasmus und Luther.

Erasmus und Luther.

Defter schon haben wir angeführt, daß die ganze theologische Richtung beider Männer eine verschiedene ges wesen. Erasmus als klarer Geist, durch das Studium der Alten gebildet, hatte in der Theologie von jeher mehr eine verständige Richtung gehabt: von jeher hatte er sich bemüht, das vielfache Beiwerk, was um die christliche Religion gezogen worden war, wegzuräumen, und diese auf die einfachsten Grundlehren zurückzuführen, und zwar auf solche, welche der gesunde Menschenverstand ohne

1) Zwingli an Bonifacius Wolfart. 15. Oct. 1523. Epp. Zwinglii. I. 313.

2) Beide Schriften nebst anderen Zeugnissen stehen in Hutt. opp. IV.

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