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Leben nehmen, noch selber in Lodesgefahr kommen 1). Luther aber ärgerte sich begreiflich darüber, daß er seine Hauptgrundsäße mit den Lehren der Scholastiker in Eine Kategorie warf, und er äusserte sich daher über dieß Buch mit Unwillen. Das erfuhr Erasmus, und dieß allein hätte ihn schon bestimmt, gegen Luthern zu schreiben). Zugleich aber nahmen die Aufforderungen seiner hohen Gönner, gegen Luther aufzutreten, mit jedem Lage zu. Allerdings schwankte er noch: es war keine Klei nigkeit, gegen eine Partei auf den Kampfplaß zu treten, welche so mächtig war, welche die größten Geister der Nation in ihrem Lager zählte, und in ihren Angriffen auf die Gegner eine so gewaltige Thätigkeit entfaltet hatte. Auf der andern Seite ist auch nicht zu verkennen, daß die reformatorische Partei einen offenen Krieg zwischen Erasmus und Luther fürchtete. Und einzelne Männer gaben sich daher alle Mühe, den Streit zu vermitteln. Melanchthon besonders, der gleich mit Huttens Benehmen gegen Erasmus nicht zufrieden gewesen, gab sich große Mühe, diesen zufrieden zu stellen, und schrieb daher an Erasmus Freunde sehr artige Sachen über. denselben, von denen er wußte, daß sie ihm zu Gesicht

1) Opp. Hutt. IV. 470.

2) Erasmus an Johann Faber in Constanz. 1. Dec. 1523. Luther vehementer execratur spongiam, ejus epistolam ad te misi. Scripsit et Oecolampadio, me esse Mosen, sepeliendum in campestribus, nec multum tribuendum Erasmo in his, quae sunt spiritus. Haec sunt belli praeludia. Si suppetunt vires, addetur libellus de libero arbitrio.

fommen würden.

Er adressirte an ihn um diese Zeit auch seinen Busenfreund Joachim Camerarius 1), der ebenfalls den Auftrag hatte, gegen Erasmus so freundlich, als möglich zu sein. Selbst Luther wollte einen Streit mit ihm vermeiden. Im April des Jahres 15242) schrieb er selbst an ihn versöhnend, mit der Bitte, er solle nichts gegen ihn schreiben: er wolle es auch nicht thun: die neue religiöse Richtung habe darauf zu sehen, daß sie sich nicht gegenseitig zerfleische. Und in einem Briefe an Decolampad um dieselbe Zeit spricht er noch einmal den Wunsch aus, daß die Mißhelligkeiten zwischen ihm und Erasmus beigelegt werden möchten. Decolams pad folle das Seinige dabei thun. Aber freilich in dem Briefe an Erasmus hatte Luther bei all seiner geäusserten Friedensliebe "doch einen so hochmüthigen Ton gegen ihn angenommen, daß dieser durch ihn eher gereizt als beschwichtigt werden mußte. Denn Luther wiederholte hier nur, was er gegen Andere schon gesagt: Erasmus nämlich verstehe blos die Sprachen und darin wolle er seine Verdienste auf keine Weise verkennen: er solle aber nur bei ihnen bleiben und sich nicht in andere Dins ge einlassen: denn dazu sei er zu schwach und habe zu wenig Muth. Erasmus antwortete auch Luthern, aber in seiner äusserlich höflichen Weise, während er doch durchblicken ließ, daß er gegen ihn schreiben wolle, denn

1) Erasmus an Pirkheimer: Melanchthon invisit patriam suam, me ut ajunt, invisurus, ni metuisset me gravare invidia. Misit ad me Joachimum quendam, quem unice diligit et scripsit de me ad Pellicanum amantissime.

2) be Wette. II. 498.

diese Demüthigung, die ihm Luther bereitete, konnte er ihm nicht vergessen.

Aber auch jezt noch wurden Vermittlungsversuche gemacht. Und hier ist es denn wieder unser Pirkheimer, der sich große Mühe gab, den Streit zwischen den beis den Männern beizulegen. Männlich und klar seßte er in einem Briefe an Erasmus') die Verhältnisse ausein, ander. Ich weiß, daß dir Luther nicht übel will, wenn er auch manchmal in seinen Schriften etwas zu bitter ist, aber auch du hast deinen Stachel, und es fehlt nicht an Leuten, die uns von allen Seiten an einander zu hes zen suchen, die eure Briefe veröffentlichen, ́um euch gegenseitig zu reizen. Doch freue ich mich, daß euer Zwist brieflich einigermassen beigelegt zu sein scheint, und ich zweifle nicht: Luther wird den Frieden bewahren, wenn du nicht zuerst den Krieg beginnst. Wahrlich! euern Feinden und den Feinden der Wissenschaft und der Wahrheit könnte jezt nichts Angenehmeres widerfahren, als wenn sie euch beide zu gegenseitigem Kampfe brächten. Aber Gott und die Freunde werden, hoffe ich, ein solches Unglück verhüten." Er stellt nicht in Abrede, daß bei dem Kampfe gegen das alte System gar Manches mit eingeschlichen sei, was keineswegs gebilligt werden könne: aber die Romanisten wollten auch nicht im Mins desten nachgeben, und so brächte die Leidenschaftlichkeit auch auf der Seite der Opposition gar manche Dinge zum Vorschein, welche mit dem Evangelium keineswegs übereinstimmten, und die gewiß auch Luther nicht billige.

1) 1524. Im literarischen Museum. Erstes Stück. S. 143 -- 151.

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Schon zu den Zeiten der Apostel sei es so gewesen. ,,Aber, fährt er fort, kann nicht Jemand sagen, Luther hätte gleich Anfangs bescheidner auftreten und die übeln Folgen, die nun auftauchen, voraussehen sollen? Es sei, daß er in der Durchführung der Sachen weniger geübt gewesen und in seinen Hoffnungen getäuscht worden sei; sollte er aber still schweigen und die Worte der Wahrs heit gar nicht verkünden? Wie wenn Gott die Herzen der Menschen verhärtet und die Sehenden blind macht? Ist Einer so wahnsinnig, daß er Trug, List und Cabale derer nicht merkt, die sich für Geistliche ausgeben? Und sie selber wußten, in welchen Irrthümern sie stecken: dachten sie aber jemals daran, sie zu verbessern? Was Wunder also, wenn die Menschen schreien, da selbst die Steine nicht schweigen würden, wenn jene verstummten ? Freilich hätte Manches mit größerer Mäßigkeit durchgeführt werden können. Auch Luther weiß das, aber wie hätte man denn bescheiden mit den Unverschämtesten und Hartnäckigsten der Menschen handeln können, die weder Gott fürchten, noch sich vor Menschen scheuen? Nun haben sie das, was sie so lang gesucht, diese unruhigen und anmaßenden Leute. Wahrlich so viele Mißbräuche können nicht ohne Unordnungen abgethan werden."

Doch auch dießmal ließ sich Erasmus von seinem Vorsaße nicht abbringen. Noch im Sommer 1524 schrieb er das Buch gegen Luther über den freien Willen. Durch dieses Buch brach er in dogmatischer Hinsicht ebenso mit den Vertretern der biblischen Richtung, wie er vorher in praktischer mit der radicalen Partei der Reformation gebrochen hatte. Uebrigens ist gar nicht zu verkennen, daß er in diesem Buche einen viel freieren Standpunkt ein

nimmt, als Luther, und daß Erasmus dadurch viel mehr die ächt reformatorische Richtung vertritt, als es die streng lutherische Ansicht thut. Auch war Erasmus klug genug, sich nur innerhalb der Frage des freien Willens zu halten, wo er nur nach seiner Ueberzeugung sprechen durfte und doch zugleich die Lehre der römischen Kirche · verfocht, welcher er nun doch einmal Genüge geleistet hatte; und drittens konnte Erasmus gerade in diesem Punkte Luthern am wehesten thun, welcher eben auf diese Lehre am Meisten hielt, die in ihrer schroffen Fassung doch am Leichtesten zu bestreiten war.

Erasmus tritt in seiner ganzen Schrift sehr bescheiden auf. Daß er gegen Luthern schreibe, sagt er im Eingang, müsse selbst diesem recht sein, da er ja selber die Ansicht aufgestellt, daß Jeder nur seiner eigenen Ueberzeugung folgen solle. In dem Buche gerire er sich jedoch nicht als Richter, sondern nur als Untersucher: auch könne er sich irren, und jeden Nachweis eines Irrthums werde er mit Dankbarkeit annehmen. Die Lehre vom freien Willen `gehöre übrigens unter die, über welche man nichts Gewisses wissen könne, und die daher unnüß sei. Dann faßt er die Lehre von der moralisch - praktischen Seite, daß nämlich dadurch die Menschen aufhören würden, gegen sich selbst anzukämpfen. Und endlich seßt er vortrefflich auseinander, daß in Bezug auf die Richtigkeit der Schriftauslegung man nichts Gewisses sagen könne, indem eben Jeder behaupte, ér habe die richtige, er habe den göttlichen Geist; daher dürfe man den von anderer Ansicht nicht ohne Weiteres verdammen

Hierauf geht er zum eigentlichen Thema über, führt zuerst die Ansichten der Anhänger vom freien Willen auf,

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