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ten 1). Aber`Zaslus stand mit dieser Gesinnung unter
seinen bisherigen Freunden fast ganz vereinzelt. Die
Meisten waren ergriffen von den neuen Ideen, kämpften
für sie, oder getrauten sich doch nicht gegen sie zu käm-
pfen. So ärgert er sich über Erasmus, daß er, der
doch am Meisten verstände, einer der ersten Theologen
der Zeit sei, sich bei dem ganzen Streite zu passivver-
halte. So fürchtet er von Bonifacius Amorbach in Ba-
sel, an welchem er mit der größten Liebe hing, er möge
von den neuen Ideen angesteckt sein: weil er ihm schon
seit drei Jahren nicht geschrieben habe, wiewohl er ges
nug Gelegenheit dazu gehabt. Es ist rührend, wie der
alte Mann sich darüber ausdrückt. Was soll ich den-
fen? fagt er. Doch ich halte mich zurück, weil es nicht
recht wäre, vom besten Freunde etwas Uebles zu denken.
Weh den Zeiten, in denen nicht nur der Pöbel, sondern
die gelehrtesten Männer verführt werden! Niemand
glaubt den klaren Worten von Christus: sie erdichten
Tropen, wo nichts dergleichen ist. Erlöser! wann
wird das Ende dieser Irrthümer kommen!
Theologen des ersten Ranges, die ihr Herzblut nicht ver
sprigen, gegen solche Pest! Doch ich mühe mich um-
sonst. Ich verlange nur von Dir die Erklärung, ob Du
noch der Unsrige bist oder nicht. Leb' wohl und ant-
worte. Ich verwünsche Deine ganze Stadt, die ärger
ist, als Satan und Pluto, bis sie gescheider wird"2).
Dergleichen Erscheinungen, wie diese beiden Män-
ner, finden sich fast allenthalben: sie lagen in der Natur

1) Zasii epistolae. 151.

2) Ibidem. 152.

falte

der Verhältnisse. So waren in Basel Claudius Cantiun cula und Hieronymus Gebwyler, beide bekannt als Vertreter und Förderer des Humanismus und der neuen Theologie, jener als Rechtsgelehrter, dieser als ehemali, ger Rector der Schlettstadter Schule, später sehr eifrige Feinde der Reformation. Der Prior von Rebdorf, Kis lian Leib, von Pirkheimer in dem Kataloge der Vertreter der neuen Theologie aufgeführt, ein Freund und großer Verehrer Ulrichs von Hutten '), wurde später ebenfalls ein heftiger Gegner der Reformation und brach deßhalb mit seinem Freunde Pirkheimer 2): er schrieb auch in bitterer Stimmung über die Veränderung der Zeiten eine Geschichte seiner Zeit, in welcher er namentlich die traurigen Erfolge der Kirchentrennung darzustel len suchte. Auch ihn entfremdete die Umstürzung alles Bestehenden, die Aufhebung der Ceremonien und der religiösen Gebräuche, die Loslösung von allen Autoritäten von der neuen Richtung. Sanfter, als die angeführten, sprach Johann Altensteig seine Opposition gegen sie aus. Er war ein Schüler Bebels und veranstaltete noch im Jahr 1515 als Professor der alten Literatur im Stifte Pollingen eine neue Ausgabe vom Triumph der Venus, welcher er einen eigenen Commentar beifügte. Später wurde er Pfarrer in Mindelheim und als Solcher licß er sich gegen die Reformation vernehmen. Er wünschte allerdings auch eine Reform des Klerus, eine Abstellung

1) An Pirkheimer. Mai, 1519. Heumann documenta. 267. 2) Kilian Leib historiae sui temporis bei Aretin Beiträge zur Li

teratur. VII. 661. 662. Pirkheimer an Paul Phrygio. 4. Febr. 1525. Bei Strobel Beiträge zur Literatur I. 495.

mancherlei Mißbräuche, die in der Kirche eingerissen was ren: doch glaubte er, daß dieß nur durch ein Concilium bewerkstelligt werden könne; und in Bezug auf die Lehre fann er mit der Aufhebung des Cölibats, der Fasten, der Kirchengebote, der Geringschäßung der sogenannten guten Werke, der Gelübde, des freien Willens feineswegs übereinstimmen '). Denn ihn beleidigte nicht mins der der Umsturz alles Bestehenden. Ja, selbst in dem freien Nürnberg fanden sich Männer, welche der Res formation abgeneigt waren. So namentlich Christoph Scheurl, der Freund Luthers 2); und die Schwestern unferes Wilibald Pirkheimer, Charitas und Clara, die bei aller Bildung des Geistes, welche sie sich durch den Umgang und den Briefwechsel mit den gelehrtesten Männern der Zeit, wie mit Conrad Celtes und Erasmus erworben, doch von den hergebrachten religiösen Vorstellungen sich nicht zu trennen vermochten, wobei freilich nicht übersehen werden darf, daß sie als Vorsteherinnen von Frauenklöstern bei der Umwandlung der Verhältnisse am Meisten verloren. Charitas schrieb im Jahre 1522, als die Reformation in Nürnberg immer mehr überhand nahm, gleichsam um Trost und Beruhigung zu finden, einen sehr schmeichelhaften Brief an Hieronymus Emser, den sie zwar persönlich nicht kannte, den sie aber als einen der Verfechter des katholischen Glaubens innigst verehrte. In diesem Briefe wird Emser als ein Heros

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1) Vergl. über ihn Veesenmayer Sammlung von Auffäßen zur Erläuterung der Geschichte. Ulm, 1827. 38 63. Von Alten

steigs Leben und Schriften.

2) v. Soden Christoph Scheurl der Zweite.

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der römischen Kirche geschildert und nebenbei kommen die bittersten Schmähworte gegen die neue Lehre vor. Emser hatte die Unvorsichtigkeit diesen Brief zu verbreis

So kam er denn bald in die Hände eines Luthes raners, der ihn mit den höhnischesten Anmerkungen abdrucken ließ, wobei die Tugend und Unschuld der Aeb, tissin keineswegs geschont ward). Charitas fühlte sich dadurch aufs Liefste gekränkt: aber ihr Haß gegen die neue Lehre steigerte sich eben darum, und sie bemühte sich, auch ihren Bruder wieder von ihr abzubringen.

Merkwürdig ist, daß selbst Johann Reuchlin, welcher doch eigentlich den Anstoß zu dem offenen Kampfe zwischen der neuen und alten Richtung gegeben, in den lezten Jahren seines Lebens nicht günstig für die Reformation gestimmt gewesen zu sein scheint. Anfänglich zwar, auch als er schon zu Ingolstadt sich befand, erinnern wir uns, äusserte er sich zu Luthers Gunsten. Später aber scheint seine Umgebung, in einer Stadt, welche der Siz des alten Systems war, auf ihn eingewirkt und ihn der lutherischen Sache entfremdet zu haben. So urtheilte wenigstens über ihn sein Vetter Melanchthon 2). Wenn wir bedenken, wie Reuchlin sich von jeher bes nommen, daß eine friedliche Gesinnung, ja eine gewisse

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211.

1) Niederer Nachrichten. I, 191. 2) An Spalatin. 1523. Corpus Reformatorum. I. 646. Er spricht hier von Reuchlins Bibliothek, die er andern vermacht, während er sie doch ihm, und zwar vor Zeugen versprochen habe, und fügt hinzu: Qui mihi excusant factum, ajunt, Lutherano nomine, cujus esse me studiosum non nego, alienatum.

Aengstlichkeit und Furcht, den bestehenden Gewalten gegenüber, in seinem Wesen tief begründet war, so kann uns diese Thatsache nicht überraschen: ja, sie stimmt mit dem Manne viel mehr überein, als das Gegentheil. Reuchlin starb übrigens im Jahre 1523, also gerade in einer Zeit des heftigsten Kampfes: und daher wurde sein Lod wenig bemerkt, noch viel weniger bedauert, da er ebenso, wie Wimpheling und andere aufgehört hatte, der Mann der Zeit zu sein.

Daß die Trennung dieser und ähnlicher Persönlichkeiten von der Sache der Reformation ohne allen Einfluß gewesen sei, kann man nicht wohl behaupten: gewiß besaß der Eine oder der Andere noch einen Kreis von Freunden oder Verehrern, für welche seine Handlungsweise Bestimmungskraft hatte. Aber im Ganzen war der Einfluß doch unbedeutend. In einer Zeit der Aufregung, wie die damalige, wo gewaltige große Ideen das ganze Volk durchdrungen hatten, konnte die Persönlichkeit eines einzelnen Mannes, und wäre sie noch so bedeutend gewesen, nicht mehr auf größere Kreise wirken, wenn sie sich nicht mit den Ideen der Zeit in Rapport gesezt hatte. Der Geist der Zeit war es, der den Sieg davon trug: die Massen waren es, die von ihm ergriffen worden: wie ein brausender Strom schwoll die neue Richtung einher, Alles entweder mit sich fortreißend oder vernichtend.

Bei Weitem gefährlicher aber waren die Gegensäße, welche innerhalb der reformatorischen Richtung selber entstanden: deren Mannichfaltigkeit zwar von dem bedeutenden Kerne derselben zeugten, die aber eben deßhalb eine Ausgleichung weit schwieriger machten.

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